Lawrence von Arabien (1962) von David Lean

T. E. Lawrence, 1918. aka Lawrence von Arabien. Unknown authorUnknown author, Te lawrence, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons „Lawrence von Arabien“ (engl. Lawrence of Arabia) ist ein Spielfilm des britischen Regisseurs Sir David Lean, KBE (1908 – 1991) aus dem Jahr 1962, ein fast vierstündiges Oscar ausgezeichnetes Epos, das sich zwischen Historienfilm, Monumentalfilm und Biopic bewegt und angelehnt an dessen Autobiografie „Die sieben Säulen der Weisheit“ (engl. Seven pillars of wisdom) die Lebensgeschichte von Thomas Edward Lawrence, CB, DSO (1888 – 1935) erzählt. Das Werk gilt gemeinhin als Klassiker Der Weltliteratur. Der Film spielt zum überwiegenden Teil während des Ersten Weltkriegs auf der arabischen Halbinsel und arbeitet die zwiespältige Rolle des „Lawrence von Arabien“, wie man T.E. Lawrence auch nannte, während der Arabischen Revolte auf. Die Mehrheit der dargestellten Figuren basiert auf historischen Persönlichkeiten. Um sich jedoch über die Charaktere des Films und deren Ausgangssituation zu dessen Beginn einen kurzen Überblick zu verschaffen, seien diese zunächst einmal kurz vorgestellt: Thomas Edward Lawrence, CB, DSO gespielt von Peter Seamus O’Toole (1932 – 2013): T. E. Lawrence war der uneheliche Sohn von Sir Thomas Robert Tighe Chapman (1846 – 1919) und Sarah Junner (1861 – 1959). Schon als 21-jähiger Geschichtsstudent der Universität Oxford reiste er zu Fuß allein mehrere Wochen durch Syrien und Palästina, nahm später an archäologischen Ausgrabungen teil und lernte Arabisch. Schon damals wuchs seine Begeisterung für die Beduinen. 1914 war Lawrence als Archäologe und britischer Offizier Teil einer Expedition durch die Negev-Wüste, die vom Palestine Exploration Fund geführt wurde, aber auch dem britischen Geheimdienst zum Kartografieren des Gebietes diente. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Lieutenant Lawrence dann beim Arabischen Büro in Kairo stationiert. Hier setzt die Haupthandlung des Films ein. Auf Vorschlag von Produzent Samuel P. Spiegel (1901 – 1985) wurde der damals nahezu unbekannte Peter O’Toole in der Rolle des T. E. Lawrence besetzt. Ein in Bezug auf Lawrence häufig diskutiertes Thema betrifft seine Sexualität, denn während er zu Lebezeiten unter Freunden als asexuell galt, was den in Briefen erwähnten Mangel asexuellen Erfahrungen erklären würde, lassen einige Passagen von Lawrence Autobiografie den Schluss zu, er sei homosexuell gewesen. Homosexualität war im Vereinigten Königreich bis 1967 (England und Wales), 1981 (Schottland) und 1982 (Nordirland) strafbar, also auch zu Lawrence Lebzeiten und bei Entstehung des Films (1962). Hin und wieder blitzen gewisse feminine Manierismen in O’Tooles Darstellung auf, die man als Andeutungen von Lawrence vermuteter Homosexualität deuten könnte – was heute wohl eher als stereotypes Klischee angesehen werden dürfte, war zum damaligen Zeitpunkt die einzige Möglichkeit, diesem Aspekt von Lawrence Persönlichkeit überhaupt irgendwie Rechnung zu tragen. Wie sich im Weiteren zeigen wird, muss man auch andere aus heutiger Sicht problematische Aspekte des Films im Kontext seiner Zeit sehen. Faisal I. (vollständiger Name: Faiṣal