Die Wohnbau Westmünsterland und warum geförderter Wohnbau so wichtig ist

Die Wohnbau Westmünsterland und warum geförderter Wohnbau so wichtig istBocholt - Die Wohnbau Westmünsterland lässt derzeit 190 Wohnungen im Kubaai-Viertel entstehen. Vorsitzender Uwe Schramm im Interview.Interview mit Uwe SchrammIn vielen Städten und Gemeinden – mittlerweile auch zunehmend in ländlich geprägten Regionen – werden bezahlbare Wohnungen zu einem knapp verfügbaren Gut. Auch in Bocholt ist die Situation angespannt. Uwe Schramm, Vorstandsvorsitzender der Wohnbau Westmünsterland, hat mit dem BBV über die Entwicklungen auf dem Mietmarkt gesprochen. Die Wohnbau Westmünsterland ist aktuell auf dem Bocholter Wohnungsbau-Markt sehr aktiv.Herr Schramm, sprechen wir zunächst über das Aufgabenspektrum der Wohnbau WestmünsterlandUwe Schramm Wir kümmern uns um die komplette Bandbreite des Wohnungsbaus über den frei finanzierten bis hin zu öffentlich geförderten Wohnungsbau. Aber der öffentlich geförderte Wohnungsbau spielt bei uns als Genossenschaft immer eine bedeutende Rolle. Wir interpretieren das als unseren gesellschaftlichen Auftrag.Das heißt konkret?Schramm Wir haben eine klare Ausrichtung auch im Gesellschafter-Vertrag: Das ist die Versorgung breiter Bevölkerungsschichten. Gerade bei den Einkommensgrenzen, die wir in der öffentlichen Förderung haben, sind es die breiten Schichten, für die eine solche Wohnung infrage kommen. Denn etwa 50 Prozent der Nachfrager am Wohnungsmarkt in Nordrhein-Westfalen könnten einen Wohnberechtigungsschein bekommen und man geht davon aus, dass es im Seniorenbereich, gerade bei niedrigen Renten 80Prozent sind. Es dürfte so sein, dass dieser Trend auf Bocholt übertragbar ist.Wer ist davon betroffen, einen Wohnberechtigungsschein zu beantragen?Schramm Wir haben Einkommensgrenzen erreicht, die die Mitte der Gesellschaft betreffen. Eine Familie mit einem Vier-Personen-Haushalt darf knapp 60.000 Euro brutto verdienen, um einen Wohnberechtigungsschein, etwa für ein 99 Quadratmeter großes Reihenhaus, wie wir es gefördert im Hoogenkamp bauen, zu beantragen. Bei Einzelpersonen sind es 33.000 Euro im Jahr. Da sieht man, dass es um Facharbeiter-Haushalte geht, insbesondere wenn sich eine Person um die Kinder kümmert.Wird es auch hier immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden?Schramm Die Frage kann ich ganz klar mit „Ja“ beantworten. Es gibt einen klaren Trend und ich denke, dass sich dieser Trend auch mittelfristig nicht abschwächt. Die Situation ist folgende: Einbrechende Baugenehmigungszahlen treffen auf eine starke Nachfrage. Das führt zwangsläufig zu mehr Marktdruck. Es ist mehr Nachfrage da, als es Angebote gibt. Das lässt die Preise in die Höhe schießen.Wer hat es besonders schwer eine Wohnung zu finden?Schramm Desto niedriger das Einkommen, desto größer das Problem. Das ist in einem Satz gesagt die Situation, die wir am Wohnungsmarkt vorfinden.Was wird am meisten gesucht?Schramm Wir haben eindeutig eine Trendentwicklung zu Ein- und Zwei-Personen-Haushalten. Aus diesem Trend heraus haben wir einen besonderen Bedarf an kleinen Wohnungen. Das ist die 48 bis 60Quadratmeter große Wohnung. Eine Größenklasse, die allein aufgrund der Fläche bezahlbar ist. Hier ist der