Backtest: Performance-Chart richtig lesen

Wer kennt sie nicht? Die vielversprechenden Performance-Charts von fertigen Handelssystemen, Signalanbietern, Strategienverkäufern oder von den eigenen Strategien. Sie starten unten links und enden oben rechts. Nur minimale Einbrüche und das seit über 10 oder 15 Jahren. Innerlich sehen wir schon die regelmäßigen Gewinne auf unserem Trading-Konto. Wir beginnen zu überlegen, wie viel wir investieren müssen, um monatliche Summe X zu verdienen. Nicht lange wird gezögert und schon ist der heilige Gral gekauft und das eigene Tradingkapital beim Broker wird ihm anvertraut. Fast im gleichen Tempo erreicht uns das Gefühl, dass die Live-Performance mehr oder weniger von unseren Erwartungen abweichen. Es werden einzelne Verluste realisiert, die größer sind als erwartet, die Anzahl der Trades ist niedriger als angenommen und noch vieles mehr stimmt nicht. Woran liegt das? Entweder weil der Autor der Performance-Grafik gemogelt hat oder weil die Performance falsch gelesen wurde. Beispiel Performance-Chart Betrachten wir folgenden Performance-Chart: Gehandelt wurde von 2008 bis Ende 2015 der DAX-Future. Die Mehrheit der Betrachter würde relativ schnell sagen, dass die Strategie dahinter stetig Gewinne erzielt. Große Drawdowns sind nicht zu erkennen, perfekt! DAX-Handelssystem von 2008 bis 2015. Dargestellt wird der realisierte Gewinn/Verlust. Im folgenden Chart sehen wir nur einen Auszug aus 2013. Wir sehen einen Drawdown von über 300 Punkten. Die 300 Punkte mit dem 25 €-FDAX machen immerhin 7.500 € aus. Ein relativ starker Drawdown den wir im ersten Moment bei der gesamten Performance nicht wahrgenommen haben. Hier wurde in den Performance-Chart reingezoomt, um mehr Details zu erkennen. Je tiefer wir in den Chart zoomen würden, desto stärker können wir die Verluste und Drawdown sehen. Nicht nur die Verluste, sondern auch noch viele weitere Faktoren, die im komprimierten Chart kaum wahrgenommen werden können. Unrealisierter Gewinn und Verlust Oft sehen wir in den Performance-Charts nur die realisierten Trades. Unrealisierte Positionen sind nicht sichtbar. Betrachten wir folgenden Chart (rechts) einer Strategie, die von 2010 bis Ende 2015 im Durchschnitt jeden Tag 15 € Gewinn im EURUSD erwirtschaftet hat. Auf dem linken Chart haben wir die Performance-Grafik erweitert. Da sehen wird auch den unrealisierten Stand der Positionen. Wir sehen, dass die Positionen zum Teil 550 € hinten lagen. Bei durchschnittlich 15 € Gewinn ist das kein gesundes Verhältnis. Die blaue Linie stellt die realisierten (geschlossene Trades) Trades dar. Die rote Linie beinhaltet auch die temporären maximalen Verluste. Daraus lernen wir, dass wir an einer Performance-Kurve mit ausschließlich realisierten Trades und ohne weiteren Kennzahlen nicht wirklich viel ablesen können. Drawdown im Trading Der berühmte Drawdown! Natürlich möchte man im Vorfeld wissen, wie stark und auch wie lang in der Vergangenheit der Drawdown war. Dieser Wert ist besonders für 2 Aspekte wichtig: Nummer 1: Welches Volumen kann ich in der Zukunft fahren? Wenn das System in den vergangenen 10 Jahren einen Drawdown von 2.300 Pips hatte, dann kann ich auf einem 1.000 €-Konto nicht 0,1 Lots handeln. Hier würde 50% vom Drawdown bereits einen Margin Call zur Folge haben. Nummer 2: Lebensende einer Strategie. Die Frage, die sich mit der Zeit jeder Trader stellt: Wann funktioniert eine Strategie nicht mehr und wann ist es noch ein gesunder Drawdown? Hierfür ist der max. Drawdown aus der Vergangenheit ein optimaler Richtwert. Durchschnittlicher Profit pro Trade Es existieren sehr viele fertige Handelssysteme, die theoretisch profitabel sind. Praktisch aber nicht. Wieso? Weil sie im Durchschnitt pro Trade z.B. nur 0,8 oder 0,9 Pips Gewinn erhandeln. Theoretisch reicht das aus, um nach einigen Trades einen ordentlichen Profit verbuchen zu können. Praktisch wird dieser Gewinn aber durch die Ausführung vernichtet. Vernichtet werden die