(L-R): Pom Klementieff as Mantis, Groot (voiced by Vin Diesel), Chris Pratt as Peter Quill/Star-Lord, Dave Bautista as Drax, Karen Gillan as Nebula in Marvel Studios Guardians of the Galaxy Vol. 3. Photo courtesy of Marvel Studios. © 2022 MARVEL. „Es ist Zeit aufzudrehen!“ Das ist der Slogan aus einem der zahlreichen Trailer für Guardians of the Galaxy 3. Das, zumindest für Regisseur James Gunn, der kürzlich die kreative Leitung für den Konkurrent DC Filme übernommen hat, finale Abenteuer der bunt durchgewürfelten Truppe startet nächste Woche in den Kinos und wir haben es uns bereits vorab ansehen können. Hier vielleicht zunächst noch etwas Kontext: Ich bin ein großer Marvel-Fan. Sogar die kritisch besehenen Filme, wie Eternals, weiß ich zu schätzen und ich habe jeden Film und jede zugehörige Serie aus dem MCU bereits mehrfach wiederholt. Nun muss aber nicht jeder Zuschauer jeden einzelnen Marvel Film und jede einzelne Marvel Serie auf Disney+ gesehen haben, um diesen Film schätzen zu wissen. Die beiden Vorgänger, sowie Infinity War und Endgame finden aber schon Berücksichtigung. Wie war er aber denn nun, der Film. Kann er dem Hype gerecht werden, als letzter Teil der James Gunn Saga im MCU? Kurz gesagt: Ja und Nein. Wie immer, ist es nicht ganz so einfach, daher lasst uns ein wenig ins (spoilerfreie) Detail gehen: Zunächst einmal, der Film ist lang. Mit knapp 2,5 Stunden in der oberen Hälfte der Marvel Filme. Und ich muss sagen, ich habe mich die volle Zeit unterhalten gefühlt. Aber ich habe zwischendurch auf die Uhr geschaut und das lag nicht an der Story selber, sondern wie sie strukturiert war. Viele kleine Abenteuer auf dem Weg das übergreifende Ziel zu erreichen sind üblich, doch diesmal kam jedes kleine Abenteuer mit einem eigenen Spannungsbogen, der nicht in das nächste Abenteuer überging, sondern vorher endete. Das übergreifende Ziel verfehlte hierbei seine Aufgabe, die Spannung zu halten, was für einen fast episodischen Charakter sorgte, der vielleicht besser als Serie funktioniert hätte. Chris Pratt as Peter Quill/Star-Lord in Marvel Studios Guardians of the Galaxy Vol. 3. Photo courtesy of Marvel Studios. © 2022 MARVEL. Der Film wirkte also etwas lang. Doch wie ist denn die langerwartete Story, die sich sehr stark um die Herkunft des modifizierten Waschbäres Rocket dreht? Gut. Ich glaube, hier konnte man nicht viel falsch machen. Ein bisschen auf die Tränendrüse der Zuschauer drücken, einige neue, interessante Charaktere auf beiden Seiten vorstellen und das Ganze in einem CGI-Klimax enden lassen. Das hat Marvel alles so ziemlich perfektioniert. Inklusive der Mid- und Post-credit Szenen, die den Wunsch nach mehr lassen. Ein großer Fokus, gerade bei den Guardians-Filmen sind natürlich die Charaktere und wie schon erwähnt wurden auch hier wieder ein paar neue mit in den Ring geworfen. Lust auf mehr hinterließ hier vor allem Will Poulters Adam Warlock, dessen Rolle im Film sogar fast zu kurz kam. Aber auch die altbewährten Superhelden durften alle ihre Charaktere weiter ausbauen. Karen Gillans Nebula und Zoe Saldanas Gamora stachen hier für mich besonders hervor, wobei aber auch der restliche Cast eine außerordentlich gute Leistung ablieferte. Schauspielerisch überzeugte auch der Bösewicht des Films, herausragend gespielt durch Chukwudi Iwuji, doch leider fehlte an dieser Stelle noch etwas. Nehmen wir den Bösewicht doch gleich als Beispiel um darüber zu reden, warum dieser Film mich nicht vom Hocker gehauen hat: Der Endkampf. Optisch war daran absolut nichts auszusetzen und auch Spannung war gegeben, doch hatte leider nichts davon mit unserem Hauptgegner zu tun. Tatsächlich war er an dem eigentlichen Kampf so gut wie gar nicht beteiligt. Dabei hatte man hier einen durchaus interessanten Kontrahenten, mit einer ganzen Maschinerie hinter sich, die kaum beleuchtet und noch weniger erklärt wurde. Das hinterließ leider am Ende das Gefühl, dass man den Film vielleicht besser auf zwei einzelne, oder gleich eine Serie hätte aufteilen sollen, um nicht nur den Helden und ihren Helfern, sondern auch den „Bösen“ mehr Zeit zum Atmen zu geben und den Zuschauern die Chance, sie auch wirklich zu hassen. Auch etwas Hit-or-miss war diesmal leider die Musik. Noch in den ersten zwei Filmen ikonisch und verantwortlich für zahlreiche Neuzugänge auf privaten Playlists, macht es bei der neuesten Iteration den Eindruck, dass der beste Song schon für den Trailer verbraten wurde. Dazu kommen eine, oder auch zwei Szenen, in denen die Musik nicht das zur Stimmung beitragen konnte, was sie wohl sollte. Fazit: Wie bereits eingangs angedeutet, ist der Film grundsätzlich gut. Und ob die emotionalen Szenen bei anderen Zuschauern besser greifen, ist wohl Typsache. Bei den Schlussszenen sind dann auch mir einige Tränen geflossen. Stellt man dann die tolle Optik und überzeugende Schauspielerische Leistung gegen die Länge des Filmes, den episodischen Charakter und die Mängel bei den Kontrahenten, schafft es der Film leider in meinem Marvel-Ranking nur ins Mittelfeld. Eine Kinoempfehlung würde ich aber hierfür trotzdem abgeben, besonders für jeden Marvel-Fan, denn wenn auch nicht herausragend, ist er immer noch gut genug. 6,5/10
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