Die schöne neue Welt der Bücher

Es begann vor der Jahrtausendwende mit einer neuen Drucktechnik, die heute Standard geworden ist. Farbauszge, Druckfilme und anderes was so kostenintensiv war, war mit einem mal nicht mehr ntig. Das Book-on-Demand wurde geboren. Zuerst konnten sich nur groe Firmen die neuen Druckanlagen leisten. Und ich kann mich noch gut an eine damalige Rundfunkwerbung (!!!) erinnern, mit dem Tenor Wir suchen neue Autoren. Letztendlich eine infame Geschftsidee um die Maschinen auszulasten. Den Mchtegernautoren wurde etliche tausend DM abknpfte, um sie dann mit der gedruckten Auflage allein zu lassen, denn der Vertrieb eines Buches ist eine gnzlich andere Sache, als der Druck von 1000 Expl. Und das wird auch immer so bleiben. Mittlerweile ist es noch einfacher geworden, denn die neuen industriellen Laserdrucker bentigen keine speziellen Datenformate mehr, sondern nur noch eine PDF-Datei aus dem PC, das ist alles. Und da jetzt auch kleinere Druckereien ber die neue Technik verfgen, sind Kleinstauflagen, ja sogar der Druck von Einzelstcken mglich, was neue Protagonisten auf die Bhne hievt. Zahlreiche seltene Titel, auf denen keine Copyrights mehr liegen, werden jetzt nachgedruckt bzw. digitalisiert. An sich begrenswert, aber wenn man sich die Ergebnisse ansieht, kann man nur mit dem Kopf schtteln. So bestellt ein Kollege in der neuen abrufbaren Buchwelt: William I. Robertson: Geschichte Der Regierung Kaiser Karls V. Wien 1819, Volumes 1-5. Doch was ihn erreichte war anderes, der Umschlagtitel war zwar richtig, aber bei dem Inhalt handelte es sich lediglich um den reproduzierten "fnften theil". Da dies kein Einzelfall ist, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass es bei den englischsprechenden Produzenten wie Nabu oder Kessinger so etwas wie eine Qualittskontrolle - nicht gibt. Trotz vollmundiger Versicherungen, dass alles ganz toll ist. Aber auch bei kleineren deutschsprachigen Firmen, ich denke da beispielsweise an eine sterreichische Adresse, die es mittlerweile auf fast 700 digitalisierte Titel gebracht hat, ist nicht alles Gold was glnzt. Dass es auch dort nur noch das Format DinA5 gibt und ein randloser Druck nicht mehr mglich ist, mag Gewohnheitssache sein. Obwohl es besonders den verkleinerten Titeln nicht gut tut, wenn sie in dieses konomische Zwangsformat gepresst werden. uerst unschn wird es allerdings, wenn ursprngliche Buchanhnge oder Register einfach weggelassen werden oder wenn die Qualitt der fotografischen Abbildungen durch das Duplizieren und verkleinern einfach unter aller Sau ist. Und tragikkomisch wird es, wenn dort beim scannen Schrifterkennungsprogramme eingesetzt werden, weil ja kein normaler Mensch mehr diese dmliche deutsche Frakturschrift lesen kann. Nur leider, leider kann das Schrifterkennungsprogramm, so ganz von alleine, auch nicht alles. Was zahlreiche surreale Satzfehler belegen. Doch den Machern ist das egal, sogar scheiegal, es luft aus dem Computer raus, wie es reingelaufen ist. Ein Korrekturlesen ist da nicht eingebaut und richtige Arbeit, die ein schnes Buch schaffen will, schon mal gar nicht. Solche Bcher erscheinen nur auf den ersten Blick gnstig, sind aber in Wirklichkeit nur frisch gedruckter Mll und verbranntes Geld. Schade ums Papier. Und wenn ich an die knallbunten, ach so modernen Photoshop-Montagen auf den Covern denke, wird mir ganz schlecht. Aber es soll ja Leute geben, denen sowas gefllt. Doch das Ende dieser Entwicklung ist nahe: das E-book. Denn drucken war gestern. So wie die Plattenlden verschwunden sind (meine erste gekaufte Langspielplatte war Sergeant Pepper) so wird es in sptestens 20 Jahren kaum mehr eine Buchhandlung geben. Man wird es nur noch vom Hrensagen kennen, wie ein heiss geklebtes Book-on-Demand aussieht, wenn es sich in einzelne Bltter auflst. By the way, unser Antiquariat kauft immer gerne alte Bcher zu unseren Themenschwerpunkten an.

Netz: Versandantiquariat Hans-Jürgen Lange. Antiquariat zu allen Themen der Grenz- u. Geheimwissenschaften
Aktualisiert: 26.9.2023

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