Abgrenzung oder Entgrenzung? Zum Spannungsverhältnis zwischen Historischen Hilfswissenschaften und Digital Humanities

Das NHG organisiert auf der diesjhrigen DHd Konferenz in Kln vom 26.02. bis 02.03.2018 ein Panel. Ein Beitrag von Daniela Schulz // Als Grundwissenschaft erwirken die Digital Humanities das so elementar wichtige Nutzenknnen digitaler Methoden und Daten, wie die Palographie uns das Lesenknnen unserer Quellen sicherstellt. (Rehbein 2015) Wie Malte Rehbein hier andeutet, scheint es hinsichtlich des Stellenwertes, der den Historischen Hilfs- oder Grundwissenschaften (HGW) wie auch den Digital Humanities (DH) eigentlich beigemessen werden sollte, durchaus hnlichkeiten zu geben. Sollte! Denn sowohl bei den HGW als auch bei den DH ist ihr Status als eigenstndiger wissenschaftlicher Zweig nicht gnzlich unumstritten. Beide werden aktuell hufig als reine Zulieferer-Wissenschaften oder Dienstleister gegenber der richtigen Forschung wahrgenommen und ihr eigener wissenschaftlicher Wert in Zweifel gezogen. Die zum Kanon der traditionellen HGW gehrenden, teils sehr unterschiedlichen Teildisziplinen neben der bereits genannten Palographie zhlen unter anderem auch Kodikologie, Epigraphik, Heraldik, Sphragistik oder Diplomatik dazu arbeiten allesamt quellennah und betreiben damit wertvolle Grundlagenforschung. Ob der Breite dieses Kanons fllt es nicht ganz leicht, die HGW in Patrick Sahles 3-Sphren-Modell zur Kartierung der Digital Humanities als Schnittmenge, Brcke und eigenstndigem Bereich zwischen (ausgewhlten) traditionellen Disziplinen (Sahle 2015) zu verorten. In vielen Aspekten scheinen sie den DH im Hinblick auf Interdisziplinaritt, Methoden, Stellenwert etc. jedoch sogar nher zu stehen als die Geschichtswissenschaft, unter die sie im Allgemeinen subsumiert werden. Ja, es gab sogar eine Phase, in der die Historische Fachinformatik als neue Teildisziplin der HGW galt.[1] Whrend Professuren mit einer DH-Ausrichtung oder Denomination auf dem Vormarsch zu sein scheinen in seinem Beitrag Zur Professoralisierung der Digital Humanities zhlt Sahle mittlerweile 53 Ausschreibungen (Stand: Januar 2018) im deutschsprachigen Raum mit allerdings uerst diversen Ausrichtungen (Sahle 2016) ist in den letzten Jahren die Zahl der Universittsstandorte, die HGW im Programm haben, zunehmend kleiner geworden, so dass diese heute mit zu den strukturprekren Disziplinen gehren.[2] (Arbeitsstelle Kleine Fcher) Diese Situation war Ende 2015 Anlass fr die Formulierung des Positionspapieres Quellenkritik im digitalen Zeitalter. Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft und benachbarter Fcher von Eva Schlotheuber und Frank Bsch (Schlotheuber / Bsch 2015), welches eine breite Diskussion auf H-Soz-Kult in Gang setzte, bei der (teils beilufig) auch immer wieder das Verhltnis von HGW und DH thematisiert wurde. Trotz aller Differenzen, die bei diesem mitunter durchaus kontrovers gefhrten Austausch zutage kamen, herrschte hinsichtlich eines Aspektes mehrheitlich Einigkeit: Der Wegfall von Professuren, Studiengngen und Lehrveranstaltungen, die das notwendige methodische, grundwissenschaftliche Rstzeug an heutige und knftige Generationen von Studierenden weitergeben, resultiert in einem Mangel an entsprechenden Fachkompetenzen. In einer Zeit, in der im Zuge zunehmender Digitalisierung historische Quellen in groer Zahl allgemein und jederzeit verfgbar geworden sind, f#xFC;hrt dies zu der grotesken Situation, dass das Auffinden von Quellen und der Zugriff auf sie heute zwar deutlich einfacher geworden ist, die Mittel, mit diesen adquat umzugehen, vielen Personen aber nicht mehr (oder noch nicht) zur Verfgung stehen. Dass der Zugang zu Datenbanken, die beispielsweise bei der Datierung, Verortung oder Einordnung von Einbnden, Wasserzeichen, Initialen etc. helfen, die Arbeit der Grundwissenschaftler|innen und auch anderer Forschenden heute erleichtert und konomisiert, wird von den Nutzer|inne|n niemand bestreiten. Das Gros des heutigen in den HGW beschftigten Lehrpersonals ist allerdings selbst oft nicht ausreichend geschult, um die notwendigen Kenntnisse im Umgang mit diesen Ressourcen an die Studierenden zu vermitteln. Dennoch fordern aktuelle Ausschreibungen von Bewerber|innen hufig ausgeprgte grundwissenschaftliche Kompetenzen und gleichzeitig Kenntnisse im Bereich der DH. Die wenigsten Absolvent|inn|en deutscher Hochschulen knnen diesem Profil heute wirklich gerecht werden. Personen, die im Rahmen ihres Studiums noch eine tiefergehende Ausbildung im erstgenannten Bereich genossen haben, stehen oft vor der Problematik, dass sie sich ihr Wissen im Bereich der DH mhevoll im Selbststudium oder in den zahlreich angebotenen Summer Schools erarbeiten mssen. Neben diesen praktischen Problemen der Zugnglichkeit zu entsprechenden Weiterbildungsangeboten, differieren aber auch die grundlegenden Auffassungen darber, welche (technischen) Kompetenzen berhaupt notwendig sind, um das digital Dargebotene hinsichtlich seiner Wissenschaftlichkeit und Vollstndigkeit hinreichend bewerten zu knnen.