Erfahrungsbericht Salewa Wildfire Edge Zustiegsschuhe als Wanderschuhe

Ich wandere viel und gerne, auch in alpinen Gebieten. Bisher nutzte ich auf meinen Wanderungen in Deutschland, Österreich, den Kanaren und Balearen immer Wanderstiefel von Lowa oder Meindl. Manchmal bin ich bei einfachen Wanderungen auch gerne mal in guten Turnschuhen gelaufen, die ich beim Joggen aussortiert hatte. Über die Jahre bekam ich allerdings zunehmende Probleme mit den Knöcheln. Deswegen hatte ich als Ersatz auch oft meine Turnschuhe mitgenommen, um im Notfall nicht barfuß gehen zu müssen. Mein Orthopäde konnte mir leider nicht helfen, den extremen Druckschmerz an den Knöcheln in den Griff zu bekommen. Nachdem mein letztes Paar Stiefel verschlissen war, mussten wieder neue her. Beim Anprobieren im Laden ging dann gar nichts mehr. Alle Stiefel schmerzten schon beim Anprobieren so stark am Knöchel, dass ich sie sofort wieder ausziehen musste. So kam ich dann auf die Idee, dieses Jahr mit Halbschuhen zu gehen. Halbschuhe? Das sind doch keine Wanderschuhe Solche oder ähnliche Bemerkungen muss man sich von Profis oft gefallen lassen. Ohne Wanderstiefel hat man in den Bergen nichts verloren. Das hab ich schon als Kind gelernt. Aber was macht man, wenn man in Stiefeln nur mit Schmerzen laufen kann? Man probiert es doch und schaut was der Markt anbietet. Am Ende wurde ich mehr als angenehm überrascht und musste meine Vorurteile über Bord werfen. Aber der Reihe nach. Die Argumente der Befürworter von Stiefeln sind klar: Man braucht einen geschützten Knöchel, damit man nicht umknickt und sicherer unterwegs ist. Viel mehr Argumente gibt es da nicht. Auf meiner Suche nach Gründen, mich für Halbschuhe zu entscheiden, fiel mir diese Studie ins Auge: https://science.orf.at/stories/2856666/ Und das vorläufige Ergebnis der Studie überrascht: Bei zahlreichen, untersuchten Unfällen, spielte der Schuh gar keine Rolle! Egal ob Halbschuh oder Stiefel. Vielmehr hatten Brillenträger das höchste Risiko. Zudem besteht in Stiefeln eine höhere Gefahr des Umknickens, weil man darin einfach schneller ermüdet und damit die Knöchelmuskulatur gar nicht gefordert ist. Mit einer gut geforderten und trainierten Knöchelmuskulatur ist man deutlich beweglicher und ermüdet weniger schnell. Soweit so gut. Welcher Halbschuh eignet sich fürs Wandern im Gebirge? Normale Halbschuhe wie Turn- oder einfache Trekking- bzw. Trailrunningschuhe gehören tatsächlich nicht in alpine Bereiche. Ein Schuh braucht eine feste Sohle, damit man nicht jeden kleinen Stein an der Fußsohle spürt. Zudem sollte er stabil sein, idealerweise einen Geröllschutz besitzen. Damit der Fuß nicht so schnell ermüdet, sollte er zudem leicht sein. Besonders hier punkten Halbschuhe natürlich deutlich. Eine Kategorie sind die sogenannten Zustiegsschuhe. Historisch entwickelt für den Zustieg zum Gipfel, also vornehmlich fürs Klettern ausgerichtet, haben die Produktdesigner diesen Typ Schuhe aber immer mehr zum Allrounder umfunktioniert. Mittlerweile bieten auch alle Markenhersteller hochwertige Zustiegsschuhe an. So kam ich dann an das neuste Modell von Salewa, den Wildfire Edge. Was macht den Salewa Wildfire Edge aus? Der Salewa Wildfire Edge bietet alle Vorteile eines klassischen Zustiegsschuhs und ist somit zum Klettern perfekt geeignet, macht aber auch beim Wandern eine gute Figur, aufgrund der recht guten Abrollfähigkeit der Sohle. Zum Klettern besitzt dieser Schuh mit der Edging Plate ein kleines Highlight. Der vordere, glatte Bereich der Sohle, beinhaltet eine starre Platte, die den Zehen massiven Halt beim Klettern an schmalen Kanten gibt. Da die Platte nur vorne im Zehenbereich sitzt, bemerkt man diese beim Gehen überhaupt nicht. Zudem besitzt er eine duale Schnürung