Künstlerinterview: Julian Meichsner

Hallo Julian, erzähle etwas über dich. Wo kommst du her und was fotografierst du? Ich komme gebürtig aus Düsseldorf und wohne jetzt seit neun Jahren wieder hier – davor habe ich für mein Informatikstudium und die Zeit danach für neun Jahre in Aachen gelebt. Die Zeit in Aachen hat mich übrigens auch fotografisch geprägt, da es zu der Zeit eine tolle Community von Fotografen dort gab, mit denen ich mich regelmäßig getroffen und ausgetauscht habe.  Julian Meichsner. Foto: Jannis Mattar Als Stil könnte man meine Fotografie vermutlich als Portrait- oder Lifestyle-Fotografie bezeichnen, sowie als „Sensual“, „Boudoir“ und teilweise auch als Erotik. Ehrlich gesagt habe ich mich jedoch nie intensiv damit auseinandergesetzt, welchen Namen ich meinem Stil geben würde. Normalerweise spreche ich von Portraitfotografie. Daneben nehme ich auf Reisen immer eine Kamera mit, um Landschaftsfotografie zu betreiben – hier arbeite ich jedoch meistens digital. Wo findest du Inspiration? Einerseits durch das Anschauen von Fotografie in allen möglichen Stilrichtungen, unabhängig davon, ob sie meinem eigenen Stil entspricht oder nicht – zum Beispiel in Fotobüchern, Fotoausstellungen in Museen oder in sozialen Medien. Andererseits auch im persönlichen Austausch mit anderen Fotografen, sei es über Communities, bei Events oder mit befreundeten Fotografinnen und Fotografen. Bei Shootings on location lasse ich mich gerne von den gegebenen Bedingungen leiten: Wo erzeugt das Licht gerade spannende Kontraste, die ich nutzen kann? Steht die Sonne gut für Gegenlicht? Kann ich Lichtquellen als Effekt in den Vorder- oder Hintergrund einbauen? Außerdem ist es spannend, Menschen zu fotografieren, da auch das Model selbst Inspiration und eigene Ideen mitbringt. Wie findet du deine Models und wie läuft ein Shooting, auch im Vorfeld, ab? Mittlerweile finde ich Models häufig auf Instagram. Bei rund der Hälfte meiner Shootings findet das Model mich, die andere Hälfte schreibe ich aktiv an. Wenn ich in anderen Ländern unterwegs bin, suche ich entweder über lokale Modelagenturen oder in sozialen Medien nach Models. Ich fotografiere ausschließlich auf „Time for Print/TfP“-Basis (ein Begriff, der mittlerweile etwas überholt ist). Fotografie ist nicht mein Beruf, sondern eine Leidenschaft und ein Ausgleich zur Arbeit. Zunächst kläre ich mit dem Model gegenseitige Wünsche und Ideen ab und bespreche die Location. Es ist mir wichtig, bereits im Vorfeld abzuklären, welche Outfits infrage kommen und wie viel Haut gezeigt wird. Bevor Fotos nach dem Shooting veröffentlicht werden, hat das Model natürlich die Möglichkeit, Bilder auszusortieren, die nicht gefallen. Letztendlich sollen bei einem TfP-Shooting sowohl der Fotograf als auch das Model mit den Ergebnissen zufrieden sein, insbesondere bei Fotos mit weniger Kleidung. Du fotografierst digital und analog. Wie unterscheiden sich diese Medien in deiner Fotografie und warum wählst du für einige Sessions Film? Ich schätze die Flexibilität und den Bildlook meiner digitalen Leica und arbeite daher viel digital. Gleichzeitig hat die analoge Fotografie für mich immer noch etwas Besonderes: Während ich digital von einem Setting recht viele Fotos aufnehme, um mir später die besten auszuwählen, ist die Konzentration bei einem analogen Foto durch die natürliche Beschränkung auf eine begrenzte Anzahl an Fotos pro Film höher. Ich gehe deutlich bedachter an jedes einzelne Foto heran, nehme mir mehr Zeit für die Komposition und die Belichtungseinstellungen. Gerade bei analogen Fotos mag ich die Imperfektion, die durch einen gewissen Zufallsfaktor entsteht: sichtbare Spuren von statischer Aufladung des Films (insbesondere bei den CineStill-Filmen), die nicht genau planbaren Kanten des letzten Bildes auf dem Film und Effekte von Flares, die über den Sucher nur sehr bedingt vorherzusehen sind. Dazu kommt die Vorfreude auf die finalen Scans der Filme. Je nachdem, wie schnell ich nach einem Shooting die Filme zu Mein Film Lab sende, dauert es eine gewisse Zeit, bis ich die Resultate sehen kann. Der ganze Umgang mit Filmen, vom Einlegen in die Kamera bis zum Zurückspulen, hat für mich etwas Beruhigendes, fast schon Meditatives. Und natürlich sind die Kontraste und Farben des analogen Filmmaterials ein Traum! Während ich digital noch einiges am Foto ändere, um meinen gewünschten Bildlook zu erreichen, bin ich mit den Filmen, die ich verwende, sehr glücklich, so wie sie sind. Besonders bei monochromen Aufnahmen kommen konvertierte digitale Fotos für mich bei weitem nicht an die Zeichnung von analogem