Käfer

»Unterhaltsam, informativ und erwartungsgemäß fabelhaft illustriert.« Frankfurter Rundschau Ein PortraitKopf, Brust, Hinterleib – so knapp sich die Liste liest, so variantenreich ist, was aus ihr hervorgeht: Käfer zeigen mit ihren bunt gefärbten, oftmals schillernden Panzern einen Formenreichtum, der im Tierreich einmalig ist. Bernhard Kegel, der selbst lange als Käferforscher gearbeitet hat, zeichnet ein abwechslungsreiches Portrait eines oft zu Unrecht übersehenen und als Ungeziefer geschmähten Insekts. Dessen gegenwärtige Bedrohung die Gefahr birgt, dass wir niemals alle Käferarten werden kennenlernen können – obwohl ihre Geschichte doch eng mit der unsrigen verbunden ist: vom Pillendreher, von dessen Verehrung altägyptische Skarabäen zeugen und der womöglich bei der Erfindung des Rades Pate gestanden hat, bis zu dem vermeintlichen Vorbild für eine folgenreiche und vielfach interpretierte Verwandlung in der Erzählung Franz Kafkas und nicht zuletzt dem Insektensterben der Gegenwart. Bernhard Kegels Band zeigt, warum wir auf diese Panzerträger der Natur keinesfalls verzichten können. Käfer Ein Portrait Sachbuch, 143 Seiten Mit vielen Abbildungen NATURKUNDEN No. 56, Hrsg. Judith Schalansky Matthes & Seitz, Berlin, 2019 Leseprobe1. Ein ungeheures Ungeziefer Der Filmemacher Volker Schlöndorff hat bei mir einen dicken Stein im Brett. Der Grund dafür liegt zwanzig Jahre zurück und wir haben damals kein Wort gewechselt. Sie fragen sich, warum ich diese Geschichte erwähne? Natürlich, weil sie mit Käfern zu tun hat. Zugetragen hat sich das Ganze in der American Academy, einer US-amerikanischen Forschungs- und Kultureinrichtung in idyllischer Lage hoch über dem Berliner Wannsee. Damals hatte man mich gebeten, die Vorstellung eines Stipendiaten zu übernehmen, ich weiß nicht mehr, was der junge Mann tat und an diesem Abend präsentierte, ich habe es genauso vergessen wie meine eigenen Worte. Ich weiß nur noch, dass etwa fünfzehn bis zwanzig Personen anwesend waren. Einer davon war Volker Schlöndorff. Lesen Sie weiter… ×Leseprobe: Bernhard Kegel – Käfer 1. Ein ungeheures Ungeziefer Der Filmemacher Volker Schlöndorff hat bei mir einen dicken Stein im Brett. Der Grund dafür liegt zwanzig Jahre zurück und wir haben damals kein Wort gewechselt. Sie fragen sich, warum ich diese Geschichte erwähne? Natürlich, weil sie mit Käfern zu tun hat. Zugetragen hat sich das Ganze in der American Academy, einer US-amerikanischen Forschungs- und Kultureinrichtung in idyllischer Lage hoch über dem Berliner Wannsee. Damals hatte man mich gebeten, die Vorstellung eines Stipendiaten zu übernehmen, ich weiß nicht mehr, was der junge Mann tat und an diesem Abend präsentierte, ich habe es genauso vergessen wie meine eigenen Worte. Ich weiß nur noch, dass etwa fünfzehn bis zwanzig Personen anwesend waren. Einer davon war Volker Schlöndorff. Als ich nach Begrüßungsworten eines Akademiemitarbeiters aufgefordert wurde, ans Mikrofon zu treten und in die Arbeit des Vortragenden einzuführen, geschah das Unvermeidliche. Der Gastgeber stellte mich und meine Bücher kurz vor und nannte mich – durchaus zutreffend – einen (ehemaligen) Käferforscher. Was zur Folge hatte, dass die Leute lachten. Und während ich mich erhob, um nach vorne zu gehen, lachte ich gequält mit. In diesem Moment ergriff Volker Schlöndorff, der in der ersten Reihe saß, das Wort und sagte laut und deutlich: »Ich verstehe gar nicht, was daran so komisch ist.