Fabian Soethof im Interview zu seinem Buch Väter können das auch!

Fabian Soethof bloggt seit 2013 unter dem schönen Titel New Kid And The Blog über das Vater sein. Im März erschien passend dazu sein erstes Buch Väter können das auch!! (amazon-Partnerlink). Grund genug ein paar Fragen mit ihm auszutauschen. Von Vater zu Vater. Zwei Kinder, Lohnarbeit, Blog und jetzt noch ein Buch. Wie schaffst Du das? Irgendwas muss da doch auf der Strecke bleiben. Viele würden sich wundern, wie viel mehr Zeit (für die Kinder) man plötzlich pro Woche hat, wenn man seine Erwerbsarbeitsstunden von zum Beispiel 38 auf 30 reduziert! Dazu kommt, dass man in Teilzeit erst recht zur Effizienzmaschine mutiert: Ich habe seitdem keine Zeit mehr für Prokrastination, ausgiebige Small Talks oder gar Mittagspausen. Ich muss pünktlich Feierabend machen, weil die Kita-Schließzeiten sich nicht meinen Überstunden anpassen. Das Buch schrieb ich übrigens innerhalb von vier Monaten unbezahlter Elternzeit (mit nochmals reduzierter Teilzeit). Mein, nein unser Alltag ist immer noch sehr anstrengend. Aber es blieb mehr auf der Strecke, als ich noch in Vollzeit arbeitete. Tat niemandem von uns gut, wenn ich erst abends um 19 Uhr heimkam. Bei mir ist vieles weggefallen seitdem ich zwei Kinder habe, das ist etwas was mir tatsächlich schwer fällt. Und gleichzeitig merke ich wie konträr mein eigener Anspruch in Bezug auf Care-Arbeit zu dem was ich wirklich tue ist. Hast Du da Tipps? Ich hatte ja schon mit der Gründung des Blogs aus der Not eine Tugend gemacht: Ich schrieb nicht nur beruflich, sondern auch privat gerne, erlebte aber außer schlaflosen Nächten und Zombietagen seit der Geburt unseres erstes Sohnes nicht mehr viel und verband so beides. Ansonsten habe ich vielleicht „Glück“, dass ich schon vorm Vatersein kein Mann der tausend Hobbys oder gar ein exzessiver Clubgänger war. Elternsein heißt natürlich Zurückstecken der eigenen Bedürfnisse, das will ich nicht schönreden. Aber das wird auch wieder besser/anders. Und ich finde bei aller eventuellen Notwendigkeit von finanziellem Einkommen Care-Arbeit wichtiger und sinnvoller als Überstunden im Büro zu kloppen oder weiterhin zu feiern bis die Ärztin kommt. Ich habe oft das Gefühl, dass ich doch zu sehr das Familienbild im Kopf habe, das bei mir als Kind herrschte. Mein Vater war beruflich viel unterwegs und meine Bezugspersonen waren meine Mutter und ihre Oma, das hat mich wohl mehr geprägt als mir lieb ist. Auch dahingehend, dass ich vieles was Mütter alles machen zu selbstverständlich nehme. Du schreibst in Deinem Buch auch von Deiner Kindheit unter Frauen, musstest Du da auch bewusste wie unbewusste Prägungen erst lernen abzulegen? Ja klar, die haben wir alle in uns drin. Betrifft übrigens nicht nur Rollenbilder. Monchi von Feine Sahne Fischfilet etwa sagte mal: „Ich habe Rassismus und Sexismus zuhauf in meinem Kopf, das hält man gar nicht aus, aber ich versuche, darüber nachzudenken und mich nicht davon leiten zu lassen.