Es ist schon faszinierend, was man zuweilen im Archiv entdeckt. 2001 haben Andrea Paluch und Robert Habeck einen Roman in Anlehnung an Theodor Storms Novelle »Der Schimmelreiter« veröffentlicht. Der Titel lautete passenderweise: »Hauke Haiens Tod«. Anfang 2002 haben ich den Roman dann rezensiert. Jetzt habe ich die Buchkritik wieder entdeckt. Hier ist sie: Andrea Paluch, Robert Habeck: Hauke Haiens Tod, S. Fischer, 255 Seiten, Unser Favorit im Januar 2002: „Hauke Haiens Tod“. Den Schimmelreiter haben wir in der Schule gelesen, jetzt gehen Andrea Paluch und Robert Habeck das Wagnis ein, Storms Novelle neu zu erzählen – zunächst einmal als Sturmflut-Desaster aus dem 20. Jahrhundert. Doch es steckt mehr dahinter: ein Familiendrama. Aus der Novelle ist ein Roman geworden, der Erinnerungsarbeit leistet. Und Andrea Paluch und Robert Habeck sind absolut überzeugend. Kurze Kapitel, rasche Schnitte, Aktion – eine Vorlage, die nur noch verfilmt werden muss. Bei einer Jahrhundertsturmflut an der Nordseeküste kommt es zur Katastrophe. Unter den Todesopfern sind Hauke Haien, der Bürgermeister und Erbauer des Deiches, seine Frau Elke und scheinbar auch ihre vierjährige Tochter Wienke. Doch die taucht fünfzehn Jahre nach der Unglücksnacht unvermutet wieder auf und erweist sich (nicht nur für Hauke Haiens ehemaligen Knecht Iven Johns) als höchst lebendig, wenn auch unter dem Namen Elisabeth Schmidt, die in einem Hamburger Heim aufgewachsen ist. Jetzt will Wienke ihre wahre Geschichte wissen. Und die ihrer Eltern. „Bring Wienke dahin, wo ihre Eltern ertrunken sind“, fordert sie. „Deine Eltern sind bei Gott. Der Priel hat sie rausgezogen. Wenn du seinem Lauf folgst, wird er dich zu ihnen führen. Aber beeil dich. Bei auflaufendem Wasser schneidet er dir sonst den Rückweg ab. Du hast vier Stunden Zeit.“ Eine starke, spannende Geschichte mit überraschendem Plot! Und rauen Charakteren. Andrea Paluch und Robert Habeck haben einen überzeugenden Debüt-Roman vorgelegt. Der Beitrag Habecks Hauke Haien ein Fundstück von 2002 erschien zuerst auf Armin König.
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