Die globalen Machtwechsel der Luft-Epoche 01. Mai 2022/von Dr. Christof Niederwieser Seit etwas mehr als einem Jahr befinden wir uns endlich in der Luft-Epoche. Und viele Menschen hatten die Hoffnung, dass wir dadurch automatisch in einer besseren Welt aufwachen werden. Doch wenn wir uns die aktuellen Entwicklungen ansehen, dann hat sich der Ausnahmezustand seit Corona noch weiter zugespitzt: der Krieg in der Ukraine, eine wachsende Wirtschaftskrise mit kollabierenden globalen Lieferketten und steigender Inflation, Rohstoffkrise, Wie ist das zu erklären? Im Sturm und Drang der Luft-Epoche Die aktuellen Krisenherde sind typische Symptome des Epochenwechsels vom Element Erde zum Element Luft. Denn in der Übergangszeit bricht das alte System immer mehr zusammen. Das neue System ist aber noch nicht ausgereift. Im Zeitraum 2020 2025 befinden wir uns somit in der turbulenten Sturm & Drangzeit der Luft-Epoche. Wie bereits in vielen Artikeln und Videos erklärt, kann man diesen Systemwechsel folgendermaßen beschreiben: Von der kapitalistischen Konsumgesellschaft zu einer idealistischen Wissensgesellschaft: ERDE (1802 2020) Materieschwernach unten ziehendgreifbar, handfestrealistischkonkretbeständig kapitalistische KONSUMGESELLSCHAFT LUFT (2020 2159) Geistleichtnach oben steigendflüchtig, wendigidealistischabstraktwechselhaft, volatil idealistische WISSENSGESELLSCHAFT In den vergangenen 200 Jahren hat sich die kapitalistische Konsumgesellschaft entwickelt als moderne Einkleidung des Erd-Elements. Diese Phase hat mit der Industriellen Revolution um 1800 begonnen und dauerte bis 1980. Mit der ersten Mutations-Konjunktion von Jupiter und Saturn in der Waage begann eine Hybridphase, in der die Digitalisierung massiv in den Zeitgeist strömte. Mit der letzten Erd-Konjunktion im Stier im Jahr 2000 wurde diese aber wieder unter die Führerschaft des Mammons gestellt, um noch mehr Geld zu verdienen. Im Jahr 2020 hat mit der Konjunktion im Wassermann schließlich endgültig die Luft-Epoche begonnen. Im Esotainment wird diese neue Epoche gerne als großer Heilsbringer verkauft und als Neue Zeit vermarktet wie dies ja bereits in den 1960er Jahren und davor gemacht wurde (Stichwort New Age). Doch in der Astrologie sind alle vier Elemente gleichwertig. Jedes der Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser hat seine Licht- und seine Schattenseiten. Die positiven Aspekte der Luft-Epoche habe ich u.a. in den Videos Zeitenwende in die Luft-Epoche und Von Corona 2020 ins Jahr 2025 beschrieben. Auch die vergangene Erd-Epoche war in vielen Bereichen ein Segen, hat sie uns doch in großem Ausmaß existenzielle Sicherheit und Wohlstand gebracht. Und ebenso hat das Element Luft seine Schattenseiten. Es ist ultraschnell, unstet und sehr zerebral dominiert. Die Seele und das Gefühl, häufig als neue Leitthemen propagiert, sind der Luft vollkommen fremd. Das führt zu herausfordernden Phänomenen, welche ich bereits 2020 in den Videos Droht eine totalitäre Diktatur? und Die Gefahren der Struktokratie dargestellt habe. Und am Scheidepunkt zwischen diesen beiden Epochen kommt es zum Systembruch. Mit Corona sind die gut eingespielten Systeme der alten Erd-Epoche mit voller Geschwindigkeit an die Wand gefahren und kamen unverhofft zum Stillstand. Die Hoffnung, dass es nach Corona wieder zum Normalzustand zurückkehren werde, hat sich mittlerweile selbst für den letzten Optimisten grundlegend zerschlagen. Die alten Lösungen funktionieren nicht mehr. Und so konfiguriert sich nun in atemberaubendem Tempo