Jeder Griff muss sitzen

Wenn Daniela Klees oder Harald Henkel ihren Ballon starten oder landen, müssen alle mitarbeiten, auch die Passagiere. Die Ballone sind teuer, aber man muss kein Millionär sein, um ihn zu fahren. Wenn die Festivalleitung den Balloncrews, die nach Bad Dürrheim angereist sind, Passagiere vermitteln, ist das für die Teams ein kleiner Beitrag zur Finanzierung ihres Hobbys. Bis zu 70 000 Euro kostet ein neuer Ballon mit Korb, doch wer ihn gut behandelt, kann ihn jahrelang nutzen. Fahrtkosten und das Gas machen die laufenden Kosten aus. Je mehr Leute im Korb, desto mehr Gas wird benötigt. In einem mittelgroßen Korb mit fünf Personen kostet bei einer einstündigen Fahrt schon das Gas 60 Euro. Dennoch ist Ballonsport eher ein Hobby für Enthusiasten wie die Crew „Himmelsriesen“ aus dem Münsterland. Wolfgang Geissler oder Daniela Klees waren ursprünglich Verfolger, das heißt, sie fuhren mit dem Fahrzeug und Anhänger zu den Landeplätzen und holten Crew plus Passagiere wieder zurück, sie ließen sich ausbilden und heute steuern sie selbst einen Ballon. Die meisten Passagiere bekommen die Fahrt mit dem Ballon geschenkt, zum Geburtstag oder Ehe- und Firmenjubiläum. „75. oder 80. Geburtstag sind die häufigsten Anlässe. Manchmal denke ich: Lasst die Leute doch schon mit 50 ihre erste Fahrt machen“, sagt Daniela Klees. Pilotin Conny Ahring hat aber auch erlebt, dass Leute so begeistert sind, dass sie sich den Flug einfach zusammensparen. Die meisten Ballonsportbegeisterten seien ganz normale Arbeiter und Angestellte – „einen Millionär habe ich noch nie getroffen“, so Conny Ahring. Wichtig für solche Teams ist dann, einen Sponsor zu haben, die „Himmelsriesen“ fahren deshalb mit dem Logo des IT-Unternehmens „D.Velop“, dem Arbeitgeber von Pilotin Daniela Klees, und eines Wodkaherstellers. Die 17-jährige Liz Limberger ist schon etliche Male mitgefahren, am Wochenende arbeitete sie als Helferin beim Festival und wenn Platz ist, dürfen Helfer die freien Plätze als Mitfahrer auffüllen. Schon beim Aufrüsten, etwa dem Aufblasen der Ballonhülle half Liz mit. „Da packen alle mit an, das ist ganz normal als Passagier“, erzählt sie. Höhenangst hat sie nicht, auch die Landung, bei der alle in die Knie gehen und sich an Gurten festhalten, sei immer problemlos verlaufen. „Wenn der Korb am Boden ist, steigen auf Kommando des Piloten alle nach und nach aus und halten den Korb fest“, berichtet sie. Wenn alle gleichzeitig unkoordiniert aussteigen würden, bekäme der Ballon wieder Auftrieb und würde davonfliegen. Danach helfen alle mit, die Luft aus der Hülle zu drücken und verstauen die Hülle wieder. Bei sieben bis acht von zehn Landungen kommt der Korb auch stehend herunter, der Pilot gibt dabei immer wieder kurz dosiert Gas, um sanft aufzusetzen. Nach oben und unten steuern kann der Pilot den Ballon mit Hilfe des Parachute, der wie ein Pfropf oben am Ballon sitzt und über eine Leine geöffnet wird. Bis zu 100 Grad heiße Luft drückt den Parachute gegen die Ballonhülle, er ist aus dem gleichen Stoff wie die Hülle. Mit seitlichen Öffnungen kann der Pilot den Ballon drehen. Im Ballon gibt es wie beim Auto vorne, hinten, links und rechts. Manövriert wird, indem in eine höhere oder niedrigere Luftschicht gestiegen wird, in der eine andere Windrichtung vorherrscht. Theoretisch kann der Ballon dadurch im Viereck