Prix Lumières an Hüller und Bekanntgabe der César-Nominierungen in Paris

Auszeichnung für Sandra Hüller mit dem Prix Lumières, dem Preis der französischen Auslandspresse in Paris, der jährlich vor dem französischen Filmpreis César vergeben wird. Bericht aus Paris von Katharina Dockhorn. Auch das französische Kinojahr steht im Zeichen starker Frauen. Sandra Hüller kann sich jetzt auch über den Prix Lumière, den Preis der Auslandspresse (Lumières de la presse internationale - Unifrance) in Paris, freuen. Sie wurde am 22. Januar 2024 bei der 29. Verleihung von den Kolleginnen und Kollegen für ihre brillante Performance in „Anatomie eines Falls“ als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Die 45-Jährige war bei der feierlichen Preisvergabe am Montagabend allerdings nicht anwesend. Der Film von Justine Triet wurde zum Besten Film gewählt, außerdem erhielten die Regisseurin und ihr Lebenspartner Arthur Harari den Preis für das beste Drehbuch. Harari sorgte zum Schluss der Dankesrede für einen brisanten politischen Moment. Er sprach sich für Frieden in Gaza und den Schutz der dortigen Zivilbevölkerung aus, was ihm einige wütende Zwischenrufe von israelischen Kritikern und französischen Filmschaffenden einbrachte. Als beste Regisseurin wurde Triet nicht geehrt, sondern ein Mann: Thomas Cailley für „Animalia“, der bei uns seit 11. Januar 2024 in den Kinos läuft. Die Wahl kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Regisseurinnen Frankreichs Leinwände erobern. Iris Kaltenbäck wurde mit dem Prix Lumière für das beste Debüt für „Le ravissement“ ausgezeichnet, Kaouther Ben Hania bedankte sich in einer emotionalen Rede für die Ehrung für „Olfas Töchter“ als Bester Dokumentarfilm. Er ist ebenfalls bei uns im Kino und kann sich seit gestern auch Hoffnungen auf einen Oscar machen. Starke Frauen heute Thematisch stehen in den kommenden Monaten freiheitsliebende, auf ihre Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung pochende Frauen im Zentrum der Filme, die bereits von deutschen Verleihern gekauft und von Unifrance in ihrer traditionellen Filmwoche der Presse aus aller Welt gezeigt wurden. Mehrere Dokumentar- und Spielfilme widmen sich auch dem Umweltschutz und dem Klimawandel. Zunächst die Ausnahme. In „Hors Saison“ von Stéphane Brizé (Geplanter Start: 2. Mai 2024) spielt Guillaume Canet: den leicht depressiven, seine künstlerische Berufung anzweifelnden Schauspieler Mathieu, der sich in ein Luxushotel an der winterlichen Atlantikküste zurückzieht. In dem Ort trifft er auf seine große Jugendliebe Alice (Alba Rohrwacher), Das Knistern zwischen beiden stellt sich dank der Chemie zwischen den beiden Stars bald wieder ein. Vor allem Mathieu spielt den Gedanken durch, was wäre wenn und was könnte heute zwischen beiden beginnen. Familienglück mit Seitensprung One-Night-Stands machen auch die selbstbewusste Iris in „Iris und die Männer“ wieder vollends glücklich. Die Zahnärztin ist Anfang 40 und hat alles, was sie sich erträumte: Eine gut gehende Praxis, einen fürsorglichen Mann, zwei tolle Töchter im Teenageralter, Freunde und eine schicke Wohnung. Nur der Sex stimmt nicht mehr. Sie findet ihr Vergnügen in Stelldicheins in Hotelzimmern. Warum sollten sich Frauen nicht die gleichen Rechte herausnehmen, die Männer seit Jahrhunderten für sich reklamieren, erklärt Regisseurin Caroline Vignal, die nach dem Überraschungserfolg von „Antoinette dans les Cévennes“ das zweite Mal mit Laure Calamy zusammenarbeitete. Die Rolle habe sie ihr aber nicht auf den Leib geschrieben, betont die Filmemacherin, die sich einen kleinen Traum erfüllte. Sie wollte immer ein Musical inszenieren. „Iris und die Männer“ würzte sie mit einigen klassischen Tanz- und Gesangseinlagen. Martin Scorsese produzierte „Funny Birds“ der französisch-amerikanischen Filmemacher Marco La Via und Hanna Ladoul. Seine Hinweise und Ratschläge seien wie ein Masterclass gewesen, erzählen die beiden. Auch Catherine Deneuve hätte zu ihnen gehalten, als sie den Dreh wegen Corona verschieben mussten. Die Grande Dame spielt in der zu Herzen gehenden Dramödie eine Großmutter, die in die USA reist, um sich mit ihrer Tochter (Andrea Riseborough) auszusöhnen, die in den USA eine kleine Hühnerfarm hat. Um sie kümmert sich bereits die 20-jährige Tochter (Morgan Saylor). In den folgenden Monaten tauschen sich