Eine verrückte Woche

Hinter mir liegt eine Woche Vogelbeobachtung, in der sich die Sichtungen seltener Vogelarten geradezu berschlagen haben. Aber von Anfang an. Letzte Woche hatte ich ursprnglich geplant, auf dem Rckweg von meinem Besuch in Gut Seligenstadt eine Stippvisite an den Staffelbacher Baggersee mit seiner frischen und damit interessanten Flachwasserzone anzuhngen. Daraus wurde aufgrund eines Schauers nichts, sodass ich das auf den folgenden Tag verschieben musste. Auf die Vorfreude, in der schon etwas vorangeschrittenen Zugperiode die eine oder andere Limikole zu finden, folgte erst einmal Ernchterung. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich auf dem eher eintnigen Braun-Grau des Schlicks erst ein paar Flussuferlufer, dann ein Wald- und ein Bruchwasserlufer und schlielich sogar ein Kampflufer und ein Grnschenkel abhoben. Aufgrund der nicht immer einsehbaren Senken in der Flachwasserzone kann eine Limikole beim Abscannen schon einmal verloren gehen; daher suchte ich noch einmal alles langsam alles von rechts nach links ab, dabei geriet ein kleiner, unglaublich kontrastreicher Vogel ins Blickfeld, der hektisch in einer Wasserlache auf- und abschwamm. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass es sich um ein Odinshhnchen handelte. Eine kleine Raritt so tief im Binnenland! Schnell versuchte ich ein paar Belegaufnahmen zu schieen; die Entfernung und das nur noch sprliche Abendlicht erlaubten auch nicht mehr. Beim Zurckgehen meldete ich den Fund umgehend auf ornitho; am Folgetag wird die Limikole allerdings schon nicht mehr angetroffen. // Am Donnerstag begann das Wetter endgltig zu kippen. Schauer zogen durchs Land, es wurde sogleich deutlich windiger und khler. Da es sdlich von Bamberg etwas lnger trocken bleiben sollte, nahm ich das zum Anlass, mir die drei Zwergscharben am Dechsendorfer Weiher bei Erlangen nher anzusehen, die sich dort schon einige Zeit aufhalten. Die letzten Wochen haben einen immensen Einflug dieser in Sdosteuropa verbreiteten Kormoranart mit sich gebracht, so wurden gleich an mehreren Stellen ber zehn Individuen gemeldet, an den Garstadter Seen zeitweilig sogar ber 30 Tiere! Der Plan ging dabei wie am Schnrchen auf. In den letzten Sonnenstrahlen zeigten sich die drei Zwergscharben und posierten vor der Kamera. Danach schob sich eine Wolke davor, ein erste Vorbote der heftigen Schauer, die kurz darauf folgen sollten, allerdings erst, als ich mich wieder im trockenen Auto befand. Eine nette Zugabe dieses kleinen Ausflugs waren ein paar Brautenten, die ufernah im nrdlichen Teil des Sees nach Nahrung suchten. Hierbei handelt es sich zwar um keine wirklichen Wildvgel, mittlerweile halten sie sich aber auch schon einige Monate in dem Gebiet auf. Photogen sind sie allemal. // Mit zwei Seltenheiten war ich schon reichlich zufrieden mit der Wochenausbeute und erwartete dementsprechend wieder etwas mehr "Alltagskost", als ich einen Kontrollbesuch an der Sandgrube Zapfendorf wenige Tage spter unternahm. Doch was ich da finden sollte, schoss den Vogel - im bertragenen Sinn - wirklich ab. Schon beim Herfahren waren ausgedehnten Sandbnke gut zu erkennen und lieen die Hoffnung auf eine vielleicht doch nicht so mickrige Limikolenauswahl steigen. Ein erster Blick durchs Spektiv war durchaus vielversprechend: Ein Kiebitz, ein Flussregenpfeifer und ein kleiner Strandlufer. Eher einfarbig braun, wenig kontrastreiche Zeichnung auf der Oberseite: ein Temminckstrandlufer! Ein wahrhaft guter Start. Zu ihm gesellten sich dann noch vier Alpenstrandlufer, sowie jeweils ein rufender Waldwasserlufer, Flussuferlufer und Grnschenkel, die sich allerdings nicht zeigten. Beim Wechseln der Position flog ein dunkler Wasservogel im Augenwinkel vorbei. Flchtig betrachte wirkte er wie ein Kormoran, aber kleiner und mit einem heller brunlichen Kopf. Ein anfnglicher Verdacht baute sich auf, eine schlechte Belegaufnahme gelang noch, bevor der Vogel hinter einem Busch aus dem Blickfeld geriet. Das Heranzoomen des Bildes besttigte: eine Zwergscharbe! Um die Entdeckung besser ablichten zu knnen, ging ich auf dem Weg weiter und suchte nach einem besseren Einblick. Dabei erfasste ich wieder im Vorbeigehen einen weiteren, vermeintlich hufigen Vogel, dieses Mal gro, wei und reiherartig. Normalerweise lautet die Antwort in einem solchen Fall Silber- oder maximal ein Seidenreiher. Doch irgendetwas passte nicht. Wieder einmal konnte die Kamera die erste Assoziation besttigen, dieses Mal einen Lffler! Er war in eine Flachwasserzone am nrdlichen Ufer geflogen, wo er eifrig nach Nahrung suchte und sich im Gegensatz zur Zwergscharbe wesentlich einfacher zu beobachten war. Zwischendurch, bei der Kontrolle der Aufnahmen, stellte sich heraus, dass fr einen kurzen Zeitraum die Zwergscharbe direkt vor dem Lffler geschwommen war. Damit hatte der Tag sein Maximum so gut wie erreicht. Die recht mobile Scharbe lie sich spter noch einmal, vergesellschaftet mit zwei weiteren Artgenossen am gegenberliegenden Ufer ausmachen. Ansonsten war nichts weiter Aufregendes zu sehen oder hren und eine ereignisreiche Woche aus Beobachterperspektive ans Ende gelangt. //

Netz: Vogelbeobachtung in Franken - Birding Franconia
Aktualisiert: 25.5.2024

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