Der blaue Makler

Der blaue Makler Kapitel 11 Das Haus am Deich Der Wind pfeift durch die alten Pappeln, die Äste krächzen und knarzen. Zwischen den wuchtigen, tiefnarbigen Baumstämmen raschelt das Reet – etwas derartiges habe ich noch nie gesehen. Ganz verzaubert bleibe ich stehen und lasse den Moment ein wenig auf mich wirken. „Niemals! Da würde ich die Finger davon lassen!“ „Das würden wir, so Leid es uns tut, niemals finanzieren.“ „Nicht zu retten, nichts zu machen.“ Das ging über Jahre. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich das Haus zum ersten Mal gesehen habe (Behalten ist nicht so meine Sache). Ich fahre gedankenverloren den Deich entlang, da springt mir im Augenwinkel ein blaues Etwas entgegen. Ich tretet auf die Bremse und komme vor einem alten, verwinkeltem Haus und seiner kleinen Scheune zum Stehen. Zu verkaufen steht da auf dem Schild, und ich mache sofort ein Bild. Dann gehe ich den Deich herab und sehe, dass da einer wohnt. Ist aber keiner zu Hause. Oder er hört die Klingel nicht. Oder will es nicht. Überall stehen Bäume und Gerätschaften herum, hinter dem Haus erstreckt sich ein für die Vier- und Marschlanden doch eher untypisches kleines Wäldchen. Ich gehe ein paar Schritte durch den Wald, da entdecke ich durch die Fenster im einen Teil des Hauses ein Sammelsurium an Skurrilitäten. Türme von Kerzenständern, alten Kisten, Schreibmaschinen, historischen Geräten, Merkwürdigem aus fernen Ländern und weiß der Kuckuck was stapeln sich bis unter die Decke und lassen in mir ein mulmiges Gefühl aufkommen. Ich denke, ich fahre nach Hause und schaue mir mal das Angebot des blauen Maklers an. Dort springen mir im Internet dutzende Links entgegen, die alle etwas mit dem Haus am Deich zu tun haben wollen. Schnell merke ich, dass das Haus eine lange, traurige Geschichte hinter sich hat. Oft wurde es zwangsversteigert, Schicksale vieler Menschen wurden in dem Haus besiegelt und keinem ist es gelungen, länger als ein paar Jahre in dem Haus zu leben. Ich beschließe trotzdem, den Makler zu kontaktieren. „Jajaja, das ist noch zu haben. Jaja.“, brummelt er dann am Telefon. „Das ist ja schön.“ „Jajaja.“ Vor Ort geht das so weiter – jajaja. Der alte, bierbäuchige Mann mit Vollbart, man könnte auch Bär sagen, brummt immer wieder jajaja. Wir betreten das Haus und ich falle aus allen Wolken. Mein Vater ist mal wieder dabei – „Steeefan, hast du immer noch nicht genug?“ –, Tati und unsere Kinder, die sofort die lange Treppe bis in den dritten Stock klettern. Vor uns türmt sich ein wunderschöner, alter Kachelofen mit delfter Kacheln auf, alte, stämmige Holzbalken brechen sich durch die Wände und Intarsienverzierungen verzaubern, wohin man blickt. Das Haus erzählt eine Geschichte. Es ist ein Drama. Deutlich zu erkennen sind die vielen Anläufe der verschiedenen Menschen, die hier ihr Glück versucht haben, doch immer wieder gescheitert sind. Hier ein Raum, der schon verputzt ist. Dort ein Türrahmen, der schon einen ersten Anschein von Wohnlichkeit erweckt und weiter hinten der erste Versuch, das löchrige Reetdach zu stopfen. Das Haus ist derart groß und verwinkelt, dass ich schon nach kürzester Zeit den Weg nach draußen nicht mehr finde. Auf dem Dachboden könnte man einen A380 verstauen und die Kaminzüge sind so groß, dass man glauben könnte, hier befindet sich ein Hochofen unter der Erde – oder