Eigentlich wollte ich ja mal ausprobieren, wie lange es dauert, bis mal etwas Neues in Afghanistan passiert, worüber wir hier noch nicht diskutiert haben. Aber jetzt juckt es mit in den Fingerspitzen. Dass am Wochenende ein US Soldat bei einem Amoklauf 16 afghanische Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet hat, ist die Spitze eines Eisberges an diversen Vergehen von Militärs. Ich möchte nicht wissen, was sonst noch so alles passiert, wovon wir gar nichts mitbekommen. Zuvor dann noch die angeblich versehentliche Koranschverbrennung von US Soldaten begangen undwiderum die Amerikanerdas Urinieren auf einen offenbar getöteten Taliban. Absonderliche Nachrichten, die in den vergangenen Wochen um die Welt gegangen sind. Es hagelt seit dem an Entschuldigungsbekundungen aus Amerika. Beim jüngsten Amoklauf eines US Soldaten wird nun die Aburteilung des Täters diskutiert. Die Afghanen fordern die Übergabe des Täters. Indes bringt sich Präsident Hamid Karsai wieder unrühmlich ins Gespräch, indem er die Gewalt an Frauen erlauben will. Und Bundeskanzlerin Merkel stellte heute während ihres Truppenbesuches In Mazar-e Sharif fest, dass der Aussöhnungsprozess mit Taliban noch nichts ausreichende Fortschritte gemacht habe. Und Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) wirbt gleichzeitig für Investitionen am Hindukusch und bemerkt fast unbemerkt, dass die Amerikaner ihren Soldaten in der Vorausbildung bessere interkuturelle Kompetenz vermitteln sollten. In meiner Facebookgruppe zum Blog schreibt ein Bundeswehrsoldat auf die Amoklaufmeldung vom Wochenende: Besser die als unsere Jungs! Herr Niebel: das gilt dann doch wohl für alle truppenstellende Nationen, oder?! Wie behalten wir den Durch- und Überblick? Einem Bekannten von mir, der für eine Hilfsorganisation in AFG arbeitet, antwortete ich neulich als er mich fragte Was machte denn Afghanistan so? mit Das interessiert doch niemanden mehr. Daraufhin er: Dann könnender wenigstens in Ruhe weiter arbeiten. Dieser Dialog spricht Bände! Nicht, dass Sie denken, ich sei mit meinem Latein am Ende. Nach 5 Jahren Bloggerei, Vorträgen, Zwiegesprächen, Diskussionen mit Afghanen in Deutschland, deutschen Intergrationsstudien über angeblich nichtintegrierbare Muslime und vom hörensagen informierter Journalisten, nach einer enttäuschenden Bonner Afghanistan-Konferenz und zig Militärdokus im TV über Bundeswehrsoldaten im Einsatz die Jahre zu spät gekommen sind wird eine Einsatztransparenz vorgegaukelt die mit einem seidenen Schleier einer Bundeswehrstrukturreform überdeckt wird. Ich frage Sie meine werten Leserinnen und Leser: sind wir in Afghanistan gescheitert? Hat das gesellschaftspolitische Desinteresse gesiegt und wir wulffen in Deutschland jetzt nur noch vor uns her? Wofür sind über 50 deutsche Soldaten in Afghanistan gefallen? Wer kümmert sich um die PTBS belasteten Soldaten und um ihre auseinanderbrechenden Familien? Ist Afghanistan nur noch eine Feinschmeckerdebatte von sicherheitsolitischen Freaks? Helfen Sie mir bitte! Wie sollen wir mit dem Blog weitermachen? Was wollen Sie diskutieren? Das aktuelle Geschehen? Weitere Gastkommentare von Prof Jäger und mehr Analysen? Mehr über Kultur und Menschen in Afghanistan? Oder doch lieber Sicherheitspolitik? Mehr afghanische Stimmen? Oder soll ich selber nach Afghanistan reisen, um von dort zu berichten??