mit dem sog. Switchfit System. Es handelt sich um eine Erweiterung der Schnürung über zwei zusätzliche, orangefarbene Ösen. Die Schnürung führt komplett um den hinteren Bereich, vorbei an Knöcheln und Ferse. Dadurch wird der Fuß enger nach vorne in den Schuh gedrückt. So lassen sich steile Passagen mit schwierigen Kletterstellen deutlich besser und ermüdungsfreier meistern als mit hohen, klobigen Stiefeln. Zudem kann man mit dieser Schnürung auch den Druck auf Rist und Zehen von oben fein dosieren. Bei der Sohle handelt es sich um eine Markensohle von Pomoca mit recht aggressiven Stollen. Durch die Stollen hat man auch auf rutschigen, gerölligen oder schlammigen Untergründen guten Grip. Schwierig ist dabei immer die Gratwanderung zwischen weicher und harter Mischung. Ist die Mischung zu weich, ist der Grip zwar gut, aber die Sohle verschleißt schnell, harte Sohlen halten zwar länger, besitzen aber oft weniger Grip. Das wurde hier gut gelöst. Die Sohle ist zum klettern ausreichend hart, rollt aber beim Wandern noch recht gut ab. Der Wildfire Edge besitzt keine Membran, sondern besteht aus einem Materialmix mit Velourleder und Mikrofaser. Das muss kein Nachteil sein, worauf ich im Praxistest noch eingehe. Insgesamt ist das Material sehr fest und stabil, so dass man in dem Schuh einen guten Sitz hat. Dazu trägt auch der seitlich angebrachte Geröllschutz bei. Salewa wirbt mit 100% blisterfree, also verspricht, dass man in dem Schuh keine Blasen bekommt. Ob das stimmt, wird sich zeigen. Das Gewicht pro Schuh wird mit 416 g angegeben, was schon sehr leicht ist für einen so stabilen Schuh. Um den verschiedenen Fußformen Rechnung zu tragen, ist ein paar zusätzliche Einlegesohlen vorhanden. Diese können teilweise auch kombiniert werden, da sie zweiteilig sind und mit einem Klettverschluss zusammengesteckt werden. Rein von den technischen Daten bekommt man hier also einen Allroundschuh, den man in Sekunden vom Wander- in einen Kletterschuh verwandeln kann. Praxistest – Meine ersten 100 km im Salewa Wildfire Edge Ich besitze den Schuh nun einige Wochen und war auf diversen Einzelwanderungen in Bayern unterwegs. So erklomm ich damit den Schartenkopf (1636 m) und das Ettaler Mandl (1686 m). Beim Ettaler Mandl handelt es sich um einen beliebten Berg, der am Wochenende stark frequentiert ist. Daher ist der letzte Zustieg auf den Gipfel schon extrem glatt und rutschig. Sowohl bei den einfachen Wanderanteilen, als auch den Kletterstellen, war ich mit dem Wildfire Edge mehr als zufrieden. Ich nutzte diese Strecken gleich zum Einlaufen, weil ich dazu keine Zeit hatte, aber ich merkte keinen Unterschied. Der Schuh fühlte sich gleich von den ersten Metern an, als würde man ihn schon ewig tragen. Vor dem Zustieg auf das Ettaler Mandl nutzte ich die Switchfit Schnürung. Da ich das Ettaler Mandl schon zweimal mit Bergstiefeln bestiegen hatte, kann ich einen Vergleich ziehen. Mit dem Wildfire Edge war der Aufstieg deutlich einfacher, da man viel beweglicher ist und die rutschigen Stellen mit der Climbing Zone perfekt meistern kann. Am Gipfel musste ich mich jedoch den skeptischen Blicken einiger Wanderer stellen, die ich dann aufklärte, dass dies mittlerweile mein 3. Aufstieg sei und ich diesen auch mit Wanderstiefeln kenne und wesentlich anstrengender empfand. Die letzte Herausforderung sollte der Stuibenkopf sein. Mit 1904 m handelte es sich um meine anstrengendste Wanderung vor der eigentlichen Hüttentour in Österreich. Zudem schleppte ich meinen 36 l Deuter Rucksack samt Drohne und Kamera mit auf den Gipfel, sozusagen als Generalprobe zur Hüttenwanderung im Verwall. Die Wanderung ging teilweise auch über steile, nasse Grasflächen und extrem geröllige Stellen, war aber mit den neuen Schuhen