b. aš-Šarīf Ḥusain b. aš-Šarīf ʿAlī al-Hāšimī; 1885 – 1933) gespielt von Sir Alec Guinness, CH, CBE (1914 – 2000): Von seinem Vater Emir Hussein ibn Ali (1853 oder 1856 – 1931) wurde Prinz (in der deutschen Synchronisation des Films fälschlich „Fürst“) Faisal 1915 nach Syrien entsandt, um dort Kontakte für eine arabische Revolte gegen das fremdherrschende Osmanische Reich mit dem Ziel zu schließen, einen arabischen Staat unter der Herrschaft der Dynastie der Haschemiten, zu der Hussein ibn Ali und sein Sohn gehörten, zu gründen. Im Juni 1916 erklärte Hussein ibn Ali dann offiziell die Arabische Revolte und machte Faisal dabei zum militärischen Führer, der – in Kooperation mit den Briten –arabische Gebiete von den Osmanen, die im Ersten Weltkrieg Kriegsgegner der Briten waren, erobern sollte. Das Vereinigte Königreich sicherte Hussein ibn Ali zwar zu, dass von seinen Truppen eroberte Gebiete, völlig unabhängig von einer europäischen Fremdherrschaft bleiben würden, sah die Beduinen jedoch nie als Partner auf Augenhöhe – die übliche Überheblichkeit der Kolonialmächte. Relativ zu Beginn des Films wird Lawrence zu einem Treffen mit Faisal geschickt, aus dem eine von gegenseitigem Respekt geprägte Freundschaft erwachsen sollte. Aus heutiger Sicht kritisch ist natürlich die Besetzung des Briten Alec Guinness als Araberfürst mittels Brownfacing. Zweifelsohne war Guinness einer der größten Charakterdarsteller seiner Zeit und nach dem ebenfalls von Regisseur David Lean stammenden Film „Die Brücke am Kwai“ sehr gefragt. Dennoch drängt sich im Nachhinein doch die Frage auf, ob sich kein Araber gefunden hätte, um die Rolle zu verkörpern, und ob Star-Power Vorschub vor Authentizität und Repräsentation haben sollte. Sherif Ali Ibn El Kharisch gespielt von Omar Sharif (gebürtig: Michel Dimitri Chalhoub, 1932 –2015): Der von Omar Sharif verkörperte Sherif Ali Ibn El Kharisch ist keine historische Figur, sondern wurde speziell für den Film entwickelt. Er erfüllt die Funktion eines Vertrauten und Weggefährten von Lawrence und basiert auf den verschiedenen Beduinenfürsten, mit denen Lawrence kämpfte, wie etwa Sherif Nasir oder Sherif Ali ibn el Hussein (1895 – 1955). Es ist nicht unüblich mehrere historische Personen in Filmen und Serien, die auf historischen Ereignissen beruhen, zu einer funktionellen Figur zusammenzufassen, um es dem Zuschauer einfacher zu machen, zu folgen und auch sich mit dem Charakter zu identifizieren, weil ständig wechselnde Figuren viele Zuschauer überfordern könnten. In „Schindlers Liste“ etwa werden die verschiedenen unmittelbaren jüdischen Helfer Oskar Schindlers (1908 – 1974; gespielt von Liam Neeson, *1952), Mieczysław „Mietek“ Pemper (1920 – 2011), Abraham Bankier (1895 –1956) und Itzhak Stern (1901 – 1969), in einer fiktionalisierten Version von Itzhak Stern (Ben Kingsley, geboren als Krishna Pandit Bhanji, *1943) quasi zusammengefasst. Auch die Macher der sonst extrem faktentreuen Miniserie „Chernobyl“ entschieden sich dafür, die zahlreichen Wissenschaftler, die Waleri Legassow (1936 – 1988; gespielt von Jared Harris, *1961) zuarbeiteten durch die von Emily Margaret Watson, OBE (*1967) gespielte fiktive Atomphysikerin Ulana Chomjuk zu ersetzen. Auda Abu Tayi (vollständiger Name: Auda ban harb al-abo seed al-mazro al-tamame ibu Tayi; 1874 – 1924) gespielt von Anthony Quinn (eigentlich: Antonio Rodolfo Quinn Oaxaca; 1915 –2001): Der von Lawrence selbst in „Die sieben Säulen der Weisheit“ als „größten Kämpfer in Nordarabien“ bezeichnete Auda Abu Tayi war ein Stammesfürst der Howeitat, der nicht zuletzt wegen eines gescheiterten Bestechungsversuches seitens des Osmanischen Reiches einer der entschiedensten Verfechter der arabischen Unabhängigkeit werden sollte. Edmund Henry Hynman Allenby, 1. Viscount Allenby GCB, GCMG, GCVO (1861 – 1936) gespielt von Jack Hawkins (1910 – 1973): Allenby hatte im Zweiten Burenkrieg (1899 – 1902) gekämpft und wurde zum Major-General befördert im Ersten Weltkrieg an der Westfront eingesetzt, wo er jedoch mit seinem Oberbefehlshaber Field Marshal Douglas Haig, 1. Earl Haig (1861 – 1928) des Öfteren über strategische Meinungsverschiedenheiten aneinandergeriet. Die Niederlage Allenbys bei Arras 1917 führte dann zu seiner Versetzung nach Ägypten zur Egyptian Expeditionary Force (EEF) an der Palästinafront, wo er als Nachfolger von General Sir ArchibaldJames Murray, GCB, GCMG, CVO, DSO (1860 – 1945) als neuer Oberbefehlshaber den Krieg gegen das Osmanische Reich führte. In der britischen Presse wurde Allenby spöttisch mit einem Kreuzfahrer verglichen, der das Gelobte Land wieder unter europäische und christliche Herrschaft zwingen wolle. Tatsächlich dürfte Major T. E. Lawrence in seinen Augen eine Art nützlicher Idiot gewesen sein, den er im Glauben ließ, er würde den Feldzug für die Araber und nicht das britische Empire führen. Gespielt wird Allenby von Jack Hawkins, der genau wie Alec Guinness schon in „Die Brücke am Kwai“ mit David Lean zusammengearbeitet hatte. Jackson Bentley gespielt von Arthur Kennedy (1914 -1990): Der Reporter, der später Lawrence Taten in der US-amerikanischen Presse zu Heldentaten hochstilisiert, basiert auf dem Journalisten Lowell Thomas (1892 – 1981). Ursprünglich war Kirk Douglas (gebürtig: Issur Danielovitch, 1916 – 2020) für die Rolle vorgesehen. Da der aber die zweithöchste Gage nach O’Toole verlangte, castete Produzent Sam Spiegel stattdessen Edmond OBrien (eigentlich: Éamonn Ó Briain, 1915 – 1985), der jedoch nach dem Dreh von zwei Szenen einen Herzinfarkt erlitt und so gegen Arthur Kennedy ausgetauscht wurde. Der Film wird eröffnet von einer Ouvertüre bei völlig schwarzem Bild – hier wollte David Lean ebenso wie bei der Intermission in der Mitte des Films die Musik von Maurice-Alexis Jarre (1924 – 2009) für sich wirken lassen. Die erste Szene zeigt dann Lawrence am 19. Mai 1935 wie er bei einer Motorradfahrt in Clouds Hill, Vereinigtes Königreich tödlich verunglückt. Bei der darauffolgenden Beerdigung in der St Paul’s Cathedral, London interviewt ein Reporter (Jack Hedley; 1929 – 2021) die Trauergäste, die Lawrence vordergründig loben, obgleich hinter vorgehaltener Hand auch sein zweifelhafter Charakter thematisiert wird. Danach springt der Film in der Zeit zurück zur Haupthandlung, welche 1917 mit Lawrence in Kairo einsetzt. General Murray (Sir Donald Wolfit, 1902 – 1968) entsendet den unangepassten und unsoldatischen Lieutenant Lawrence, um zu den bereits bei Faisal