Autorin Romy Fölck

Romy Fölck ist Autorin, Krimi-Autorin um genau zu sein. Sie studierte Jura, arbeitete in einer Bank und verließ eines Tages ihr altes Leben, um sich ganz dem Schreiben zu widmen und sich erstmal mit Nebenjobs über Wasser zu halten. Ein Gespräch über erste und letzte Sätze, Charaktere die lebendig werden und das große Gefühl, wenn plötzlich ein Verlag anruft und einen zum Spitzentitel macht. Welches war das erste Buch, das du gelesen hast? An das erste Buch erinnere ich mich nicht mehr. Aber ich weiß, dass ich sehr früh die Geschichten von Sherlock Holmes gelesen habe. Arthur Conan Doyle war so einer der ersten Schriftsteller, an die ich mich erinnere. Mich hat fasziniert, wie er Spannung aufgebaut hat und welche skurrilen Figuren er erschaffen hat. Und, dass man am Ende immer überrascht war. Wann hast du das erste Mal darüber nachgedacht, Schriftstellerin zu werden? In der Schule habe ich schon immer gerne geschrieben und meine Lehrer und Mitschüler haben meine Aufsätze geliebt. Der wirkliche Berufswunsch kam aber erst später. Im Studium ist mir klar geworden, dass ein Brotjob gut ist meine Eltern haben mir auch immer eingeimpft: Kind studiere und mach was Richtiges, was dich ernährt. aber in meinem Jura-Studium fehlte mir der Spaß, die Freude und der Kick. Und erst da wurde mir klar, dass ich Schriftstellerin werden möchte. Warum sind Menschen so fasziniert von Geschichten und brauchen mehr als die einfache Realität? Die Realität ist teilweise sehr eintönig. Menschen brauchen aber Farbe in ihrem Leben. Ich glaube, es erscheint reizvoll, mal von Zeit zu Zeit ein anderes Leben zu führen. Über einen Film oder ein Buch kann man seinen Alltag verlassen. Und am Ende ist es dann deutlich einfacher, in ein Buch zu versinken, als tatsächlich sein Leben zu verändern. Die Welt kennt Millionen von Geschichten. Woher kommt der Entschluss, irgendwann zu sagen: #8222;So, und jetzt erzähle ich euch auch noch meine Geschichte. So bin ich da nicht ran gegangen. Ich wollte mich gar nicht hinstellen und sagen: So, jetzt lest meine Geschichte. Ich habe einfach eine sehr rege Fantasie und in mir laufen ständig Filme ab. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich damit Menschen erreichen kann, die das toll finden und bewegt sind. Es war ein gutes Gefühl, zu entdecken, dass ich durch meine Fantasie Emotionen auslösen kann. Du selber schreibst ja vor allem Krimis. Warum willst Du, dass Menschen sich gruseln? Das Wort gruseln gefällt mir im Zusammenhang mit Krimis nicht, weil es für mich zur Horror-Schiene gehört. Ich möchte Spannung erzeugen. Krimis sind spannende Texte, die überall passieren können, und sie müssen nicht blutig sein, viele verstümmelte Opfer haben und voller Extreme sein. Mein neuer Roman dreht sich vor allem um die Familie. Sie ist die kleinste soziale Zelle. Es geht mir darum zu zeigen, was passiert, wenn in einer Familie etwas Schreckliches geschieht. Das aufzulösen und zu einem spannenden Ende zu führen, das ist für mich Krimi-Schreiben. Mir geht es oft vor allem bei Filmen so, dass ich da sitze und denke: Nein, nein, nein, geh nicht in den Keller. Neeeeeeeeiiiin. Und dann passierts und man erschreckt sich fürchterlich. Geht dir das als Autorin beim Schreiben auch so? Lebst du da auch so mit? Da ich Herr der Lage bin und entscheide, was meine Figuren durchleben und was nicht, gehe ich nicht so stark wie der Leser oder Zuschauer mit. Ich habe keine Angst und werde auch nicht überrascht. Aber