Zum ersten Mal in seiner Amtszeit als ZDF-Intendant lud Norbert Himmler zu einem "Pressegespräch". Unter anderem kommentierte er Äußerungen von Tom Buhrow, sprach über eine Fokussierung des ZDFs auf jüngere Zielgruppen, die WM in Katar und Krimis. Alle Antworten mussten von der ZDF-Pressestelle autorisiert werden, einige wurden dabei gelöscht.Am 03. November fand ein erstes Pressegespräch mit dem seit März 2022 amtierenden ZDF-Intendanten Norbert Himmler statt. Zu Zeiten seines Vorgängers Thomas Bellut lud das ZDF noch bis zu vier mal im Jahr zu Pressekonferenzen ein, welche der Sender selbst filmte und online veröffentlichte. Bellut schaffte diese PKs dann allerdings ab, ersetzte sie durch ein einziges Pressegespräch, das Anfang 2020 stattfand, welches der Sender weder filmte noch veröffentlichte. Nun lud also Norbert Himmler ein und der ZDF-Pressechef Alexander Stock erklärte zu Beginn die Bedingungen: „Wir haben zum Pressegespräch eingeladen, nicht zur Pressekonferenz. Herr Himmler wird am Anfang einige Dinge sagen, das können Sie 1:1 verwenden. Wenn wir dann ins Gespräch kommen, Sie uns Ihre Fragen stellen, wäre die Bitte – Sie können inhaltlich alles verwerten* – es ist kein Hintergrundgespräch. Wenn Sie aber aus den Antworten wörtliche Zitate generieren wollen, haben wir die Bitte, dass Sie die mit uns abstimmen. Dann können wir etwas freier reden.“ *leider haben sich Stock und Himmler an dieses Versprechen nicht gehalten, siehe unten Die Erklärung ist hier auf Video, gefolgt von Himmlers Eingangs-Statement: Hier einige Punkte von Himmler zusammengefasst: – „ZDF ist als nationaler und zentral-organisierter Sender gut, effizient aufgestellt, dabei aber auch immer lern- und veränderungsfähig“ „Eine Debatte über den Auftrag aber auch den Umfang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist wichtig.“ „Ich teile nicht pauschale Skepsis von Tom Buhrow in Bezug auf Reformfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Ganzes“; das ZDF habe bewiesen „dass wir erfolgreiche Reformen durchsetzen und umsetzen können“, dafür stünden Angebote wie ZDFinfo, ZDFneo, zdf.kultur, ZDF-Mediathek „Ich nehme die Medienpolitik als beweglicher wahr als Tom Buhrow es (im Überseeclub) getan hat; die Initiative „Funk“ zu gründen, kam seinerzeit aus den Ländern und der Medienpolitik; das gleiche gilt für neuen Medienänderungsstaatsvertrag“ „Ich denke dass zur Qualität des ÖRR bisher aber auch in Zukunft der publizistische Wettbewerb von ARD und ZDF gehört.“ In Bezug auf die RBB-Affäre sagt Himmler: „die wichtigste Währung, die wir haben, ist Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Wenn wir etwas nicht aufs Spiel setzen dürfen, sind es genau diese beiden Dinge – an dieser Stelle hat es tatsächlich Schäden gegeben.“ „Ich sage nicht, dass wir im ZDF keine Fehler machen oder machen würden oder werden. Aber wir haben ein sehr funktionales und sehr modernes System der Kontrolle im ZDF; wir werden von zahlreichen Instanzen kontrolliert: Fernsehrat, Verwaltungsrat, KEF, Rechnungshöfe, Wirtschaftsprüfer, wir haben eine interne Revision und wir haben ein modernes Compliance-Management-System. Das Regelwerk des ZDF ist sehr aktuell. Das ZDF-Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2015 hatte zur Folge, dass der ZDF-Staatsvertrag modernisiert wurde, die Zusammensetzung der Gremien, Wirkmechanismen mit dem Haus wurden überarbeitet.“ „Direkt nach meinem Amtsantritt, also vor der Causa Schlesinger, habe ich ein Compliance-Management-System installiert, das die vielen schon guten Regeln, die wir im ZDF hatten, miteinander verknüpft und in Beziehung setzt; Menschen, die verantwortlich sind für Compliance treffen sich mehrfach im Jahr, gucken, ob die Regeln kohärent sind, ob sie in Beziehung stehen, und ob auch das ganze Compliance-System modern ist.