(Chronisch krank) studieren – die Vorteile am norwegischen System

Wie ich in meinem letzten Blogeintrag beschrieben habe, war ich lange Zeit unentschlossen, ob ich einen erneuten Anlauf nehmen und ein Auslandssemester machen soll. Insbesondere meine chronische Erkrankung stand mir bei dieser Entscheidung im Weg. Doch viele der Gedanken, die mich dazu besch ftigt haben, konnte ich in den ersten Wochen meines Aufenthalts in Bergen bereits loslassen. Bevor ich zum eigentlichen Part bergehe und die Vorteile am norwegischen System beschreibe, m chte ich dir noch kurz einen Einblick in meine Vorbereitungen f r den Auslandsaufenthalt mit chronischer Erkrankung geben. Vorbereitungen in Mannheim Die Zusatzf rderung (Top Up) Behindertenausweis Als Studierende:r mit chronischer Erkrankung oder Behinderung ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 20 kannst du zus tzlich zur Erasmus+ F rderung ein Top-Up in H he von 250 Euro pro Monat erhalten. Da ich urspr nglich davon ausgegangen bin, dass ich einen GdB von 20 auch f r meine chronische Erkrankung nachweisen muss, habe ich einen Termin beim Versorgungstermin ausgemacht. Das war bereits ein halbes Jahr vor Antritt des Auslandsaufenthalts, weil du auch gen gend Zeit f r den Bescheid bzw. die R ckmeldung mit einplanen solltest sofern du noch keinen (Schwer-)Behindertenausweis hast. Top-Up geringere Chancen im Rahmen von Erasmus+ Sondersch sse in einer H he von 250 Euro/Monat gibt es f r: Studierende mit Kind(ern) Studierende mit Behinderung Studierende mit chronischer Erkrankung Erstakademiker:innen durchg ngig erwerbst tige Studierende (Bedingung: durchg ngig ber mind. 6 Monate vor dem Auslandsaufenthalt erwerbst tig, Nettoverdienst von ber 450 Euro und unter 850 Euro monatlich) Sollten dir die 250 Euro Zusatzf rderung aufgrund besonders hoher Mehrkosten nicht ausreichen zum Beispiel, weil du eine barrierefreie Wohnung, Begleitperson oder hnliches ben tigst kannst du einen sogenannten Realkostenantrag stellen. Dieser sollte einige Monate (sp testens zwei Monate) im Vorlauf gestellt und mit der entsprechenden Ansprechperson an deiner Uni abgesprochen werden. Dadurch k nnen bis zu 15.000 Euro pro Semester bernommen werden. Ich wurde dar ber vonseiten der Uni informiert, habe mich jedoch dagegen entschieden, da meine Mehrkosten nicht den Betrag von 250 Euro berschreiten. Alles rund ums Thema Auslandsstudium mit Behinderung Weitere Information zum Auslandsstudium mit Behinderung, die von der Uni Mannheim zusammengestellt wurde, findest du hier. Arztbesuche und verschreibungspflichtige Medikamente Bevor ich ins Ausland gegangen bin, habe ich noch s mtliche rzte abgeklappert. Einerseits zur Vorsorge, andererseits auch, weil ich Medikamente einnehme, die verschreibungspflichtig sind. Plane hierf r auf jeden Fall Vorlaufzeit ein und k mmere dich mindestens ein halbes Jahr vorher um Termine! Das Auslandssemester kommt dann doch schneller, als du vielleicht denkst, und du hast ja bestimmt noch andere Vorbereitungen zu erledigen . Ein Medikament, das ich nur vom Uniklinikum verschrieben bekommen kann, habe ich mir in einer f r die Dauer des Auslandssemesters ausreichenden Menge besorgt. F r andere verschreibungspflichtige Medikamente hat mir meine rztin einen internationalen Medikationsplan ausgestellt. Dort sind die Medikamente aufgelistet, die ich einnehme. Sofern ich hier vor Ort zum Arzt muss, kann ich diesen ohne Probleme vorlegen. Das erleichtert nicht nur den Arztbesuch in einem fremden Land, sondern versichert dir auch, dass du an deine Medikamente kommst. rztliches Attest f r Wohnheimplatz Jedem:r Austauschstudent:in wird ein Wohnheimplatz in Bergen zugesichert sofern