Rezension: The Acolyte 1×08

In der finalen Folge erfahren wir zwar, welche Wege die verschiedenen Protagonisten wählen und wie ihre Umwelt darauf reagiert, aber erhalten keine Antworten auf die bestehenden Fragen. Im Gegenteil, es stellen sich nur noch mehr Fragen, was die Thematik einer zweiten Staffel verstärkt. Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler! Lesen auf eigene Gefahr! Wenn du mehr über die Ära der Hohen Republik wissen willst, um die es in The Acolyte geht, schau in unserem Portal oder unserem Guide vorbei! Die Folge beginnt damit, dass Osha unter Qimirs Helm eine Vision der Zukunft erleidet und Showrunnerin Leslye Headland damit ein weiteres Erzählwerkzeug ins Spiel bringt, das es nicht gebraucht hätte. Und auch bei Sol und Mae kommt ein Wettflug zum Einsatz, der keinen Sinn ergibt, da Fluchtkapseln keine Rennraumschiffe sind und doppellagige Ringe um einen Planeten in dieser Form physikalisch unmöglich sind. Aber wenigstens war die Szene spektakulär anzusehen. Irgendwas muss ja mal mit Raumschiffen sein, sonst wäre es ja kein Star Wars. All dies mündet im Zusammentreffen der vier Hauptakteure in der Ruine des Machtkultes auf Brendok. Natürlich gibt man sich nicht einfach die Hand und sagt, lass uns mal in Ruhe über die ganze verfahrene Situation reden, sondern kämpft, Sol gegen Qimir und Mae gegen Osha. Die Kampfszenen erinnern mehr an einen Tanz, denn einen Kampf. Am Ende finden dann aber doch zwangsläufig alle vier unten im Hof zusammen. So weit, so gut. Rückrunde im Lichtschwertkampf zwischen Sol und Qimir. Doch dann erleidet die Geschichte leider einen Meltdown. Diese Serie hatte ja von Anfang an den Hang, nur immer noch komplizierter und verworrener zu werden. Konnte man bis zur letzten Folge doch noch einigermaßen den Überblick behalten, entgleitet die Geschichte nun binnen weniger Minuten in einem wilden Galopp aus unverständlichen Wendungen. Osha übernimmt Maes Interpretation der damaligen Geschehnisse blind 1:1 und kombiniert dies mit irgendwelchen Versagensgefühlen. Sol wiederum dehnt seinen Schuldkomplex rund um die damaligen Geschehnisse nun ohne erkennbaren Grund so weit aus, dass er nicht nur alle auch die falschen Anschuldigungen als Tatsachen und seine persönliche Schuld anerkennt, sondern sich auch breitwillig von Osha als Sühne erwürgen lässt und damit alles aufgibt, für das er damals und all die Jahre danach gekämpft und gelogen hat. Ein Kampf ist nicht vorbei, bis er vorbei ist. Dass Osha dabei den Vader gibt, ist kein Zufall, denn auch aus Sol wird ja Solo. Nur ist es hier kein Sohn, der ihn tötet, sondern seine Ziehtochter/Padawan. Und all diese Anspielungen sind kein Zufall oder nur Ausdruck des Bestrebens der Autoren, immer noch ein paar Anspielungen obendrauf zu packen. Mit Folge 8 und dem kurzen Auftauchen von Darth Plagueis wird endgültig klar, dass es sich hier um eine Spiegelung dessen handelt, was wir chronologisch später mit Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi bei Anakin erneut erleben werden. Befriedigende Antworten zum Warum und Wie gibt es hier ebenso wenig wie eine Lösung, wie man eine solche Manifestation eine Machtvergenz ins Leben einbinden könnte. Die von Leslye Headland für das melodramatische Kuddelmuddel der beiden Schwestern angebotene Lösung, dass sich die eben gerade erst wiedervereinten Schwester gleich wieder trennen und Mae im Gegenzug für einen Gedächtnisverlust Gerechtigkeit bei den Jedi suchen darf, während Osha endgültig mit den Jedi bricht und sich zu einer Sith ausbilden lässt, weil sie dann keine Selbstzweifel mehr haben muss, fühlt sich fast ein wenig so an, als ob Ty Yorrik ihre weitere Zukunftsentwicklung ausgewürfelt hätte. Mae und Osha haben sich an ihren Ruhe- und Kraftpunkt aus Kindertagen geflüchtet. Der Rest der Folge wird von Randhandlungen gebildet, die aber nicht ganz unwichtig sind und noch am meisten Sinn ergeben. Die Jedi stehen durch einen Kritiker im Senat unter Druck, weswegen Venestra beschließt, das Renommee ihres einstigen Freundes zu opfern, um ein noch viel größeres Problem zu verdecken. Kurz, sie ersetzt die eine Lüge durch eine andere, noch größere Lüge und zieht dann auch noch Yoda mit rein. Meister Yoda war auch damals schon ein gern genutzter Ratgeber. Auf die zentralen Fragen dieser Serie gibt es so keine Antwort. Der Zuschauer bleibt mit all den Fragen und neuen, noch tiefer gehenden Zweifeln allein zurück. In gewisser Weise ist diese Serie damit ein typisches Produkt unserer Zeit, in der ja alles immer weiter hinterfragt wird, bis sich alles auflöst, jede ehemalige Gewissheit nun im Zweifel steht und es keine Grundlage mehr gibt, von der aus man eine Lösung aufbauen könnte. Unverhofft kommt oft, der Strippenzieher hält sich noch im Schatten. Vielleicht wenn die Serie bei Disney+ als Erfolg gesehen wird wird es eine zweite Staffel geben, vielleicht aber auch nicht. Dann darf bestimmt alsbald jemand anderes an dieses Chaos anknüpfen und eine ganz andere Geschichte weitererzählen. Aber selbst dann, wenn Leslye Headland als Showrunnerin weitermachen darf, sehe ich dies durchaus mit großer Sorge, denn sie schickt sich an, immer dichter an die Vorgeschichte rund um die Entstehung von Anakin Skywalker heranzugehen. Wenn es so kommt, bleibt für uns Fans nur zu hoffen, dass es mehr Antworten als Fragen gibt, aber ich bezweifle es. Bei Disney ist man derzeit so bemüht, an vorderster Front der derzeitigen Bewegung zu sein, dass man dabei übersehen hat, dass man von dort keinen Überblick, keine Distanz und folglich auch keinen Spielraum mehr hat. Dies birgt ein hohes Risiko des Scheiterns und damit einer weiteren vermurksten Geschichte im Star Wars-Universum mehr. Noch kann man es vielleicht retten, aber man muss dies auch wollen. Wir Fans werden also abwarten und dann sehen müssen. Qimir und Osha blicken einer ungewissen Zukunft entgegen. Fazit Eine Folge, die mich und vermutlich auch viele andere Fans ziemlich unbefriedigt zurücklässt. Das Gespan aus Jason Micallef (Autor) und Leslye Headland (Showrunner) hat zum Finale eine schwer verkopfte und von Zweifeln getriebene Geschichte zusammengebraut, die zwar eine zweite Staffel wahrscheinlich macht, aber irgendwie keine Freude oder Abschluss bringt. Der Beitrag Rezension: <em>The Acolyte</em> 1×08 erschien zuerst auf Jedi-Bibliothek.

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