“ „Sie haben zahlreiche Anfragen an uns in den vergangenen Monaten gerichtet, ich hoffe, wir haben sie auch umfassend und transparent beantwortet.“ (Anm. d. Red: nicht ganz) – Himmler sagt, das ZDF habe „das umfangreichste Gremienbüro“ mit 12 Festangestellten, die für den Verwaltungsrat und Fernsehrat arbeiten, „das sind Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Journalisten, die im direkten Austausch mit den Gremien arbeiten und alle Fragen beantworten.“ „Der ZDF-Staatsvertrag ist modern, die Staatsferne ist damit garantiert, aber auch die Kontrollmechanismen, damit mir und der Geschäftsleitung des ZDF aber auch allen anderen regelmäßig auf die Finger geschaut wird.“ Ein System wie das ZDF müsse „sich immer wieder verändern und angepasst werden; ich sitze nicht hier und lehne mich zurück, sondern wir müssen darauf schauen, dass wir es weiterentwickeln.“ – „Wir haben die Verpflichtung, für alle, die Beitrag bezahlen, auch etwas anzubieten, womit sie in ihrem Alltag, in ihrer Lebenswirklichkeit etwas anfangen können.“ – „Wir müssen auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken.“ – „Wir müssen zusehen, dass die Menschen, die uns weniger konsumieren, wieder stärker zu uns kommen und auch den Mehrwert im wahrsten Sinne des Wortes spüren; für sich selbst aber auch für die Gesellschaft als Ganzes.“ – Transparenz: „Wir beantworten Ihnen die Fragen ausführlich und legen Rechenschaft ab über unsere Mittel und Geldverwendung.“ – Das ZDF veröffentlicht Algorithmen und Wirkmechanismen, die in der Mediathek zum Einsatz kommen; beim Einsatz von Algorithmen gehe es auch darum, den Nutzern eine „Pluralität von Themen“ nahezubringen. – Laut Himmler befragt das ZDF regelmäßig Nutzerinnen und Nutzer der Mediathek, 80 Prozent würden sie mit „hervorragend“ bewerten – „Wir wollen die Mediathek weiter ausbauen, gerne in einem Streaming-Netzwerk mit den ARD-Anstalten.“ Geplant sei ein gemeinsamer Mediathek-Login, Optimierung der Suche; „beim Empfehlungssystem sind wir gut aufgestellt, da übernimmt die ARD quasi das, was das ZDF entwickelt und aufgebaut hat.“ – Ich kann mir gut vorstellen, dass wir zu einem deutschsprachigen Streaming-Netzwerk kommen, wo wir dann auch die Österreicher ORF und das Schweizer Fernsehen SRG gemeinsam in ein Netzwerk bringen, uns so eng verknüpfen, dass die Nutzer sich dann auch in diesen Welten bewegen können.“ – „Wir erreichen regelmäßig 80 Prozent der deutschen Bevölkerung“, auch die übrigen 20 Prozent müssen wir ansprechen.“ – Das ZDF schichtet dauerhaft 100 Millionen Euro um, „zugunsten von anderen Zielgruppen und anderen Ausspielwegen“, diese Umschichtungen würden alle Genres betreffen und die Umschichtung würde „stärker auf die ZDF-Digitalkanäle“ gehen. – Das ZDF will „stärker in den Dialog mit Nutzerinnen und Nutzern treten und dafür ein „bundesweites Online-Panel aufbauen mit am Schluss hoffentlich bis zu 100.000 Teilnehmern, mit denen wir im ständigen Kontakt sind; die können uns Feedback geben, wir können ihnen regelmäßig Fragen stellen.“ Man wolle zukünftig Zielgruppen ausdifferenzieren, Himmler spricht von sechs „Content-Communitys“, für die nicht nur Kriterien wie Alter und Geschlecht gelten, sondern auch „Faktoren wie Bildungsgrad, Lebensumstände, Nutzungs- und Sehgewohnheiten“; „das haben wir aus dem großen Datenschatz, den wir haben, destilliert und sind auf 6 Content-Communitys gekommen“, dadurch schaffen wir es, differenzierter und gezielter auf Menschen zuzugehen; das nutzen wir für die Programmentwicklung; Ziel ist es, dass wir überall in diesen Content-Communitys vertreten sind, dass wir für die auch ein Angebot machen, da haben wir Leerstellen entdeckt, wo wir sagen: da bieten wir noch zu wenig an; es gibt Content-Communities, wo wir noch unterbelichtet sind, dafür schichten wir 100 Millionen um.