eine neue Weltordnung heraus mit ganz neuen Global Playern, welche die kommenden Jahrzehnte der Luft-Epoche prägen werden. Die Neue Weltordnung der Luft-Epoche Jeder Wandel bietet enorme Chancen für alle, die bislang untergeordnet waren. Daraus folgt, dass die kommende Weltordnung eine existenzielle Gefahr für das bisherige globale Establishment ist. Wer ist vorne mit dabei? Wer bleibt zurück? Bereits während Corona war es offenkundig, dass viele Menschen am alten Status Quo verharrten anstatt flexibel mit der neuen Situation neue Wege zu gehen. Das sehen wir im Schul- und Bildungssystem, wo es bis heute kaum möglich scheint, ein sinnvolles digitales oder zumindest hybrides Lehr- und Lernsystem inklusive zeitgemäßer Lehrpläne zu etablieren. Das sehen wir auch im Gesundheitssystem, das lange schon am Limit operiert und dringend profunder Reformen bedarf. Stattdessen hat man in den vergangenen beiden Jahren gemacht, was man dank anderthalb Jahrhunderten Erd-Epoche virtuos beherrscht: Geld in die Hand nehmen und nach einem diffusen Gießkannenprinzip ausschütten. Die Alternative, wirklich Neues vorzubereiten und voranzutreiben, die Innovationen der Luft-Epoche voranzutreiben, blieb auf der Strecke. Um von den Versäumnissen abzulenken und von der Gefahr, überholt zu werden, verschob man den medialen Fokus auf ein neues, ebenso emotional wie moralisch-ideologisch diskutiertes Thema: den Krieg. Ansonsten setzt man alles daran, weiterzumachen wie bisher. Bipolare Unipolare Multipolare Weltordnung Wenn wir die globalen Machtverhältnisse seit Ende des Zweiten Weltkriegs betrachten, so gab es zwei Phasen. Im Kalten Krieg standen sich die USA und die Sowjetunion als Weltmächte gegenüber und bildeten somit eine bipolare Weltordnung (1945 1990). Diese endete mit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Seither war die Welt von einem unipolaren Machtsystem geprägt mit den USA als einzig verbliebener Weltmacht (1990 2020). Die Goldenen Jahre der Globalisierung begannen, in denen die ganze Welt von Wirtschaftsliberalismus und Kapitalismus kolonisiert wurde. Die USA dominierten alles mit ihrer Wirtschaftsmacht und ihrer Leitkultur (Hollywood, Silicon Valley, etc.). Und die meisten Länder haben versucht, dabei mitzuspielen, um ihren versprochenen Teil des Kuchens zu bekommen. Denn es schien außer Frage, dass wir nun im besten aller möglichen Systeme gelandet wären. Doch im Lauf der Zeit stellte sich immer mehr heraus, dass viele Menschen nicht vom wachsenden Wohlstand profitieren konnten, sondern vielmehr Steigbügelhalter des westlichen Kapitalismus waren mit billigen Arbeitskräften und billigen Rohstoffen. Doch die Luft-Epoche bringt eine Abkehr vom Zentralismus und von monopolistischen Strukturen hin zu flexiblen, sich permanent verändernden Netzwerken. Und so werden wir nun den Übergang sehen von der bipolaren Welt des Kalten Krieges über die unipolare Welt der Globalisierung hin zu einer neuen, multipolaren Machtordnung mit vielen verschiedenen Machtblöcken und sich stetig verändernden Allianzen und Bündnissen. Die Dauerhaftigkeit und Kontinuität, welche wir in den vergangenen Jahrzehnten gewohnt waren, ist somit vorbei. Die schwindende Macht der USA Wenn man sich die Geschichte anschaut, dann gibt es in jedem Jahrhundert ein, zwei große Mächte, welche die Weltpolitik dominieren, um dann irgendwann von einer neuen Großmacht abgelöst zu werden: Spanien, Niederlande, Österreich, sie alle waren einst Weltmächte. Im 19. Jahrhundert sahen wir den Aufstieg des British Empire