Kindheit im Krieg: ‚Wir sind Wölfe‘ Eine Reise voller Mut und Menschlichkeit

Liebe (Buch- und Geschichts-)Freunde, unsere Kinder sind groß geworden. Wer uns ein wenig kennt, weiß, dass unsere Kinder ohne Schule aufwachsen und neben den Lerninhalten auch alle Lernmaterialien frei wählen. Unser Los: eine große Auswahl an Büchern zu unzähligen, immer komplexer werdenden Themen. Beim letzten Besuch in der Buchhandlung fiel uns „Wir sind Wölfe“ in die Hände. Das Kinderbuch von Katrina Nannestad handelt von den vergessenen Kindern in Ostpreußen nach dem Zweiten Weltkrieg – den „Wolfskindern“. Die Geschichte: Eine Reise durch die Wirren des Krieges Stellt euch vor, ihr seid 11 Jahre alt und müsst plötzlich die Verantwortung für eure jüngeren Geschwister übernehmen, während die Welt um euch herum im Chaos versinkt. Genau das passiert der Protagonistin Liesl, die mit ihren Geschwistern Otto und Mia durch das kriegszerstörte Ostpreußen zieht. Ihre Mission? Überleben. Ihre Herausforderung? Ihre Kindheit, ihre Unschuld und ihre Menschlichkeit zu bewahren. Als ich in der Buchhandlung stehe, fallen mir zu Wir sind Wölfe sofort zwei Umstände ein. Ich kenne die grausamen Schicksalsschläge aus den Erzählungen unserer Großelterngeneration. Und ich weiß, dass man es in Deutschland vorzieht, über die deutschen Opfer zu schweigen, selbst wenn es sich dabei um Kinder handelt. Wenn es in diesem Buch wirklich um die Tragödie der vergessenen Kriegsopfer geht, warum wendet es sich dann an Kinder? Ist dieses Thema für junge Menschen nicht viel zu verstörend? Geht es möglicherweise wieder darum, den „Deutschen“ vorzuwerfen, was sie verbrochen haben? Ist das Buch nur die Fortsetzung eines politisch gefärbten Geschichtsunterrichts, nach dem man sich schlecht fühlt? Versteht eine australische Autorin überhaupt was von deutscher Geschichte? Von wegen nichts für Kinder Natürlich musste dieses Buch mit. Ich wollte wissen, wie all das Leid, all die Verzweiflung und Unfähigkeit eines verloren gegangenen Kindes so rübergebracht wird, dass Leser*innen es nachvollziehen können, ohne selbst daran zu zerbrechen. Und was soll ich sagen? Ich bin beeindruckt von der tief durchdachten Darstellung der Autorin! Katrina Nannestad gelingt es, die Schrecken des Krieges durch die Augen eines Kindes zu zeigen, ohne die Realität zu beschönigen. Sie nimmt uns mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die uns zum Lachen, zum Weinen und vor allem zum Nachdenken bringt. Liesl ist nicht nur eine Figur in einem Buch, sie wird zur Freundin, zur Schwester, zur Heldin, die wir alle in uns tragen. Habt ihr euch jemals gefragt, wie es wäre, in einer Zeit des Umbruchs zu leben? Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr plötzlich in Liesls Schuhen stecken würdet? Und je tragischer ein Kinder- und Jugendbuch ist, umso wichtiger wird das Ende. Und das ist – man mag es kaum glauben – ein gutes. Wir sind Wölfe: Ein Buch ohne erhobenen Zeigefinger In der Geschichte geht es nicht um eine glorreiche Vergangenheit. Weder der Nationalsozialismus und der Holocaust noch die Aktionen der Alliierten werden verherrlicht oder verschwiegen. Das Buch ist zweifellos ein Meisterwerk unter den Kinder- und Jugendbüchern über den Zweiten Weltkrieg und die frühe Nachkriegszeit. Ich denke, gerade weil die Autorin keine Deutsche ist, schwingt in ihrem Werk kein Zeigefinger. Jede Wette, dass sich ‚wir sind Wölfe‘ umso mehr für Schüler eignet! Ein Lichtblick im Dunkel der Geschichte Die Vorstellung, sein Zuhause zu verlassen, seine Eltern zu verlieren und fortan ums Überleben kämpfen zu müssen, ist gar nicht so weit weg von dem, was heute passiert. Es ist ungewiss, wo man Hilfe erhalten und wem man überhaupt noch vertrauen kann. Wie bei allen wahren Wolfskindern ist auch Liesls Geschichte tragisch. Dass das Buch aber nicht nur traurig ist, sondern inmitten der Tragik um Liesls Leben im kriegszerstörten Ostpreußen auch schöne Erlebnisse bietet, zeige ich euch mit diesem lustigen Ausschnitt: Stellt euch vor: Liesl, ein junges Mädchen, gezwungen, in einer Welt des Chaos und der Zerstörung zu überleben, findet einen Moment des unbeschwerten Glücks – beim Fahrradunterricht für russische Soldaten. Ja, ihr habt richtig gelesen! In einer Welt, in der jedes Lachen kostbar ist, wird Liesl zur Radfahrlehrerin. „Den Rest des Tages verbringe ich damit, den Russen das Fahrradfahren beizubringen. Diejenigen, die nicht fahren, sehen zu und lachen und feuern uns an.