“ „Die Serie „Wir“ (ZDF Neo) ist mit der Zielgruppe entwickelt worden, wir haben die Zielgruppe befragt, in die Drehbuchentwicklung mit einbezogen und haben daraus Programm für ihre Lebenswirklichkeit gemacht, das funktioniert, nicht überall aber an vielen Stellen werden wir das nutzen.“ – „Information und Einordnung sind Kern unseres Auftrags“; ZDF wird sein Auslandskorrespondenten-Netz ausbauen und verstärken und Investigation verstärken „Wir haben in der Online-Abteilung der ZDF-heute ein eigenes Faktencheck-Team aufgebaut um hinter die Kulissen zu schauen und da auch viele Fragen zu beantworten, die uns Zuschauer stellen. „Wir sind ein nationaler, effizienter Sender, der einen sehr klaren, modernen Auftrag hat. Wir versuchen das so effizient wie möglich zu erledigen, aber wir haben auch verstanden, dass wir uns weiterentwickeln müssen, dass wir uns ändern müssen um auch dem Auftrag auf Dauer gerecht zu werden.“ Im Folgenden dokumentiere ich nun in weiten Teilen die Fragen der ca. 12 Journalisten, Antworten von Norbert Himmler und Alexander Stock. Einige Antworten auf Fragen und Nachfragen wurden vom ZDF nicht freigegeben. Betroffen sind davon Fragen zu einer möglichen Fusion von ARD und ZDF, Renten und Ruhegeld für die ZDF-Geschäftsleitung sowie Norbert Himmlers Bezüge aus ZDF-Tochterfirmen. Aber auch die Antwort auf die Frage, warum für das ZDF-Pressegespräch eine externe Location gemietet wurde, anstatt (wie viele Male zuvor) eigene Räume zu nutzen, hat ZDF-Pressesprecher Alexander Stock gestrichen. Auszug aus der Antrittsrede Norbert Himmlers als ZDF-Intendant, Juli 2021 Anlässlich der PK habe ich eine Markus Lanz-Gäste-Analyse der Jahre 2019-2022 gemacht, welche zeigt, wie stark die Gäste-Vielfalt gesunken ist. Waren es in 115 Sendungen Januar bis November 2019 noch 380 unterschiedliche Gäste, reduzierte Lanz die Anzahl im gleichen Zeitraum 2022 auf 230 (um stattdessen bestimmte Gäste mehrfach einzuladen), ein Rückgang um knapp 40 Prozent. Darauf angesprochen, sagte Himmler: – „Die Reduzierung einer Anzahl von Personen heißt noch nicht, dass das Meinungsspektrum kleiner wird.“ – „Ich bin sicher, dass sich bis zum Jahr 2021 das Meinungsspektrum eher vergrößert hat und nicht verkleinert hat.“ Zu diesem Satz, den Himmler so freigegeben hat, folgende Statistik: 2019 hatte Lanz in 135 Folgen 439 unterschiedliche Gäste 2020 hatte Lanz in 137 Folgen 322 unterschiedliche Gäste 2021 hatte Lanz in 142 Folgen 306 unterschiedliche Gäste Ich habe keine Ahnung, wie Norbert Himmler zu seiner Feststellung kommt, das Meinungsspektrum bei Lanz habe sich bis 2021 „eher vergrößert“. [Alle Lanz-Gäste vom 08.01.2019 bis 15.11.2022 hier als Excel-Datei, hier Ods.] Einen Fehler meinerseits möchte ich hier auch noch erwähnen: Ich versäumte es, Himmler auf die viel kritisierte ARD/ZDF-Doppelberichterstattung zum Begräbnis der Queen anzusprechen, sowie auf die Zensur des Musikers Danger Dan durch das ZDF bei der Ausstrahlung des Opus Klassik. Das ist vor allem deswegen ärgerlich, weil unklar ist, wann sich Norbert Himmler das nächste Mal einem Pressegespräch oder einer Pressekonferenz stellt. Ich habe zwar nachgefragt, wie oft der Intendant in Zukunft solche Pressegespräche plant – aber was mit der Antwort passiert ist, könnt ihr euch vermutlich schon denken Herr Himmler, Sie erwähnten