es ist schon auch Anspannung vorhanden. Was ist eigentlich schwieriger? Den ersten oder den letzten Satz zu schreiben? Schwierig. Viele legen sehr viel Wert auf den ersten Satz, aber das tue ich nicht. Mir ist die erste Szene sehr wichtig. Ich glaube die muss knallen. Die Leser gehen aber mit dem letzten Satz raus und merken ihn sich. Bei beiden Sätzen sollte man sich Gedanken machen, aber man sollte sie auch nicht überbewerten. Und wie fühlt es sich an, diese Sätze jeweils zu schreiben? Beides toll. Beim ersten Satz starte ich ein neues Projekt. Das ist ein ganz, ganz großartiges Gefühl: Jetzt geht es los, der neue Roman. Und der letzte Satz ist ins Ziel kommen: Ich habe es geschafft! Der letzte Satz ist pure Erleichterung. Also bist du dann nicht traurig, wenn es vorbei ist? Nein, ich bin nicht traurig. Ich freue mich und mache mir eine Flasche Sekt auf. An einem solchen Tag fällt so viel Anspannung ab. Klar ist man dann noch mal ein bisschen angespannt, wenn das Manuskript in den Verlag geht. Wird es gefallen? Was sagt die Lektorin? Aber der Abschluss eines Romans, der sehr viel Kraft gekostet hat, ist ein großartiger Tag. Wenn man ein gutes Buch liest, dann fliest einfach alles und die Seiten laufen so weg. Aber wie schreibt man ein gutes Buch? Fließt das bei dir so raus, wie wir es dann lesen? Eins kann ich mit Sicherheit sagen: Es ist nicht, wie viele Leser denken, dass man abends auf der Couch liegt, sich irgendwann einen Rotwein einschenkt und dann mal ein paar Szenen runter schreibt und am nächsten Tag schläft man lange und fängt vielleicht um 12 Uhr wieder an. Schreiben ist ein Job. Das ist Handwerk. Das ist Disziplin und es braucht eine wahnsinnige Menge an Durchhaltevermögen. Es braucht Monate, um einen Roman zu schreiben, und ich arbeite wie alle anderen Menschen auch fange morgens an und höre abends wieder auf. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ein Roman nicht einfach aus mir raus fließt. Bevor ich den ersten Satz geschrieben habe, kenne ich bereits Anfang und Ende des Krimis. Ich kenne den Täter. Ich kenne die Wendepunkte, die Plot-Points. Und ich kenne im Grunde genommen die meisten Figuren. Es kann mal sein, dass irgendwie beim Schreiben noch eine Idee für eine Nebenfigur kommt, aber sicherlich nicht für eine Hauptfigur, denn das würde meinen ganzen Plot sprengen. Eine große Überraschung, die meinen gesamten Plan umwirft, möchte ich beim Schreiben nicht erleben. Das wäre eine Katastrophe. Was aber natürlich passiert, ist, dass die Figuren beim Schreiben anfangen zu leben. Aber bei allem Eigenleben muss man immer beim roten Faden bleiben. Vielleicht machen das andere Autoren ganz anders, aber das ist meine Art zu schreiben. Ich glaube, da muss jeder seinen Weg finden. Ist Schreiben nicht auch eine sehr, sehr einsame Angelegenheit? Oh, ja. Ablenkung ist da wichtig. An manchen Tagen bin ich für die Sozialen Medien sehr dankbar. Was ist dein Mittel gegen Schreibblockaden? Laufen gehen. Sportschuhe anziehen, raus in die Natur. Das macht den Kopf und die Seele auf und es entspannt mich. Wenn ich laufen gehe, habe ich die besten Ideen, denn meine Figuren sind dann um mich herum. Ich rede sogar mit ihnen. Ich komme nie ohne eine neue Idee vom Laufen zurück. Wie oft hast Du dein eigenes Buch gelesen, in dem Moment, wo Du es abgibst? Auswendig kann ich es dann nicht, aber man liest schon immer wieder drüber. Ehrlich gesagt wäre es mein großer Wunsch, wirklich mal ein Buch von mir lesen zu