« Er war ehrlich überrascht. Genau, dachte ich. Endlich sagt es mal jemand, vielleicht hören sie auf einen Oscar-Preisträger. Über Käfer zu forschen – daran war und ist absolut gar nichts komisch. Und doch geschieht es immer wieder. Man kann darauf warten. Die Leute lachen. Was, zum Teufel, amüsiert die Menschen, wenn sich jemand für eine gewisse Zeit intensiv der größten Tiergruppe auf diesem Planeten widmet? Im Gegenteil fände ich es verwunderlich, ja sogar fahrlässig, wenn man es, zumal als Biologe, nicht täte. Es handelt sich schließlich um einen bedeutenden Teil unserer biologischen Wirklichkeit, und, nebenbei gesagt, um Tiere, die ungeheure Schäden anrichten können. Den meisten Menschen ist das aber unbekannt oder herzlich egal und ich habe mich wie viele meiner ehemaligen Kollegen, für die die Tierwelt nicht nur aus Hunden und Katzen und ein paar Piepmätzen besteht, an diese weitverbreitete Ignoranz gewöhnt. Die Leute lachen eben, wenn nicht laut, dann doch wenigstens leise, hinter vorgehaltener Hand, was vielleicht noch schlimmer ist. Sie schmunzeln, grinsen sich an, finden es zum Piepen. Und obwohl ich sogar ein gewisses Maß an Verständnis dafür aufbringen kann, wenn ich an die Karikatur des fliegenbeinzählenden Museumsbiologen denke, trifft es mich. Nicht nur, weil ich dadurch als verschrobener Außenseiter dastehe, sondern auch, weil wir das sechste große Massenaussterben der Erdgeschichte, die Defaunation unseres Planeten, die Auslöschung großer Teile der globalen Tierwelt mit dieser Einstellung nicht werden aufhalten können. Ein dankbarer Blick? Vielleicht. Ich weiß es nicht mehr. Ich hätte ihm jedenfalls um den Hals fallen können, diesem großen Künstler und klugen Menschen, unterließ es aber, murmelte nur irgendetwas wie: »Das möchte ich auch mal wissen«, und faltete mein Redemanuskript auseinander, das nichts, aber auch gar nichts mit Käfern zu tun hatte. Vergessen werde ich Volker Schlöndorff diese spontane Intervention nie. Oft sind die einfachsten Lösungen ja die besten. Und diese Konstruktion ist genial einfach: eine kompakte Kopfkapsel mit allerlei beweglichen Anhängen, mit leistungsfähigen Sinnesorganen und kräftigen Kiefern, ein mehr oder weniger röhrenförmiges stabiles Verbindungsteil und ein Hinterleib mit den lebensnotwendigen inneren Organen, bauch- und rückenseitig jeweils von einem halben Dutzend schalenförmigen Skelettelementen geschützt. Diese sind durch elastische Häute verbunden und daher so flexibel, dass das Ganze gefahrlos auch auf das doppelte Volumen anschwellen kann, zum Beispiel, wenn Weibchen darin vorübergehend eine große Anzahl Eier unterbringen müssen. Kurz: Eine Chitinrüstung aus drei beweglich miteinander verbundenen Körperteilen, dazu drei Beinpaare und die raffiniert verpackten Flügel – fertig ist der Käferkörper. Dieses Bauprinzip ist nun allerdings nicht starr, sondern in vielfacher Weise abwandelbar, kann kugelig aufgewölbt oder abgeflacht, lang gestreckt oder gestaucht, auf Kommaformat verzwergt oder zu Faust- oder Handflächengröße aufgebläht, mit Hörnern versehen oder mit Dornen ausgestattet werden, die Oberfläche glatt glänzend oder skulpturiert, oft braun oder schwarz oder doch mit den buntesten Farbmustern versehen. Daraus