Marktdruck besonders hoch. Ebenso ist der Bedarf an bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen und Seniorenwohnungen sowie bezahlbarem Wohnraum für Familien groß.Was bedeutet das für die Ausrichtung der Projekte der Wohnbau Westmünsterland?Schramm Wir mixen unsere Projektentwicklung komplett. Wir schaffen marktübergreifende Angebote. Wichtig ist, jedes unserer Projekte sieht standardmäßig vor, dass wir mindestens 50 Prozent öffentlich geförderten Wohnungsbau einbringen.Warum ist aus Ihrer Sicht der öffentlich geförderte Wohnraum so wichtig?Schramm Bei so einem existenziellen Gut wie dem Wohnen müssen wir auch mit öffentlich gefördertem Wohnbau die Marktmechanismen begleiten. Wir haben derzeit die Situation, dass zu wenig gebaut wird. Wenig Angebot trifft auf hohe Nachfrage. Das führt zwangsläufig zu steigenden Preisen, insbesondere im frei finanzierten Bereich. Die Spielregeln beim öffentlich geförderten Wohnbau sind anders, hier sind die Preissteigerung minimal. Der öffentlich geförderte Wohnbau ist somit marktregulierend und auch ein Beitrag zum sozialen Frieden.Aber es geht um mehr, als um das existenzielle Gut Wohnen oder nicht?Schramm Was man nicht verkennen darf bei der Thematik öffentlich geförderter Wohnungsbau: Wir befinden uns in einer extrem prosperierenden Region. In unserer Region ist es nicht nur lebenswert, sondern es gibt auch attraktive Arbeitsplätze. Aber wir gewinnen nur Fachkräfte, wenn sie auch bezahlbar wohnen können. Das heißt, bezahlbare Wohnungen sind ein absoluter Standortfaktor für diese Region.Wie hat sich der öffentlich geförderte Wohnungsbau entwickelt?Schramm Wir haben viel Aufklärungsarbeit leisten müssen. Das Bild in der Vergangenheit spiegelte Stigmatisierung und Vorurteile. Wir bauen so, dass sich der öffentlich geförderte Wohnungsbau nicht von einer frei finanzierten unterscheidet. Unserer öffentlich geförderten Wohnungen müssen am freien Markt noch 50 Jahre nach Bindungsende funktionieren, daher unterscheiden sie sich nicht von den Wohnungen am freien Markt.Wie viele Wohnungen bräuchten wir in der Region?Schramm Grundsätzlich wird zu wenig gebaut. Wir sind wie im Bundesbereich etwa bei der Hälfte des Solls. 2018 bis 2021 haben wir Defizite stark durch viele Neubauprojekte in allen Segmenten abgebaut – vom Einfamilienhaus, über die Eigentumswohnung, die frei finanzierte Wohnung bis zum öffentlich geförderten Wohnungsbau. Das waren gute Zeiten im Sinne der Nachfrager.Wann hat sich das Blatt gewendet?Schramm Mit dem starken Migrationsjahr 2022 sind diese Defizite wieder sehr deutlich aufgebaut worden. Durch die Einwanderung, insbesondere aus der Ukraine, ist das Wohnungsdefizit wieder gestiegen.Was sind derzeit die größten Projekte der Wohnbau Westmünsterland?Schramm Da ist einiges in unseren Baubüchern. Aktuell im Bau sind 138 Wohnungen in Borken, dann haben wir 190 Wohnungen im Kubaai-Nordareal und vier Reihenhäuser am Hoogenkamp in Bocholt. In Ascheberg bauen wir weitere neun Reihenhäuser und wir haben 16 Wohnungen in Gronau im Bau. Das sind in Summe 357 Wohnungen, die wir aktuell realisieren, davon 166 öffentlich geförderte.Sie haben noch mehr in der Pipeline?Schramm Ja, es kommen noch 18Wohnungen dazu im dritten Bauabschnitt im