Zielgruppen, wo das ZDF noch „unterbelichtet“ sei. Welche Bereiche sind das konkret? Himmler: Die Untersuchung hat gezeigt, dass wir in den jüngeren Content-Communities schlechter aufgestellt sind. Auch in sozial-schwächeren Milieus haben wir Nachholbedarf. Innerhalb der Content-Communities haben wir unsere Stärken und Schwächen analysiert. Insgesamt erreichen wir rund 20 Prozent der Menschen in Deutschland kaum oder gar nicht mehr. Unser Ziel ist aber, möglichst alle anzusprechen. Es gibt Angebote, mit denen wir besser ankommen, Comedy etwa oder auch unsere Wissenschaftsangebote. Aber eben auch Bereiche, wo wir zulegen müssen. Geht es bei den 100 Millionen, die Sie umschichten wollen, darum, auch mehr die Zielgruppe 30-50 anzusprechen, sozusagen das Netflix-Publikum? Himmler: Die Hauptstoßrichtung der Umschichtungen sind die 30- bis 50-Jährigen. Und auch das, was wir für die Funk-Zielgruppe machen, reicht noch nicht. Wenn Sie sich anschauen, wie sich Disney-Plus und die großen Streaming-Dienste auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche stürzen – in diesem Segment gibt es Nachholbedarf, etwa im Bereich der Information, einem Kern unseres gesellschaftlichen Auftrags. Es geht also nicht nur um die ZDFneo-Zielgruppe der 30- bis 50-Jährigen, sondern tatsächlich auch um Jugendliche, die keinen KiKa mehr schauen. Aber dafür haben Sie ja „Funk“. Himmler: Ja, aber in der Quantität reicht das noch nicht. Tom Buhrow hat für eine Reform des ÖRR eine Art verfassunggebende Versammlung vorgeschlagen. Würde das ZDF sich daran beteiligen? Himmler: Wir sind offen für Diskussionen. Es ist Aufgabe der Medienpolitik, sich den Rahmen festzulegen, indem darüber diskutiert wird. Ich habe den Eindruck, dass die Medienpolitik diese Aufgabe sehr ernst nimmt. Sehen Sie perspektivisch eine Veranlassung, dass die beiden Systeme ARD und ZDF zusammengelegt werden? Himmler: Das ZDF hat drei lineare Kanäle das Hauptprogramm, ZDFneo und ZDFinfo und ist als nationaler Sender organisatorisch schlank und gut aufgestellt. Aber dass die Sender miteinander verschmelzen, befürworten Sie das? Himmler: Antwort gestrichen Sie möchten alleine weiter agieren? Himmler: Wir agieren schon lange nicht alleine. Wir haben eine ganze Reihe von Partner-Kanälen, bei denen wir gemeinsam unterwegs sind: 3sat, phoenix, den Kinderkanal, wir haben ein gemeinsames Morgen- und Mittagsmagazin, von großen Sportveranstaltungen berichten ZDF und ARD gemeinsam. Trotzdem ist es an bestimmten Stellen wichtig, dass wir in einem publizistischen Wettbewerb stehen. Warum braucht es denn publizistischen Wettbewerb? Und wo, vor allem? Himmler: Die Geschichte der Bundesrepublik hat gezeigt, dass es jeweils den anderen angespornt hat, mit Qualität zu überzeugen. Das hat in allen Genres Wirkung gezeigt. Die Medienpolitik definiert, wie groß das Angebot sein soll. Der publizistische Wettbewerb ist gewollt und hat bisher gut funktioniert. Sie wollen 100 Millionen umschichten, um neue Zielgruppen zu erschließen. Wo wollen Sie sparen? Himmler: Umschichten heißt: Wir werden bei der KEF keinen Mehrbedarf für zusätzliche Aktivitäten anmelden. Das ZDF hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten als reformfähig erwiesen. Schon bei der Gründung von ZDFinfo und ZDFneo haben wir dafür Geld aus dem Hauptprogramm umgeschichtet und keinen Cent mehr gefordert. Das war die erste große zielgruppenorientierte Bewegung. ZDFneo wurde als eher unterhaltender Kanal aufgestellt, ZDFinfo als junges Informationsangebot. Ein nächster Schritt der Flexibilisierung war dann die Plattform ZDFkultur. Den linearen Kulturkanal haben wir 2016 eingestellt und 