ergeben sich derartig viele Möglichkeiten, dass auf dieser Grundlage die mit großem Abstand artenreichste Tiergruppe der Erde entstand. Keine andere kann ihnen in dieser Hinsicht das Wasser reichen. Ungefähr jede vierte Tierart ist ein Käfer. Außer im Meer und dem Eis der Polgebiete sind sie praktisch in jedem Lebensraum der Erde zu finden. Mit einigen recht stattlichen und vielen kleinen Exemplaren haben sie sogar das Süßwasser der Flüsse, Teiche und Seen besiedelt. John Burdon Sanderson Haldane, besser bekannt als J. B. S. Haldane, einer der Gründerväter der Populationsgenetik, veranlasste dieses Übermaß an Käfern zu einem mittlerweile berühmten Bonmot, das hier nicht fehlen darf – obwohl keineswegs klar ist, wann und unter welchen Umständen diese Bemerkung zum ersten Mal gefallen ist. Nicht einmal der genaue Wortlaut ist bezeugt. Haldane war eine schillernde Persönlichkeit, in jungen Jahren streitbarer Kommunist, später als Wissenschaftler Mitglied der Royal Society und Träger der Darwin-Medaille, ein vielfach ausgezeichneter Theoretiker, nach dem Mond- und Marskrater und sogar ein Asteroid benannt wurden. Aus Protest gegen Englands Verhalten in der Suezkrise wanderte er in den 1950er-Jahren aus und nahm die indische Staatbürgerschaft an. Mit Krabbelgetier hatte dieser Mann eigentlich wenig am Hut. Aber auf die Frage, was er denn aus dem Studium der Natur über ihren Schöpfer gelernt habe, soll Haldane geantwortet haben: Gott hatte offenbar eine außerordentliche Zuneigung (inordinate fondness) zu Käfern. Haldane selbst hat diese Bemerkung offenbar gut gefallen, denn er hat sie oft wiederholt, meist in einer leicht abgewandelten Form, die auch Astronomisches miteinbezog: »Gott hatte eine außerordentliche Zuneigung zu Sternen und Käfern.« Haldane war auch für andere Merksprüche gut. Zum Beispiel: »Ich habe den Verdacht, dass das Universum nicht nur seltsamer ist, als wir vermuten, sondern seltsamer, als wir überhaupt vermuten können.« © 2019, Matthes & Seitz, Berlin SchließenPressestimmen»Kegel schreibt viel zu munter und facettenreich, um sich nicht gerne von ihm belehren zu lassen. … unterhaltsam, informativ und erwartungsgemäß fabelhaft illustriert …« Christine Hoffmann, FRANKFURTER RUNDSCHAU »Der Band kommt keineswegs als Biologiestunde daher, sondern vielmehr als eine Reihe von Kurzgeschichten, mit Käfern als Protagonisten. … Den eleganten Erzählungen stehen viele hintersinnige und humorvolle Bilder zur Seite. … Kegel ermöglicht es uns in seinem schmalen Buch die schöne Idee, die ihm zugrunde liegt, lustvoll auszukosten. … Mit seiner lebendigen Begeisterung weckt Bernhard Kegel beim Leser eine flirrende Neugierde, die über die Käfer hinausgeht. Er ermutigt uns, den Blick zu schärfen und uns an allem zu erfreuen, was noch da ist.« Lisa Kreisler, ndr kultur »In einem gleichzeitig sachlichen und amüsanten Plauderton voll trockenem Witz und vielen Informationen gibt Kegel eine schöne Einführung in die Käferkunde.« Georg Patzer, literaturkritik.de »Der schmale Band ist nicht nur brillant und kenntnisreich geschrieben, sondern kann auch mit dem Vieltausendfachen seines Eigengewichts beschwert werden, ohne dass Buchstaben verloren gehen.« Axel Hacke, Süddeutsche Zeitung Magazin Der Beitrag Käfer erschien zuerst auf Bernhard Kegel.

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