kleinen Gewinne durch folgende Punkte: Slippage: Im Echtgeldhandel bekommen wir nicht immer den Preis, den wir im Moment der Ordergabe sehen. Es ist fast schon untertrieben, wenn man davon ausgeht, dass wir pro Trade eine Slippage von 1 Pip haben. Damit ist der Gewinn aus dem Beispiel nahezu vernichtet und das gesamte System negativ. Bid-Ask-Spread: Fast alle Backtest-Systeme berücksichtigen nicht den Bid-Ask-Spread. Beim Live-Trading liegt somit jede Forex-Position schon gute 0,5 Pips hinten. Das sind weitere 0,5 Pips die pro Trade wegfallen. Swaps: Für Positionen, die über einen längeren Zeitraum gehalten werden, fallen in der Regel Zinsen an. Das sind alles Faktoren, die oft in der Performance-Kurve fehlen und dafür sorgen, dass die Live-Trades nicht die Erwartungen erfüllen. Emotionale Kennzahlen Neben den klassischen „harten“ Kennzahlen wie die Rendite, der Profitfaktor oder den Drawdown gibt es auch noch weitere Kennzahlen. Wir nennen sie gerne die „emotionalen Kennzahlen“. Diese Zahlen werden in der Regel von jedem Trader persönlich bewertet. Stagnation Diese Kennzahl ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Werte! Mit anderen Worten: Wie lang war in der Vergangenheit der längste Zeitraum, in dem kein neues Performancehoch erreicht wurde? Zahlreiche Strategien bzw. Handelssysteme haben einen Stagnation-Zeitraum von z.B. 600 Tagen. Das bedeutet, dass wir so diszipliniert sein müssen, um eine Strategie zu handeln, die 350 Tage lang kein neues Performancehoch erreicht. Das ist nicht so einfach und sollte nicht unterschätzt werden! Häufigkeit der Trades In meinen 16 Jahren als Entwickler von Handelssystemen gingen regelmäßig Handelssysteme über meinen Tisch, die im Schnitt 0,1 Trades pro Tag gemacht haben. Das bedeutet, dass wir durchschnittlich alle 10 Tage einen Trade sehen. Prinzipiell ist diese Eigenschaft nichts Negatives. Es muss nicht immer wie wild gehandelt werden. Hierbei sollten wir allerdings die Frage stellen, ob wir es aushalten. Halten wir es aus, wenn wir unser Tradingkonto einem System anvertrauen, das 10 Tage die Beine stillhält? Hier besteht die Gefahr, dass wir ein profitables System ruinieren, weil wir unbedingt Trades auf dem Konto sehen wollen. Aktion über Rendite? Haltedauer Nicht alle Trader können beruhigt schlafen oder ins Wochenende starten, wenn noch Positionen im Depot sind. Je größer das Volumen, desto schlechter der Schlaf. Sie stehen auf und schauen sofort auf das Depot. Zu der Sorte Trader würde keine Strategie passen, die Positionen über Tage oder gar Monate hält. Daher sollten ein besonderer Blick auf die durchschnittliche Haltedauer der Trades geworfen werden. In den meisten Performance-Kurven ist dieser Wert nicht zu erkennen. Zudem sollte die Haltedauer zu dem durchschnittlichen Gewinn pro Trade passen. Wer möchte schon ein System handeln, dass durchschnittlich 2,3 Pips pro Trade gewinnt und die Positionen aber immer 2 Wochen hält? Das klingt nach einem Scalping-System mit den Haltezeiten von einem Swing-Trading-System. Fazit zu den Performance-Charts Wir sollten uns nicht von den schönen Performance-Charts blenden lassen! Auch wenn sie vom Broker bestätigt wurden und alle Trades echt waren. Um zu entscheiden, ob ein System bzw. eine Strategie gut ist, benötigen wir viel mehr Informationen als nur einen Chart mit den realisierten Gewinnen und Verluste. Besonders beim Kauf von Signalen, Handelssystemen oder Strategien sollten wir uns möglichst viele Informationen über die Vergangenheit einholen. Gleiches gilt bei der eigenen Entwicklung von Handelsstrategien. Jedes Handelssystem bzw. Handelsstrategie muss zum Trader passen. Um das herauszufinden, muss die Performance gründlich geprüft werden. Genau angesichts dessen haben wir bei Algo-Camp zu jedem Handelssystem nicht nur einen Performance-Chart veröffentlicht, sondern auch noch weitere Kennzahlen wie Drawdown, Profitfaktor, größter Verlust usw.

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