Freiwilliges Handwerksjahr: Probieren geht über Studieren 

Was macht eigentlich ein Bootsbauer? Im Freiwilligen Handwerksjahr können Jugendliche auch seltene und ungewöhnliche Handwerksberufe ausprobieren. Foto: Solid Fotos, Adobe-Stock.com)Neue Wege in der Berufsorientierung: In Lübeck können Jugendliche innerhalb eines Jahres vier verschiedene Berufe testen. 73.444 Ausbildungsplätze konnten laut Berufsbildungsbericht 2023 nicht besetzt werden. Gleichzeitig fanden 26.381 Jugendliche keine Lehrstelle. Auch in dem gerade gestarteten Ausbildungsjahr haben wieder viele Betriebe keine neuen Azubis gefunden. Die Handwerkskammer Lübeck hat nun neue Initiative gestartet, um Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen: Ein „Freiwilliges Handwerksjahr“, kurz FHJ. Nadine Grün, Leiterin der Abteilung Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer Lübeck, erklärt, wie es funktioniert.  Personalwirtschaft: Im „Freiwilligen Handwerksjahr“ können Jugendliche vier Berufe ausprobieren, was versprechen Sie sich davon? Nadine Grün: Wir stellen in unserer täglichen Beratungspraxis immer wieder fest, dass sich viele Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk interessieren – aber wahnsinnig unsicher sind, weil ihnen die Praxis fehlt. Die vielen Karrieremöglichkeiten verstärken diese Unsicherheit noch. Die meisten Menschen kennen diese Frage: Hätte aus mir auch etwas Anderes werden können – ein guter Tischler, Goldschmied oder Mechaniker? Doch sie hatten nie die Gelegenheit, das herauszufinden. Viele Jugendliche schwanken zwischen zwei oder mehreren Berufen und ihnen fehlt einfach die Praxis, um eine fundierte Entscheidung für ihre Zukunft treffen zu können. Und im Handwerk ist die Praxis das A und O. Das FHJ ermöglicht Ausbildungsinteressierten, in die Praxis einzusteigen: Sie sammeln praktische Erfahrungen, lernen betriebliche Abläufe kennen und finden heraus, wo ihre beruflichen Talente und Stärken liegen. Das FHJ schafft damit für Ausbildungsinteressierte ganz neue Möglichkeiten bei der Berufsfindung. Nadine Grün, Leiterin der Abteilung Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer Lübeck. Foto: privat Woher kam die Idee für dieses Projekt? Grundsätzlich wurde die Idee in Süddeutschland geboren: Die Elektro Breitling GmbH aus Baden-Württemberg bietet das Handwerkerjahr schon seit mehreren Jahren erfolgreich an, allerdings komplett im eigenen Betrieb. Hier durchlaufen die Jugendlichen mehrere Abteilungen und lernen verschiedene Berufe kennen. Jörg Veit, der Geschäftsführer Personal bei Elektro Breitling, ist ein offener Mensch, der sein Wissen und seine Erfahrungen gerne mit anderen Interessierten teilt. So wurde Angelika Held von der Held Isolier-Technik GmbH aus Schleswig-Holstein auf das Angebot in Süddeutschland aufmerksam und hat sich an die Umsetzung des FHJ gemacht. Zwei Jahre intensive Recherchearbeit und die Motivation weiterer Partnerbetriebe folgten, denn Frau Held wollte den Jugendlichen die Möglichkeit geben, in einem Jahr vier Berufe in vier unterschiedlichen Betrieben kennenzulernen. Wir, die Handwerkskammer Lübeck, durften den engagierten Betrieb mit unserem Wissen punktuell auf diesem Weg begleiten. Und wie entwickelt die Handwerkskammer Lübeck die Idee weiter? Die Handwerkskammer Lübeck hat das Konzept von der Held Isolier-Technik GmbH aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit Frau Held der Landesregierung als Pionierprojekt vorgestellt. Wir hatten das große Glück, dass unsere Landesregierung das Potenzial des Formates für junge Menschen und Betriebe erkannt hat. Zusammen mit unserem Fördergeber, dem Schleswig-Holsteinischen Institut für Berufliche Bildung (SHIBB), können wir das Freiwillige Handwerksjahr nun möglichst vielen Jugendlichen und Betrieben anbieten. Innerhalb dieses Projektes sorgen wir dafür, dass interessierte Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zueinanderfinden. „Freiwilliges Handwerksjahr“ bezieht sich sicher nicht zufällig sprachlich auf andere Freiwilligendienste. Gehört es denn in diese Kategorie? Die Teilnehmenden haben aktuell den Status eines Praktikanten, bei Berufsschulpflicht auch den Status als Schüler beziehungsweise Schülerin. Beim Freiwilligendienst haben sie einen eigenen Status im SGB III (Sozialgesetzbuch). Das haben unsere Teilnehmer nicht. Für wen ist Projekt auf Teilnehmerseite gedacht? Was das Alter der Bewerbenden anbelangt, zeichnet sich momentan eine Bandbreite von 15 bis 25 Jahren ab. Wir haben keine Altersgrenze festgelegt, denn wir wollen keine Menschen ausschließen, die