befindlichen britischen Truppen zu stoßen und mit einer Einschätzung der Lage, insbesondere der Erfolgschancen von Faisals Revolte gegen die Osmanen, zurückzukehren. Mit dem Beduinenführer Tafas (Zia Mohyeddin, 1931 – 2023) macht Lawrence sich auf den Weg durch die Wüste und bemüht sich dabei von Anfang an, von den Beduinen zu lernen und sich ihrer Lebensweise anzupassen. Bei einem Brunnen wird Tafas von einem anderen Beduinen aus dem Stamm der Harith, der sich später als Sherif Ali Ibn El Kharisch herausstellen wird, erschossen, weil er einem anderen Beduinenstamm angehörte und nicht aus Sherif Alis Brunnen hätte trinken dürfen. Lawrence wird von Sherif Ali verschont, weil er kein Beduine ist. Er bietet ihm sogar Geleit an, was Lawrence mit dem Hinweis, er nehme keine Hilfe von Mördern an, ablehnt. Sherif Ali versichert Lawrence, er werde alleine nie lebend bei Faisal ankommen, was Lawrence jedoch zum allgemeinen Erstaunen gelingt. Hier im Lager der Beduinen wird offenkundig, dass diese mit den Mitteln der modernen Kriegsführung überfordert sind und ihr nichts entgegenzusetzen haben. Ein Luftwaffenangriff der Osmanen reibt ihre Truppen empfindlich auf.  Bei einem Treffen mit Faisal, Sherif Ali und Lawrences Vorgesetzten Colonel Brighton (Sir John Anthony Quayle, CBE, 1913 – 1989), von dem Lawrence eigentlich angehalten wurde, Stillschweigen zu bewahren, macht Lawrence durch seine direkte Art und seine ambitionierte Haltung Eindruck auf Faisal, dem sie Damaskus als ehrgeizigstes Ziel der Revolte nennen. Faisal meint, es bräuchte ein Wunder, um die Osmanen zu schlagen und Lawrence ist gewillt ihm dieses Wunder zu verschaffen: Die Hafenstadt Akaba (im heutigen Jordanien) am Roten Meer wäre ein wertvoller Brückenkopf, gilt vom Wasser aus aber wegen der auf dieses ausgerichteten Kanonen als uneinnehmbar. Lawrences wagemutiges Unterfangen: Er will die Stadt mit 50 Mann vom Land aus einnehmen. Doch dazu muss er die Wüste Nefud durchqueren, eine endlose, trockene Einöde, die zu durchqueren 40 Tage dauern soll, in denen es keinen Brunnen, keine Oase oder Wasserstelle gibt. Sherif Ali nennt den Plan Wahnsinn, begleitet Lawrence aber dennoch. Zwei Waisenjungen namens Farraj (Michel de Carvalho, *1944) und Daud (John Dimech), die sich in den Kopf gesetzt haben, Lawrences Diener werden zu wollen, folgen dem Zug und werden dann bei der Rast an der letzten Oase vor Nefud entdeckt. Lawrence erbarmt sich ihrer und stellt sie an. Der Ritt durch die Wüste Nefud ist eine recht langatmig Passage. Was sonst eher ein Kritikpunkt bei einem Film wäre, erweist sich hier als wichtiges Stilmittel, denn nur durch die quälend langen Einstellungen der brennend heißen Einöde bekommt der Zuschauer zumindest eine vage Idee von der Mühsal der 50 Reiter auf ihren Kamelen, die am Tag in der prallen Sonne rasten müssen, weil die Reise nur noch bei Nacht möglich ist. 40 Tage nur mit dem Wasser, das sie mit sich tragen als Verpflegung.  