Gehört der Impfstatus in die Todesmeldung?

Über den Umgang mit einem verstorbenen AfD-Mitglied und warum der "Volksverpetzer" Fakten unterschlägt Auch wenn Politiker und Gesundheitsexperten im Moment vorsichtig optimistisch in das Corona-Jahr 2022 blicken, so ist es doch traurige Gewissheit, dass Covid-19 in den nächsten Wochen und Monaten noch viele Menschenleben fordern wird. Um so wichtiger erscheint mir ein Hinweis darauf, dass Medienschaffende mit diesen Todesopfern würdevoll umgehen sollten. Als Nachrichtenkonsument hat man sich fast schon daran gewöhnt, zu Meldungen über Verstorbene sowohl Todesursache als auch Impfstatus mitgeliefert zu bekommen. Aber ist das auch immer gerechtfertigt? Wenn Angehörige sich früher mit der Bitte an die Medien wandten, die Todesursache nicht zu nennen, wurde das – mit Ausnahme des Boulevard – von Journalisten in der Regel respektiert. Doch dieser Anstand bröckelt. Das Online-Magazin „Volksverpetzer“ ist laut Selbstbeschreibung im „Einsatz für Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit“ und nutzt dafür auch gerne Boulevard-Methoden. „Sachlich und gezwungen neutral“ zu berichten, sei für ihn „sehr schnell frustrierend“ erklärte es einmal Gründer und Chefredakteur Thomas Laschyk. Und so buhlt der Volksverpetzer häufig mit reißerischen Headlines um Aufmerksamkeit, mit drastischen Aufmacherfotos- oder Montagen, zugespitzten Formulierungen und nicht selten mit dem Brustton der Überzeugung: Wir sind die Guten. Letzteres gilt insbesondere für Beiträge über die AfD, darunter zuletzt ein Artikel mit dem Titel „Der Todeskult der AfD“ (den ich hier aufgrund seiner identifizierenden Berichterstattung nicht verlinke). Aufmacher des Volksverpetzer mit Foto aus Brasilien Der Inhalt sei kurz umrissen: Ein „AfD-Politiker“, dessen Impfstatus und voller Name genannt wird, „stirbt an Covid“, während „seine Kollegen weiter gegen die Impfung hetzen“, so die Sub-Headline, dazu ein Foto eines Intensiv-Patienten (dass dieses Aufmacherfoto nicht aus Deutschland sondern aus Brasilien stammt, erfährt der Leser nicht). Gleich die erste Artikel-Zeile deutet an, dass die Informationslage nicht ganz eindeutig ist, weshalb der Volksverpetzer nun bereits einschränkend formuliert, „ist wohl an Corona gestorben“. Auch wird jetzt klar, dass es keineswegs um einen aktiven Politiker, sondern um einen ehemaligen Bezirksvorsitzenden geht. G.W. wird als „vehementer Impfgegner“ bezeichnet, womit er „voll und ganz auf Parteilinie der AfD“ gewesen sei. Und dass Parteikollegen in ihren öffentlichen Trauerbekundungen weder Impfstatus noch Todesursache genannt haben, bezeichnet der Volksverpetzer als „scheinheilig“.Wer den Todesfall recherchiert, findet dazu einen Bericht in der „Mainpost“, die ihre Todesmeldung mit dem Hinweis beschließt „Auf Wunsch der Angehörigen soll die Todesursache nicht genannt werden.“ Die Redaktion des „Main-Echo“, die ebenfalls berichtete, kümmerte das hingegen nicht. Gleich in der Überschrift nennt die Lokalzeitung sowohl Namen, Impfstatus und Todesursache, „stirbt ungeimpft an oder mit Corona“. Warum die Redaktion den Wunsch der Angehörigen nicht respektierte, darüber wollte mir das Main-Echo auf Anfrage leider keine Auskunft geben. Allerdings zitiert die Zeitung einen Parteikollegen des Verstorbenen, Kurt Schreck, der berichtet, dass W. sowohl Maskenpflicht als auch eine Corona-Impfung abgelehnt habe. W.s Haltung in dieser Frage war demnach partei-intern bekannt. Aber hat W. diese Haltung auch nach außen getragen? Immerhin war er seit 2017 kein Funktionsträger mehr in der AfD, seine aktive Politikerzeit endete lange vor Corona. Weder im Main-Echo noch beim Volksverpetzer werden impfkritische Äußerungen von W. genannt, ich selbst konnte im Netz keine entdecken – was keinesfalls heißt, dass es sie nicht vielleicht doch gegeben hat. Aber auch Kurt Schreck antwortet mir auf Nachfrage, dass ihm keine öffentliche Äußerungen von W., wie zum Beispiel Rede-Beiträge o.ä. gegen die Impfung bekannt sind. Und Mainpost-Redakteur Björn Kohlhepp weiß ebensowenig von einer öffentlichen Stellungnahme W.s gegen die Impfung. „Wir hatten hier in der Region einige Querdenken-Proteste, doch dort ist W. nicht in Erscheinung getreten.“ Und dennoch wird der Impfstatus und die vermeintliche Todesursache von W. durch Journalisten in die Öffentlichkeit getragen. Es steht außer Frage, dass man über unwahre Behauptungen und wissenschaftsfeindliche Positionen der AfD berichten muss. Zumal eine Korrelation zwischen geringer Impfquote und hohem AfD-Stimmenanteil bei Wahlen inzwischen belegt ist. Und dass sich eine Verbindung herstellen lässt zwischen ihrer Stimmungsmache gegen die Impfung und dem Versterben ungeimpfter Parteimitglieder – selbstverständlich kann ein Volksverpetzer das berichten. Was er dazu allerdings nicht braucht: Den Namen des Verstorbenen. „Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich“, heißt es im Pressekodex, der auch für selbsternannte Faktenchecker wie den Volksverpetzer gilt. Im Übrigen war nicht nur die Bitte der Angehörigen um Schutz der Privatsspähre bekannt, sondern auch die Tatsache, dass die Kinder von W. zeitgleich ihre Mutter verloren haben. Dennoch hat sich der Volksverpetzer für die nicht-anonymisierte Variante entschieden, die dem Leser keinerlei Mehrwert, den Angehörigen aber um so mehr Leid beschert. Ich bin bereit, zu glauben, dass der Volksverpetzer mit einem hehren Ziel angetreten ist, nämlich Fake-News zu bekämpfen, in vielen Fällen ist ihm das sicher auch gelungen. Um so mehr verwundert es mich allerdings, dass der Volksverpetzer selbst Fakten unterschlägt, die nicht zu der eigenen Schlagzeile passen. „Seine Kollegen hetzen weiter gegen Impfung“ steht groß über dem Artikel – und es ist keineswegs die ganze Wahrheit. Das Main-Echo, welches der Volksverpetzer als Quelle angibt, hat schließlich genau so einen „Kollegen“ von W. befragt. Und siehe da, über den AfD-Mann Kurt Schreck berichtet die Zeitung, „er vertraue in dieser Frage der Wissenschaft, sei geimpft und von der Wirksamkeit der Impfstoffe überzeugt.“ Mit anderen Worten: Damit die Headline stimmt, verschweigt der Volksverpetzer seinen Lesern einen Impfbefürworter in den Reihen der AfD. In einer Zeit der täglichen Impfappelle und zu niedrigen Impfquote, wo es insbesondere bei der Anhängerschaft der AfD noch Überzeugungsarbeit braucht, erscheint mir so eine Auslassung wenig hilfreich.

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