2018 als rein digitale Plattform zusammen mit über 50 Kulturinstitutionen in Deutschland neu aufgesetzt. Die Mediathek ist ein weiteres Beispiel für kontinuierliche Innovation. Die 100 Millionen sind der nächste konsequente Schritt bis 2025. Wir diversifizieren Programmmittel nach Inhalten und über Ausspielwege, um unserem Auftrag in der modernen Zeit gerecht zu werden. Wo geben Sie im Moment zu viel Geld aus? Himmler: Reduzieren werden wir nicht nur aber vor allem im Hauptprogramm, über alle Genres und Sendeleisten hinweg. Gibt es da schon Vorstellungen, wo genau die 100 Millionen hingehen? Himmler: Jede Direktion und jede Hauptabteilung prüft, was wir vor allem im Linearen weglassen, um an anderer Stelle, vor allem im Non-Linearen – in der Mediathek oder auch in den Digitalkanälen – neue Angebote zu machen, mit denen wir ein Publikum erreichen, das uns heute kaum oder nicht mehr nutzt. Wann ist dieser Prozess zu Ende? Himmler: Die Umschichtung beginnt 2023 und der Prozess läuft – erst einmal bis 2025. Neue Programme brauchen Anlaufzeit. Versuchen Sie auch, neue Zielgruppen über das Hauptprogramm zu erreichen? Himmler: Ja, aber das ist schwer und daher auch nicht der primäre Ausspielweg. Die Reihenfolge ist: Welche Zuschauer wollen wir ansprechen? Welche Angebote braucht es? Was sind dafür die besten Ausspielwege? Natürlich wird es auch neue Aktivitäten im Hauptprogramm geben, ich sage nicht, dass die 100 Millionen komplett aus dem Hauptprogramm weggehen. Welche Zielgruppen sind im Moment zu stark im Fokus? Himmler: Wir erreichen die älteste unserer Content-Communities weit überproportional. Das heißt, für diese Gruppe können und werden wir weniger investieren. Dafür rückt die Altersgruppe zwischen 15 und 50, vor allem aber zwischen 15 und 35 stärker in den Fokus als bislang. Sie sprachen vorhin u.a. von „sozial-schwächeren Schichten“. Wie erarbeiten Sie, was die sehen wollen? Himmler: Das kristallisiert sich aus der Mediennutzung heraus: Wir wissen, was sie schauen, was sie interessiert und wir befragen sie natürlich auch. Mit Typologisierungen bin ich aber vorsichtig. Es muss eine gute Mischung sein: Wir gehen differenziert an Zielgruppen heran und bleiben trotzdem ein Massenmedium. Tom Buhrow sagt, dass Deutschland in 20 Jahren nicht mehr alle öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren wolle. Wie schätzen Sie das ein? Himmler: Die Debatte über Auftrag und Umfang des Öffentlich-Rechtlichen kann ich nachvollziehen. Ich maße mir aber nicht an, 20 Jahre in die Zukunft zu blicken, um zu sagen, wie dann die Akzeptanz des Gesamtsystems aussieht. Tom Buhrow hat das ZDF übrigens gelobt und konstatiert, dass wir anerkannt, effizient und schlank sind. Seine Fragen richten sich in erster Linie an die ARD. Sie wollen das Auslandskorrespondenten-Netz ausbauen, können Sie da Beispiele nennen? Himmler: Da sind wir noch im Planungsstadium. Themen sind die Präsenz in der Ukraine, aber auch Personalverstärkungen im Ausland generell oder die Eröffnung von zusätzlichen Büros. Was bedeutet die Inflation aktuell für Investitionen ins Programm? Himmler: Wir haben unsere eigenen Kosten gut im Griff, aber wir sind als größter Auftraggeber auf dem deutschen Fernsehmarkt mit 700 bis 800 Millionen Euro pro Jahr auch mitverantwortlich für eine Branche, in der in Deutschland ca. 50.000 Menschen arbeiten. Die Preissteigerungen schlagen sich besonders im produzierenden Sektor nieder. Wir akzeptieren – wie schon bei der Corona-Pandemie – nachgewiesene Preissteigerungen. Dadurch hatten wir in den letzten zweieinhalb Jahren Mehrkosten für Arbeitsschutz, Hygiene-Maßnahmen, Ausfallkosten von über 50 Millionen