Nichts ist für immer

Es ist so weit: Unser Magazin „Hinter den Schlagzeilen“ stellt seinen Betrieb ein. Alte Einträge werden aber noch eine Weile hier zu lesen sein. Die mit diesem Medienprojekt verbundene Absicht haben wir hier verewigt. Dieser Abschied schmerzt. Es waren nicht sehr viele, aber doch einige Leser, die hier und in der Kommentarspalte eine Art journalistische Heimat gefunden hatten. Ein Rückblick und ein paar Abschiedsworte von Redakteur Roland Rottenfußer Unser Magazin „Hinter den Schlagzeilen“ wird nun nach 21 Jahren „Laufzeit“ eingestellt. Es wurde 2003 von Konstantin und Annik Wecker  aus Anlass des Irakkriegs aus der Taufe gehoben. Ich selbst stieß 2005 als Redakteur dazu. Schon damals verstanden wir uns als „Gegenöffentlichkeit“. HdS wurde geboren aus dem Bewusstsein des Ungenügens an einseitiger und irreführender Berichterstattung in den Mainstreammedien, die in ihrer Mehrheit diesen furchtbaren Krieg unterstützten. Heute hat sich die Situation nicht grundlegend geändert. Schon wieder betreiben interessierte Kräfte sehr eifrig eine gefährliche Spannungspolitik mit Russland, ist selbst ein globaler Atomkrieg nicht mehr ausgeschlossen. HdS ist als „alternatives“ Medium nie wirklich groß geworden, obwohl es mehre Blütezeiten mit relativ vielen Zugriffen gab. Unser Verdienst war es, mit vielem, was wir taten, dachten und schrieben, früh dran gewesen zu sein – wir gründeten uns nur unwesentlich später als die berühmten „Nachdenkseiten“. Mit unserem Musik- und Kulturprogramm, unseren philosophischen und sogar spirituellen Ansätzen und dem besonderen Fokus auf sozialen Fragen wie Armut in Deutschland und Flüchtlingsschicksalen hatte „Hinter den Schlagzeilen“ von Anfang an eine besondere „Färbung“, die das Magazin von anderen unterschied, die sich darauf beschränkten, das jeweils aktuelle politische Geschehen zu kommentieren. Vor allem hatte Hinter den Schlagzeilen mit der über viele Jahre laufenden „GriechInnenhilfe“, die von Holdger Platta initiiert und federführend gestaltet wurde, einen praktischen, sozialen „Arm“. Wir betrieben die Spendenaktion mit Hilfe einiger engagierter Mitwirkender und vieler großzügiger Spender nach dem Motto: Politische Analyse und unmittelbare Hilfe müssen einander nicht ausschließen. Beides ist notwendig, um zu einer humanen Welt beizutragen, welche auch unserer Trägerverein IHW im Namen trägt. Es hat verschiedene Stationen, Krisen und Aufschwünge in unserer Geschichte gegeben. So regte bald nach der Gründung der Musiker Prinz Chaos II. (Florian Kirner) an, auch Musikvideos in unser Programm aufzunehmen, die seither nicht mehr wegzudenken waren. Wir wurden vor allem zu Spezialisten für Liedermacherkunst und Musik mit engagierten Texten. Holdger Platta stieß mit dem Verein IHW vor gut 10 Jahren zu uns, wirkte an der Redaktion mit, fungierte als Herausgeber und stellte mit seinem Verein die Strukturen zur Verfügung, die es uns ermöglichten, Spenden zu sammeln. Zuvor war HdS ausschließlich von Konstantin Wecker gesponsert worden. Es hat mehrere Layout-Reformen gegeben, die das äußere Erscheinungsbild des Magazins aufwerteten. Mehrere Vereinskassenwarte und auch Webmaster haben dazu beigetragen, den Laden am Laufen zu halten. Autoren engagierten sich für einige Zeit mit Rubriken und Veröffentlichungsreihen wie Alexander Kinsky mit CD-Kritiken und Siljarosa Schletterer mit einer Lyrikreihe. Es erscheint widersinnig, ein Magazin ausgerechnet in Zeiten großer politischer Gefahren und Turbulenzen einzustellen. Jedoch ist die „alternative“ Medienlandschaft seit unseren Anfängen zum Glück gewachsen und es gibt andere, die die anstehenden Aufgaben gut und mit größerer Breitenwirkung erfüllen können. Allen voran „Manova“ – das Magazin, dem ich jetzt meine gesamte Kraft widmen werde und mit dem ich fast alles realisieren kann, was mir auch bei HdS wichtig war. Schließlich führt die Tatsache, dass ein Medium mit Blick auf die politische Gesamtsituation „notwendig“ ist, nicht automatisch dazu, dass es von Lesern auch wirklich im wünschenswerten Umfang beachtet wird. Ich habe über mögliche Gründe für die zum Schluss relativ geringen Leser- und Spenderzahlen in meinem letzten Artikel zum Thema bereits spekuliert. Letztlich habe ich mir mit „Manova“ wohl selbst Konkurrenz gemacht, was eine Pflege der Seite HdS im wünschenswerten Umfang nicht mehr machbar erscheinen ließ. Nachdem Konstantin Wecker und Alexander Kinsky unser Projekt 2020 letztlich wohl wegen Meinungsunterschieden bezüglich des Themas „Corona“ verließen, ist es Holdger Platta nunmehr aus eher privaten und gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, daran mitzuwirken. Auch unser Kassenwart Volker Töbel wäre dem Trägerverein „Initiative für eine humane Welt“ nicht mehr lange zur Verfügung gestanden. Da ich bei Manova nunmehr nicht nur „eingespannt“, sondern auch Chefredakteur bin, war und ist es mir nicht mehr möglich, Energie in eine „Reform“ von HdS zu stecken und womöglich einen neuen Autorenstamm aufzubauen, was dem Magazin wieder Aufwind bringen könnten. Zumal ich jetzt damit allein dastünde. Es ist für mich nicht ganz leicht, mir vorstellen, dass es mit dem Sichten und Veröffentlichen interessanter Musikvideos, politischer Filme und Artikel-Links, das über Jahre meist am Tagesbeginn meine Routine war, jetzt Schluss sein soll. Es gäbe immer wieder so viel zu entdecken, zu sagen und Euch als politischen Weggefährten zur Kenntnis zu bringen. Es macht aber keinen Sinn, sich die Option, weiter zu veröffentlichen, „ewig“ offenzuhalten. Dies würde Energien binden, die ich anderswo momentan wohl mit größerer Wirkung einsetzen könnte. Diese Seite wird aus verschiedenen Gründen noch eine Weile hier zu sehen sein, jedoch keine neuen Einträge mehr bringen. „Irgendwann“ verschwindet sie dann ganz. Wer diese Übergangszeit nutzen will, um noch mal in den Archiven zu stöbern und vielleicht Texte und Links zu sichern, die ihm gefallen haben, kann dies tun. Ich selbst werde mir noch ein bisschen Zeit zu nehmen, um Texte und Ideen zu „retten“. Ich danke allen Mitwirkenden, die über die Jahre dazu beigetragen haben, dass HdS von vielen als lesenswerter „Farbtupfer“ in der unabhängigen Medienlandschaft wahrgenommen wurde. Ausdrücklich danke ich auch jenen, die sich aufgrund von politischen oder – was ja leider auch vorkommt – von menschlichen Differenzen von dem Projekt verabschiedet haben. Auch ihr Beitrag war wertvoll und hat dazu beigetragen, dass „Hinter den Schlagzeilen“ eine ganze Weile durchgehalten hat. Ich danke auch unsere Kommentatoren, deren Beiträge ein wesentlicher Teil der Gesprächskultur auf unserer Seite waren. Die Qualität vieler Kommentare hatte schon den Charakter guter Artikel, sodass oft lebhafte Debatten ausgelöst wurden. Ebenso danke ich natürlich auch all unseren Lesern und Spendern, ohne deren Zuspruch sich HdS sicher schon früher aufgelöst hätte. Falls zu diesem Text noch Kommentare geschrieben werden sollten, werde ich sie lesen und – wo es mir wichtig erscheint – beantworten. HdS war für fast 20 Jahre ein wichtiger Teil meines beruflichen Lebens und auch meines Seelenlebens. Es ist eine Frage der Perspektive, ob man den Fokus nun darauf lenken will, dass das Magazin „gescheitert“ sei, weil es nicht von ewiger Dauer war – oder ob man es als einen Erfolg betrachtet, weil es für Menschen während eines relativ langen Zeitraums wichtig und eine Inspiration war. Wie immer bei idealistischen Projekten wäre es unfair, sie als wirkungslos zu verdammen, nur weil die Entwicklungen in der „großen Politik“ nicht danach aussehen, als hätten sich Staatenlenker von unserer Kritik sonderlich beeindrucken lassen. Trotz unserer Jahre langen engagierten Arbeit ist die Situation „draußen“ schlimm; ohne uns und vergleichbare Projekte, die sich der politischen Bewusstseinsarbeit verschrieben haben, wäre es aber vermutlich schlimmer. Jeder und jede kann die Fackel weitertragen, die Impulse von HdS aufgreifen, sie durch eigene Ideen ergänzen und so auch einen Beitrag zum Frieden, zur Freiheit und zur Menschlichkeit leisten.