“ Hier beginnt eine unerwartete und herzerwärmende Episode. Liesl startet mit einem Soldaten, der noch lernen muss, wie man richtig fährt, um nicht gegen Wände zu krachen. Dann Igor, ein Soldat, der schnell lernt, aber nicht weiß, wie man anhält – eine Szene, die so komisch wie lebendig ist. „Er schreit, dass du ihm nicht gezeigt hast, wie man anhält“, lacht Alexi, während Igor hinter einem Hügel verschwindet. Die Szene entfaltet sich weiter, als Liesl noch anderen Soldaten das Radfahren beibringt. Sie werden zu Kindern in den Körpern jener, die einst als Feinde galten. „Sie sind wie kleine Kinder, die immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wollen. Kleine Kinder, verborgen in den Körpern böser russischer Soldaten.“ Und dann der Höhepunkt: Kommandant Sokolow, ein Riese von einem Mann, lernt auf einem winzigen Kinderfahrrad zu fahren. „Er sieht aus wie ein Zirkusbär auf einem Dreirad“, aber er mischt sich geschickt unter die anderen. Diese Szene ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie inmitten von Krieg und Verlust Momente der Freude und des Lachens möglich sind. Das zeigt uns, dass Menschlichkeit und Wärme auch in den unwirklichsten Situationen gedeihen können. „Wir sind Wölfe“ fängt nicht nur die Tragödie des Krieges, sondern auch die unerwarteten Momente des Glücks und der Menschlichkeit ein. Tipp für hochsensible und gefühlsstarke Kinder Zuerst habe ich ‚Wir sind Wölfe‘ still für mich gelesen mit ein paar Unterbrechungen für meine Tränen. Dann habe ich es in den Schrank gestellt, um es meinen Töchtern erst in ein oder zwei Jahren zu geben. Für Acht- und Zehnjährige ist mir die Geschichte einfach zu tragisch. Der Vorsatz hielt nicht lange. Die Kinder entdeckten es und fühlten sich von dem neuen Exemplar magisch angezogen. Also beschlossen wir, das Buch gemeinsam zu lesen. So kann ich je nach Gefühlslage der Kinder Pausen einbauen, über das Erlebte sprechen und einzelne Episoden erklären. Bei Leseabenden mit der Familie beende ich ein Kapitel nicht abrupt mit der letzten spannenden Zeile, sondern wähle eine hoffnungsvolle Stelle. Fazit: Wir sind Wölfe von Katrina Nannestad ist ein Buch, das man gelesen haben muss! Das Buch ist wie eine Zeitmaschine, die uns in eine vergangene Welt entführt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Wenn ihr also ein Buch sucht, das euch nicht mehr loslässt, das eure Sicht auf die Welt verändert und euch zeigt, wie stark der menschliche Geist sein kann, dann ist ‚Wir sind Wölfe‘ eure erste Wahl. Ihr werdet es nicht bereuen! >> Wir sind Wölfe von Katrina Nannestad als EBook bei Buch7 <<  10 Bewertungen Wir sind Wölfe: Ein berührender Roman über eine Flucht im Zweiten Weltkrieg* 14,00 € Bei Amazon ansehen* Ihr könnt ‚Wir sind Wölfe‘ auch bequem online über genialokal.de bestellen und dann in eurem Buchladen des Vertrauens vor Ort kaufen. Und wer Thalia-Kunde ist, kann diesen Link nutzen. Hinweis: Die Links in diesem Beitrag sind Affiliate-Links. Das heißt, wir bekommen etwas Provision, wenn ihr über die Links bestellt. Damit unterstützt ihr unsere Arbeit und sorgt dafür, dass unser kleines Blog für euch erhalten bleibt. Was bedeutet es für euch, in schwierigen Zeiten stark zu bleiben? Berichtet mir auch gern von den Kinder- und Jugendbüchern, die bei uns auf keinen Fall fehlen sollten. Ich wünsche euch allen eine gute Lesezeit! Eure Evelin Der Beitrag Kindheit im Krieg: ‚Wir sind Wölfe‘ Eine Reise voller Mut und Menschlichkeit erschien zuerst auf Free Your Family.

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