Die Beraterinnen (von links) Silke Niggemann-Boffer, Beate Knievel-Boraucke, Cornelia Göhmann-Dobrott und Mareike Stöver berichten aus dem vergangenen Jahr. Foto: Privat WESTFALEN-BLATT vom 23.10.23 Bad Driburg/Kreis Höxter Die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen verschärfen sich und immer mehr Menschen suchen Beratungsstellen auf. Zu diesem Schluss kam auch das AWO-Beratungs-Team bei dem jetzt in Bad Driburg vorgestellten Jahresbericht 2022. Im Jahr 2022 suchten knapp 500 Ratsuchende die AWO-Beratungsstellen für Schwangerschaft, Partnerschaft und Sexualität auf. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr einen enormen Zuwachs dar. Insgesamt wurden rund 1500 Gespräche geführt. „Die finanzielle Situation vieler Familien wird immer schwieriger. Die steigenden Kosten in allen Bereichen können von ihnen nicht mehr bewältigt werden“, berichtet Beraterin Silke Niggemann-Boffer. Auch suchen immer mehr Familien mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund die Beratungsstellen auf. „So haben 44 Prozent der Ratsuchenden einen Migrationshintergrund“, erzählt Beate Knievel-Boraucke. „Dieser Anteil hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen und auch für das laufende Jahr sehen wir eine deutliche Steigerung“, so Vorstandsvorsitzende Sabine Heikenfeld. Das bedeute für die tägliche Arbeit oftmals sprachliche und kulturelle Barrieren, die durch zeitintensivere Beratungseinheiten überwunden werden müssten. „Zum Beispiel müssen viele Informationen häufiger und Abläufe intensiver erklärt werden, oft auch, obwohl es Übersetzer gibt, die am Gespräch teilnehmen. Hinzu kommt die zeitintensivere Arbeit mit Übersetzungsprogrammen“, so Mareike Stöver. Bei Schwangerschaft Frauen meist allein Viele Informationen, die für in Deutschland aufgewachsene Menschen selbstverständlich sind, können nicht vorausgesetzt werden. Einen wichtigen Teil der Beratung nimmt die Schwangerschaftskonfliktberatung ein. So suchten diese im letzten Jahr 70 Frauen, darunter 16 Paare, auf. Auffallend sei, dass nach wie vor die meisten Frauen allein diese Beratung wahrnahmen. Dies spiegele die Schwere der Situation der Frauen wider, in der die Unterstützung des Partners in vielen Fällen nicht gegeben sei. Die AWO Beratungsstellen vermitteln Schwangeren in Notsituationen eine finanzielle Unterstützung über die Bundesstiftung Mutter und Kind. Im vergangenen Jahr erhielten 125 schwangere Frauen aus dem Kreis Höxter diese Hilfeleistung. Seit 13 Jahren stellt der Kreis Höxter einen Sonderfonds für die Übernahme von Verhütungsmitteln zur Verfügung. Dieser kommt Frauen und Männern mit geringfügigen Einkommen zugute. „Im letzten Jahr konnten 36 Antragstellerinnen aus diesem Topf bedient werden“, berichtete Silke Niggemann-Boffer. Beratung zu Elterngeld und Elternzeit Eine starke Zunahme sei zu verzeichnen bei Beratungen zu den Themen Elterngeld und Elternzeit. Die Aufteilung der Bezugsmöglichkeiten sei sehr komplex, sodass eine richtige Entscheidung der Paare oder der Alleinerziehenden ohne vorherige Beratung häufig sehr schwierig sei. „Erfreulicherweise erkundigen sich auch immer mehr junge Väter nach der Möglichkeit, Elternzeit zu nehmen, um eine intensivere Zeit mit ihrem Kind verbringen zu können“, so Beate Knievel-Boraucke. Durch die steigenden Lebenshaltungskosten der letzten Monate seien viele Familien aber auch stark verunsichert, ob eine längere Elternzeit umsetzbar ist. Viele hätten Angst, durch den Einkommensverlust die monatlichen finanziellen Belastungen nicht mehr bewältigen zu können. Eine frühere Rückkehr in den Beruf, hier vor allem bei den Müttern, sei daher immer häufiger zu beobachten. Die Beratungen finden hauptsächlich in Höxter, Bad Driburg und Steinheim statt. Ausführliche Informationen dazu finden sich auf der Homepage des AWO Kreisverbandes Höxter.
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