Euro, die wir als ZDF selbst finanziert und nicht auf die Produzenten übertragen haben. Für diese 50 Millionen konnten wir im selben Zeitraum weniger Programm machen. Zur Berichterstattung von der Fußball-WM in Katar: Wie wollen Sie die Balance wahren zwischen kritischer Distanz einerseits und andererseits das Produkt nicht beschädigen. Gibt es da eine bestimmte Hauslinie? Himmler: Wir haben darüber in den letzten Monaten eine intensive Debatte geführt. Alle Kolleginnen und Kollegen sind sich dieser Situation bewusst, gehen damit auch sensibel um. Das werden Sie nicht nur in den zahlreichen Dokumentationen, sondern auch in der Sportberichterstattung insgesamt bemerken. Aber ein Moderator kann ja nicht sagen: „Wir haben keine Lust hier zu sein, zeigen Ihnen jetzt aber das Viertelfinale“ Himmler: Antwort gestrichen Auch im Umfeld der Spiele? Himmler: Antwort gestrichen Haben Sie eigene Kameras im Stadion? Himmler: Bei Spielen mit deutscher Beteiligung, die vom ZDF übertragen werden, haben wir sieben eigene Kameras im Stadion. Haben die Reporter und Moderatoren Freiheiten, persönliche Ansichten zu teilen? Himmler: Der Intendant kann keine Hauslinien vorgeben, was zu berichten sei oder wo Grenzen zu ziehen seien. Ich habe selbst in der ,heute‘ gearbeitet und kenne das Selbstbewusstsein der Redaktionen. Dort wird unabhängiger Journalismus gemacht. Das gilt für den Sport genauso wie für die Nachrichten und die Investigation. Wie ist kritische Berichterstattung in Katar möglich, wenn Sie für jeden Schritt, den Sie auf die Straße machen, eine Drehgenehmigung brauchen? Himmler: Die Arbeit vor Ort ist in Katar so schwierig wie in vielen anderen autokratischen Ländern. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind aber darin geübt, auch unter schwierigen Umständen einen guten Job zu machen. Wir werden hinter die Kulissen schauen und Missstände beim Namen nennen. Aber das ist keine schöne Situation. Der Genuss an diesem Fußballweltereignis ist deutlich getrübt. Tom Buhrow fragte: „Will Deutschland zwei bundesweite öffentlich-rechtliche Fernsehsender?“ – Das ZDF wäre ja der idealere Privatisierungskandidat. Fühlen Sie sich überrumpelt von dem, was da gesagt wurde? Himmler: Antwort gestrichen Ziehen Sie Konsequenzen aus der RBB-Debatte, was Gehälter, Ruhegelder und Renten angeht? Man kann solche Dinge ja auch selbstständig halbieren, man muss ja nicht immer das nehmen was der Verwaltungrat einem vorschlägt. Himmler: Gehälter und Betriebsrenten unterliegen der Tarifautonomie. Die Tarifverträge zur betrieblichen Altersversorgung wurden mehrfach reformiert, zuerst Anfang der 90er Jahre, zuletzt vor drei Jahren. (Antwort wurde bei der Autorisierung inhaltlich verändert) Können Sie sagen, wie viel da abgesenkt wurde? Himmler: Antwort gestrichen Können Sie etwas zu der Größenordnung sagen? Wurde es generell bei allen gemacht? Himmler: Antwort gestrichen Als Programmdirektor erhielten Sie 2020 „Leistungen für Tätigkeiten bei Tochter- und Beteiligungsgesellschaften des ZDF“ in Höhe von 25.653€. Wofür ist dieses Geld genau? Himmler: Dabei handelt es sich um Aufsichtsratstätigkeiten bei Tochterfirmen des ZDF. Die haben Sie qua Amt übernommen? Himmler: Antwort gestrichen Florian Hager, Intendant des Hessischen Rundfunks, sagt: Mir ist bewusst, dass ich als Intendant gut verdiene“ und fragt: „Warum sollte ich, wenn ich in dieser Funktion an Sitzungen und Versammlungen teilnehme, dafür extra bezahlt werden? Oft sind die Termine ohnehin während meiner regulären Arbeitszeit – was antworten Sie auf diese Frage? Himmler: Antwort gestrichen Sie haben das ZDF als sauber und transparent dargestellt: Sind