Krieg im Cover – Das Ende der norditalienischen Bass-Saga

Long time no see, liebes Castingvolk. Ich hoffe, ihr seid wohlauf. Ich bins. Halbwegs. Und halbwegs reicht um Vollgas zu Angeln. Und euch davon zu berichten. Diesmal – ganz vielleicht – nicht in Überlänge. Versprechen kann ich‘s aber nicht. Wir werden sehen, ob meine Fingerkuppeln wieder Amok laufen oder es diesmal ein bisschen gesitteter zugeht an der Tastatur. Eigentlich war‘s geplant, diese Worte letzten Sommer zu releasen, aber dann knallte es im Privatleben zu einem Zeitpunkt, der nicht unpassender hätte sein können. Mehrere Dinge kamen zusammen. Darunter das Ende der Beziehung, die schon so vielen Stürmen standgehalten hatte. Details erspare ich euch. Was das nach Jahren gemeinsamen Kampfes mit der Psyche eines Menschen macht, brauche ich hier nicht auszuführen. Es sei nur so viel gesagt: Das, was letzten Herbst geschah, wünsche ich nicht meinem schlimmsten Feind. Mehr muss man nicht wissen. Nur, dass ich wieder da bin und es weiter geht. Mit dem Leben, dem Angeln & sunkentree. Ohne Partnerin an meiner Seite. Aber mit der selben Liebe und Leidenschaft für die Sache wie an Tag 1. Alles kommt, wie es kommen muss. Kuss an jeden, der mir in dieser Zeit beigestanden und mich nicht aufgegeben hat. 2024 wird unser Jahr. Aber davor gibt‘s noch eins der wenigen Highlights aus 23 in ya face. So, here we go. Sie war mehr als überfällig. Die Revanche auf der anderen Seite der Alpen. Wer meine ersten Gehversuche (2016 / 2017) im Bereich des Bassens mitverfolgt hat, weiss, welches Loch in meiner Seele klaffte. Und wer mich persönlich kennt, weiss wie lange ich es nicht flicken konnte. Der Krankheitsausbruch 2017 und die darauffolgenden Jahre haben mich gaaanz weit weg katapultiert. Weg von den ewigen Seerosenfeldern und strahlend blauem Himmeln, hin zu den kalten Leuchtstoffröhren der Notaufnahme und meinem Laptop Monitor, der für mich lange Zeit das einzige Tor zur Welt war. So musste ich 2019 meinen Jungs dabei zuschauen, wie sie Ihr Bass-Debut ohne mich feierten – und unnormal abrissen. „Nächstes Jahr bin ich am Start!“ – Pustekuchen. Meine Achterbahnfahrt zog sich wie ein (Kau)gummi… Von Z Man. Die meisten Trips und Pläne der Folgejahre lösten sich in Rauch auf. Entweder floss der letzte Euro in Therapien und Arztbesuche oder aber ich hatte eine Phase, in der mein Körper dicht machte. Ein paar kontrollierte, gesittete Kurzurlaube mit meiner (jetzt muss ich sie wohl so nennen) Ex hatten sich dennoch realisieren lassen. Dafür bin ich dankbar. Sehr. Auch wenn ich sie nie ganz auskosten und in der jeweiligen Gegenwart genießen konnte. Auch wenn sie nie von der selben Freiheit geprägt waren wie vor dem Ausbruch. Nichtsdestotrotz blieben die Orte und Geschehnisse in Erinnerung (Keine Floskel). Die Tiefs und das grottige körperliche Befinden blendet unser Brain im Nachhinein einfach aus. Konzentriert sich auf das Schöne. Man weiss, dass man im Arsch war, aber kann es nicht mehr nachfühlen. Fast so als wäre man es nie gewesen. Als hätte man die Zeit genossen wie ein normaler Mensch. Keine Ahnung wieso. Komisches Phänomen. Aber besser isses. Andersrum hingegen, erzeugen spannende oder schöne Erinnerungen immer ein positives Gefühl der Freude & Nostalgie. Keinen Plan ob‘s den (hoffentlich wenigen von was auch immer) Kranken unter euch genauso geht. So oder so: Egal, wie wenig Kohle du hast und wie tief das Messer steckt: Steh auf. Mach den Schritt. Geh raus. Mach die Reise. Solangs IRGENDWIE möglich ist. Wenn auch nur einer von 7 beschissenen Tagen klargeht, war‘s das wert. (Und schon wäre ein durchschnittlicher Kontra K Song im kasten #nohatenurjoke) Vorletztes Jahr im Sommer ging‘s leider nicht klar. Der zweite Anlauf für eine gemeinsame Schwarzbarschschlacht mit meinen alten Angelbrüdern von hdfishing. Wochenlange Planung, Bestellungen, Zoomcalls, Heissreden. Endlich wieder hartes Fischen im Trio. Die Souvenirs, die mir der Schub aus dem Frühjahr dagelassen hatten, sollten mich nicht davon abhalten. Aber sie taten es. Am Tag der Abreise. Ich sagte ab. Mit gepackten Taschen. Und sah zum wiederholten Mal zu, wie meine Jungs Richtung Süden bretterten… Die Wiederauferstehung Zeitsprung —> Ende 2022. Seit ein paar Jahren hab ich nen weiteren Castingbuddy for Life an meiner Seite. Ein Zweitmetriger, russischer Riese aus den Eingeweiden Bayerns. Bevor sich unsere Wege kreuzten, war Jakob begeisterter Carper. Dann kam die erste gemeinsame Session an seinem Haustümpel und sein erster Besuch bei mir in Mannheim. Der Rest ist Geschichte. Seitdem wird die Staubschicht auf der Futterkelle immer dicker, während die Luft nach oben immer dünner wird. Der Junge ist voll drin. Und wird da nie wieder rauskommen. Sorry und gern geschehen gleichermaßen. Unser größter gemeinsame Nenner ist – neben menschlichen Matching Points – die kompromisslose Bereitschaft am Wasser zu bluten. Füreinander und für den Fisch. Jeder kennt die Macken des anderen und weiss damit umzugehen. Straighte Kommunikation und kompletter gegenseitiger Support. 3 Stunden Scheisse reden funktioniert ebenso wie einen halben Tag konzentriert Fresse halten, wenn die Situation es verlangt. Für halbgare Zweckbekanntschaften habe ich (insbesondere seit der Erkrankung) keinen Nerv. Kein Gewässer der Welt würde mich noch dazu bringen mit Leuten fischen zu gehen, von denen ich genauso wenig halte wie Sie von mir (aus welchen Gründen auch immer). Neue Freundschaften sind immer geil (und werden irgendwann schließlich auch zu den gut gereiften „alten“).  Daher immer offen sein und mit positiver Einstellung rangehen. Aber nicht zu allem Ja & Amen sagen, was eine Angel in der Hand hält. Kann sich rächen (und ich euch ein Liedchen von singen bzw. ein Büchlein von schreiben). Machen wir uns Nichts vor. Jene von uns, die länger dabei sind, wissen welche Charaktere in unserer Bubble umhergeistern (No Namedropping). Verloren im ewigen Kreislauf des Schw*nzvergleichs, auf der Suche nach Ruhm und Anerkennung. Um jeden Preis. Prinzipien adieu. Die Liebe zur Sache rückt dabei in den Hintergrund. Das Fangen von Fischen bietet leider einen viel zu fruchtbaren Nährboden für charakterliches Unkraut. Ohne die Welt erklären zu wollen (und erst recht nicht zu können): Bleibt gerade & haltet euch an die Menschen, die euch guttun, nicht an jene die (temporär) nützen. „Lieber 100 echte Feinde, als einen falschen Freund“ … Oder wie ging das gleich nochmal? Und so hab ich die letzten 3 Angeljahre mit keiner Person auch nur im Ansatz so viel Zeit am Wasser verbracht wie mit Bruder Jakob aka brother J (Instagram: @ brother_j_fishing ) Von seinen ersten Steps an der Spinnrute, über das Erlernen neuer Techniken und Knacken sämtlicher PBs, bis hin zu seinem ersten eigenen Boot, das die Fischerei (insbesondere im Ausland) aufs nächste Level heben und uns in Zukunft neue Möglichkeiten eröffnen soll. Es war ein schönes Gefühl den boy wachsen zu sehen (auch wenn es anatomisch betrachtet kaum möglich ist) und meinen Teil als Freund dazu beigetragen zu haben. Wir zwei haben uns gegenseitig einiges zu verdanken. Neue Leidenschaft oder neues Leid? Vermutlich beides. Nach 2 Jahren gnadenlos intensiver „Sunkenschool“ und mindestens ebenso vielen alleine am Wasser verbrachten Stunden, war der Junge bereit für seine erst Schlacht im „Kingdom of Cover“ (und ich mehr als ready für das überfällige Rückspiel). Vorher hätte es wenig Sinn gemacht. Um halbwegs Freude an der Angelei im Rahmen eines Kurzurlaubs zu haben, sollte man mit den meisten gängigen Techniken vertraut sein, sowie (sehr präzise) werfen, variieren und schalten können. Die Zahnrädchen aus Logik, Intuition und Gefühl müssen kontinuierlich ineinander greifen, um auch in schwierigen Situationen (,die beim Bassen täglich- bzw. stündlich Brot sind) nicht auf die Schnauze zu bekommen. Koch-Kopfangeln scheint mir treffend. Der Denkappart