Da manchen hier der Gedanke kommen mag, Lawrence und seine Weggefährten bräuchten Destillanzüge wie die Fremen in „Dune“, sei an dieser Stelle kurz auf die ohnehin unübersehbaren Parallelen zwischen Frank Herberts (1920 – 1986) klassischem Science-Fiction-Roman und der Geschichte von Lawrence von Arabien hingewiesen, denn die Figuren T. E. Lawrence und Paul „Muad’Dib“ Atreides sind beide politische Führer, die von außen kommend religiöse Stammesgemeinden eines Wüstenvolkes hinter sich vereinen und gegen fremde Besatzer führen. Obgleich die Beduinen El ‘awrence, wie sie Lawrence meist nannten und auch im Film nennen, sicher nicht als Mahdi (muslimische Messiasfigur der Eschatologie) angesehen haben wie die Fremen in Muad’Dib den Lisan al Gaib erkennen, hielt Lawrence sich sicher für eine Art Übermensch und hatte einen ausgewachsenen Gotteskomplex. Immer wieder betont er im Film, dass seine Erfolge geschrieben stünden oder aber – im Kontrast dazu – nichts geschrieben stünde und er deshalb alles vollbringen könne. Er vergleicht sich bei seinem späteren Unterfangen, Damaskus aus der Wüste kommend einzunehmen, gar mit keinem geringeren als Moses. Und Paul Atreides? Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Er [Dschingis Khan] tötete nicht eigenhändig, Stilgar. Er machte es wie ich, indem er seine Legionen aussandte. Es gibt noch einen weiteren Herrscher, den ich Ihrer Aufmerksamkeit empfehle – einen gewissen Adolf Hitler. Seine Feldzüge kosteten die Menschheit mehr als fünfzig Millionen Tote. Ziemlich effektiv für die damalige Zeit. […] Nach sehr vorsichtigen Schätzungen habe ich einundsechzig Milliarden Menschen getötet […]“ (Frank Herbert: „Der Herr des Wüstenplaneten“, „Dune“ Band 2) „Lawrence von Arabien“ ist also wie „Dune“ keine Heldenreise, sondern die Geschichte eines von sich eingenommenen Fanatikers, der in seinem Wahn ein unterdrücktes, leicht beeinflussbares Volk für sich einnimmt und gleichermaßen zum Sieg wie ins Verderben führt. Es ist die Dekonstruktion einer Heldenfigur oder um es mit Frank Herbert zu sagen: „Ich schrieb die Dune-Serie, weil ich diese Idee hatte, dass charismatische Anführer mit einem Warnetikett kommen sollten: ‚Könnte gefährlich für Ihre Gesundheit sein.‘ Einer der gefährlichsten Präsidenten, den wir in diesem Jahrhundert hatten, war John Kennedy, denn die Leute sagten: ‚Ja, Sir, charismatischer Anführer, was werden wir als nächstes tun?‘ Und wir überdrehten Vietnam. Und ich denke, der vielleicht wertvollste Präsident dieses Jahrhunderts war Richard Nixon. Denn er lehrte uns der Regierung zu misstrauen und zeigte uns exemplarisch wieso.“ Zurück zu Lawrence in der Wüste Nefud: Kurz bevor die Gruppe die nächste Wasserstelle erreicht, geht ein Reiter verloren, weil er vom Kamel gestürzt ist: Gasim (Inderjeet Singh Johar, 1920 – 1984). Lawrence will umkehren, um ihn zu suchen und Sherif Ali prophezeit ihm, dass er das nicht überleben werde und Gasim ohnehin verloren sei. Lawrence entgegnet ihm sinngemäß, dass es nicht unmöglich sei, weil er es täte, er schreibe seine Geschichte selbst. In der glühenden Tageshitze gelingt es Lawrence tatsächlich, Gasim und auch Daud zu retten, der ihm gefolgt ist. Bei seiner Rückkehr erhält Lawrence für die Heldentat von Sherif Ali ein Beduinengewand. Als Lawrence in diesem stolz nahe der Oase alleine umhergeht, begegnet ihm Auda Abu Tayi und erklärt, der Brunnen gehöre den Howeitat. Durch Lawrence diplomatisches Geschick lässt sich Auda dazu manipulieren, die Fremden als Gäste