Sie sich sicher, dass es im ZDF keine all zu üppigen Beraterverträge gibt? Und dass es im ZDF keine Beschäftigten gibt, die faktisch nichts tun? Himmler: Ich kann nicht garantieren, dass im ZDF keine Fehler gemacht werden und dass es nicht auch Mitarbeiter gibt, die sich nicht an die Regeln halten. Ich habe gesagt, dass unser Compliance-System funktionsfähig ist. Dazu gehört neben der Qualität der Regeln auch die Überwachung der Einhaltung und die Sanktionierung bei Fehlverhalten. Was können Sie zu den Beraterverträgen sagen? Und gibt es Mitarbeiter, die faktisch beurlaubt sind? Himmler: Das ZDF nimmt externe Beratungsleistungen in Anspruch. Das sind meistens Tätigkeiten, die wir bei uns entweder nicht inhouse erfüllen können, oder bei denen es tatsächlich effizienter ist, von außen eine Beratungsfirma zu beauftragen. Ob eine externe Beratung notwendig ist, wird vor einer Ausschreibung bzw. Wettbewerb und vor Vertragsschluss eingehend geprüft. (Teile der Antwort wurden gestrichen) Sie sagten in Ihrer Antrittsrede „Voraussetzung für Vertrauen und damit Akzeptanz ist immer Transparenz, zumal als beitragsfinanziertes Unternehmen.“ Ihr Vorgänger Thomas Bellut formulierte 2018: „Ich kämpfe dafür, dass die Gehälter derer, die frei beschäftigt sind, nicht offen gelegt werden“ – werden Sie diesen Kampf fortführen und dafür sorgen, dass Gehälter wie die von Markus Lanz oder Jan Böhmermann nie an die Öffentlichkeit gelangen? Himmler: Das ist kein Widerspruch, sondern eine Selbstverständlichkeit. Transparenz hat Grenzen, etwa wenn Vertrags- oder Persönlichkeitsrecht, Datenschutz oder Wettbewerbsklauseln berührt sind. Produktionsverträge, wie im Falle der beiden genannten Moderatoren, sind selbstverständlich Gegenstand von Erörterungen und Entscheidungen im Verwaltungsrat. Also nicht die Öffentlichkeit? Himmler: Der Verwaltungsrat vertritt hier die Interessen der Öffentlichkeit. (Teile der Antwort wurden gestrichen) Nein. Ich erfahre nur, sie kostet „zwischen 40.000 und 100.000“. Wie viel sie wirklich kostet, ob 50.000 oder 90.000 erfährt man nicht. (ich bezog mich hier darauf, wie das ZDF die Kosten der Sendung Markus Lanz online darstellt) Himmler: Antwort gestrichen Ich habe es nachgeschaut, gucken Sie gerne auf Ihre Transparenzseite. Es ändert sich also nichts (an dieser Intransparenz)? Himmler: Antwort gestrichen Sie sagten in Ihrer Antrittsrede: „Ich will dass wir die Pluralität von Meinungen abbilden.“ 2019 von Januar bis November (115 Sendungen) hatte Markus Lanz 380 verschiedene Gäste. Was meinen Sie, um wie viel Prozent sich das Meinungsspektrum dort bis heute verringert hat? Himmler: Ich bin sicher, dass sich bis zum Jahr 2021 das Meinungsspektrum eher vergrößert hat und nicht verkleinert hat. Im Jahr 2022, Januar bis November (115 Sendungen), waren es unterschiedliche 230 Gäste. Das ist ein Rückgang von 40 Prozent. Himmler: Die Reduzierung einer Anzahl von Personen heißt noch nicht, dass das Meinungsspektrum kleiner wird. Es sind 150 Personen weniger, die das ZDF in dieser Sendung zeigt. Passt das zu dem, was Sie an Meinungspluralität abbilden wollen? Himmler: Die Sendung hat sich in der Corona-Zeit deutlich verändert. Das Format ist journalistischer und politischer geworden. Sie haben sicher gründlich nachgezählt. Aber am Ende kommt es darauf an, wie das Meinungsspektrum zu den jeweiligen Themen abgedeckt ist. Bei Markus Lanz wächst die Zahl der Wiederholungsgäste. Früher war ein Robin Alexander (geschätzt) zwei Mal im Jahr da, jetzt sechs mal. Meinen Sie, dadurch kommt die Pluralität zustande? Himmler: Antwort gestrichen Thema Streaming: Wenn Sie der Auffassung sind, dass das lineare