muss brodeln. Anständiges Bassen bedeutet, die Fusion all dessen, was man für unsere heimischen Raubfische braucht… zum Quadrat… mal 100… Richtung Unendlich… Spaß beiseite, das Rabbithole ist tief. Wer seinen Kopf hineinsteckt und ein paar Meter kriecht, kann nicht mehr umkehren. „Je mehr man versteht, umso schwieriger wird’s“ oder so ähnlich. Überdramatisieren & Verkomplizieren sollte man die Dinge natürlich nicht. Wie bei allen anderen Arten auch, kann das Fischen super simpel und extrem effektiv zugleich sein. Im Idealfall zündet direkt die erste Taktik des Tages und man erlebt geiles Angeln. In der Praxis gestaltet sich das Ganze aber meistens ein bisschen anders. An seinen ersten Schwarzbarsch (size doesn‘t matter) zu kommen, ist dabei nicht das Problem. Optionen gibts viele. Am Ende sind es die Mülltonnenmäuler, die deine Haare grau werden lassen. Bis zur Komplettglatze. Während die Jungfische in der Regel auf zahlreiche (aber bei weitem nicht alle) Baits & Taktiken anspringen, muss man für die erfahrenen Alttiere deutlich tiefer in die Trickkiste greifen. Parameter wie Köder-TYP, -Größe, -Farbe und -Gewicht sowie Führungsstil, Stellenwahl, Beißzeiten, Wetterverhältnisse u.v.m. müssen solange aufeinander abstimmt werden, bis man einen Weg (welcher mehr einem schmalen Trampelpfad gleicht) findet, der zum Lustzentrum der Kröte führt. Das variiert von Gewässer zu Gewässer, Spot zu Spot und Zeit zu Zeit zwischen Ultralight und 30 cm Swimbait. Umschließen die Finger dann irgendwann die wulstige Unterlippe eines 5 Pfünders, braucht man sich nicht auf dem naiven Gedanken ausruhen, den Code nachhaltig geknackt zu haben. Bereits am nächsten Tag kann die Achterbahnfahrt von vorne losgehen. Hassliebe. Vor der Achter- kommt aber erstmal die Autobahn. Und genau auf der befanden wir uns Ende Juli letzten Jahres. Mit Hoffnung im Herzen und Hummeln im Arsch. Nach 10 Stunden Schneckentempo (Boot sei Dank) standen wir endlich vor der Schranke des Campingplatzes. Schlafentzug, Schweiss, Stau und Schlange am Schalter sollten als Schlagwörter für die erste Tageshälfte reichen. Der Nachmittag gestaltete sich ähnlich, nur dass ich das Repertoire um „Stellplatzsuche“, „Stromanschlussstress“ und „Supermarktsession“ erweitern würde. Unerwartet unkompliziert gestaltete sich diesmal der Erwerb der Angelkarte. 5 Minuten Rumgestammel und Rumgefuchtel, ein kräftiger Händedruck. E voila. (Positive Überraschungen soll‘s auch noch geben). „All in“ am Big Lake. Kein Alserio. Kein Krater. Keine Alternativen. Direkt für eine Woche den Pakt mit dem Pusiano-Teufel geschlossen. Nachdem wir gegen 16 Uhr mit dem Feeling, das Death Valley zu Fuß durchquert zu haben, endlich ein Häkchen hinter den Orgakram gesetzt hatten, war Schlaf das Einzige, wonach sich unsere geschundenen Geister sehnten… Ganz dicht hinter Angeln. Der Ruf des Sees war zu verlockend. Gesagt, geslippt. Im goldenen Licht der tief hängenden Alpensonne, tuckerten wir Richtung nordwestlichen Teil des Sees, wo eine malerische Insel, breite Schilfgürtel, Seerosenfelder, versunkene Bäume und das namengebende Städtchen mit interessanten, urbanen Uferstrukturen locken. Nach allen uns vorliegenden (wenn auch recht spärlichen) Infos, sollte es sich dabei um den – zumindest aufs Bassangeln bezogen – erfolgsversprechendsten Teil des Sees handeln, was sich angesichts der strukturreichen & tiefabfallenden Ufer als durchaus plausible Einschätzung werten ließ und (nach Überfliegen von Maps & Tiefenkarte) auch die von mir als am sinnvollsten erachtete Startzone darstellte. „Let´s go Bruder“ Wacky, Hardbait, Gummis. Es dauerte nicht lange bis zu den ersten Kontakten. Schnell waren ein paar Mittzwanziger gepflückt und Brother J konnte sich über seinen ersten Bass freuen. Basspremiere für Bruder Jott Chunky little fella Wheelhead, Wacky, Wobbler – Scheiss egal, die Bambinis haben Bock! Lurefans X68 in Sparkling Ghost mundet. Viel wichtiger als die Fische war allerdings die Erkenntnis, dass unsere Vorstellung von der 6 tägigen „Komfort-Kreuzfahrt auf dem Castingdeck“ ein unerfüllter Traum bleiben sollte. Wieso? Während sich offene Wasserflächen mit schnellen Methoden sehr entspannt nebeneinander vom verankerten oder treibenden Boot aus befischen lassen, sieht es beim Flippen anders aus. Rubberjigs, Würmer & Co. müssen präzise & zeitsparend in Lücken getunkt werden, was eine maximale Nähe zur Struktur erfordert. Jeder Wurf beansprucht idR nur wenige Sekunden, bevor der Köder herausgezogen und im nächsten „Loch“ platziert wird. Punktuelle Angelei, die es einem gleichzeitig erlaubt, ordentlich Strecke zu machen. Das Wasserfahrzeug ist dabei ständig in Bewegung und muss ohne Hände nachjustiert werden können. Im Falle eines Boots macht es somit ein Pedal unverzichtbar. Hatten wir nicht. I Pilot alleine lässt keine konzentrierte Angelei zu. Entweder man ankert das Boot (was angesichts der wenigen Sekunden Angelzeit pro Quadratmeter keinen Sinn macht) oder hält mit seinem Daumen Wache. Beides Scheissoptionen. Gleichzeitig sind die groben (und mit starken Verwirblungen assoziierten) Nachjustierungs-Drehungen des Bugmotors an einem überfischten Gewässer pure Biteblocker. Bereits nach den ersten Schilflücken versuchte ich Jakob (, der sich logischerweise besonders auf den ersten Auslandseinsatz seiner Schüssel freute) beizubringen, dass wir uns auf nasse Ärsche und Flossen einstellen müssten. Beim Angeln vom Belly hat man die Hände frei, kann ständig in Bewegung bleiben und viel unauffälliger agieren. Nur bei Anfahrt und Spothopping hat die Strategie ihre Schwächen. Stundenlanges „leer“paddeln kam nicht in Frage. „Lass doch erstmal so schauen Digga“ entgegnete Jakob, der sich nicht von unserem Ursprungsplan lösen wollte. Ich beharrte aufs Belly, konnte meinen Pazan aber vorerst nicht davon überzeugen. Die zweite wichtige Erkenntnis der Opening Session: Halbe Stunde Anfahrt zu den Spots vom Camp aus. Dummerweise (aus umwelttechnischer Sicht natürlich Sahne) kein Verbrenner erlaubt. Und E Motor nicht am Start. Also blieb der Bugmotor als einzige treibende Kraft. Schneckentempo und Steckdosenabhängigkeit. Schöne Scheisse. Mit allem drum und dran fielen wir irgendwann gegen 2 Uhr nachts tot ins Bett und entschieden uns (weisermaßen) gegen einen Frühstart am ersten vollen Angeltag. Das Schlaferlebnis auf dem klebrigen Synthetiklaken ließ sich angesichts der von uns zuhause vergessenen Bettwäsche als maximal mäßig bezeichnen. Gleichzeitig beläuft sich nach 48 Stunden Dauerseinsatz die Anzahl der gegebenen F*cks auf ziemlich genau 0 (französisch ausgesprochen). Man isst nicht da, wo man scheisst, deswegen isst man im Bett. Bettlaken wird überbewertet. Handtuch vergessen? Kein Ding, Einlagig regelt…   Day one (der richtige) Irgendwie hatten 6-7 Stunden Schlaf zwar den Wahnsinn aus den Gehirnen gespült aber uns noch nicht vollends auf die Beine gebracht. Während Ricky vor der Krankheit als Durchmachmaschine galt, hinterlassen heute 2 Tage ohne Schlaf ihre Spuren. Kognitiv und körperlich. Mit den Konsequenzen habe ich gelernt zu casten. Es gibt praktisch keinen Urlaub ohne Opfer. Doch selbst Jakob als gesunder Hüne hatte noch ordentlich mit den Nachwirkungen zu kämpfen, was sich im weiteren Verlauf des Tages zusätzlich rächen sollte. Leicht verklatscht machten wir uns zur denkbar gottlosesten Tageszeit mit dem Bugmotor über den Teich Richtung Basstropolis. Spots erkunden. Strukturen erfassen. Strategien tüfteln. Köder testen. Hier und da erwischte man ein paar Schwärme halbstarker Blackies, die sich – wie gewohnt – gegenüber Wackywürmern und kleinen, aggressiv getwitchten Hardbaits relativ dankbar zeigten. Wackywürstchen Brother J hat sich warmgewurmt. Kaulquappe statt Kröte. Twitch em up! Große, versunkene Bäume (Bekanntlich die schönsten Plätze auf diesem Planeten hö hö) hielten wie erwartet meist eine kleine Gruppe kapitaler Fische, die sich