willkommen zu heißen. Am Abend kann Lawrence Auda auch dazu bringen, sich dem Aufstand der Araber anzuschließen, wobei die Aussicht auf die Goldvorräte der Türken den Ausschlag geben, obgleich Lawrence und Auda vorschieben, Auda täte, was er täte, weil es ihm gefalle. Am Abend vor dem Angriff auf Akaba tötet einer von Sherif Alis Männern einen der Howeitat der Blutfede zwischen den Stämmen wegen. Als die Situation zu eskalieren droht, bietet Lawrence an, den Mörder selbst hinzurichten, da so der Mörder gemäß dem Gesetz der Howeitat sterbe, aber kein Howeitat einen Harith töte, was nur neues Blut nach sich zöge. Als Lawrence der Mörder vorgeführt wird, erkennt er in ihm Gasim. Er erschießt ihn. Dies ist der Wendepunkt für Lawrence, denn, wie er später General Allenby bei seiner Rückkehr nach Kairo erzählen wird, hat er die Tötung genossen. Er hat Blut geleckt und der Film demonstriert auch die Abwärtsspirale von Lawrence eigenen moralischen Idealen, die er immer weiter zurückstellt, während er sich immer mehr in einen regelrechten Blutrausch hineinsteigert. Gleichzeitig entwickelt sich Sherif Ali zunehmend zu Lawrences Gewissen und wird mehr und mehr zum Pazifisten. Tags darauf stürmen Lawrence Truppen Akaba und können es mit ihrem Überraschungsangriff einnehmen. Doch schon am Abend droht die nächste Eskalation, als Auda statt des in Aussicht gestellten Goldes nur Papiergeld vorfindet, was in den Augen der Beduinen wertlos ist. Lawrence, der nach Kairo aufbrechen will, sichert Auda schriftlich zu, mit Gold der Briten zurückzukehren und ihn zu entlohnen. Mit Daud und Farraj macht Lawrence sich auf den Weg zurück zu den Briten, doch gerät Daud dabei in Treibsand und es gelingt Lawrence und Farraj nicht, ihn daraus zu retten. Der Tod des Jungen erschüttert Lawrence zutiefst. Es sei hier angemerkt, dass Treibsand a) in Wüsten nicht vorkommt, weil es dort viel zu trocken für die Suspension aus Wasser und Sand ist, und b) wegen der hohen Dichte (der menschliche Körper besteht primär aus Wasser und hat eine ähnliche Dichte, die von Treibsand ist etwa doppelt so hoch) ein vollständiges Versinken vollkommen unmöglich ist – spätestens auf Hüfthöhe ist Schluss. Es gibt jedoch vom Wind aufgewühlte Sandfelder, die einen ähnlichen Effekt haben, wie er Treibsand fälschlicherweise nachgesagt wird.  Als Lawrence mit Farraj das Hauptquartier in Kairo erreicht, marschiert er trotz anhaltender Proteste und rassistischer Anfeindungen in der Beduinenkleidung mit dem Jungen in die Offiziersmesse und verlangt zwei Limonaden. Zu Allenby gebracht bittet Lawrence um seine Versetzung, die Hinrichtung Gasims hat ihn demoralisiert. Stattdessen befördert Allenby ihn zum Major, sichert zu, die Briten hätten kein Interesse an Arabien und schickt Lawrence mit dem Auftrag, die Osmanen mithilfe der Beduinen mittels einer Guerillataktik zu zersetzen, zurück. Dazu stellt er Lawrence Waffen und Geldmittel zur Verfügung. Die versprochene Artillerie bleibt er ihm allerdings schuldig. Bald darauf wird Faisal vom Reporter Jackson Bentley aufgesucht, der sich über die hohe Zahl an Toten im Vergleich zu Verletzten und vor allem Gefangenen wundert. Faisal erläutert ihm, dass man keine Verwundeten auf dem Schlachtfeld