SORCERER sind als Band fast schon eine Blaupause der Retromaschine: Kreativarbeit im weitesten Sinne haben die 1988 gegründeten Schweden zwar nur in einem Bruchteil ihres Bestehens geleistet, aber sie sind eben damals dabei gewesen. Haben 2 Tapes (!) veröffentlicht und sich anschließend aufgelöst, da die Musiker mit Bands wie TIAMAT oder THERION etwas wirklich Neues wagen wollten. Trotzdem: 1988. Hammer, oder? - In Kreisen, die so ziemlich jeden Greis worshippen, der in jungen Jahren versehentlich mal eine auf 100 Exemplare limitierte EP veröffentlicht hat und mittlerweile altersbedingt nicht bei 3 auf den Bäumen ist, zählt dieser Umtand einfach mal mehr als eine wahrnehmbare - und damit vielleicht auch streitbare - künstlerische Entwicklung: Alter Sound, alter Name, am besten nah an noch älteren Vorbildern musizierend - bäm, Majordeal, billiges Photoshop-Cover, Rezensenten wittern den heißesten Scheiß seit geschnittenem Brot. Wer nach dieser Einleitung den unvermeidlichen Verriss erwartet, muss allerdings enttäuscht werden. SORCERER machen auf Crowning Of The Fire King schlicht so viele Dinge richtig, dass die pupsgemütlichen Vibes im Bauchraum mühelos die Oberhand gewinnen: Vom Opener Sirens bis zum letzten drängenden Riff von Bringer Of Misery schlagen die erfahrenen Musiker eine derart bequeme Schneise ins CANDLESABBATH RAVENETURNUS-Land, dass die 70 Minuten wie im Fluge vergehen und man am Ende liebend gerne noch einmal auf den Play-Button drückt. Noch einmal das ausladende Ship Of Doom mit seiner göttlichen Versmelodie. Noch einmal die überlebensgroße Verlassenheit, die Abandoned By The Gods im synth-getränkten Refrain beschwört, die schwelgerischen Chöre der ersten CANDLEMASS-Verbeugung Devil's Incubus (mit Crimson Cross folgt die zweite etwas später) - einfach noch einmal die ganze Epik, die Tragik, die selbst in stillen Momenten greifbare Majestät, die SORCERER ihren thematisch wenig überraschenden Geschichten eingehaucht haben. Und ja, selbst der zunächst befremdlich fröhliche Kehrreim des Titeltracks macht es sich nach ein paar Runden im Langzeitgedächtnis gemütlich - also dort, wo ein Großteil der hier verewigten Nummern bereits mit Hausmantel und Fellpantoffeln wartet. Wenn man lange und akribisch genug nach einem schwächeren Track sucht, wird diese zweifelhafte Ehre wohl am Ehesten Disciples Of The Dark zuteil: Im Vergleich zum restlichen Material bleibt der erste Bonustrack auch nach vielen Durchgängen seltsam blass, zumal es mit dem SOLITUDE AETERNUS atmenden Unbearable Sorrow und dem bereits erwähnten Bringer Of Misery einfach zwei überragende Nachbarnummern hat. Gespenstische Vokaleffekte, simples Riffing nach Zahlen und ein etwas gelangweilter Chorus sind in so einem Umfeld schlicht zu wenig. Von dieser kleinen Schmarre abgesehen ist Crowning... eine verdammt gut komponierte Scheibe mit druckvoller Produktion, wobei letztere glücklicherweise Detailreichtum über Vintagebefindlichkeiten stellt und dem altbekannten Handwerkszeug vielleicht gerade dadurch eine frische Perspektive abgewinnt. Diese Klarheit im Sound mag auf Puristen anfangs etwas unpassend wirken, aber spätestens beim dritten Durchlauf dürften selbst diese die Präsenz der (zurückhaltend eingesetzten) Keyboards und den fürsorglichen Blick für Gitarrenornamente und erhebende Backings zu schätzen wissen. Mir jedenfalls geht dieses Album nicht zuletzt deswegen runter wie das sprichwörtliche Öl - weil die Produktion den allzu stumpfen Sabbath-Blues zugunsten eher filigraner, metallisch glänzender Anleihen von bspw. SOLITUDE AETURNUS in der Mottenkiste lässt. Und so gern ich es aus eingangs erwähnten Gründen vermeiden würde, so leicht fällt mir angesichts des tatsächlich Gebotenen nun die Niederschrift: Wer ausladenden und doch niemals behäbigen Doom klassischer Bauart zu seinen Präferenzen zählt, kommt an SORCERER derzeit schlicht nicht vorbei.
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