zur hegemonialen Weltmacht schlechthin. Doch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlor es zunehmend an Einfluss. Als schwacher Abglanz einstiger Größe existiert der Commonwealth of Nations bis heute als loser Staatenverband. Großbritannien selbst ist nun ein Staat unter vielen. Dabei gab es kein großes Ende der Größe. Vielmehr lief der Verfall schleichend über viele Jahrzehnte. Ein ähnliches Schicksal blüht den USA. Eines der ersten erkennbaren Symptome dafür ist, dass die Omnipräsenz der amerikanischen Leitkultur zu erodieren beginnt. Nach zwei Jahren höchster Marktzuwächse bei den digitalen Riesen wie Netflix, Amazon oder Facebook befinden sich deren Charts im Sinkflug. Die Corona-Lockdowns mit endlosen Stunden an den Bildschirmen haben viele einstige Erfolgsmaschen ausgehöhlt. Selbst dem Durchschnitts-Konsumenten wird zunehmend offensichtlich, dass viele Erfolgsserien stets denselben banalen Strickmustern folgen, welche auf Basis des gemessenen Zuschauerverhaltens über Algorithmen konstruiert wurden. Und so verkommt das Staccato an neuen Filmen und Serien immer mehr zu einer sinnentleerten Hülle, wird langweilig und öde. Amerika wird natürlich nicht kampflos seine Vormachtstellung aufgeben. Und so wird aktuell immer aggressiver die Bündnisfrage gestellt und die NATO um neue Mitglieder expandiert. Doch in der EU mehrt sich zunehmend Kritik, ob es tatsächlich sinnvoll ist, sich derart eng an die USA zu binden und sich damit wichtige Zukunftschancen, etwas in Asien, zu verbauen. Und so wird der Abstieg der USA sich über Jahre und Jahrzehnte ziehen, bis man dann in den 2050er Jahren sehen wird, dass die Vormachtstellung der USA schon lange Geschichte ist. Der erstarkende Ostblock: China Während wir noch wie unter Hypnose alles Augenmerk auf die USA und Europa richten, entsteht ein neuer Machtblock im Osten. Abgesehen von seiner beeindruckenden flächenmäßigen Ausdehnung, entwickelt sich hier auch substanziell höchst Interessantes. China war bisher eine Art Steigbügelhalter der westlichen Marktwirtschaft, eine verlängerte Werkbank des Westens, wo billige Arbeitskräfte und endlose Ressourcen zur Verfügung standen. Doch China hat sich nicht damit begnügt, im Auftrag zu produzieren und damit gut zu verdienen. All die Jahrzehnte des Made in China gingen mit einem Wissenstransfer von West nach Ost einher, wobei die Technologien nicht nur kopiert, sondern weiterentwickelt wurden. Als schließlich Corona auf den Plan trat, ergriff man die Möglichkeit zur Wende. Die westlichen Werte, die man lange Zeit missionarisch der ganzen Welt überstülpen wollte, werden nun von den Ländern des Ostens hinterfragt. Man besinnt sich auf die eigene Identität und löst sich von westlicher Dominanz. Damit erhält der Osten die Möglichkeit, das historisch gewachsene, eigene Wesen mithilfe von Lufttechnologien zu verwirklichen. Schon in den alten Gesellschaften Chinas galt, dass der Kaiser alles über seine Untertanen wissen musste. Er war das Heavenly Command, das Sprachrohr der himmlischen Ordnung auf Erden. Und jeder Mensch hatte sich in diese himmlische Ordnung einzufügen. Der Einzelne ist nichts, das Kollektiv dagegen alles. Das Social Scoring Überwachungssystem Chinas mag unserem westlichen Freiheitsgefühl komplett zuwiderlaufen. Für die chinesische Mentalität aber ist es der natürliche Lauf der Dinge. Letzten Endes stellt sich die Frage, ob die von Profitmaximierung gesteuerten Algorithmen der westlichen Marktwirtschaft nicht ohnehin dasselbe in einer nur geringfügig anderen