ihre Karriere in einer anderen Branche gestartet haben – sich nun aber für das Handwerk interessieren. Diese Menschen bringen umfassende Arbeitserfahrungen mit und können für unsere Handwerksbetriebe wertvolle Fachkräfte werden. Auch Studienabbrecher sind willkommen. Müssen die Jugendlichen einen bestimmten Schulabschluss mitbringen oder werden auch Schulabbrecher genommen? Interessierte mit einem ESA (Erster allgemeiner Schulabschluss, frühere Bezeichnung Hauptschulabschluss, d. Red.) oder MSA (Mittlerer Schulabschluss, frühere Bezeichnung Realschulabschluss, d. Red.) können beim FHJ mitmachen. Schulabbrecher können zum Beispiel auch einen ESA haben – also: Ja. Wichtig ist, dass die Interessierten eine Praktikums- beziehungsweise Ausbildungsreife mitbringen. Können auch Jugendliche, die nicht aus Lübeck und Umgebung kommen, daran teilnehmen? Grundsätzlich können alle interessierten Jugendliche daran teilnehmen, es gibt keine zahlenmäßige Begrenzung. Wir vermitteln allerdings nur in Betriebe unseres Kammerbezirks und somit sollten sie in Schleswig-Holstein einen Wohnort haben, um gut zu den Betrieben zu kommen. Wie sieht es während des Jahres mit Bezahlung, Versicherung et cetera aus? Die Teilnehmenden erhalten eine monatliche Aufwandsentschädigung von den Betrieben in Höhe von 450 Euro brutto monatlich. Dieser Betrag macht das FHJ besonders attraktiv für junge Menschen. Die FHJ-ler benötigen eine eigene private Haftpflichtversicherung sowie Krankenversicherung beziehungsweise bringen diese von Hause aus als Familienversicherung mit. Da die FHJ-ler maximal drei Monate in einem Betrieb sind, muss von Seiten der Betriebe zwar kein Sozialversicherungspauschalbetrag abgeführt werden. Aber natürlich müssen die FHJ-Praktikanten bei der Berufsgenossenschaft angemeldet werden. Können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beliebig Berufe kombinieren? Oder gibt es Richtlinien oder Empfehlungen? Die Handwerkskammer Lübeck führt mit den interessierten Jugendlichen individuelle Gespräche zur Berufsberatung durch. Während der Gespräche werden die vier Ausbildungsberufe identifiziert, in denen sich die jungen Menschen ausprobieren wollen. Die Jugendlichen können sich aus dem ganzen Spektrum an 130 möglichen Handwerksberufen bedienen. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Jugendlichen sich auch für Berufe interessieren, die vielleicht weniger bekannt sind. Dazu gehören zum Beispiel Segelmacher/-in, Orthopädietechnik-Mechaniker/-in, Bootsbauer/-in, Buchbinder/-in oder Raumausstatter/-in. Wie genau kommen die Jugendlichen und die Betriebe dann zueinander – gibt es so etwas wie eine „Praktikumsplatzbörse“? Im Anschluss an die individuelle Berufsberatung stellen wir einen direkten Kontakt zwischen passenden Betrieben und Jugendlichen her. Dieser Vermittlungsservice ist möglich, da das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung (SHIBB) das Projekt mit einer Koordinierungsstelle fördert. Sobald eine passende Stelle für die Jugendlichen gefunden wird, können sie dann auch mit dem FHJ starten. Welche Handwerksbetriebe machen bei dem FHJ mit? Die teilnehmenden Betriebe kommen ausschließlich aus dem Kammerbezirk der Handwerkskammer Lübeck im südlichen Schleswig-Holstein. Wir freuen uns sehr über das große Interesse seitens unserer Mitgliedbetriebe. Täglich melden sich neue interessierte Betriebe bei uns. Dadurch können wir den Jugendlichen eine große Bandbreite an Ausbildungsberufen anbieten. Sollten sich Jugendliche für einen Beruf interessieren, zu dem sich derzeit noch kein Betrieb bei uns aktiv gemeldet hat, sprechen wir einzelne Mitgliedsbetriebe gezielt an, die diesen Beruf anbieten. Die Betriebe zeigen sich dafür sehr aufgeschlossen. Die Handwerkskammer Lübeck ist vor gut vier Wochen mit dem Projekt an die Öffentlichkeit gegangen – wie ist bislang die Resonanz? Die Resonanz ist riesig: Mehr als 100 Betriebe wollen teilnehmen und rund 60 Jugendliche habe sich bei uns gemeldet. Darüber hinaus ist das Interesse von Seiten der Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulen und von vielen anderen Akteuren aus der Berufsorientierung wahnsinnig groß. Diese Gruppen sind die wichtigsten Beraterinnen und Berater für Jugendliche in der Berufsorientierung – von daher können wir das Interesse gar nicht hoch genug schätzen. Was versprechen sich die teilnehmenden Betriebe? Unsere Mitgliedbetriebe sehen in dem Freiwilligen Handwerksjahr eine Möglichkeit, Jugendliche für das Handwerk zu begeistern.

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