[3] Auch herrscht weiterhin Uneinigkeit darber, wie diese Kompetenzen (an Studierende und Lehrende) vermittelt werden knnen. Sind die Grundwissenschaften in der Pflicht, ihre Vermittlungskonzepte auf die vernderte Situation anzupassen? (Vogeler 2015) Definitiv! [S]ind digitale Techniken und Methoden nicht nur eine Chance, sondern vielleicht auch die einzige Mglichkeit fr eine sinnvolle Weiterentwicklung der Hilfswissenschaften? (Hiltmann 2015) Wahrscheinlich ja! Doch wie kann diese Weiterentwicklung ganz konkret aussehen? (Wie) Knnen die hergebrachten grundwissenschaftlichen Kompetenzen erhalten, und dabei gleichzeitig neue Kompetenzen aufgebaut werden, die fr das heutige und zuknftige wissenschaftliche Arbeiten bentigt werden? Wie msste eine Neuausrichtung grundwissenschaftlicher Curricula, die strker digitale Methoden in die Lehre integrieren, aussehen? Welche Umsetzungsversuche gibt es hier bereits? Welche Kompetenzen werden gebraucht und wo kann Kompetenzaufbau (auch fr Graduierte) stattfinden? Welche Manahmen sind hierfr notwendig? Welche konkreten Manahmen wurden in den vergangen zwei bis drei Jahren vielleicht auch schon in Gang gesetzt, um den Bereich der HGW zu erhalten bzw. zu neuem Leben zu erwecken?[4] Wie kann das unzweifelhaft vorhandene Potenzial bestmglich genutzt werden, um die grundwissenschaftliche Forschung zu befrdern? Aber auch: Wo liegen vielleicht grundlegende Probleme in der Kollaboration von HGW und DH? Bei der Aushandlung des Stellenwertes bzw. der Verortung der DH ging es bisher meist um das Verhltnis zwischen angewandter Informatik und traditionellen Geisteswissenschaften. Der Dialog zwischen HGW und DHs erscheint aber besonders fr einen fruchtbaren Austausch geeignet, da beide Disziplinen teils mit sehr hnlichen Problemen zu kmpfen haben und aus sich heraus schon interdisziplinr arbeiten. Andererseits stellen aber die DH gerade aus Sicht einiger Grundwissenschaftler|innen vermehrt ein Feindbild dar, da sie vermeintlich die Existenz des eigenen Faches bedroht sehen und/oder sich den neuen Herausforderungen nicht gewachsen fhlen. Das Panel, welches diesmal Vertreter|inn|en der traditionellen HGW UND Digital Humanists als dezidierte Grenzgnger an einen Tisch bringt, soll also zum einen dazu dienen, Vorurteile abzubauen und die bereits begonnenen Diskussionen am Leben zu halten, zu konkretisieren und weiterzufhren, zum anderen auch Gelegenheit bieten, beispielsweise Projekte mit grundwissenschaftlicher Ausrichtung sichtbar zu machen und damit gleichzeitig deren Anstze, Methoden und Umsetzung zur allgemeinen Diskussion zu stellen. [1] http://www.hgw.geschichte.uni-muenchen.de/ueber_uns/faecher/fachinformatik/index.html [2] Die innerdeutsche Verteilung gestaltet sich entsprechend recht bersichtlich: 1. Ruprecht-Karls-Universitt Heidelberg (Frheres Mittelalter und historische Grundwissenschaften), 2. Eberhard-Karls-Universitt Tbingen (Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften), 3. Otto-Friedrich-Universitt Bamberg (Historische Grundwissenschaften), 4. Friedrich-Alexander-Universitt Erlangen-Nrnberg (Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften), 5. Ludwig-Maximilians-Universitt Mnchen (Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde), 6. Universitt Passau (Mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften), 7. Universitt Regensburg (Historische Hilfswissenschaften), 8. Julius-Maximilians-Universitt Wrzburg (Mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften), 9. Christian-Albrechts-Universitt zu Kiel (Mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften), 10. Ruhr-Universitt Bochum (Historische Hilfswissenschaften), 11. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitt Bonn (Historische Hilfswissenschaften und Archivkunde), 12. Universitt zu Kln (Historische Hilfswissenschaften) [3] Das Gleiche gilt auch fr die schon zahlreich verfgbaren Tools zu deren vereinfachten Be- oder Verarbeitung. [4] Exemplarisch knnen hier neben der noch aktuellen Ausschreibung einer (wenn auch befristeten) W2 Professur fr Historische Grundwissenschaften unter besonderer Bercksichtigung der Digital Humanities auch der Zusammenschluss historisch arbeitender Wissenschaftler|inne|n zur Arbeitsgemeinschaft Historische Grundwissenschaften (AHiG, https://www.ahigw.de/) genannt werden, sowie die Grndung des Netzwerk Historische Grundwissenschaften (NHG, https://www.ahigw.de/nachwuchsnetzwerk/). Bei letzterem handelt es sich um einen Zusammenschluss von Nachwuchswissenschaftler|inn|en verschiedener Disziplinen und Qualifikationsstufen, die neben der Organisation einer jhrlichen Konferenz mit grundwissenschaftlicher Ausrichtung, auch auf anderen Wegen versuchen, sich produktiv in die aktuellen Diskussionen einzuschalten und Entwicklungen voran zu treiben so z.B. auch mit der Organisation dieses Panels. Die folgenden Personen (in alphabetischer Reihenfolge) haben ihre Teilnahme am Panel zugesagt: Jun.-Prof. Dr. tienne Doublier, Juniorprofessur fr Historische Hilfswissenschaften (Bergische Universitt Wuppertal) Jun.-Prof. Dr. Torsten Hiltmann, Juniorprofessur fr die Geschichte des Hoch- undSptmittelalters / Historische Hilfswissenschaften (Westflische Wilhelms-Universitt Mnster) Prof. Dr. Andrea Stieldorf, Institut fr Geschichtswissenschaft, Abteilung fr Historische Hilfswissenschaften und Archivkunde, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitt Bonn Prof. Dr. Georg Vogeler, Zentrum fr Informationsmodellierung in den Geisteswissenschaften, Karl-Franzens-Universitt Graz // Der geplante Ablauf ist wie folgt: Nach einer knappen Einleitung in die Thematik des Panels und der Motivation zu dessen Organisation, erhalten die Diskutant|inn|en zunchst Gelegenheit zu einer individuellen Stellungnahme. Der Verlauf der anschlieenden Diskussion wird nicht wie sonst blich durch vorgegebene Fragen seitens der Moderatorin vorgegeben, sondern von auen bestimmt, so dass dieser fr alle Beteiligten nicht vorhersehbar ist. Mit von auen ist hier zum einen das Plenum der Anwesenden gemeint, unten denen sich hoffentlich auch zahlreiche Vertreter der Studierendenschaft und des wissenschaftlichen Nachwuchses befinden, zum anderen aber gerade auch Personen, die selbst nicht an der Veranstaltung teilnehmen knnen. Hierzu wurde Ende 2017 unter anderem ber Twitter ein Aufruf gestartet, (unter #dhdp3a) Fragen und Diskussionsthemen einzureichen, die dann vor Ort besprochen werden knnen. Dieses Vorgehen soll sicherstellen, dass 1) in der Diskussion tatschlich jene Themen aufgegriffen werden, die von allgemeinem Interesse sind, 2) nicht bereits vielfach gefhrte Debatten lediglich repliziert werden, und 3) ein wirklicher Dialog zwischen Betroffenen und anderen Interessierten stattfinden kann, da diesmal nicht exklusiv auf professoraler Ebene diskutiert wird. Referenzen: Arbeitsstelle Kleine Fcher, Fachstandort der Historischen Hilfswissenschaften. URL: http://www.kleinefaecher.de/historische-hilfswissenschaften/ [letzter Zugriff 24.09.2017] Hiltmann, Torsten (2015): Hilfswissenschaften in Zeiten der Digitalisierung, in: H-Soz-Kult, 14.12.2015. URL: www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2936 [letzter Zugriff 24.09.2017] Rehbein, Malte (2015): Digitalisierung braucht Historiker/innen, die sie beherrschen, nicht beherrscht, in: H-Soz-Kult, 27.11.2015. URL: www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2905 [letzter Zugriff 24.09.2017] Sahle, Patrick (2015): Digital Humanities? Gibts doch gar nicht! in: Grenzen und Mglichkeiten der Digital Humanities (Sonderband der Zeitschrift fr digitale Geisteswissenschaften 1). DOI: 10.17175/sb001_004 [letzter Zugriff 13.01.2017] Sahle, Patrick (2016): Zur Professoralisierung der Digital Humanities, in: DHd-Blog, 23. Mrz 2016. URL: http://dhd-blog.org/?p=6174 [letzter Zugriff 24.09.2017] Vogeler, Georg (2015): Digitale Quellenkritik in der Forschungspraxis, in: H-Soz-Kult, 28.11.2015. URL: www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2893 [letzter Zugriff 24.09.2017] Schlotheuber, Eva / Bsch, Frank (2015): Quellenkritik im digitalen Zeitalter. Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft und benachbarter Fcher, in: H-Soz-Kult, 15.11.2015. URL: www.hsozkult.de/text/id/texte-2890 [letzter Zugriff 24.09.2017] //

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