„Liquid Legal“ – Rezension von Dr. Anette Schunder-Hartung

Drei Warnungen vorab: Dieses Buch ist über 600 Seiten stark, es ist auf Englisch erschienen, und, vielleicht am schlimmsten: An dem „running and important theme“, wie Szeneguru Professor Richard Susskind es in seinem Vorwort bezeichnet, führt kein Weg vorbei. Dabei geht es um nicht weniger als die Idee der Schaffung und Gestaltung einer gemeinsamen Legal Platform, eines geteilten, Synergien schaffenden Ressourcenraums im juristischen Bereich. Dieser Aufgabe widmen sich die drei Herausgeber Kai Jacob, Dr. Dierk Schindler und Dr. Roger Strathausen mit Hilfe einer Vielzahl unterschiedlicher Autor(inn)en in fast 30 Kapiteln aus komplementären Perspektiven. Dabei kommt die Frage nach dem Einsatz künstlicher Intelligenz ebenso zur Sprache wie die Zukunft der juristischen Ausbildung. Die Chancen und Herausforderungen der „Digital Leadership“ werden ebenso diskutiert wie die allfällige Agilitätsfrage angesprochen. Dabei überrascht es nicht, dass Schindler zum letztgenannten Punkt schon im Titel seines Beitrags in die Offensive geht: „The New Legal Is Agile And It Has a New DNA“. Ausgehend davon, dass die Ära der Kollaboration schon längst Arbeitswirklichkeit ist, steht dabei an erster Stelle die Forderung nach Transparenz, die wiederum Vertrauen und welche ihrerseits Authentizität voraussetzt. Verletzbarkeit und Empathie segeln da gleichsam im Kielwasser – was aber bei einer entsprechenden Kultur von Versuch und Irrtum kein Beinbruch sein dürfte. Eine wirkliche Besonderheit ist im Zuge dessen der inmitten des Buches angesiedelte Gesundheitskompass für Anwälte. Hier kommen besondere soziodemografische ebenso wie vegetative Umstände zur Sprache – und werden wie auch in anderen Kapiteln nicht nur verbal, sondern auch in farblich-grafisch „untermalt“. Wie ernst es dem Liquid Legal-Team mit einem entsprechend ganzheitlichen Ansatz ist, zeigt ein Blick auf die Homepage des im Herbst 2018 gegründeten Liquid Legal Institute e.V.:  Dort gelangt man unter https://www.liquid-legal-institute.com/workinggroups/lawyer-well-being/ zum Fragebogen für eine noch laufende Studie über die Gesundheitsbelastung von Anwälten. Unter dem Strich geht es damit um weit mehr als um die Frage nach der Bewegung „Towards a Common Legal Platform“, wie es im Untertitel heißt. Schon entsprechende Platform- mitsamt guten Open Source-Softwarelösungen im technischen Sinne haben enorme weitere Auswirkungen. Indem z.B. Open Source-Software anders als klassische, prioritäre Software unabhängig vom ursprünglichen Hersteller angepasst, verändert und weitergegeben werden kann, sichert sie Bürgern, Unternehmen wie Volkswirtschaften die Möglichkeit, unabhängig von einzelnen Anbietern dauerhaft innovativ zu bleiben. „Liquid Legal“ geht es darüber hinaus um eine Art „Reinventing Law“ – weit jenseits der in den 10er-Jahren so beliebten Legal Tech-Diskussionen. Selbst wenn man sich selbst (wie die Autorin dieser Zeilen) nicht zum juristischen Nachwuchs zählt: Ein entsprechender Diskurs ist bitter nötig. Denn die nachrückende Generation muss dereinst einmal unsere Rente zahlen – und das geht nur mit juristischen Arbeitskonzepten, die in jeder Beziehung zukunftsfest sind. Jacob / Schindler / StrathausenLiquid Legal1st ed. 2020, xxxvi, 609 SeitenHardcover in englischer Sprache € 96,29Springer ISBN 978-3-030-48265-7 Rechtsanwältin Dr. Anette Schunder-Hartung, Business Coach (IHK), Frankfurt am Main Schlagworte: Liquid Legal, Rezension Der Beitrag „Liquid Legal“ – Rezension von Dr. Anette Schunder-Hartung erschien zuerst auf aHa STRATEGISCHE KANZLEIENTWICKUNG.

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