allerdings mit keiner uns zur Verfügung stehenden Methode auch nur im Ansatz überlisten ließen. Mochte an der Mittagszeit liegen, ebenso wie an der Tatsache, dass eben beschriebene Hotspots gefühlt 5 Mal am Tag von fähigen Bassanglern umgepflügt werden und die Bewohner mit allen Wassern gewaschen sind. Der Zeitpunkt muss also perfekt stimmen. Ein sonniger Sonntagnachmittag (an dem ein halbes Dutzend weiterer Bassboote der selben Beschäftigung nachgingen) zählt eher nicht dazu. Würmer, Shads, Pintails, Krebse, Topwater und Hardbaits wurden durch die Bank ignoriert und bewirkten nichts als ein Abtauchen der Fische in geschütztere Winkel des Unterschlupfes. Holding- statt Feeding-Area. Einmal sahen wir einen speckigen Dreiertrupp an uns vorbeiziehen, woraufhin ich Jakob hektisch zuflüsterte er solle seinen Wackywurm mit gut gewähltem Abstand leicht versetzt zur Schwimmbahn der Fische platzieren um evtl. einen davon abzugreifen. Der Wurf vom Brother landete dort, wo er sollte. Einer der Fische zeigte sofort Interesse, schwamm energisch auf den Köder zu und drehte 20 cm davor ab als hätte jemand einen Böller ins Wasser geworfen. So schnell lassen sich mit bisschen Erfahrung unsere vermeintlich clever gewählten Nahrungsimitationen also entlarven. Haken zu glänzend? Fluo nicht dünn genug? Sinkverhalten zu unnatürlich? Bisschen von allem? Eigentlich sollte ein unscheinbarer, schwereloser Senko in Green Pumpkin am 1er haken und 0,20er Fluo in solchen Situationen eine gute Figur abgeben. Doch selbst dieser finessige Approach war den Großmäulern an jenem Mittag zu viel des Guten. Im Grunde bestand der Großteil des Ausflugs darin, möglichst viel über das Gewässer zu erfahren, passende Lines für die (voraussichtlich) produktiveren Abendstunden zu suchen und Jakob anhand regelmäßiger Probewürfe ins Schilf das Prinzip des Rubberjigfischens im Cover zu erklären. Am frühen Nachmittag kochten die Hirne ebenso wie die Haut begann, verdächtig Richtung „Crawdad“-Dekor zu gehen. Der passende Zeitpunkt für ein Bad im Schatten der Insel. Warm wie Urin nach 20 Stunden Dauerrave, aber besser als nix. Freilebende exotische Tiere wie Pfauen, Kängurus und Rehe ließen das grüne Paradies wie einen Märchenwald wirken. Keine Ahnung welcher Zauberer (oder stinkreicher Mafioso) dort seine Residenz hatte, aber in Kombi mit dem türkisblauen Wasser & Bergpanorama wirkte die ganze Szenerie als wären wir nicht durch den Gotthard Tunnel, sondern von Gleis 9 3/4 gereist (Vielleicht mal ein kleiner Anreiz für die Windmühlen Flachland Freaks unter euch, das geliebte Rheindelta zu verlassen :*) Doch auch das Erfrischungsbad sollte Jakob nicht vor einem Sonnenstich bewahren, während ich selber auch nicht mehr weit davon entfernt schien. Uns fiel auf, dass wir so ziemlich das letzte Boot auf dem Tümpel waren. Angesichts der Beissflaute und unmenschlichen Temperaturen ging’s zurück Richtung Camp. Kurz klarkommen & kühle Klimaluft inhalieren. Bitter nötig. Cool down brother. SUNKENTREE Where the magic happens (Or should happen…) Paradise. Russischer Sultan kurz vor Hitzeschlag.   Sonne sinkt, Spannung steigt Die Vorarbeit aus der ersten Tageshälfte fruchtete. In den frühen Abendstunden fingen wir einige Blackies beim Powerfishing an den zuvor ausgemachten Spots. Komischerweise wollte Topwater (eigentlich ein shureshot an warmen Sommerabenden) noch nicht so richtig zünden. Weder Stickies, noch Popper noch Props. Wir tobten uns ein wenig aus, pflückten ein paar kleine Senkoschlürfer von den Kanten der Seerosenfelder und positionierten uns zur goldenen Stunde an den den Schilfgürtel, von dem wir uns das erhofften, weswegen wir den Trip angetreten sind. Vereinfacht gesagt, gibt es im Hochsommer 2 „Charaktertypen“ von Bass. Um der Hitze und dem starken Lichteinfall zu entfliehen, zieht ein Teil der Fische ins Tiefe und stellt sich an klassischen Offshore Structures wie Kanten, Steinhaufen, Unterwasserberge etc. ein. Dort ist es kühl, dunkel und Nahrung (vor allem größere Köderfische) ist in der Regel auch nicht weit. Der andere Teil verhält sich komplett gegensätzlich (wenn auch aus der gleichen Motivation heraus) und sucht Deckung in den Uferstrukturen. Hier gilt die Faustregel: Je dunkler, unzugänglicher und tiefer das Cover, desto besser. In Kombination mit steil abfallenden Ufern sind Stellen mit dichter Deckung absolute Hot Spots. Wie überall in der Natur, herrscht auch zwischen / unter den Fischen eine Hierarchie. Der Stärkste (aka Dickste) sichert sich den besten Platz. So gesehen lassen sich die Standplätze großer Schwarzbarsche im Sommer relativ einfach ermitteln. Hat man ein mehrere hundert Meter breites Seerosenfeld, ist logischerweise nicht jeder Quadratmeter gleich lukrativ. Am vielversprechendsten wären (in diesem Beispiel) Bereiche wo sich mehrere große Blätter überlappen und idealerweise an tiefes Wasser oder andere Vegetation (Schilf, Büsche, etc.) grenzen. Dort ist der Schutz vor Licht & Hitze am größten. Kurz gesagt: Finde den Spot im Spot! Und genau darauf hatte ich Bock. Scannen mit den Augen. Halm für Halm, Blatt für Blatt. Fischen nach Gefühl. Ohne technische Hilfsmittel. Das Kribbeln im Bauch wenn man sich einer tiefen, dunklen „Tasche“ nähert und den Köder perfekt platziert. Nur du und der Dschungel. Und irgendwo da drin die Kröte des Lebens. Abgesehen von der intuitiven Komponente, handelt sich beim Coverfishen um sehr direktes und hartes Angeln. Keine Kompromisse. Man bekommt nach dem Biss die pure Gewalt des Fisches zu spüren. Fette Braid (oder Fluo – je nachdem wie tief es reingehen soll), dicke Haken, hartes Backbone, Bremse lockdown. Und Anhieb des Zorns. Für gewöhnlich ist man keine paar Meter vom Fisch entfernt. Dringt quasi in sein Wohnzimmer ein… Und befördert ihn in Sekunden aus der Gefahrenzone bevor er sich losschütteln oder im Dschungel festsetzen kann. Purer Krieg. Im europäischen Süßwasser gibts für mich nichts Geileres. Mit Barschangeln wie wir es kennen, hat dieses Game wenig zu tun. Ein bisschen so als würde man Kapoera und Cage Fight vergleichen. Mit ähnlichen Ausführungen / Beschreibungen hatte ich Jakob für die Schlacht warmgeredet. Immer und immer wieder. Und da trieben wir nun. Vor atemberaubender Bergkulisse in grünblauem Wasser bei untergehender Sonne. Den Blick entschlossen in die unendlichen Tiefen des Schilfgürtels gerichtet. Rubberjig in der einen, H-Kombi in der anderen Hand. Jakob auf dem Alukarren. Ich wie angekündigt auf dem Belly. Fistbump. Durchschlafen. „Lets go Bruder“. Beautiful Battlefield. Ab durch die Hecke! Weniger ist mehr. Pures Greenpumpkin ist bei Sonne & klarem Wasser nie verkehrt. Deep in the Jungle Jedes Mal wenn der Krebs die Wasseroberfläche durchbricht —> Luft anhalten. Luft knistert. Paar Sekunden warten. Tut sich was? Nein? Leichtes Bibbern mit der Spitze. Soll der Skirt arbeiten. Immer noch nicht? 2 Mal anlupfen, Flucht simulieren. Kurz ruhen lassen. Nichts…Raus und nächste Lücke. Meter für Meter. Pocket für Pocket. „ALTER FUCK ICH HATTE EINEN!“  Hör ich die bassige Stimme links von mir über die Seerosen schallen.  „ATER WAS FÜR EIN BISS. SCHEISSE MAN“. Das war sie wohl gewesen. Jakobs erste Chance auf einen der Schilfwächter. Der Fisch hing, war aber nach wenigen Sekunden ausgestiegen. Zu überrumpelt muss der harte Einschlag für den russischen Riesen nach eigener Aussage wohl gewesen sein, sodass er den Anhieb nicht mit ausreichend Schmackes gesetzt hatte. Absolut normal. War mir bei meinem ersten Basskontakt vor vielen Jahren nicht anders ergangen. Man traut Fischen in Barschgröße eine derartige Brutalität einfach nicht zu, bevor man sie nicht selbst erlebt hat. Egal wie oft man es im Vorfeld sieht, ließt oder gesagt bekommt. Meinem guten Freund Simon (Von hdfishing, ihr erinnert euch) hat‘s bei einem seiner ersten großen Bass vor einigen Jahren erstmal die Rute aus der Hand geknallt, sodass er vom Belly ins Wasser hinterher springen musste. Die Großmäuler spielen nicht im Cover. Sie wollen töten. Nach dem Fischverlust und kurzer Trauer ging’s mit geschärften Sinnen weiter. Da ich dank dem Belly in ständiger Bewegung war und nach meinen ersten Basstrips vor vielen Jahren bereits ein annehmbares Gespür für „tunkwürdige“ Pockets und den richtigen Fortbewegungs- bzw. Flippig-Rhythmus entwickelt hatte (, was ich J bestmöglich zu erklären und aufzuzeigen versuchte), fischte ich automatisch schneller und entfernte mich zunehmend von meinem Brother, der aufgrund der Tatsache, dass er mit dem Boot unterwegs war, etwas länger auf einzelnen Flecken verharrte als nötig gewesen wäre und diese mit mehrmaligen Würfen ausangelte. Nach ein paar Versuchen, ihm ein bisschen Feuer unterm Arsch zu machen (die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden und wir hatten noch ordentlich Strecke vor uns), ließ ich den Boy in seinem Tunnel (Immerhin war von uns beiden auch er es, der den ersten Großfischkontakt gehabt hatte) und flippte mich weiter die Line entlang. Mehrere Hundert Meter später. Blaue Stunde. Spiegelglattes Wasser. Langsam wurds eng mit der Zeit. „Irgendwo muss doch einer stehen“. Bei dem durchaus soliden Bestand fast unmöglich, auf einer derartig produktiv erscheinenden Line leer auszugehen. Das Schilf wurde lichter und irgendwann tauchte ein rostiger, alter Steg auf. In automatisierter Manier schlenzte ich das Gummibündel unter den Dock und nach ein paar Sekunden…. BOOOM!!! Der Einschlag fuhr bis ins Mark. Die Welt stand still. Der Slack begann sich zu spannen. „ Er hat ihn“. „Er zieht ab“. Anhieb sein Vater, direkt gefolgt von einem kräftigen Flossenschlag nach hinten um das Eindringen des Hakens zu erleichtern und den Druck zu erhöhen. Rute krumm! Und zwar richtig. Grinden. Grinden. Grinden.Tip runter. Ich darf ihn nicht verlieren. Nicht nach den Traumata meiner ersten Basstrips und all den Jahren des Wartens. Kescher natürlich auf Jakobs Boot. Jakobs Boot nicht in Sichtweite. Drauf geschissen. Haben die Amis bis vor paar Jahren schließlich auch nicht für nötig gehalten. (Sind aber mittlerweile in weiser Voraussicht zumindest bei großen Fischen auf Landehilfen umgestiegen.) Eine Minute später ist der Spuk um. Mit aller Kraft, die ich habe, umschließen meine Finger die wulstige, warme Unterlippe der ersten richtig kapitalen Kröte meines Lebens. Ein paar Maschinen hatte ich damals verloren, weniger Große (Bis 44) gefangen. Das hier war das Ziel der Reise. Erreicht am Ende des ersten vollen Angeltags. Was für Farben. Was ein Maul. Was für Proportionen. Das (diesmal schnelle) Ende einer langen Reise. Die Krötenkönigin. „ICH HAB IHN. ICH HAB IHN. MASCHINE.“ Ich bestaune das Tier vor mir im Wasser. Magische Kreatur. Irgendwann ist Jakob da. Strikteste Anweisungen meinerseits. Schönste Shots bei schönstem Licht. Dankbarkeit und Glück. Wiegen ersparen wir dem Moppel. Safe weit über 4 Pfund. Rest egal. Maßband professionellerweise ebenfalls nicht am Start. Kurzes Anlegen an Jakobs Tackletasche, die wohl 50 cm misst. Deutlich drüber. Reicht. Kann nachts schlafen. Zurück mit dem Krebsshredder wo er hingehört. Poah. Im letzten Licht. Auf dem letzten Abschnitt der Line. Unbeschreiblich, was für eine Last von einem abfällt und wie geerdet man sich fühlt. „Morgen ist dein Turn, Bruder.“, sage ich zu J, der sich einerseits für mich (und uns) freut und andererseits sichtlich noch an seinem eigenen Fischverlust zu knabbern hat. Im Dunkeln tuckern wir durch die warme Abendluft heim. Schweigen, Träumen, schmieden Pläne. Kaputt, motiviert, hoffnungsvoll, geladen und niedergeschlagen zugleich. Harter Auftakt mit Happy End. Voller Zuversicht ready für Runde 2.  Craw-Daddy Issues No Mercy. Während gerade Mal ein dunkelblauer Streifen am Himmel erkennbar ist, gleitet das Boot ins Wasser. Erschreckend wie pünktlich man sein kann – wenn man versinkt. Überall Ringe. Auf der Wasseroberfläche und unter unseren Augen. Ein Teil des Gehirns schreit „töte mich“, der andere arbeitet messerscharf. Wir starten an einem versunkenen Baum (sunkentree is always the right choice) in der Mitte des Nordwestufers. Ca. einen Kilometer südlich vom gestrigen Bigfishspot. Genug Schilfverseuchte Strecke für ein ganzes Jahr. Ein paar Minuten Surface- und Powerfishing, der Vollständigkeit halber. Solange die Sonne sich noch nicht hinter den Bergen hervortraut. Keine Topwateraktivität. Keine Reaktion auf Crank & Co. Sei‘s drum. Zu viel Fläche, als dass man nach 10 Minuten eine Bilanz ziehen könnte bzw. die Zeit reichen würde, um alles gründlich abzusuchen. Und zu viel Bock auf Bigfish im Dschungel, als dass man länger als 10 Minuten das Vertrauen in Hardbaits stecken möchte. Und so bringen die zottligen Gummigeschosse noch vor Sonnenaufgang die ersten Schilfhalme zum Rascheln. Ganze 2 Stunden lang… Bis der Feuerball langsam aber sicher beginnt, eine bedrohliche und wenig erfolgsversprechende Position am Himmel zu erreichen. War das Großmaul vom Vorabend ein Zufallstreffer? Hin und wieder legen wir den Rubberjig für ein paar Würfe mit Senko oder Twitchbait beiseite, um hungrige Junioren aus den Flachwasserzonen zu pflücken. Der Adrenalin- und Dopaminspiegel darf nicht absinken. Erstaunlich wie magnetisch menschengemachte Strukturen auf die Fische zu wirken scheinen. Wieso bevorzugt der Schwarm eine betonierte Uferzone mit einzelnen Schilfhalmen während links und rechts davon der Unterwassergarten Eden blüht? Vielleicht weil sich dort Krebse & Köfis besser vom Untergrund abheben und die Räuber freies Schussfeld haben. Obwohl das Nahrungsangebot knapper ist. Mag sein. Jedenfalls entpuppten sich solche Spots numberstechnisch als absolute Goldgrube und pumpten ordentlich Endorphine in die Blutbahn. Twitchbaits waren dabei die absolute Macht und stachen Cranks & Topwater um Längen aus. Der lurefans X68 in Sparkling Ghost Wagasaki war dabei meine persönliche Perle. Die optimale Sommerbaitgröße, sowie der ultra scharfe Lauf gepaart mit dem transparenten, der Wasserfarbe angepasstem Dekor ließen die Biester schwach werden. Nach dem Wurf brauchte es meistens nicht mehr als 1-2 Schläge bis der nächste Fisch draufhämmerte. They were on fire. But not big enough… War der Schwarm verprellt und wir wieder warm geangelt, ging’s zurück an die Schilffront. Ja nicht vom Plan abweichen. Voller Fokus. Lücke für Lücke. Irgendwann kommt ein dicker Ast. Bedeckt von Schilf. Darunter Schatten & tiefes Wasser. „Direkt da ins dunkle Dreieck“ diktiert mir mein Verstand. Der Krebs landet da wo er soll. „Hats da gerade gewackelt?“ Frage ich mich. Noch bevor ich mir selbst die Antwort geben kann, rumst es im Blank. Die Schnur strafft sich und wandert zur Seite. Ich hole tiiief Luft und schlage mit allem an was mein Borreliose-Bizeps hergibt. HÄNGT!!! Oder Hänger???… WUUUUUM WUUUUUUUUUUM. Zwei heftige Kopfstöße lassen den Puls rasen. Die H Rute Krumm bis zum brettharten Backbone. Ok, der ist groß. „MASCHINE BRUDER, MASCHINE!!!“ Schreie ich zu Jakob, der diesmal keine 15 m von mir entfernt ist. Der Fisch gibt alles und arbeitet wie eine Schiffsschraube. Irgendwann wird der Schnurwinkel flacher. „Ohhhhhhh Fuck, der jumpt gleich…“ Ich drücke die Rute so gut es geht runter, aber der Kopf schafft es die Oberfläche zu durchbrechen. „UFFFFFF….was für ein Schädel…“ „Alter, der ist noch größer als der gestern“ plätschert es aus Jakobs Mund. „Ich weiss, Digga!“, keuche ich geladen. Alles geht gut. Ein paar Sekunden später, gleitet das Monster in Richtung Jakobs ausgestrecktem Arm, der zum richtige Zeitpunkt abschöpft. „WAAAAAAAAS???“, platzt es aus mir raus. „Junge, was ist das?