zurücklassen könne und sie deshalb töte, weil die Kriegsgefangenschaft durch die Türken ein schlimmeres Schicksal sei. Bentley erklärt ihm anschließend, er bräuchte eine Heldenfigur, deren Geschichte er in den US-Amerikanischen Medien erzählen könne, um so sein Heimatland endlich zum Kriegseintritt zu bewegen. Faisal erwidert ihm, er solle zu Lawrence gehen. Der führt die Araber derweil bei Angriffen auf die türkische Hedschasbahn an, wobei die Disziplin der Beduinen jedoch mit jedem Angriff ebenso sinkt wie ihre Zahl, da viele, sobald sie ausreichend Beute aus den geplünderten Zügen beisammenhaben, das Weite suchen. Lawrence lässt sich auf den Trümmern des überfallenen Zuges von Bentley in bester Heldenpose fotografieren und ist sich sicher, seine Kämpfer werden zurückkommen. Bei einem späteren Angriff fällt Farraj eine Sprengkapsel herunter, die sich in seinem Gewand verfängt. Beim Rückzug von den Gleisen zündet sie und verletzt Farraj schwer. Weil er, wenn er zurückgelassen würde, in osmanische Gefangenschaft geraten würde, ist Lawrence gezwungen ihn zu erschießen. Er hat nun beiden Waisenjungen den Tod gebracht. El ‘awrence hat nur noch wenige verbleibende Kämpfer und so beschließt er in seiner völligen Selbstüberschätzung inkognito nach Dera im südlichen Syrien zu gehen, um Aufklärungsarbeit zu leisten, obwohl Sherif Ali ihm davon ausdrücklich abrät. Die in Dera stationierten türkischen Soldaten erkennen in dem blassen Beduinen, den sie aufgreifen, zwar nicht Lawrence, begegnen ihm aber von Anfang an mit Misstrauen. Dem türkische Bey (José Ferrer, gebürtig: José Vicente Ferrer de Otero y Cintrón, 1912 – 1992), dem man Lawrence mit anderen Gefangenen vorführt, fallen die blauen Augen von Lawrence sofort auf, als er ihm dann Kufiya und Agal herunterreißt, kommen Lawrences dunkelblonden Haare zum Vorschein. Die Männer des Bey foltern Lawrence, ehe sie ihn wieder freilassen. Von Demütigung und Misshandlung gebrochen ersucht Lawrence, der wieder seine britische Uniform trägt, in Kairo bei Allenby um Entlassung. Als Lawrence klar wird, dass Briten und Franzosen entgegen ihrer Zusicherungen keineswegs beabsichtigen, Arabien den Arabern selbst in Unabhängigkeit und Autonomie zu überlassen, fasst Lawrence den Entschluss, zu den Beduinen zurückzukehren und sie gen Damaskus zu führen, wo er vor den Briten eintreffen will, um es einzunehmen und so einen Einfluss der Briten zu verhindern. Als Allenby Lawrence fragt, ob er glaube, dass sie wegen des Geldes zurückkommen werden, erwidert Lawrence trotzig, einige sicher, aber die meisten werden seinetwegen kommen. Dennoch heuert er eine Armee Söldner als zusätzliche Leibwache an, was Sherif Ali ausdrücklich missbilligt – zurecht, wie sich zeigt, denn die Söldner bringen Lawrence dazu, unter einer Gruppe auf dem Rückzug befindlicher Türken ein Blutbad anzurichten. Mit diesem Massaker endet die Entwicklung von Lawrence vom Helden zum Monster. Bentley spricht ihm persönlich seine Abscheu aus. Dennoch gelingt es den Arabern, Damaskus vor den Briten zu erreichen und einzunehmen. Während Faisal, Allenby und der Regierungsvertreter Dryden (Claude Rains, 1889 – 1967), der Lawrence stets protegiert hatte, über den Frieden verhandeln, erkennt Lawrence bei der Sitzung des Arabischen Rates, dass das anhaltende Misstrauen der einzelnen Stämme gegenüber einander einen geeinten arabischen Staat unmöglich macht. Nach einem Besuch im Feldlazarett, fährt er in einem Auto zum Flughafen, wobei ihm ein Motorrad entgegenkommt, womit sich der Kreis zur Anfangssequenz schließt.  