du dich bis zur Frist bewirbst. In meinem Fall war das der 1. November f r eine Wohnung ab dem 1. Januar. Verwaltet wird dies von Sammen. F r die Bewerbung hierauf habe ich Informationen von der Uni Bergen nach Best tigung meines Austauschplatzes bekommen. Doch dann war ich zun chst geschockt: Austauschstudierende m ssen sich ein 2er-Zimmer teilen. Als ich in der Mail weiter runtergescrollt bin, fiel mir aber direkt ins Auge: Student with special need (Student:in mit speziellen Bed rfnissen). Dabei stand, dass ein medizinisches Attest vorgelegt werden soll, um auf die entsprechenden Bed rfnisse eingehen zu k nnen. Von Anfang an war mir klar: Aufgrund meiner chronischen Erkrankung m chte ich ein (eigenes) Zimmer mit eigenem Bad. Also bin ich zu meiner Haus rztin gegangen, die meine Krankheitsgeschichte kennt, und habe mir ein englischsprachiges (!) Attest ausstellen lassen, in dem auf dieses Bed rfnis eingegangen wurde. Zeitgleich habe ich Kontakt mit dem Akademischen Auslandsamt der Uni Mannheim aufgenommen. Hier wurde mir zugesichert, dass ich Unterst tzung erhalte, sofern die Kommunikation mit Sammen nicht wie erw nscht verl uft. Doch es hat zum Gl ck alles funktioniert. So sieht mein Wohnheim von au en aus in den Geb uden C bis H befinden sich die Einzelappartments. Erledigungen und Studium vor Ort Kurswahl in Abh ngigkeit meiner chronischen Erkrankung? In Bergen belege ich drei Kurse f r meinen Master of Education in Politikwissenschaft: Varieties of Political Regimes: Latin America in Comparative Perspective, Populism and its Consequences for Liberal Democracy und Comparative Arctic Indigenous Governance. Meine Kurse habe ich in erster Linie nach Interesse ausgew hlt bzw. in die engere Auswahl genommen. F r mich, speziell wegen meiner chronischen Erkrankung, war aber auch die Pr fungsleistung ausschlaggebend. ber das Format der Pr fungsleistung kannst du dich vorab auf der Webseite der Uni Bergen informieren, wo alle Kurse f r internationale Studierende aufgelistet sind. Alle drei meiner Kurse sind Vorlesungen zwei davon schlie e ich mit einer Klausur ab, eine mit einem Essay. Da mit meiner Vorerkrankung auch eine gewisse Pr fungsangst verbunden ist, habe ich bewusst Seminare vermieden, in denen ich Referate halten m sste. Zudem finden meine Klausuren und die Hausarbeit online statt hierbei beruhigt mich der Gedanke, dass ich in einem f r mich angenehmen Umfeld die Klausuren bzw. Hausarbeit schreiben werde. Auch wenn diese Angst bei mir nicht so stark ausgepr gt ist, wei ich, dass mein K rper auf diese Stresssituationen nicht gut reagiert, weshalb ich mir den gr tm glichen Komfort erm glichen m chte. Abgesehen davon habe ich grunds tzlich den Eindruck, dass der Gro teil der Pr fungsleistungen an der Universit t Bergen online stattfindet.Meine Kurswahl zusammengefasst: ein Mix aus Interesse am inhaltlichen Aspekt der Kurse und aus Nicht-Verlassen der Komfortzone. Klausuren und Hausarbeiten Dienst f r Studierende mit speziellen Bed rfnissen Die Uni Bergen bietet einen Dienst f r Students with Special Needs (Studierende mit speziellen Bed rfnissen) an. Hierf r musst du dich an deine Fakult t wenden. Ich habe dies getan, um eine l ngere Bearbeitungszeit f r meine zwei Klausuren zu beantragen. Das solltest du innerhalb des ersten Monats tun. Wie immer gilt: Je fr her, desto besser. Der Antrag kann ganz einfach online ber ein Formular gestellt werden. Nach ein paar Tagen bekam ich bereits eine R ckmeldung von der Uni Bergen, dass mein Antrag angenommen wurde und eine Best tigung dar ber bereit liegt. Die Ansprechpartner:innen vor Ort sind sehr entgegenkommend. So wurde ich gefragt: Soll ich dir den Bescheid per