100 Jahre Max Mannheimer

Heute, am 6. Februar 2020, wäre Max Mannheimer 100 Jahre alt geworden. Fast hätte er dieses Jubiläum erreicht. Doch er starb am 23. September 2016 im Alter von 96 Jahren. Wie lebendig Max Mannheimer aber bis heute ist, das konnte man gestern Abend auf einer Gedenkfeier zu seinen Ehren im Kloster Karmel Heilig Blut direkt neben der KZ-Gedenkstätte in Dachau erleben. Einladung durch Sr. Elija Boßler zum Gedenken im Kloster Auf Einladung von Mannheimers langjähriger Freundin und Weggefährtin, Sr. Elija Boßler, versammelten sich im Andachtsraum des Klosters etwa 100 geladene Gäste. Es sprachen der Oberbürgermeister von Dachau, Florian Hartmann, der Landrat des Landkreises Dachau, Stefan Löwl, der Diakon der Versöhnungskirche, Klaus Schultz, die Leiter der KZ-Gedenkstätte Dachau, Frau Dr. Gabriele Hammermann, sowie Judith Faessler, die Enkelin von Mannheimer und Stefanie Thurnhuber, eine Schülerin des Grafinger Gymnasiums, das in diesem Jahr erst zu Max-Mannheimer-Gymnasium umbenannt wurde. Umrahmt wurde die Feier mit Musik, die Schülerinnen und Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums Dachau aufführten. Freiheit und Menschlichkeit die Leitideen Mannheimers Vor allem Judith Faessler machte in ihrer Rede auf die beiden Leitideen Mannheimers aufmerksam, Freiheit und Menschlichkeit, die alle anderen anerkannten Werte unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft nach sich ziehen und die verbrecherischen ausschließen würden. Ein kleiner Höhepunkt ihrer Rede waren ihre beiden Kinder, zwei halbwüchsige Jungs, die ans Rednerpult traten und von ihren Erinnerungen an ihren Ur-Opa erzählten. Dass Max Mannheimer noch mit Anfang 90 fußballerische Tricks auf Lager hatte, überraschte nicht nur die Jungs damals, sondern auch heute das Publikum im Saal. In allen Reden und Erinnerungen wurde wieder einmal deutlich, was für ein bedeutender und großherziger Zeitzeuge Max Mannheimer gewesen ist. Stefanie Thurnhuber, die im letzten Jahr ihr Abitur am Grafinger Gymnasium gemacht hat, berichtet von ihrer Begegnung mit Mannheimer und erzählt, wie der die über hundert Schüler in seinen Bann gezogen hatte und es immer wieder schaffte, nach besonders bedrückenden Berichten aus seinem Leben im 3. Reich, die Schüler mit kleinen Scherzen wieder aufzulockern. Nie wieder Max Mannheimer wurde 1920 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Neutitschein (damals Tschechoslowakei) als ältestes von fünf Kindern geboren. Von 1934 bis 1936 besuchte er die Handelsschule, danach arbeitete er in einem Kaufhaus. 1938 wurden Mannheimers von den Nazis aus Neutitschein vertrieben und zogen nach Ungarisch Brod (damals Slowakei). Max musste im Straßenbau arbeiten – weil Juden nur noch körperliche Arbeit erlaubt war. 1942 heiratete er Eva Bock. Ende Januar 1943 wurde die Familie über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern, seine Frau Eva und drei seiner Geschwister wurden dort ermordet. Max und sein Bruder Edgar überlebten Auschwitz, Warschau, Dachau und Karlsfeld. Im Mühldorfer Hart mussten sie zuletzt beim Bau des monströsen Rüstungsbunkers arbeiten. Dabei starben in den letzten Kriegstagen noch etwa 3.000 Häftlinge. Max und Edgar wurden bei Tutzing am 30. April 1945 von den Amerikanern befreit. Mannheimer heiratete die deutsche Elfriede Eiselt, die das oppositionelle Deutschland verkörperte, und zog mit ihr und der gemeinsamen Tochter 1946 nach München. In den 50er Jahren begann er unter dem Pseudonym ben jakov (Sohn Jakobs – zum Andenken an seinen ermordeten Vater) zu malen. Elfriede starb 1964 an Krebs. Im gleichen Jahr schrieb Mannheimer sein „Spätes Tagebuch“, das erst 1985 veröffentlicht wurde. 1965 heiratete er die Amerikanerin Grace Franzen, mit der er einen Sohn bekam. 1993 starb sein Bruder Edgar Mannheimer. Obwohl er, der Auschwitz überlebte, der die Schrecken und Erniedrigungen in allen KZ überstand, der bis auf einen Bruder seine ganze Familie durch die Hand der Nazis verlor, obwohl er allen Grund gehabt hätte zu hassen, ist er die letzten 35 Jahre seines Lebens unermüdlich in Schulen gegangen um den jungen Menschen von seinem Schicksal zu erzählen und seine zentrale Botschaft zu vermitteln: “Ich erkläre, dass die Nachgeborenen keine Schuld haben, aber eine Verantwortung für die Zukunft.” Dachauer Dialoge Dokumentarfilm Es gehört mit zu den eindrücklichsten und schönsten Erfahrungen für mich als Filmemacher, dass wir Max Mannheimer und Sr. Elija ein Jahr vor seinem Tod zu einem ganz besonderen Dokumentarfilm bewegen konnten. Max Mannheimer und Sr. Elija Boßler verband über viele Jahre eine tiefe Freundschaft. Regelmäßig begegnen sie sich in der KZ Gedenkstätte Dachau oder im direkt benachbarten Kloster. Für nicht wenige Menschen ist diese Beziehung zwischen „Jude und Nonne“ eine Zumutung. Für uns, meine CO-Regisseurin Marina Maisel und mich, zeigte sich aber genau darin eine wichtige Botschaft, die wir dokumentieren und weitergeben wollten. Entstanden ist daraus der Film „Dachauer Dialoge“, der einen einmaligen jüdisch-christlichen Dialog dokumentiert, der eine wegweisende Freundschaft porträtiert und der mitnimmt in eine intensive Auseinandersetzung mit aktuellen, universellen, aber auch ganz persönlichen Fragen. Das Vertrauen auf die Kraft der Worte und das Charisma zweier außergewöhnlicher Protagonisten zeichnen diesen Film aus, machen ihn zu einem besonderen Erlebnis und zu einem einzigartigen, zeitgeschichtlichen Dokument. „… wer da zuhört, weint bittere Tränen über die Vergangenheit und lernt mit der Seele für das Miteinander von Menschen und Religionen.“, so die Regionalbischöfin von München, Susanne Breit-Keßler nach der Premiere am ersten Todestag Mannheimers am 23.9.2017. Der Beitrag 100 Jahre Max Mannheimer erschien zuerst auf Bernsteinfilm.

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