Seit 2016 sind Euthanasie und assistierter Suizid in Kanada legal. Seither wurden die Kriterien dafür, wer Euthanasie in Anspruch nehmen darf, beständig ausgeweitet. Für Aufsehen sorgte ein Video, das den Euthanasietod einer jungen Frau glorifizierte. Jennyfer Hatch litt an einer seltenen Krankheit, für deren Behandlung in den USA ihr das Geld fehlte. In Kanada gibt es diese Therapie nicht – aber Euthanasie. Im Herbst letzten Jahres machte Hatch davon Gebrauch. Das gehört wohl zu den Folgen der Legalisierung von Euthanasie, über die Cornelia Kaminski für »LebensForum« mit Alex Schadenberg, dem Gründer und geschäftsführenden Direktor der kanadischen Euthanasia Prevention Coalition, sprach. LebensForum: In Kanada ist Euthanasie seit 2015 legal. Wie kam es dazu? Alex Schadenberg: Angefangen hat alles mit einem Gerichtsverfahren. Zuvor waren alle Versuche, Euthanasie zu legalisieren, im Parlament gescheitert. Sowohl 2005 als auch 2007 und 2010 sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Parlamentarier dagegen aus. Dann klagten die Familien von Kay Carter, die eine degenerative Stenose der Wirbelsäule hatte, und Gloria Taylor, die an amyotropher Lateralsklerose (»ALS«) litt – das ist eine fortschreitende Lähmung des ganzen Körpers, die schließlich zum Tod führt. Der Oberste Gerichtshof von Kanada hat in einer einstimmigen Entscheidung vom 6. Februar 2015 die Bestimmung im Strafgesetzbuch aufgehoben und damit kanadischen Erwachsenen, die geistig fähig sind und unerträglich und dauerhaft leiden, das Recht auf ärztliche Sterbehilfe eingeräumt. Mit diesem Urteil wurde das Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 1993 im Fall Rodriguez gegen British Columbia (AG) aufgehoben, in dem ein Recht auf Beihilfe zum Suizid verneint worden war. 2016 hat dann die linke Regierung unter Justin Trudeau Euthanasie und den assistierten Suizid legalisiert. Euthanasie hat hier den Namen MAiD (Medical Assistance in Dying, dt.: medizinische Assistenz beim Sterben). Seither sind ungefähr 31.000 Menschen in Kanada durch Euthanasie gestorben – allerdings nur sehr wenige durch assistierten Suizid. Der Beitrag Am Fuß des Abgrunds erschien zuerst auf Die Aktion Lebensrecht für Alle.