“Es ging mir so wie dir: In meiner Kindheit waren immer Frauen da und um mich herum, die sich kümmerten. Das fand ich ganz normal. Wer weiß: Hätte ich selbst eine Frau kennengelernt, die in puncto Haushalt und Erziehung so kümmernd und selbstaufopfernd weitermacht wie die Generationen vor ihr, und wäre ich auf dem Dorf geblieben (no offense), hätte ich diese Rollenverteilung vielleicht selbst nicht oder langsamer hinterfragt. Es hilft aber in allen Bereichen und Ungerechtigkeiten, sich in die Rolle der anderen Person hineinzuversetzen. Ob im privaten Umfeld, in den sozialen Medien oder im Politischen und Wirtschaftlichen. So begann ich, meine eigenen Privilegien als weißer cis-Mann zu erkennen. Und versuche meinen kleinen Teil dazu beizutragen, dass andere dies auch tun und Schieflagen ein bisschen weniger schief werden. Ein Beispiel, das auch bei Dir im Buch vorkommt ist das Thema Elternzeit. Oft nimmt hier der Mann lediglich den Mindestanspruch wahr und zwar nicht weil er nicht anders wollte, sondern aus ökonomischen Gründen. In einer Gesellschaft in der Männer oft mehr als Frauen verdienen ist die Frage danach wer zu Hause bleibt, eine die der Arbeitgeber beantwortet. Jein. Klar, je mehr ER verdient, desto leichter kann er sich auf dem Argument, der große Hauptverdiener zu sein, ausruhen und abwesend sein. Ich finde: Wer über 4000 Euro im Monat verdient, wird nicht verhungern, wenn er statt zwei Monaten auch mal sechs oder mehr Elternzeit nimmt. Der wiederum aber sagt: Ich kriege maximal 1800 Euro Elterngeld pro Monat in der Zeit, das ist ein Verlust von 2200 Euro, den kann ich nicht ewig auffangen, der Kredit fürs Haus und die nächsten Weltreisen müssen doch bezahlt werden! Bei solchen Vätern ist es eine Frage der Prioritäten. Dafür, dass weniger Verdienende argumentieren, sich Elternzeit finanziell nicht leisten zu können, habe ich mehr Verständnis. Obwohl deren Fallhöhe auch geringer ist und die Entscheidung für (mehr) Elternzeit deshalb vielleicht sogar leichter fallen könnte. Wichtig ist doch, dass die Frau auch so bald wie sie will wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen kann. So teilen sich Paare erstens, wenn wir nicht von Alleinerziehenden reden, den Financial Load, das müsste doch entspannen. Zweitens steht sie nicht doof und arm allein da, falls eine Trennung ansteht. Sie ist dann weniger abhängig von ihm. Das sollten doch alle wollen. Vieles lässt sich selbst auch gar nicht steuern. Ich wurde tatsächlich mal wegen und während meiner genommenen Elternzeit gefeuert. Die Sache endete vor Gericht. Mein Anwalt schrieb mir Nachrichten während ich mit meiner Lebensabschnittsgefährtin zur Geburt im Krankenhaus war. Es ging zwar zu meinen Gunsten aus worauf ich aber hinaus will ist, dass ich als Vater öfter erlebt habe, dass ich sogar bei dem Minimalen was ich leiste auf Unverständnis oder sogar Hürden treffe. Ist das etwas was Du auch kennst? Wie schafft man hier das richtige Leben im Falschen? Ist unsere Gesellschaft überhaupt kinderfreundlich? Das ist schrecklich. Für Fälle wie diese gibt es die Pro Parents Initiative, die sich dafür einsetzt, dass Elternschaft als Diskriminierungsmerkmal ins AGG aufgenommen wird. Denn ja, nicht „nur“ Mütter, auch Väter werden als Arbeitnehmer diskriminiert, wenngleich auf einem anderen Level. Sowas passiert viel zu oft. Elternzeit zum Beispiel ist zum Glück dein gutes Recht als Arbeitnehmer, aber es gibt zu viele Chefs, die immer noch denken, das sei allein Frauensache und die Väter das spüren lassen. Dabei hängt genau dort ein Hebel, den Männer in Bewegung setzen können, um nicht nur sich als Väter, sondern auch