Nuancierung sind. Man sollte nicht übersehen, dass maximale Selbstverwirklichung – der faustische Drang, neue Horizonte zu entdecken, wie Oswald Spengler es formulierte – und Demokratie innerhalb der großen Zeitbögen nicht mehr als eine Randnotiz der Geschichte sind. Demokratie herrschte eine Weile im antiken Griechenland und heute seit rund hundert Jahren in Europa. Selbst Johannes Kepler hat in seinem Buch der Weltharmonik den mathematischen Beweis dafür angetreten, dass die Monarchie der Demokratie haushoch überlegen sei. Die Rolle von Russland Demokratie jedenfalls ist keine elementare Größe, die den neuen Machtblock im Osten beschäftigt. Dort werden ganz andere Kräfte zum Tragen kommen. Zu Chinas Fleiß, Know-how und Disziplin fügen sich Russland Ressourcen, sein militärisches Potenzial und seine enorme Expertise auf dem Gebiet der Spionage. Russische Hacker gehören mit zu den besten der Welt. Für sie ist es ein Leichtes, den Westen zu demoralisieren, indem Zwietracht und Misstrauen in dessen Systeme gesät werden. Auch wenn unsere Medien noch so intensiv Sanktionen und Embargos beschwören: Die russische Wirtschaft ist sehr stabil. Man hat sie nicht durch ständiges Gelddrucken gefüttert, sondern ihr durch Gold und Rohstoffe sowie Kryptowährungen eine solide Basis errichtet. Der Krieg in der Ukraine ist lediglich die Spitze des Eisbergs, ein Ablenkungsmanöver vom digitalen Raum, in dem dieser Krieg letzten Endes entschieden wird. Der große neue Player in der Weltpolitik Während China, Russland, Indien und noch eine Reihe anderer Staaten starke Bündnisse formen, entwickelt sich Afrika zu einer neuen Größe im globalen Geschehen. Die Wirtschaftsdynamik dieses Kontinents ist beachtlich und wurde bisher nur von China erkannt, welches bereits seit Jahren in großem Stil in Afrika investiert. Doch die Staaten dieses Kontinents beginnen sich zu befreien. Verständlicherweise achtet man mit Argusaugen darauf, nicht neuerlich von Kolonialmächten – wenn auch im neuen Gewand – ausgebeutet zu werden, wie das jahrhundertelang geschehen ist. Wem es jetzt gelingt, Afrika ein Partner auf Augenhöhe zu sein, hat einen Schlüssel für die Zukunft in der Hand. Afrika hatte in den zentralistischen Systemen der Erd-Epoche einen großen Standort-Nachteil. Straßen- und Schienennetze, Strom- und Telekommunikationsversorgung, so alle sind traditionell zentralistisch organisiert: die Bahnen führen zu wenigen zentralen Verteilerzentren und werden von dort weitervermittelt. Bei der enormen Fläche und Ausdehnung des afrikanischen Kontinents, war die ein großer Nachteil. Und so gibt es bis heute keine durchgehende Straße oder Eisenbahnverbindung von Nordafrika nach Südafrika. Mit den dezentralen Kerntechnologien der Luft-Epoche hingegen kann Afrika sehr einfach an die Postmoderne angeschlossen werden: autarke Solarkraftwerke oder Mobilfunk lassen sich auch als Insellösungen aufbauen. Und so wird ab Mitte der 2020er Jahre ein spannender neuer Wirtschaftsraum am schwarzen Kontinent entstehen, der neue Motor des Weltwirtschaftssystems mit enormen Wachstumsraten. Und auch für Europa wäre eine Partnerschaft mit Afrika eine große Chance, autark von alten Abhängigkeiten zu werden. Je schneller wir dies erkennen und neue Kooperationen mit Afrika schließen, desto besser werden wir in der multipolaren Machtordnung der Luft-Epoche unseren Weg gehen können. Der Beitrag Die globalen Machtwechsel der Luft-Epoche erschien zuerst auf Dr. Christof Niederwieser.
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