können, ohne dass ich es kenne. Das ist leider ein Wunsch, der sich nie erfüllen wird, sodass ich immer ein bisschen betriebsblind bleiben werde. Gerade deswegen ist ein gutes Lektorat so wichtig. Und dann gibt es den Moment, wo ein großer Verlag anruft und sagt: Hey, wir wollen dich. Dir ist das so mit deinem aktuellen Roman Totenweg passiert, der jetzt bei Bastei Lübbe erscheint. Wie war das für dich? Das ist ein Traum, der da gerade wahr wird. Ich schreibe seit über zehn Jahren und habe immer wieder Manuskripte eingereicht und Verlage gesucht und habe viele, viele Absagen bekommen. Es war schon ein großartiges Gefühl, als ich meinen vorherigen Verlag gefunden hatte, der zwar klein war, aber eben an meine Arbeit geglaubt hat. Und nun lerne ich die große Verlagswelt kennen und bin Spitzentitel, mit einer riesigen Kampagne und einem großen Team im Rücken. Da ist so viel Begeisterung und Wille, dass das ein Erfolg wird. Das musste ich auch erstmal verarbeiten, denn eine solch große Nummer ist wirklich überraschend. Da habe ich einige Nächte vor Aufregung nicht schlafen können. Fühlst Du Dich jetzt mehr als Autorin als in der Zeit, in der es nicht so gut lief? Im Grunde ja. Autorin war ich immer. Ich habe immer geschrieben. Ich habe Geschichten erzählt. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich sie einem breiteren Publikum erzählen kann. Es ist mein Traumberuf und jeder Autor möchte eigentlich vom Schreiben leben, aber nur die Wenigsten können das. Ich habe mir diesen Traum jetzt erfüllt vorerst zumindest und das erfüllt mich mit sehr großer Ruhe und Befriedigung. Ich bin Anfang 40 und es liegen noch viele Jahre vor mir. Aber wo auch immer die Reise hingeht, ob Totenweg ein Erfolg wird oder nicht: Das was ich gerade erlebe, kann mir keiner mehr nehmen. Ich erinnere mich noch wie ich vor Jahren vor dem Fernseher saß und dachte: Michael Mendl, was bist du für ein toller Charakter-Darsteller. Und jetzt spricht er mein Buch als Hörbuch ein. Großartig. Was hat dich durch die Zeit der Ablehnung getragen? Das war hart und das muss man verarbeiten, aber man muss sich immer wieder sagen: Ich kann das und ich mache weiter. Ich habe immer die Kritik genommen und habe mir gedacht, dass es vielleicht noch nicht perfekt ist, so wie ich es mache. Und so habe ich immer weiter an mir gearbeitet. Ich habe mir Zeit genommen, meinen Ton zu finden, meinen Sound, meine Sprache und nun konnte ich bei einem großen Verlag landen und es hat am Ende funktioniert. Glaubst du, dass wenn jetzt der Rummel um dich los geht, du ein bisschen eitler wirst? Ich glaube ein bisschen Eitelkeit gehört immer dazu, denn das treibt auch an. Ich glaube, eine gesunde Eitelkeit ist gut und wichtig. Was würdest Du sagen, ist Erfolg für Dich? Erfolg ist für mich, wenn ich ganz großartige Leserstimmen bekomme, das heißt wenn wirklich der Leser Emotionen hat, ein spannendes Leseerlebnis hat, wenn er mir vermittelt, dass er ein paar ganz tolle Stunden mit meinem Buch hat. Das ist der größte Erfolg, den ich haben kann. Und natürlich, es geschafft zu haben, vom Schreiben leben zu können. Zum Schluss: Hast du irgendeinen Satz im Kopf, den Du irgendwann aufschreiben wirst und den du dir im Moment noch aufsparst? Irgendwann möchte ich schreiben: Das war der zehnte Band von Frida und Haverkorn. Das sind die Ermittler aus meinem neuen Roman. Wenn ich den Satz vollendet habe, dann werde ich sehr, sehr glücklich sein.

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