zum Artikel gehen

Nicole Rathe

Fachanwältin für Arbeitsrecht. Ohne kompetente Beratung geht gar nichts. Also grundsätzlich immer erst zum Rechtsanwalt.

zum Artikel gehen

Der OPTIMISMUS ist der GLAUBE, der zur Erfüllung verhilft. Ohne HOFFNUNG können wir nichts tun!

UND:  „Wenn es wahr ist, dass der OPTIMISMUS die Welt voranbringt, und der Pessimismus sie aufhält, dann ist es gefährlich, eine pessimistische Philosophie zu verbreiten. – Der OPTIMISMUS ist der GLAUBE, der zur Erfüllung verhilft. – Ohne HOFFNUNG können

zum Artikel gehen

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Mit der Beauftragung von ANbiente Immobilien, Ihre Immobilie zu verkaufen oder zu vermieten, geht automatisch und nachweislich eine Spende von 10% der verdienten Maklerprovision an eine gemeinnützige Organisation. Ohne Limit. Das garantiere ich Ihnen und

zum Artikel gehen

Die Montagsdemos in Bautzen sind ein Friedensappell

Frankreichs Präsident Macron wird in den Medien zitiert: „Nichts ist ausgeschlossen, um das Ziel zu erreichen, dass Russland den Krieg nicht gewinnt.“ Er will somit nichts ausschließen, auch nicht die Entsendung westlicher Bodentruppen in die Ukraine. Daz

zum Artikel gehen

Im Abseits: Mit dem illegalen Streaming der Fußball-Europameisterschaft gibt es nichts zu gewinnen

Von: Darren Guccione, CEO und Mitbegründer, Keeper Security Eine weitere Fußballmeisterschaft ist zu Ende und mit ihr die schönen, einzigartigen, erinnerungswürdigen und besonderen Momente, die ein solches Event mit sich bringt. Aber es war nicht Der Arti

zum Artikel gehen