“. Ungläubig starren wir auf den grünen Batzen, der wie ein eingerollter Seeteufel auf Eis den kompletten Kescher ausfüllt. Durchschnaufen, Highfiven, Knipsen. Jakob fischt weiter. Die (Sonnen)Uhr tickt. Ich nehme mir noch einen Moment Zeit um mit dem Tier alleine zu sein. Endstand. Das Krötenschloss. Mit Ende 50 und geschätzten Ü6 Pfund, ein für Norditalien absolut kapitaler Fisch. Für mich sowieso. Obwohl wir uns gerade mal im zweiten vollen Angeltag des Trips befanden, wusste ich tief im Inneren, dass ich soeben nicht nur meinen deutlichen PB, sondern auch den dicksten Fisch der Reise gefangen hatte. Einen größeren (bzw. solch großen) hatten auch meine Jungs während ihrer zwei vorherigen Trips an dieses Gewässer nie erwischt. Ebenso schien online, nicht wirklich was über Mitte 50 hinauszugehen. In mir tobte ein Feuerwerk. Meine ersten Gehversuche vor vielen Jahren, Schlafmangel, Sonnenbrände, verlorene Fische… #Staysunken und das Ding zahlt sich aus! Die Bindung zwischen Fisch und Fänger kann man Nicht-Anglern nur schwer erklären. Demut, Ehrfurcht, Dankbarkeit, Begeisterung. All das und noch viel mehr. Man lässt das Tier mit einem Stück von sich selbst weiterschwimmen. Und bleibt für immer verbunden. Ihr wisst was ich meine. Ist kein leeres Hippiegeschwätz. Und wenn doch, machst du was falsch (und solltest Golf spielen gehen). Langsam lasse ich die majestätische Kröte zurück in die blaue Brühe gleiten. Instinktiv schlängelt sie sich zurück in die schützenden Tiefen der Schilfkante. Einfach Wow. Der weitere Vormittag verläuft – bis auf gelegentliche Kleinfischeskalation – sehr ruhig. Leider auch für Jakob. Wir befischen diverse Strukturen, darunter Seerosen, Stege, versunkene Bäume und Abbruchkanten. Zwischendurch erspähen wir eine Truppe, lethargischer großer Bass. Von denen keiner auch nur die geringste Anstalt macht, Interesse an unseren Ködern zu zeigen. „Fische die man sieht, fängt man nicht“ traf hier jedenfalls vollends zu. Am frühen Nachmittag ziehen wir die Reißleine. Es ist nicht mal Halbzeit, wir beide fühlen uns aber, als hätten wir Vollzeit gearbeitet. 40 Jahre lang in einer Schwefelmiene. Oder so ähnlich.. Abends widmen wir uns einem anderen Seeteil, um die Chancen im Schilf für den nächsten Morgen nicht zu verbraten und das Gewässer noch besser kennenzulernen. Bis auf dass der Bugmotor als Gabel für Seerosenspaghetti zweckentfremdet wurde und wir zum wiederholten Male bestätigt bekommen, dass vernünftiges Coverangeln ohne Pedal nicht praktikabel ist, gibt‘s wenig neue Erkenntnisse. Erst als wir uns dem Örtchen Pusiano nähern, werden wir mit abendlicher Action belohnt. Wacky, Twitchbaits und Topwater liefern zuverlässig – zumindest, was kleinere Exemplare angeht. Auch hier scheinen steinige / betonierte Flachwasserzonen, Stege, Treppen und Bootshäuser mehr Fisch zu halten, als naturbelassene Abschnitte. Eine Theorie ist, dass große Fische ein „Vorrecht“ auf struktur- und deckungsreiche Plätze haben, wo sie bequem auf Beute lauern können, während die unvorsichtigeren, jüngeren Artgenossen sich mit den aufwändigeren Jagdmethoden begnügen müssen, indem sie dazu gezwungen werden umherzuziehen und aktiv nach ihrer Beute zu suchen. Genauso kann es sein, dass sich im Menschennahen Flachwasser (Restaurants / Promenaden) einfach mehr Köderfische aufhalten, die besser ins Beuteschema der heranwachsenden Schwarzbarsche passen als Krebse im Schilf. Kapitale Bass hingegen, arbeiten weitaus energieeffizienter, wenn sie sich auf die Schalentiere einschießen. Die bisherige Größenverteilung der Fänge ließ diesen Schluss jedenfalls durchaus zu. Schweigend gleiten wir unter dem alpinen Nachthimmel zurück Richtung Camp. Der See um uns rum lebt. Fische springen. Gewitter liegt in der Luft. So magisch die Szenerie auch ist, so unpassend ist der Moment, in dem der Bugmotor auf 3/4 der Strecke seine letzten Volt aushustet. Schließlich hatte er, ohne je einmal nachgeladen zu werden, bereits böse Überstunden geschoben… „War eigentlich klar, oder?“ Sagt einer von uns nüchtern. Schmunzelnd rudern wir die letzten paar Hundert Meter manuell zurück zum Camp. Gehört dazu. Am Campingplatz angekommen, müssen wir nochmal tief durchatmen. Selbstverständlich hatte uns der stets aufmerksame Ricardo (Campingplatzbetreiber) vergessen zu sagen, dass die Steckdose neben dem Bootsparkplatz einen Spezialadapter benötigt. Und selbstverständlich hatte die Rezeption schon lange zu. Ebenso selbstverständlich, gibt es aber auf jedem (italienischen) Campingplatz einen übermotivierten, hilfsbereiten Deutschen mit eigenem Wohnwagen, der nett genug ist uns bei ihm einlochen zu lassen. (Jaja, beruhigt euch. Bitte nicht schmunzeln. Das ist ungefähr das Joke-Niveau, das immer noch bei Stammtischgesprächen auf bayrischen Vereinssitzungen herrscht.) Jedenfalls Danke, Jürgen! Oder Günther…Oder so ähnlich? :(  Du hast uns den Arsch (bzw. den Bug) gerettet.   (Day 4) Am nächsten Morgen passiert das, was passieren musste. Verpennt. Natürlich. Der „geniale“ Plan, die ersten zwei Stunden Topwater zu fischen, fällt ins Wasser. Nachdem der erste große Fisch in der Abenddämmerung und der zweite Große gegen 9 Uhr morgens gekommen waren, ließ sich noch keine eindeutige Beißzeit definieren. Zumindest aber lag nahe, dass die Fressphasen der Kapitalen nicht ausschließlich ins lowlight fielen, was uns guten Gewissens erlaubt hätte, die blaue Stunde fürs Oberflächenangeln zu opfern, um gegebenenfalls ein weiteres Pattern zu knacken und neue Erkenntnisse zu sammeln. Dieses Vorhaben mussten wir jetzt skippen (wie Senkos unter Bäume hö hö). Oberste Prio hatte Jakobs Bigfish. Mittlerweile hatte der Riese schweren Herzens ebenfalls die Effektivität des Bellyangelns akzeptiert, so dass uns die Aluschale lediglich als Transportmittel für die Langstrecken diente. Fernbedienung sei Dank, konnten wir den Karren so in ausreichendem Abstand zum Schilf „parken“ und uns bei Bedarf vom Belly aus einfach daran festhalten, während er uns überall hinkutschierte. Keine Ahnung, ob das irgendwer vor uns jemals gemacht hat. Zumindest nicht an diesem See. Den Blicken der Einheimischen nach zu urteilen, gehörte ein führerloses, in Schlangenlinien fahrendes Boot nicht zu den alltäglichen Phänomenen am Lago. Der Morgen war diesig. Die Luft stand. Kein bisschen Wind. Moskitos taten was sie taten, während wir uns mit leisen Flossenschlägen durch die Seerosenfelder Richtung Schilf schoben. Jakob hatte die von ihm bevorzugte Line wählen dürfen. Ich nahm das andere Stück und drückte ihm die Daumen, dass sie liefern würde. Die besten Sessions sind jene, an denen beide absahnen. Geteilte Freude und so. Zumal er sich für seinen ersten Basstrip in einem doch ziemlich anspruchsvollen Gewässer sehr gut geschlagen & böse durchgezogen hatte. Toi, Toi, Toi, Bruder. Mal schauen, was so passiert. Ein paar Mal plumpst mein Jig in die schattigen Schilflücken. Nichts passiert. Irgendwann komme ich wieder an einen Keyspot. Magisches Dreieck. Da wo sich Steg, Seerosen und dichtes Schilf kreuzen. Diese – ich nenne sie mal – Fusionsfleckchen sind in Gewässern mit gutem Bestand ein fast garantierter Standplatz. Vor allem wenn das übrige Cover drum herum relativ licht ist und wenig Deckung bietet. Auch dieses Mal landet das Fransenknäuel dort, wo es soll. Und dann passiert es. Ganz wie die jagenden Raptoren in Jurassic Park 2 das Gras auf der Wiese nachts zum Wackeln bringen, knickt unter lautem Rascheln in rasender Geschwindigkeit ein Schilfhalm nach dem anderen Weg. TSCHHTSCHHHHTSCCHHHTSCHHH —> BOOM! Ein kaum wahrnehmbarer Stupser und plötzlich ist die Schnur komplett Slack… Ich warte 2 Sekunden, nichts passiert… Fuck, hat er den noch? Scheiss drauf.  Ein paar Handleturns, Rute entgegenstrecken uuuuuund HOOKSET!!!  —> HÄNGT!!! Heftige Gegenwehr. Krieg im Dschungel macht so unglaublich Bock. Der Drill dauert keine 10 Sekunden, dann liegt das Ding auf meinem Schoß. Was für ein geiler Fisch. Mehr Kopf als Körper. Wohl keine 50, aber mit Ende 40 und locker über 3 Pfund trotzdem eine saftige Kröte. Crawfeeder. Rücken höher als meine Gefühlslage. Beim Jubelruf Richtung Jakob zwickt es kurz im Magen. Diesen Fisch hätte ich wirklich ihm gewünscht. Aber man sucht sich‘s nicht aus. Und sich zu beschweren, wäre heuchlerisch. Natürlich war ich geflasht. Vor allem weil sich das Muster immer klarer abzuzeichnen schien. Wieder die selbe Zeit wie die Toad vom Vortag. Und selbe Technik & Spotart wie alle 3 Biggies (bzw. alle 4 Großfischkontakte). Erstaunlich war, dass sich selbst Fische in den Enddreissigern und Anfangvierzigern nicht hatten blicken lassen. Rubberjig schien (zumindest während unseres Trips) eine absolut selektive Bigfishmethode zu sein. Statistisch gesehen, fischten wir zu zweit für einen einzigen Biss am Tag. Hartes Brot. Welches aber sehr lecker schmeckt, wenn es den Weg aus dem Ofen findet. Nachdem der Football versorgt war und wir erneut Richtung Schilf paddeln wollten, gab uns der Himmel das Zeichen zum Abbruch. Donner, Schwüle Luft und immer stärker werdender Nieselregen, zwangen uns zurück aufs Boot, so unbefriedigend der Zeitpunkt auch war. Wenig später ging die Welt wirklich unter. Der Outcome wäre sicherlich keine Freude gewesen. In der zweiten Tageshälfte widmeten wir uns wieder einer neuen und sehr vielversprechend aussehenden Shoreline. Seerosen, versunkene Bäume, tiefe Schilfkanten —>  Bilderbuchshit. Umso erstaunlicher war das ernüchternde Ergebnis der Session: 0 Großfischkontakte, für beide. Lediglich ein paar halbstarke Bass ließen sich auf Senko, Twitchbait und Co triggern. Ungeachtet der wenig motivierenden Gespräche mit den Locals im Bezug aufs Froggen, walkte ich meinen Frosch in regelmäßigen Abständen an entsprechenden Stellen über die Blätter der Seerosen, um mir selber ein Bild von der Effektivität an diesem Gewässer zu machen. Leider brachte auch diese Technik nicht den Durchbruch. Überhaupt, waren die wenigen Konversationen mit einheimischen Anglern relativ aufschlussreich gewesen. So hatten wir erfahren, dass der Angeldruck innerhalb der letzten 5 Jahre extrem zugenommen hatte und der See zu einem gefragten Tournament-Gewässer geworden ist. Das erklärte die extreme Anzahl an Bassboats zu Beginn unseres Trips. Social Media & YouTube hatten zu einem deutlich höheren Ansturm an Anglern von außerhalb beigetragen. Der Fang eines großen Fisches am Tag, war laut den Locals mittlerweile als sehr guter Outcome zu werten. Autsch. Diese Aussage deckte sich mit den Ergebnissen der Trips meiner Jungs von hdfishing. 2019 hatten sie innerhalb einer Woche sage und schreibe 11 dicke Bass eingetütet, während es 2022 zur exakt selben Jahreszeit nur noch einer war. Angesichts dieses Drops, konnte ich mich mit dem Fangergebnis von 3 Biggies inklusive eines Ausnahmefisches, also mehr als glücklich schätzen. Fluch und Segen unseres Internetzeitalters. Der Vorteil: Alles ist verfügbar. Der Nachteil: Alles ist verfügbar. Technik, Wissen & Gewässerinfos sind für jedermann easy zugänglich. Klar, öffnet und ermöglicht es uns allen neue Wege. Spart Zeit und Geld, ist bequem. Der „Sport“ wächst. Das Niveau steigt. Aber zu welchem Preis? Teilen & gegenseitiges Helfen ist super. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass unsere Leidenschaft – im Gegensatz zu vielen anderen Hobbys – nicht ausschließlich uns als ausführende Instanz betrifft. Die Fische und die Gewässer hat keiner gefragt. Die Natur beugt sich dem Druck und reagiert entsprechend. Solche Veränderungen müssen wir als Warnzeichen sehen. Nachdenken. Reflektieren. Ohne sich selbst zu geißeln und direkt gleich alles an den Nagel hängen zu müssen. Wir haben die Macht zu verändern und die Pflicht zu schützen. Größere Content Creator sollten sich z.B. fragen: Kann ich Wissen vermitteln / Unterhaltung sicherstellen, ohne dass ich (geschlossene) kleinere Gewässer zwangsläufig an die Schlachtbank führe? Ist mir bewusst, welche Dominosteine meine Handlung ins Rollen (bzw. zum kippen) bringt? Auch wenn es in der Praxis vermutlich nie vollständig der Fall sein wird und evtl. eine utopische Vorstellung von mir ist: Ich würde mir wünschen, dass Angelvideos oder Berichte wie dieser nicht zum exakten Nachmachen, sondern als Anstoß für eigene Abenteuer dienen und dazu inspirieren, mit seinen Freunden Neues zu entdecken und Pionierarbeit zu leisten. Schließlich macht genau dieser Einsatz den Fang erst vollkommen und uns zu echten Anglern. Jungfräuliche Gewässer gibt es (vor allem in unseren Breiten) nur noch selten. Jeder war schon mal zuerst irgendwo. Das ist mir klar. Umso bedeutender ist es, die Haltung und Herangehensweise an unser Hobby zu ändern. Der Maßstab für Erfolg in unserer Bubble, sollte nicht an der Anzahl gefangener dicker Fische per se gemessen werden, sondern an der Bereitschaft und Fähigkeit sich neue Gewässer(typen) mit möglichst wenigen Vorab-Infos zu erarbeiten und es zu schaffen, dort dicke Fische zu fangen. Alles andere ist nur (wenn überhaupt) die halbe Miete. Und so sollte auch dieser Ausflug in den Nordwesten Italiens, mein letzter Basstrip in diese Region sein, bevor wir endlich zu neuen Ufern aufbrechen. Vor 7 Jahren, als ich meine Bassreise startete, hatte ich mich gegen die Region in Padua und für „irgendeinen See auf Google Maps“ in der Lombardei entschieden. Schlicht und ergreifend deswegen, weil Padua damals bereits ein begehrtes Pflaster für die Schwarzbarschangelei war,  zu dem viele Berichte vorlagen, während über die Gegend um Mailand keine Infos zu finden waren. So entpuppte sich die Entscheidung als Auftakt einer persönlichen Entwicklungsreise & epischen Abenteuertrilogie (unterbrochen von vielen Rückschlägen & Jahren der Krankheit), deren würdiges Finale sich soeben auf wenigen Metern Schilf abgespielt hatte. Unbeschreiblich geiles Gefühl. Und das klare Zeichen, neue Pfade zu betreten. Exkurs Ende, Back to Business: Egal wie bescheiden das Angeln lief, durfte man sich abends zumindest auf geiles Essen, das glaube ich an 6 von 7 Tagen aus Tortellini mit Parmesan bestand, freuen. Sowohl Jakob als auch ich, pflegen während intensiver Angelphasen das Fressverhalten eines Krokodils. Bedeutet einmal am Tag (analog zu einmal alle paar Monate, wie es bei den Panzerechsen der Fall ist) wird (nach getaner Arbeit) kiloweise kalorienreicher Fraß rein geschaufelt, und die restlichen 24 Stunden verdaut. Weniger Spülen, Weniger Zeitverlust. Weniger Stuhlgänge. Mehr Vorfreude. Völlig entkräftet, sanken wir auf unseren unbezogenen Synthetikmatratzen in einen tiefen, traumlosen Schlaf, bevor uns einen gefühlten Wimpernschlag später der gnadenlose Ruf des Weckers erneut an die Front prügelte. Grind, grind, grind Mittlerweile hatten sich meine Nervenschäden in Form von Kribbeln, Taubheiten und Atemstörungen wieder fleißig zu Wort gemeldet. Ein deutliches Zeichen, dass mein Körper nach anständiger Regeneration ächzte. Und so gerne ich sie ihm auch gegönnt hätte, so wenig konnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, einen der letzten Tage zu skippen. Wenn es gut läuft, kann man nicht aufhören, weil man weiss, dass es jederzeit der Fisch des Lebens werden & noch besser laufen kann. Wenn es scheisse läuft, kommt der Gedanke, dass es rein statistisch irgendwann wieder gut laufen muss und man diesen Moment auf keinen Fall verpassen darf. So oder so. Die Besessenheit gewinnt immer. Auch wenn ich es gerade in den letzten Jahren immer häufiger schaffe, mir auf die Finger zu klopfen und überflüssige Entscheidungen zu reduzieren. Denn oft sind kurze, gut platzierte Sessions in ausgeruhter Verfassung deutlich produktiver als die klassischen Sunken-Serien. Nur zählt ein bassverseuchter Voralpensee halt nicht zu meinen Hausgewässern, an die ich mich nach Belieben begeben kann. Von daher: Ab auf die Piste (und damit ins Verderben). Im ersten Licht des Tages, suchen wir mit unseren Stickbaits, gemächlich die Uferzonen der Insel ab. Klack Klack Klack… Gut platzierte Würfe zwischen überhängende Bäume und entlang des Schilfgürtels lassen uns hin und wieder die Luft anhalten. Zwei Mal klemmt sich ein großer Schatten dahinter… und dreht ab. Ein paar Fehlattacken von halbstarken Exemplaren gehen ins Leere. Wirklich rallig scheinen sie nicht zu sein. Immerhin stimmen die Spots. Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt… Nach einer guten halben Stunde switchen wir das Setup. Zeit für das Schilf. Bis zum Mittag bleiben wir beide (Groß)fischlos. Sollte die Quest nach dem Krötenkönig immer schwieriger werden? War der Angeldruck zu hoch? Hatten wir in den ersten Tagen einfach eine gute Phase erwischt und liefen gerade in eine schlechte rein? Oder hatten wir bereits das maximale Potential ausgeschöpft? Keine Ahnung. Aber mit jeder weiteren Stunde wuchs meine Dankbarkeit, bereits ein Häkchen hinter die Biggies gesetzt zu haben. Bei Jakob macht sich langsam aber sich ein Gefühl der Resignation breit. Ich fühlte mit. Konnte aber leider nichts daran ändern. Da mussten wir – bzw. er – durch. Bass can be badass… Umso einfacher fiel es mir am Abend, seinem Vorschlag nachzukommen, das Belly endlich mal beiseite zu legen um ein paar schöne Powerfishing-Stunden an Board seines Boots zu verbringen. Mit festem Boden unter den Füßen. So wie es ursprünglich eigentlich geplant gewesen war. Strecke machen. Keyspots anfahren. Zügig angeln. Schließlich hatten wir uns in den Vortagen ein ziemlich gutes Bild über lohnenswerte Stellen machen können. Gerade die stadtnahe Shoreline hatte gezeigt, dass sich die Bassschulen in bestimmten Bereichen sehr konzentriert aufhielten, während sich andere Abschnitte als fast völlig fischlos entpuppten. Mit dem Boot ließen sich diese „toten Zonen“ entspannt & schnell überbrücken, sodass wir von Hotspot zu Hotspot springen und unsere Nettoangelzeit maximal effizient nutzen konnten. Die ersten Würfe, absolvierten wir dabei stets mit einem langsam geführten Oberflächenköder, um gegebenenfalls große & vorsichtige Exemplare abzugreifen und nicht mit einem hektisch geführten Jerkbait zu vergrämen. So spaßig & effektiv das Twitchen im Sommer auch ist, so zuverlässig scheint es die kapitalen Fische auszuklammern. Sowohl während all meiner eigenen Basstrips als auch bei meinen Jungs von hdfishing hatte kein einziges großes Exemplar auf diese Art den Weg an den Haken gefunden. Im Herbst & Winter hätte die Sache vielleicht anders ausgesehen. Wahrscheinlich rentiert sich das Verfolgen hektisch umherschießender Brutfische um diese Jahreszeit für die Altfische einfach nicht. Zu groß ist das Nahrungsangebot an leichter verfügbarer Beute. Krebse, Amphibien, Reptilien. Langsam geführte Stickbaits hingegen, können – neben einem sterbenden Fischchen – alles mögliche imitieren. Wasserschlangen, Frösche, Eidechsen, Libellen. Tiere, deren Weg wir in Schilfnähe selbst viele Male gekreuzt hatten. Erfahrene Raubfische wissen, dass die Chancen unerkannt zu bleiben und die Beute von unten zu erwischen gut stehen. Ein Angriff lohnt also allemal. Und so wurde konsequent gewalkt und gejerkt. Mauern, Balkone, Promenaden, Bootshäuser,  waren unsere magic Places. „Ja man, nächster!“ hallte es im Minutentakt. Die Blackies waren ON FIRE. Endlich blieben auch die ersten Topwaterfische hängen – wenn auch keine Großen. Brother J im Modus. Auf die Kids ist Verlass (Und auf den X68 lurefans ebenso). Vor der Villa knallts. Stairway to Blackbass Midstrolling Machine ( Tiempo PDL Super Shad Tail). Midsummer Murderer Absolut geiles Frequenzangeln mit harten Takes, (dem L-Rütchen sei dank) sportlichen Drills und der ersehnten Portion Spaß, die während der verbissenen Bigfishjagd – bei der jeder für sich im Tunnel versinkt – zeitweise auf der Strecke geblieben war. Da wir die Schilfline für den letzten Morgen schonen wollten, lag der Fokus zur Dämmerung hin auf der Insel. Die fetten Follower und Fehlattacken vom Vormittag, sowie die Tatsache, dass sich mit großen Swimbaits bewaffnete Locals immer wieder um das verwunschene Fleckchen Land tummelten, machten Hoffnung. In Zeitlupe gleiten wir auf dem Karren Richtung Abbruchkante am flachen Ende der Insel. Die Luft steht, die Moskitos wüten. Hin und wieder hört man es platschen. Das dumpfe Klacken der Stickbaits ist auf weite Distanz zu hören. Mitunter ist die Wahrnehmbarkeit dieses Ködertyps einer der größten Pluspunkte beim Absuchen größerer Wasserflächen. No Way, dass er unentdeckt seine Bahnen zieht. Ob der Bass Bock hat, steht auf einem anderen Blatt Papier. Welches wir bereits nach wenigen Würfen zu lesen bekommen… Keine 10 Meter entfernt vom Boot explodiert die Wasseroberfläche am spitzen Ausläufer der Flachwasserzone. Typischer Hunting Ground in den lowlight Phasen. „FUUUUCK“ schallt es aus meinem offenem Mund. Und bleibt schließlich auch dabei. Der Fisch hängt keine Sekunde am Haken bevor er uns mit seiner fleischigen Flanke zum Abschied winkt. Knapper Fuffi for sure… In diesem Moment wusste ich, dass sich soeben meine Chance noch einen letzten Voralpenmoppel zu fangen, in Luft (Oder besser gesagt im Wasser) aufgelöst hatte. Nasty, aber nicht weiter tragisch. Mich großartig aufzuregen wäre angesichts der Krötenserie aus den Vortagen inklusive meines Doppel-PBs ziemlich vermessen gewesen. Gleichzeitig wusste ich nicht, was mir mehr Unbehagen bereitete. Der Verlust des Fisches oder die Tatsache, dass die nächste Bassbombe vor Jakobs Augen auf meinen Köder knallte. Glücklicherweise wurde mein Gewissen nur wenige Sekunden später besänftigt. Als Jakob seinen Duo Pencil entlang des Schilfs Gassi führte, gabs den nächsten Blow Up. BOOM! „Das isser, Bruder!“ Jop. Er wäre es gewesen… Wenn er anständig zugepackt hätte. Verf*ckte Scheisse. Und so verabschiedete sich der nächste prall gefressener 45+ er nach dem ersten Kopfschüttler im flachen, klaren Wasser und hinterließ den Captain mit leeren Händen und leerem Blick an Deck seines Schiffs. Aua, Aua, Aua. Nichts hätte ich meinem Buddy so sehr gegönnt wie diesen Fisch, nach dieser Woche. Erster & letzter Abend jeweils unter dem Slogan: Bye bye Biggie. Die ganz harte Schule. Hätten wir der Insel im Vorfeld noch bisschen mehr Liebe geben sollen? Keine Ahnung… Wir wussten, dass dort in den Bäumen große Fische standen, doch ebenso dass sie mit allen Wassern gewaschen (aka mit allen Ködertypen beackert) waren und (zumindest tagsüber) so gut wie alles verschmähten. Senkos, Rubberjigs, Krebse am Jika, Spinnerbaits und Swimbaits hatten bei uns dort an keinem der Tage, an denen wir es probiert hatten, den gewünschten Erfolg gebracht. Gleichzeitig hatte Topwater zu Beginn des Trips auch an allen anderen Stellen so gar nicht funktionieren wollen. Ausgerechnet jetzt, auf den letzten Metern, hatte sich das Beißverhalten der Fische irgendwie geändert. Das Schilf schien wie tot, während aktive Führungsmethoden innerhalb kurzer Zeit Resonanz brachten. Das ist das, was ich am Anfang des Berichts meinte. Diese bipolaren Biester… Es war wie es war. Statt dem perfekten Outro, eine schiefe Note zum Schluss des Stücks. Ein crappy End. Aus meiner Luxusposition mit 3 Kröten & unzähligen Halbstarken auf der Habenseite, habe ich selbstverständlich nicht das Recht mich zu beschweren. Das High der fetten Krebsknacker in meinen Händen hallte immer noch nach. Und wurde an jenem Abend nur durch die Tatsache gedämmt, dass Jakob nicht die verdienten Früchte seiner Arbeit ernten konnte. Eine brüderliche Bigbass-Doublette wäre für den investierten Hustle ein mehr als krönender Abschluss gewesen. Oder beide Fische für meinen Boy innerhalb weniger Würfe. Wie krass wäre das bitte? Alles möglich, Alles drin. Next time, an einem anderen Ort! An jenem Abend hieß es: Zähne zusammenbeißen und schlucken. Achterbahnfahrten wie diese halten den Motor von uns Anglern am laufen. Sie lassen seltene Sternstunden und Tage, an denen alles glatt läuft noch wertvoller erscheinen. Ohne Tief, kein Hoch. (Groß)Fischverluste bleiben lange im Gedächtnis. Wie eine abgebrochene