Filmmaterial heran. Für mich ergänzen sich analoge und digitale Fotos bei Shootings, weswegen ich häufig für beide entsprechende Kameras dabei habe. Welchen Film nutzt du am liebsten und warum? Seit ich analog fotografiere, probiere ich immer gerne neue Filme aus. Gerade in den letzten Jahren sind bei einigen Herstellern spannende Filme dazugekommen, wobei leider auch viele gute Filme, wie zum Beispiel der Fuji Pro 400H, eingestellt worden sind. Ein paar „Lieblinge“ haben sich über die Jahre als Favoriten herausgestellt: Monochrom verwende ich meist den Kodak Tri-X 400. Ich mag die Balance aus einem sichtbaren, aber feinen Korn und der guten Detailzeichnung. Bei Farbfilmen kommen oft die CineStill-Filme 400D und 800T zum Einsatz. Beide haben satte Kontraste und tragen mit ihren Halo-Effekten, die durch den fehlenden Remjet-Layer entstehen, zu meinem gewünschten Bildstil bei. Ich arbeite viel mit Gegenlicht oder anderem (natürlichen) Lichteinfall, wofür die CineStill-Filme hervorragend geeignet sind. Ansonsten habe ich auch meistens Kodak Portra (entweder 400 oder 800) in der Fototasche. Diese Filme sind sehr flexibel in der Belichtung, liefern schöne Hauttöne, bieten viel Raum für Push-Belichtung und haben weiche, aber dennoch gut wiedergegebene Farben. Bei Urlaubsreisen, wenn keine Portraitshootings geplant sind, ist die Kamera meistens mit Kodak Ektar 100 geladen, da dieser Film schöne Kontraste und knackige Farben liefert. Welche Technik benutzt du? Analog habe ich mit einer Minolta Xg-M angefangen, die ich noch in meiner Jugend von meinem Vater übernommen habe, als er sie nicht mehr brauchte. Irgendwann kamen eine Pentacon Six TL und eine Mamiya RZ67 als Mittelformat-Kameras dazu. Mit dem quadratischen 66-Look der Pentacon bin ich irgendwie nie so warm geworden, aber die Mamiya kommt auch heute noch häufig bei Shootings zum Einsatz. Ich mag den Bildlook und die detailreichen Scans von Mittelformat-Negativen sehr. Das Handling von 120er-Rollfilmen und der riesige Lichtschachtsucher der Mamiya für die Bildkomposition machen einfach Spaß beim Fotografieren. Zusammen mit dem schweren Spiegelschlag der Kamera bekommt man noch ein „handwerkliches“ Gefühl. Seit einigen Jahren habe ich außerdem eine alte Leica M6, die mittlerweile meine erste Wahl ist, wenn die Mamiya aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts nicht mitkommen kann. Digital bin ich mit Leica- und Canon-Kameras unterwegs. Du bist im available light Bereich unterwegs. Wie belichtest du unter natürlichen Lichtverhältnissen? Wenn ich rein analog unterwegs bin, verwende ich für die Belichtungsmessung häufig einen Handbelichtungsmesser. Wie genau ich messe, hängt dann vom Licht und meinem gewünschten Resultat ab. Möchte ich zum Beispiel bei starkem Lichteinfall harte Kontraste zwischen dunklen und hellen Bereichen und nehme dunkle Flächen beim Model in Kauf, messe ich die Lichter. Möchte ich hingegen einen gut ausgeleuchteten bzw. belichteten Körper, messe ich die eher dunklen Bereiche auf der Seite des Models, die der Kamera zugewandt ist. Je nach Film passe ich die Belichtung noch etwas an – viele Farbfilme, zum Beispiel den Kodak Portra, belichte ich oft 1-2 Blenden über. Mittlerweile traue ich auch immer mehr den eingebauten Belichtungsmessern in meinen analogen Kleinbildkameras, da ich ein gutes Gefühl dafür entwickelt habe, wie sie messen und wie ich die angezeigten Ergebnisse interpretieren kann. Da ich häufig sowohl digitale als auch analoge Kameras dabei habe, übernehme ich oft die Belichtungswerte der digitalen Kamera und passe diese dann noch film- und kameraspezifisch für die analogen Fotos an. So erspare ich mir beim Wechsel zwischen beiden Systemen die doppelte Belichtungsmessung, auch wenn das manche vielleicht als Schummeln bezeichnen würden. Wie findest du eine Location? Bei Indoor-Shootings ist dies eine gute Mischung aus Tageslichtstudios zur Miete, Hotelzimmer bzw. Airbnbs und privaten Wohnungen. Gemeinsam mit dem Model überlege ich vorher, was für Arten von Locations in Frage kommen  und suche dann online nach passenden Locations. Wo kann man deine Bilder sehen und ggf. kaufen? Ich muss gestehen, dass ich meine Webseite schon seit mehreren Jahren nicht gepflegt habe. Seitdem poste ich fast ausschließlich auf Instagram (@julianmeichsner) und Facebook. Käuflich erwerben kann man die Fotos bisher nicht, wenn jemand Interesse hat, findet sich aber sicherlich im persönlichen Kontakt eine Lösung! Der Beitrag Künstlerinterview: Julian Meichsner erschien zuerst auf Mein Film Lab.

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