Post zuschicken oder m chtest du ihn abholen (ja, hier wirst du, egal ob jung oder alt, geduzt! ). Als ich den Bescheid abgeholt habe, berraschte mich, dass ich tats chlich bis auf das Ausf llen des Online-Formulars kein weiteres Attest oder hnliches vorlegen muss.Insgesamt ist damit also kein gro er, zus tzlicher Aufwand verbunden und auf jeden Fall empfehlenswert, wenn du dir in Bezug auf die Klausuren und deine Behinderung, chronische Erkrankung oder aus anderen Gr nden (z.B. Kinderversorgung) Sorgen machst. Die Uni Bergen ist hier sehr zuvorkommend und unterst tzend! In diesem Geb ude habe ich meinen Bescheid quasi meinen Nachteilsausgleich abgeholt. Bis jetzt kann ich noch nicht sagen, ob mir der Vorteil bzw. der Nachteilsausgleich weiterhilft. Es ist aber allenfalls ein beruhigendes Gef hl, Unterst tzung zu bekommen. Als Austauschstudent:in mit speziellen Bed rfnissen an der Uni Bergen Allgemeine Informationen f r Austauschstudierende mit speziellen Bed rfnissen an der Uni Bergen findest du hier, und einen berblick ber die verschiedenen Angebote hier. Vergleich mit dem deutschen System Auch an der Uni Mannheim wird ein Nachteilsausgleich f r Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung angeboten. Diesen Dienst habe ich bislang noch nicht in Anspruch genommen. Zwar habe ich die Zust ndigen in der Vergangenheit dahingehend kontaktiert, jedoch schien mir der Aufwand immer sehr gro besonders, weil ich es auch als k rperliche Belastung ansehe und es mir sowieso schon nicht gut geht. Neben einem vorgefertigten, auszuf llenden Antragsformular muss f r den Nachteilsausgleich in Mannheim auch ein aktuelles Attest eingereicht werden.An meiner deutschen Uni habe ich im Bachelor die Erfahrung gemacht, dass das rztliche Attest unter Umst nden nicht akzeptiert wird. Mein Arzt hatte meine Symptome auf sehr detaillierte Art beschrieben, trotzdem waren diese zu unspezifisch. Gl cklicherweise war das mein erstes und einziges Attest und wurde deswegen am Ende trotzdem durchgewunken. In Norwegen reicht es, wenn ich sage ich habe eine chronische Erkrankung und kurz beschreibe, mit welchen H rden k rperlicher und/oder psychischer Art ich zu k mpfen habe.Insgesamt und das ist mir bereits in verschiedenen Bereichen aufgefallen l uft in Norwegen vieles auf Vertrauensbasis ab. Im Falle der chronischen Erkrankung bedeutet das: Sie glauben mir, dass ich eine solche habe. An der norwegischen Uni entscheidet die Fakult t ber den Nachteilsausgleich, an der deutschen Uni beantragst du den Nachteilsausgleich, und der Pr fungsausschuss nimmt diesen an oder lehnt ihn ab. Nat rlich beschreibe ich nur auf Basis meiner pers nlichen Erfahrung, die sich je nach Person, Universit t, Studienjahr oder hnliches unterscheiden kann. Gedanken, die mich weiterhin besch ftigen Auch wenn ich offen mit meiner Erkrankung umgehe und anderen durch das Teilen meiner Erfahrung helfen m chte, berkommen mich manchmal Gedanken wie: Bin ich anders als die anderen? Merken andere, wie es mir gerade geht? Sind andere neidisch aufgrund der vermeintlichen Vorteile (die ich oben beschrieben habe)?Manchmal f hle ich mich alleine mit diesen Gedanken. Aber wenn ich mich mit anderen austausche, merke ich, dass es vielen hnlich geht. Nat rlich kannst du, wie immer, nicht berall auf Verst ndnis treffen. Aber wenn du das Gef hl hast, dich in einem Safe Space zu befinden und dar ber sprechen m chtest, kann ich dir ans Herz legen: Mir helfen der Austausch und die offene Kommunikation sehr!Und wer wei vielleicht helfe ich dem:der einen oder anderen mit meiner Mission f r studieren weltweit. Liebe Gr e und bis bald,Rukiye

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