ihren Frauen und der Gleichberechtigung zu helfen: Erst wenn eines Tages Väter genau so oft und lange Elternzeit nehmen oder auch in Teilzeit gehen wie Mütter, gelten beide dieser binären Geschlechter als gleich großes „Ausfallrisiko“ für Arbeitgeber*innen. Der Gender Care Gap würde dadurch kleiner werden, und folglich auch, zumindest theoretisch, der Gender Pay Gap.Nein, unsere Gesellschaft ist nicht kinderfreundlich, sie tut nur gerne so. Sie ist ja nicht mal frauenfreundlich. Kinder sind nur kein Problem, solange Mama sich weiter wie Generationen vor ihr kümmert. Was mir auch sehr wichtig ist, dass die Medien, die meine Kinder konsumieren einen modernen Anspruch haben. Ich versuche z.B. darauf zu achten, dass Geschlechterklischees vermieden werden und es auch um Diversität geht. Ich weiß, dass Dir das auch wichtig ist. Hast Du da Tipps für unsere Leser*innen was zum Beispiel sehr gut bei Deinen Kids ankam? Ich befürchte, wir sind dort nicht so konsequent, wie wir sein sollten. Sprich: Wenn bei einem Hörspiel der Wilden Fußbballkerle wieder „Mädchen gegen Jungs“ angesagt oder „der Dicke“ geärgert wird, kommentieren wir das, zertrümmern die CD aber nicht auf der Stelle. Dass bei Conni ihre Mama immer da ist und Papa fast nie, finden unsere Kinder zum Glück selbst komisch – weil sie es bei uns anders erleben. Schwierig wird es bei älteren Filmen: In „Karate Kid“ wird Mr. Myagi nicht nur einmal als Schl***auge beschimpft. Darüber wurde sich hier kaputtgelacht und wir als Eltern mussten sehr bestimmt und eindringlich erklären, warum sie dieses Wort bitte nie mehr verwenden und warum Schlitzohr aber okay ist. Schrecklich auch oft alte Disney-Filme, in denen das einzige Lebensziel von Prinzessinnen (!) darin besteht, einen Prinzen zu finden und glücklich zu machen. Arielle gibt für einen Unbekannten sogar ihre Stimme und ihr Unterwasserleben auf. Come on! Die neueren Disney-Pixar-Filme von „Frozen“ über „Coco“ bis „Soul“, „Luca“ und „Encanto“ sind dafür fast ausnahmslos ganz wunderbar und berührend. Wir kennen uns vom Musikexpress, wo Du als Redakteur arbeitest. Musik ist Dir wichtig. Wie stehst Du zu Kindermusik? Hast Du da irgendwelche Favs? Ich mag ja die Unter meinem Bett-Reihe sehr gerne, muss aber sagen, dass meine Kinder lieber anderes hören. „Unter meinem Bett“ hat uns nie so richtig gekriegt. Lange interessierten sich unsere Kinder gar nicht für Musik, dann für das „Ninjago“-Theme und aktuell für den „Encanto“-Soundtrack. Über Spreeradio und die 80s-Vorliebe meiner Frau kamen sie mit Queen in Berührung, beim Karaokespiel „Let’s Sing“ battlen sie sich zu „We Are The Champions“ in Fantasieenglisch. Spezielle, nicht debile und auch für Eltern erträgliche Kindermusik erlebt ja seit Jahren einen Boom. Beispielhaft möchte ich mal nicht die Klassiker Deine Freunde nennen, sondern Dikka. Dikka macht Spaß und Oldschool-Rap mit kinderfreundlichen Texten – zu Beats, die teilweise auch bei Snoop Dogg nicht negativ aufgefallen wären. --- Mein aktuelles Buch "Not Available: Platten, die nicht erschienen sind": https://amzn.to/3qlWvaa Meine Musik: https://danieldecker.bandcamp.com/ --- Dieser Post Fabian Soethof im Interview zu seinem Buch Väter können das auch! ist zuerst bei Kotzendes Einhorn. erschienen

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