Fernsehen an Bedeutung verliert und das non-lineare gewinnt: Es gibt ja weltweite Beobachtungen, dass mit den steigenden Streamingkosten auch der Klima-Fußabdruck in Mitleidenschaft gezogen wird. Inwieweit ist das ZDF da in der aktuellen Vorausplanung, was Einsparung von CO2 und Energiekosten-Effizienz betrifft? Himmler: Das ist eine gute Frage. Eigentlich müsste man ja dazu aufrufen, mehr linear fernzusehen, weil das einen geringeren Co2-Ausstoß verursacht. Aber das ist natürlich unrealistisch. Wir arbeiten seit Jahren intensiv daran, Energie einzusparen und nachhaltig zu produzieren. Seit 2019 beziehen wir Ökostrom aus erneuerbaren Energien. Bei den fiktionalen Produktionen haben wir das Ziel, bis 2025 etwa 50 Prozent klimaneutral zu produzieren. Noch einmal zur Neu-Fokussierung: Wie vermeiden Sie, dass die Stammzuschauer es als Vernachlässigung empfinden werden? Himmler: Wir haben andere Zielgruppen vernachlässigt. Das werden wir ändern. Schon bei der Einführung von ZDFneo und ZDFinfo haben wir es geschafft, das Hauptprogramm attraktiv zu halten, obwohl wir dort eingespart haben. Natürlich steigt an der ein oder anderen Stelle die Wiederholungsquote. Wir dürfen die älteren Zuschauerinnen und Zuschauer aber nicht unterschätzen. Ich bin schon mal perplex, wenn mir eine 70-Jährige sagt: Neo finde ich ganz toll. Würden Sie sich trauen, zu sagen, dass zukünftig auch bei Krimis gespart wird? Himmler: Die ZDF Neo-Chefin Jasmin Maeda hat in einem Interview die klare Ansage gemacht: Wenn wir auf ein jüngeres Publikum zugehen, dann nicht mit klassischen Krimis. Insofern wird es im ZDF-Kosmos perspektivisch weniger Krimis geben. Thema Ruhegeld: Wofür ist es notwendig, dass ich das als Beitragszahler finanziere? ZDF-Direktoren zum Beispiel haben auf dem Arbeitsmarkt sehr gute Chancen, warum ist dieser finanzielle Posten notwendig? Himmler: Es geht um Rücklagen, die im Normalfall nicht fällig werden, sondern in den Etat zurückfließen. Wenn der Vertrag eines Direktors nicht verlängert wird und nur dann, hat er ähnlich wie im öffentlichen Dienst Anspruch auf ein sogenanntes Ruhegeld. (wesentliche Teile der Antwort wurden gestrichen) Weil er dann arbeitslos ist und so wenig Qualifikation hat, dass er keine andere Arbeit findet? Stock: Antwort gestrichen Himmler: Antwort gestrichen Sie finden diese Regelung nicht absurd? Himmler: Antwort gestrichen Sie könnten ja auch sagen: Das ist nicht zeitgemäß und dem Beitragszahler nicht zu vermitteln. Stock: Antwort gestrichen Habe ich richtig verstanden, dass es im ZDF nur wenige Leute gibt, die Ruhegeld bekommen haben? Himmler: Antwort gestrichen Joachim Huber schrieb im Tagespiegel, wie „ARD und ZDF ihre Chefs mit Geld überschütten“ sei ein „öffentlich-rechtlicher Systemfehler“. Können Sie das kommentieren? Stock: Antwort gestrichen Himmler: Antwort gestrichen Wie oft planen Sie Pressegespräche? Die ARD macht es vier mal im Jahr Stock: Antwort gestrichen Himmler: Antwort gestrichen Die ARD stellt Transparenz dadurch her, dass sie die Pressekonferenzen filmt und am gleichen Tag im Internet veröffentlicht. Himmler: Antwort gestrichen Was ist der Grund, dass man es nicht filmt und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich machen will in dieser Form? Stock: Antwort gestrichen Wir sitzen nicht in Räumen des ZDF. Warum? Stock: Antwort gestrichen
Die Worte des ZDF-Intendanten in seiner Antrittsrede klangen natürlich ganz toll. Norbert Himmler wolle „Vielfalt im Programm steigern“ und „dass wir die Pluralität von Meinungen abbilden“, formulierte er im Juli 2021. Zuvor war er bereits zehn Jahre Prog
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