die Frauen aus drei Generationen über ihr Leben und die Veränderungen im Feminismus aus. Frauen zur Jahrhundertwende Drei Film korrigieren das Bild des Lebens von Frauen am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Spielball von Männern. „In Rosalie“ nimmt sie die Lebensgeschichte der „Frau mit Bart“ Clémentine Delait, gespielt von Nadia Tereszkiewicz, auf. Sie hatte schon als Baby einen behaarten Rücken, als junge Frau hat sie einen behaarten Busen, den sie unter der Kleidung versteckt. Bis zu ihrer Hochzeit rasierte sie sich jeden Tag das Gesicht. Doch nach der Ablehnung durch ihren Mann in der Hochzeitsnacht, legt sie die Vorsicht ab. Sie lässt sich einen Bart stehen. Die Regisseurin erzählt keine Opfergeschichte, das wollte auch Léa Todorov in ihrem Biopic „Maria Montessori“ (ab 7. März 2024 im Kino). Sie dachte sich eine fiktive Geschichte um die Ärztin und Reformpädagogin (Jasmine Trinca) aus. Gemäß ihrer Zeit und ihrer bürgerlichen Erziehung wollte sie eine freie Beziehung zu einem Mann leben. Doch erst die Bekanntschaft mit einer Prostituierten macht ihr klar, dass sie auch ökonomisch unabhängig sein muss. Last but not least gibt Juliette Binoche in „Geliebte Köchin” einen Einblick in die harte Arbeit in die Kunst der Zubereitung von Gaumenfreuden in einem Restaurant zu Ende des 19. Jahrhunderte. All die Handgriffe und Rezepte haben sie gelernt, doch bereits wieder vergessen, weil sie sie nicht anwende, erzählt sie. Der Film wurde von Frankreich für den Oscar vorgeschlagen, was heftige Diskussionen auslöste. Binoche erzählt von der Präsentation in Hollywood, dass der Film hervorragend ankam. Viele Akademiemitglieder und Journalisten hätten die Kunst des Kochens und den Zusammenhang mit der Sinnlichkeit einer Beziehung erst entdeckt. Dokfilm- und Politthriller zum Umweltschutz Der Schauspielerin kommen beinahe die Tränen, als sie von ihrer Enttäuschung über die Politiker erzählt, die nur über Umweltschutz und Kampf gegen den Klimawandel sprechen, aber nichts tun. Auch Luc Jacquet hofft auf die kommende Generation beim Kampf gegen die Erderwärmung. 30 Jahre nach dem phänomenalen Erfolg von „Die Reise der Pinguine“, der in Deutschland mehr als 1, 5 Millionen Zuschauer ins Kino lockte, nimmt er die Zuschauer mit bei seiner „Rückkehr zum Land der Pinguine“ (Kinostart: 15. Februar 2024). Ein fast meditativer Trip an den unwirtlichen Ort Antarktis, wo die Veränderungen des Klimas nicht so sichtbar sind wie in der Arktis. Den unmittelbaren Zusammenhang zwischen unserem Konsum und der Abholzung der Regenwälder auf Borneo stellt Edouard Bergeon in seinem Politthriller „La promesse verte“ her. Nachdem ein französischer Student bei seinen Nachforschungen im Urwald die gewaltsame Vertreibung der Einheimischen dokumentierte, die sich gegen die Umwandlung des Landes in Palmenplantagen wehrten, werden ihm Drogen untergeschoben. Ihm droht die Todesstrafe. Seine Mutter (Alexandra Lamy) setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Freilassung zu erreichen. Langsam durchschaut sie die politischen und ökonomischen Zusammenhänge und die Verwicklungen Frankreichs in den neokolonialen Handel. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf diesem Erkenntnisprozess. Er beruhe, so stellt Edouard Bergeon klar, auf Fakten, die er gründlich recherchiert habe. Polen löst Deutschland als Hauptmarkt Frankreichs ab Lange war Deutschland der wichtigste Kinomarkt für Frankreich. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr Tickets in Polen verkauft. Bleibt zu hoffen, dass der Zuspruch in diesem Jahr wieder besser wird. Katharina Dockhorn Link: academiedeslumieres.com/trophee ++++++++++++++ César-Nominierungen stehen fest Nach ihrer Oscar-Nominierung geht die Deutsche Sandra Hüller für ihre Rolle in dem Justizdrama Anatomie eines Falls in das Rennen um einen César als beste Schauspielerin. Der Film der Regisseurin Justine Triet wurde in elf Kategorien nominiert, darunter als bester Film, teilte die französische Filmakademie am 24. Januar 2024 mit. Perfect Days von Wim Wenders wurde in der Kategorie »bester ausländischer Film« ebenso nominiert wie das Drama Oppenheimer von Christopher Nolan. Der 53-jährigen Regisseur erhält am 23. Februar 2024 auch den Ehren-Cesar. Link: www.academie-cinema.org

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