Abschließend lässt sich wohl sagen, dass die größte Stärke von Leans packendem Historienepos zugleich dessen größte Schwäche ist: Die Ambivalenz seines Protagonisten. Ein etwas unbedarfterer Zuschauer mag dem simplen Hollywood-Muster folgend denken: Lawrence ist die Hauptfigur, also ist er auch der Held der Geschichte. Und so wie er die Beduinen für sich gewinnt, wird er auch einen Teil des Publikums für sich gewinnen. Die klare Erkenntnis: „Moment mal? Er ist der Bad Guy?“ wird nicht jedem kommen. Es ist selbst bei fiktiven Figuren, die ja bewusst mit so einer Absicht konstruiert werden können und nicht einer realen Geschichte folgen müssen, oft so, dass das Publikum nicht erkennt, dass der Protagonist eben nicht der Held der Geschichte ist, egal wie offensichtlich, denn sie haben ja mit dem Charakter mitgefiebert und sich mit ihm identifiziert und hat er sie einmal für sich gewonnen, reden sie ihn sich schön, ganz gleich welche Gräuel er begeht – Beispiele hierfür wären wie schon erwähnt Paul Atreides aus „Dune“, aber auch Rorschach aus „Watchmen“ von Alan Moore (*1953), Victor Frankenstein aus „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ von Mary Shelley (geborene Mary Godwin, 1797 – 1851), Macbeth aus dem gleichnamigen Drama von William Shakespeare (1564 – 1616), Daenerys Targaryen in „Game of Thrones“ oder Walter White in „Breaking Bad“. Umgekehrt fällt es uns schwer Antagonisten nachträglich als Kräfte des Guten zu akzeptieren, selbst wenn sich gezeigt hat, dass sie lediglich in einer Position waren, in der schwere Entscheidungen getroffen werden mussten, wie Professor Zaius in „Planet der Affen“ (1968) oder Ben Linus in „Lost“, wobei sich in letzterem Fall ja bis heute bei vielen der Irrglaube hält, die Ermordung der kompletten Dharma-Initiative sei seine und nicht Charles Widmores Idee gewesen, was wohl auch ein Faktor ist, der aber ebenfalls zeigt: Wir tun uns schwer damit eine einmal als wahr aufgefasste Information als falsch anzuerkennen, auch wenn wir Gegenbeweise vorgelegt bekommen, weil wir dann ja zugeben müssten, dass wir falsch lagen. So gesehen demonstriert „Lawrence von Arabien“ sehr gut, wie schnell wir einem charismatischen Helden oder Anführer verfallen und wie sehr wir dann bemüht sind, jede seiner Untaten zu entschuldigen. Der Film ist ein Lehrstück im Phänomen Verführung der Massen. Aber er ist auch ein Lehrstück darüber, wie sehr ein Anführer wie Lawrence sich selbst in den Glauben hineinsteigern kann, er sei von Gott gesandt. Lawrence manipuliert die Beduinen nicht bewusst, er erkennt nicht, wie sehr ihn seine Macht berauscht. Er ist fest davon überzeugt, dass er für die Araber kämpft, was Anfangs sicher auch stimmte, aber mit der Zeit wird er selbst fanatisch in dem Glauben an sich. Hörenswert: Deutschlandfunk Podcast Lawrence von Arabien: zwischen Held und Verräter

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