Pfeilspitze die im Fleisch steckt bis sie irgendwann heraus eitert. Die Narbe die zurückbleibt, erzählt eine Geschichte. Eine, die du bis an dein Lebensende nicht mehr vergisst. Im Gegensatz zum Zähneputzen, Essen und Schlafen. Junge was hatten wir es nötig endlich aus dem Neandertalermodus in den Zustand der Zivilisation zurück zu kehren. Man könnte meinen, wir hätten 5 Nächte im Auto gepennt und kein klimatisiertes 6 Mann Bungalow mit Dusche und Küche für uns 2 alleine gehabt. Es begann der hässlichste Teil einer jeden Angelreise. Packen und Abschied nehmen. Dazu den kläglichen Versuch unternehmen, Brandflecken vom Holztisch zu polieren in der Hoffnung, die Kaution wieder in Empfang nehmen zu können. Sunkens Signatur Nach Mitternacht pisste es aus allen Kübeln. Noch nie hatte ich jemals zuvor ein so mächtiges Gewitter erlebt. Der Himmel über den schwarzen Bergen brannte in Orange. Während Jakob bereits schlief, stand ich tief in der Nacht allein am Seeufer und ließ das Naturfeuerwerk auf mich wirken. Dankbarkeit und Depression tanzten Eng umschlungen Tango während das göttliche Stroboskop über den Alpen wütete. Ich fühlte mich mickrig und riesig zu gleich. Mal dachte ich an nichts, mal an alles. Was waren das für verrückte Jahre gewesen. Zwischen Kescher & Krankenbett. Zwischen Tacklebestellungen, Tränen und Therapierechnungen. Und der Sturm war – genau wie jener am Horizont – nicht vorbei. Vielleicht wird er es auch nie sein. Und vielleicht muss er das auch nicht. Er hält mich wach. Er lässt mich Dinge schätzen, die viele nicht wahrnehmen. Flirtet man mit dem Tod, ist der Sex mit dem Leben umso intensiver (oder so ähnlich). Pathos Ende. Ich bin durchnässt. Und muss dringend pennen. Der klebrige Synthetikbezug wartet schon. Tag der Abfahrt. Endlich bisschen Schlaf getankt. Alles geht gut. Brandfleck gekonnt kaschiert. Wir bekommen die Kaution. Die Sonne scheint. Menschenverachtend wie ich bin, überrede ich meinen geschundenen Bruder noch dazu, eine letzte kurze Bellysession zu starten. „Wir können doch nicht einfach so abhauen Digga“ Blabla… Aufgrund der wackeligen Wetterlage, hatten wir uns ohnehin dazu entschlossen einen Tag früher das Feld zu räumen. Der versunkene Baum in mir hätte es mir nicht erlaubt, auch noch die zweitbeste Beisszeit des vorgezogenen letzten Tages zu skippen. Und so gleiten wir abends für ein paar letzte Würfe in die smaragdfarbene Brühe. Jeder fängt eine Hand voll halbstarker Fische. Mehr passiert nicht mehr. Auch nicht auf Topwater entlang der Insel. Klarer Call von oben, dass die verlorenen Kröten vom Vorabend den Schlusspfiff markierten. Im Endeffekt wussten wir es beide, aber „sunken til the last second“ ist ein giftiges Motto. Egal. Aus die Maus. Ab ins Seerestaurant die erste und einzige Pizza des „Urlaubs“ vernichten. Nom nom nom, Genauso geil wie erwartet. Mit Tomatenmarkresten in den Mundwinkeln und Kopf an die Scheibe gelehnt, gehts zurück nach Deutschland. Satt vom Essen. Und von den Fischen. Zumindest von jenen, dir MIR ins Netz gingen… Nicht nur unser Urlaub, sondern auch meine norditalienische Odyssee war zu Ende. Endlich. Neue Gewässer warten. Mein Bruder verlässt den Süden mit einem leichten Knurren im Magen. Aber dafür tausenden neuen Eindrücken und Erfahrungen. Seinen Hunger werden wir dieses Jahr auf einem anderen Fleckchen (vermutlich erstmal europäischer) Erde stillen. Mal schauen wo. So oder so. Es wird was Neues. Was Eigenes. Und was Geiles. Ihr werdet es erfahren. Bis dahin wird lokal attackiert. Und ein bisschen anderer geiler Scheiss gemacht. Dinge die aufgrund der Ausnahmesituation der letzten Jahre (insbesondere des letzten halben) auf der Strecke geblieben waren. Da kommt was an Content :* Keine Ahnung wie viele von euch bis hierher gelesen haben. In Zeiten von Social Media und Co. bin ich froh, wenn sich 3/4 nicht nach dem Intro ausklinken. Ich kanns nicht einschätzen. Die Welt dreht sich mittlerweile zu schnell. Ich hoffe, ich habe euch den Gang aufs Scheisshaus, die Mittagspause, die Fahrt in der Bahn, oder einfach einen Offday auf der Couch bisschen versüßen können. Ich hoffe ihr habt fantasiert und mitgefiebert. Ich hoffe ihr seid versunken. Dafür sind die sunkenstories da. Um abzutauchen. In eure eigene Welt. Jeder stellt sich die Geschichte ein bisschen anders vor. Die Macht des Lesens. Videos lassen keinen Spielraum. Auch dagegen is nix einzuwenden. Kann auch bocken. Ich schnibble gerne. Und lasse mich selber gerne berieseln. Aber nur wenn‘s geil is. Die aktuelle Flut an inflationär gedrehten Tiktoks und Reels ist schon lange nicht mehr feierlich. Sie tut weder unseren Köpfen noch der Qualität der Kunst gut. Keine Ahnung, wie ihr das seht. Denke mal ähnlich. Man sieht sich satt. Und kotzt irgendwann ab. Wir brauchen dringend Reduktion. Und mehr Projekte mit Herz. Lasst gerne bisschen Liebe auf Insta da unter @sunkentree_fishing. Freut & hilft gleichermaßen. Alles mit Mojo und Leidenschaft betrieben. Bisher durfte ich viele nice Leute über die Plattform kennenlernen. Mit einigen davon gehts dieses Jahr ans Eingemachte. Wird krass. Auch gibts in diesem Kontext gleich mein Brandlogo, dass schon seit vorletztem Jahr auf sein Releasedate wartet. Einen passenderen Zeitpunkt als im Rahmen dieses Basstrips, gibts für Totholz wohl kaum… Hier ist das gute Stück. Gewöhnt euch dran. Der einzige versunkene Baum, der blühen kann. Alles was ab jetzt unter dieser Flagge kommt, kommt von Herzen. Völlig egal was die Masse denkt. Kein Peoplepleasing, keine fette Company im Rücken. Inspiriert durch mein bisheriges Leben, meine Freude, meinen Schmerz, die Zeit am Wasser und die Zeit mit Menschen, die ticken wie ich. Sunkentree – Inspired by shit I love (and hate) Keine Sorge. Habe nicht vor irgendeine halbherzige Köderkacke nach Schema F oder sowas rauszubringen. Da gibts genug Companies mit anderen Kapazitäten (und weniger Skrupel). Bei Sunken nur Stuff mit Seele. Besser gesagt Stoff. Hin und wieder wird nämlich spontan ein sexy Shirt o.ä. gedroppt. Und zwar ausschließlich im Style, wie ich ihn zum Leben brauche. Jede Idee, jeder Pixel und jeder Strich selbstverständlich selfmade. Egal ob mit Stift oder Auslöser. Für mich selbst, meinen Kreis und alle dies fühlen. Der Rest kann **** tragen. Spaß. Tragt natürlich was ihr wollt und seid happy. Für mich persönlich, bestand einfach schon seit langer Zeit der Anspruch und Wunsch was rauszuhauen, was mir selber zu 100 % taugt. Keinen Bock auf Klamotten-Kompromisse. Unser lifestyle hat mehr verdient als Mottoshirts und Merch. Insofern, See you soon! Nach allem was war, nutze ich die letzten Zeilen mal ganz klassisch um Danke zu sagen. Danke für damals (Ihr wisst). Danke an alle, die lesen, teilen & supporten. Danke an alle, die während des schweren Sturms bei mir blieben und mich nicht aufgaben. Danke an alle, die mit mir am Wasser bis an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen. Danke an meine Brands of Trust für den Support und das entgegengebrachte Vertrauen. Bin happy die Möglichkeit zu haben euren Quality Stuff fischen & testen zu können. Geht gerade erst los. Habe das Glück mit zwei Firmen zusammenarbeiten zu dürfen, deren Schwerpunkte hinsichtlich Programm, Stil und Historie sehr unterschiedlich sind und sich im Hinblick auf meinen Multispecies-Wahn bestens ergänzen. Checkt den Shop von @lurenatic für Premium Stuff aus Japan ab. Von Endgame, über Köder und Schnur bis Rods alles da. Checkt @Sportex_Germany für Premium Ruten, extrem vielseitige Zielfischprogramme und nices Zubehör ab. Wird safe jeder je nach persönlichem Gusto von euch fündig —> Werbung Ende. Kommt gut durch die Schonzeit. Bis (ganz) bald sunkens. Tight Lines und bright times bei allem was ihr so treibt :* Der Beitrag Krieg im Cover – Das Ende der norditalienischen Bass-Saga erschien zuerst auf Barsch-Alarm.

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