Kubaai. Und weitere acht Wohnungen in Borken. In diesem Jahr werden sich die Krane für insgesamt 383 Wohnungen drehen, davon 192 öffentlich geförderte.Eine hohe Dynamik der Wohnbau, die ja mittlerweile auch in Bocholt ein Servicecenter hat.Schramm Es ist in der Tat eine enorme Bautätigkeit für ein mittelständisches Unternehmen. Die Wohnbau hat zwischen 2015 und 2022 insgesamt 830 Wohnungen fertiggestellt. Mit den aktuell 383Wohnungen erreichen wir innerhalb von zehn Jahren 1.213Neubauwohnungen. Das sind beachtliche Zahlen, die klassische unternehmerische Wohnungswirtschaft in Nordrhein-Westfalen ist beim VdW organisiert, dem Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland-Westfalen. Etwa 60 Prozent der kommunalen, industrieverbundenen, kirchlichen und genossenschaftlichen Unternehmen, die dort registriert sind, haben deutlich unter 1000 Bestandswohnungen. Insgesamt haben wir aktuell rund 5000 Bestandswohnungen im Münsterland in Bestand.Wie schaffen Sie das? Während andere Wohnbau-Unternehmen sich aktuell zurückhaltend zeigen – selbstverständlich mit Blick auf Zinsen und Baupreisen – realisieren Sie derzeit viele Projekte.Schramm Dass wir in diesem Zeitraum diese Größenordnung erreicht haben, ist ein Kraftakt, aber aus unserem gesellschaftlichen Auftrag als Wohnungsbaugenossenschaft auch ein Selbstverständnis. Klar ist, die Rahmenbedingungen haben sich mit Anfang 2022 dramatisch verändert. Die fast Vervierfachung des Zinsniveaus, die Baukostensteigerung um 40 Prozent, sind zu verkraften. Dazu kommt das Wegbrechen der Förderung für das KfW 55-Haus. Das alles hat die Branche wirklich psychologisch und substanziell verändert.Aber noch einmal: Wie schaffen Sie das?Schramm Klar, es wird immer schwerer. Die Dynamik, die wir seit 2015 fortführen, werden wir nicht fortsetzen können. In Borken und in Bocholt haben wir noch rechtzeitig die alte KfW-Förderung erhalten, die wir proaktiv beantragt haben. Das ist sicherlich ein wesentliches Erfolgsrezept. Wir greifen, wie am Hoogenkamp, auf typisierten Wohnungsbau zurück, sodass Planungskosten erheblich eingespart werden. Zudem hinterlegen wir mehr Eigenkapital, auch wenn wir dadurch weniger rentabel sind. Und wir pflegen strategische Partnerschaften, etwa in Bocholt mit „Stadt und Quartier“, mit der wir gemeinsam gleichberechtigt mit der Sparkasse Westmünsterland Projekte umsetzen. Das machen wir auch an anderen Stellen im Westmünsterland mit kommunaler Beteiligung.Wie wird es Ihrer Einschätzung nach weitergehen in der Baubranche?Schramm Bei diesen Preissteigerungen, bei dem Zinsniveau, das leicht zurückgeht, werden wir ein paar Jahre brauchen bis sich die Wirtschaftlichkeit wieder zurecht geruckelt hat. Wir bauen im Moment demnach nicht in der Menge, die es der Markt erfordert. In Bocholt hatten wir 2022 ein Defizit von 688 Wohnungen.Wie werden sich nach Ihrer Einschätzung die Preise entwickeln?Schramm Wir persönlich gehen nicht davon aus, dass die Kosten wieder rückläufig werden oder wir jemals das Niveau von vor 2022 erreichen werden. Es gibt höchstens Verschiebungen bei den Gewerken. Die Preise in der Haustechnik steigen, während die Preise im Rohbau derzeit leicht rückläufig sind.

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