fahren. Für den Auftrieb ist die Temperaturdifferenz zwischen Außenluft und Balloninnenluft maßgeblich, sie sollte 70 Grad betragen. Die heiße Luft im Ballon schafft, weil sie leichter ist als die Umgebungsluft, den Auftrieb. Meist wird in einer Höhe von 150 bis 300 Meter über Grund gefahren. „Wir wollen ja auch noch was sehen“, so Wolfgang Geissler. Manchmal müsse man aber höher, etwa um einen Berg zu überwinden oder in eine andere Luftschicht zu gelangen. Die Ballons dürfen frühestens eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang starten und abends muss man eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang landen. Nachtfahrten sind nur mit einer Sondergenehmigung möglich. Tagsüber wird wegen der Thermik nicht gestartet, weshalb die Ballonsportler zum Frühaufstehen gezwungen werden. Dass sie in Bad Dürrheim nicht immer starten können, sind die Ballonpiloten gewohnt, an Bad Dürrheim schätzen sie aber den familiären Rahmen. Gleichzeitig mit dem Ballonfestival Bad Dürrheim wird das Warsteiner Ballonfestival am Warsteiner Hillenberg ausgetragen, dort kommen 300 bis 400 Ballonteams zusammen, wobei bei den Starts ungefähr 150 Ballons losfahren. Gestern früh, als es in Bad Dürrheim leicht nieselte war in Warstein strahlend blauer Himmel. Die Bad Dürrheimer Veranstalter können sich aber auch erinnern, dass in Bad Dürrheim blauer Himmel war und es beim Warsteiner Festival heftig regnete. „Ein Tag Regen gehört in Bad Dürrheim fast dazu“, meinte gestern Ballonpilot Wolfgang Geissler. Doch die Crews sind das Warten gewohnt, denn es sollte trocken sein, wenn sie starten und es sollte keine Böen haben. Veranstaltungen Trotz eines verregneten Auftakts am Freitag und leichtem Nieselregen am Sonntagvormittag war das 16. Ballonfestival eindrucksvoll und stimmungsvoll. Als sich die 32 Ballonteams aus Deutschland und der Schweiz am Sonntagmorgen um 6.30 Uhr zum Frühstück im Zelt trafen, tröpfelte es schon etwas und eine halbe Stunde später brachte der Meteorologe Henry Blum die Gewissheit: Am Sonntag wird es keine Starts geben. Immerhin konnten am Samstagabend gegen 18 Uhr alle Ballons einen Massenstart hinlegen, sie wurden vom Wind größtenteils in Richtung Donaueschingen getrieben. Für die Veranstalter sagte Joachim Limberger gestern: „Der Freitag war besuchermäßig und vom Wetter her eine Katastrophe, gestern haben wir aber einen der tollsten Festival-Samstage erlebt.“ Bereits das Aufstellen der Ballone zum Start am Abend und dann das Ballonglühen nach Einbruch der Dunkelheit seien wunderschön gewesen, später habe man dann ein tolles Feuerwerk gesehen. Joachim Limberger sagte, er habe von Besuchern tolle Rückmeldungen zu den Bands erhalten, die auf der Festivalbühne auftraten. Die Musik und die Bühnenshow hätten gestimmt, Publikum und Bands seien auf einer Wellenlänge gelegen. Finanziell wird es witterungsbedingt wohl auf ein Defizit hinauslaufen, doch das sind die Macher gewohnt. Zwar gab es bei den bisherigen Veranstaltungen auch Festivals, bei denen fünf Ballonstarts möglich waren und der Platz proppenvoll war, das Publikum erlebte aber auch schon Festivals, bei denen sich, mal wegen des Windes oder des Regens, kein einziges Mal ein Ballon in die Lüfte hob. „Das war ein grandioser Tag  und ein grandioses Feuerwerk am Abend. Ihr seid spitze“, rief Richard Bölling am Sonntagfrüh den Balloncrews zu. Bölling, der Ballonpionier im Schwarzwald-Baar-Kreis, dessen Söhne Sebastian und Michael ebenfalls Ballonpiloten sind, sagte: „Nach dem Festival ist vor dem Festival, nächste Woche haben wir schon wieder das erste Treffen zur Vorbereitung des nächsten Festivals am ersten Septemberwochenende 2019.