eine Metallhütte. Plötzlich taucht aus dem Nichts hinter den Bergen an Allerlei eine ältere, wuselige Dame auf, die den Anschein erweckt, uns nicht recht willkommen heißen zu wollen. Thomas aus der Bahnhofsgaststätte Fünfhausen sprach von ihr. Er wusste sofort, welches Haus wir meinen. Da steht sie jetzt. Sie redet nicht viel, nur hier lang und da lang, sie zeigt uns auch noch etwas vom Haus und lacht viel mit dem Makler, den sie zu kennen scheint, und der gar nicht mehr blau ist. Das ist mir alles suspekt, zumal Thomas irgendetwas von irgendeinem Nießbrauchrecht gesprochen hat oder so. Herrje, was soll das sein? Das sollten wir wenig später erfahren. „Steeefan, das kann doch nicht dein ernst sein!“, stöhnt mein Vater ständig. Doch ich weiß es nicht. Als letztes sind wir im dritten Stock ganz vorne im Haus und schlendern langsam zu den brüchigen Fenstern. Was uns hier erwartet hat sich tief in meine Erinnerung eingebrannt – die Elbe, so weit und wild, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Die Sonne funkelt und glitzert über den stolzen Fluss, und ich will hier nie wieder weg. „Steeefan!“, ruft meine Vater wieder (lass mich in Ruhe!), „hier, guck dir mal die Tür an!“ Was will er jetzt mit einer Tür? Ich will hier sterben. Mein letzter Blick soll durch dieses kleine Fenster gehen, wenn die Sonne scheint, über die Elbe, und ich sagen kann, das war’s, schön ist das, jetzt kann ich gehen. „Da steht Timmann drauf!“ Schnell will ich wissen, wo er das gesehen hat, und so stehe ich schließlich mit meinem Vater vor einer alten Tür, in der in Intarsien der Name Timmann eingearbeitet ist. Ich freue mich, und mein Vater möchte die Tür mitnehmen, aber ich glaube, das geht nicht. Denn das Haus, will er nicht. Er sieht sofort die ganzen Kosten, die es bräuchte, um hier alles wieder instand zu setzten. Ich sehe nur das Haus, wenn es mal fertig ist. Doch es sollte niemals fertig werden. Jedenfalls nicht für uns*. Um ganz sicher zu gehen, was mit dem Nießbrauchrecht wohl ist, haben wir sogar im Amtsgericht die Akte des Hauses mit allen möglichen Unterlagen durchgesucht. Doch erstens muss man, um wenigstens etwas davon zu verstehen, auf Harvard gewesen sein, und zweitens haben wir wirklich niemanden gefunden, der uns auch nur annähernd weiterhelfen konnte – und wenn es wenigstens ein paar ermutigende Worte gewesen wären. Vielleicht ist es besser so. Da steht am Deich ein altes Haus. Das sieht mir reichlich müde aus. Das steht da so und fragt sich schon, Wann fliegt mir wohl das Dach davon. Das steht da so, mit einem blauen Schild, Kauf mich doch, welch ein traurig’ Bild. Das steht da so und wartet, wartet, wartet, Auf einen, der es irgendwann vielleicht verarzet. Versteigert ward es viele, viele Mal’, Doch keiner wollt’s, es hat doch keine and’re Wahl. Da steht am Deich ein altes Haus, Das sieht mir reichlich müde aus. * Was jetzt mit dem Haus ist, weiß ich auch nicht. Es stand mal wieder zur Zwangsversteigerung. Dann war es verschwunden, aus alles Portalen und aus allen Amtsgerichten. Tipps für uns? Wenn ihr irgendwelche Tipps für uns habt, würden wir uns wirklich sehr freuen, wenn ihr uns anmailen würdet (über eine tolle “Belohnung” können wir dann auch reden ;) info@4lande.de Der Beitrag Der blaue Makler erschien zuerst auf Vier- und Marschlande.

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