sehr gut zu meistern. Besonders gut gefiel mir, dass man eben auch auf den ebenen Anteilen seht gut laufen kann, fast wie in Turnschuhen und deutlich entspannter als mit Stiefeln. Die darauffolgende Woche kam der Schuh dann im Verwall bei einer 5 tägigen Hüttentour zum Einsatz. Beim Verwall handelt es sich um eine bekannte Skiregion. Wer kennt nicht Ischgl oder Sankt Anton und die Apres Ski Partys? Im Sommer herrscht hier allerdings friedliche Ruhe, denn die Verwallrunde existiert erst seit etwas über 10 Jahren. So kann man hier sehr ruhig wandern und trifft selten auf andere Wanderer. Hier waren die Bedingungen deutlich anspruchsvoller. Teile der Wege waren aufgrund der stärksten Schneefälle seit 1984 und dem überaus kalten Mai noch gesperrt. So konnte man z.B. anfangs noch nicht den Weg von der Edmund Graf Hütte zur Niederelbhütte laufen. Es waren noch zu viele Schneefelder vorhanden. Wir liefen dann vom Tal zur Niederelbhütte auf 2300 m, also schon eine ganz andere, alpine Hausnummer. Hier gab es das ganze Programm: Schneefelder, Geröll, ab der Heilbronner Hütte dann auch noch größere, bis zu 1 km lange Schneefelder, Kletterstellen, die man nur mit Händen und Füßen bewältigen konnte, zudem auch an einem Tag ein Gewitter mit viel Regen. Hier kam ich einige Male an meine körperlichen Grenzen. Meine Mitwanderer waren anfangs skeptisch, auch der ein oder andere Hüttenwirt schaute abfällig, als er meine Schuhe sah. Aber Fakt ist, ich schaffte die Wanderung, fühlte mich deutlich besser nach einem anstrengenden Tag, als mit Stiefeln und die Kollegen mit dem Lowa GTX hatten am Ende dennoch nasse Füße, Membran hin oder her. Ich hatte mir wohlweislich wasserfeste Socken besorgt, die auch bei englischen Soldaten zur Grundausrüstung gehört. Damit bekommt man zwar auch nasse Schuhe, aber keine nassen Füße. Der Lowa Wildfire Edge war für mich eine völlig neue Erfahrung. Die Wanderung war zwar sehr anstrengend, aber forderte körperlich nicht so stark, wie die Jahre davor mit Stiefeln. Auf Geröll kann man fast so schnell wie ein Steinbock über die Steine springen und bei feinem Geröll, spürt man dank des Geröllschutzes beim Einsinken keine Steine am Schuh. Auch Schrofen oder rutschige Felsabschnitte sind damit überhaupt kein Problem. Selbst längere Schneefelder von mehr als 1 km Länge waren mit Gamaschen und Grödeln gut machbar. Allerdings nur dann, wenn sie nicht steil sind. Steile Schneefelder sollte man allerdings ohnehin nur mit Steigeisen betreten, da beim Hinfallen die Gefahr von schweren Verletzungen beim Abrutschen sehr hoch ist. Fazit Ich bin mit dem Salewa Wildfire Edge mehr als zufrieden. Stiefel sind für mich keine Option mehr. Die Allroundfähigkeiten sind bei diesem Schuh wirklich enorm, ohne dass man Kompromisse eingehen muss. Egal ob Geröll, Fels, Schrofen, normale Wege oder Schneefelder. Man kann mit ihm alles bewältigen. Nur bei tieferen Schneefeldern muss man zusätzlich Gamaschen verwenden, was bei Stiefeln nicht zwingend ist. Die fehlende Membran ist nicht wirklich ein Manko, denn wenn es richtig nass wird, bekommt man in allen Schuhen nasse Füße. Viel besser ist man dann mit wasserfesten Socken bedient. Auch nach 100 km sehen die Schuhe zwar gebraucht, aber nicht beschädigt aus. Die Sohle hat immer noch Grip und ist wenig verschlissen. Die Qualität ist somit als sehr gut zu bezeichnen. Daher kann ich als erfahrener Vielwanderer diese Schuhe mit gutem Gewissen weiter empfehlen. Man sollte sich allerdings etwas Schlagfertigkeit angewöhnen, um den argwöhnischen Kommentaren einiger Profis zu begegnen. Der Beitrag Erfahrungsbericht Salewa Wildfire Edge Zustiegsschuhe als Wanderschuhe erschien zuerst auf Micha's Blog.

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