“ Am Sonntagmittag ehrten die Veranstalter die Sieger der Fuchsjagd. 32 Ballone folgten dem Fuchs, dem Ballon von Thomas Koek, der zehn Minuten Vorsprung bekam und dann einen Marker abwarf. Aufgabe der verfolgenden Ballonteams war, möglichst nah an ihn heranzukommen und ein Sandsäckchen abzuwerfen. Der Fuchs landete hinter Donaueschingen und das Siegerteam kam mit seinem Sandsack genau 3,30 Meter an ihn heran. Sieger ist Dieter Ackermann aus Grafenhausen, ein ehemaliger Schüler von Richard Bölling. Er lenkt einen Einmann-Wettbewerbsballon. Auf Platz zwei kam Rony Fässler mit seinem Team aus der Schweiz und auf Platz drei Sven Lang, ebenfalls aus der Schweiz. Am Samstagabend war das Gelände gut gefüllt, als die Pop-Rock-Band Vinyl auf der Bühne das Publikum rockte. Die Parkplätze auf den Wiesen rund um das Festivalgelände waren gut gefüllt. Beim Ballonglühen ließen die Teams mit ihren Brennern die aufgestellten Ballonhüllen erleuchten, ganz im Rhythmus der Musik. Dicht gedrängt standen die Zuschauer rund um das Gelände und bewunderten dieses bunte Schauspiel in der Nacht. Danach kündigte Joachim Limberger das Feuerwerk an. Der staatlich geprüfte Großfeuerwerker und Bühnentechniker Thomas Obeth, der ehemalige Bad Dürrheimer, der in Geisingen eine Veranstaltungstechnikfirma betreibt, hatte diesen Part an den Unternehmer Patrick Ritzinger von Fireworks Hegau abgegeben. „Wir haben das Feuerwerk zusammen geplant und auch die Musik, aber da ich jetzt Catering mache und Bühnentechnik, habe ich diese Aufgabe abgegeben“, sagte Thomas Obeth. Die Planung habe mehrere Tage in Anspruch genommen, sagte Ritzinger, für den Aufbau war er mit sechs Mann ab 8 Uhr morgens vor Ort. Kugelbomben und Batterien zauberten ein 18-minütiges Feuerwerk in den Bad Dürrheimer Himmel, davon waren sechs Minuten mit Musik unterlegt. Kronen, Blumen, Herzen, Schmetterlinge und sogar Smileys wurden am Himmel gezeichnet. Vier bis fünf große Feuerwerke zündet Ritzinger pro Jahr, zusätzlich viele kleinere bei Hochzeiten oder Geburtstagen. Als das Feuerwerk am Samstagabend nach etlichen Minuten mit einem großen Knall endete und einige Sekunden nichts geschah, machte Joachim Limberger über Lautsprecher schon die Abmoderation und dankte dem Feuerwerker für das tolle Spektakel, als über Funk die Meldung durchkam: „Joachim, hör auf, das Beste kommt noch!“ Zur Belustigung der Zuschauer machten die Sprengmeister dann noch mal richtig Budenzauber am Himmel. Lieblings-Cocktails waren, wie die Damen am Cocktailwagen berichteten, Lillet, gefolgt von Caipirinha mit Zuckerrohrschnaps und Wodka Lemon. Und im Verpflegungszelt liefen Krustenbraten, Maultaschen mit Kartoffelsalat, Salate und bei den Süßspeisen Apfelküchle mit Mini-Donuts am besten. von Von Hans-Jürgen Eisenmann Neckarquelle https://www.nq-online.de/nq_54_43708_Ballonfestival-in-Bad-Duerrheim-Jeder-Griff-muss-sitzen.html Foto: Alessio Sera Der Beitrag Jeder Griff muss sitzen erschien zuerst auf 16. INTERNATIONALES BALLONFESTIVAL.

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