Die Lebensversicherer profitieren stärker vom Zinsanstieg als erwartet. Wie wir in unserer aktuellen Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien feststellen konnten, verbuchten die Unternehmen 2022 rund 4 Mrd. € an Rückflüssen aus der Zinszusatzreserve (ZZR), nachdem im vergangenen Sommer noch von einem niedrigeren Niveau auszugehen war. Bereits im vergangenen Sommer hatten wir über die Folgen der Zinswende für die Lebensversicherer und die Entwicklung bezüglich der ZZR berichtet. Wie erwartet, blieb der Referenzzins auf dem Vorjahresniveau von 1,57 % und nahezu alle in unserer Studie befragten Unternehmen konnten somit 2022 zum Teil signifikante Gelder aus dem Reservetopf entnehmen. Aufgrund des konstanten Referenzzinses und der allmählich auslaufenden Altverträge (Bestandseffekt) ergab sich 2022 im Durchschnitt über die 36 antwortenden Unternehmen eine negative Zuführungsquote (= Auflösung) von 0,45 % in Relation zur gesamten Branchen-Deckungsrückstellung. Bei deren Gesamtvolumen von fast 1.000 Mrd. € ergeben sich entsprechend etwas mehr als 4 Mrd. € an freiwerdenden Geldern aus dem Zinsbestand, und damit schrumpfte der ZZR-Bestand zum Jahresende 2022 von gut 96 Mrd. € auf knapp 92 Mrd. €. Da Lebensversicherer mit einer im Marktvergleich hohen Garantielast im Bestand tendenziell nicht an der Untersuchung teilnehmen, ist nicht auszuschließen, dass die Rückflüsse insgesamt ein noch geringfügig höheres Volumen haben. Für das aktuelle Geschäftsjahr ist vorerst nicht mit einem Rückgang der Marktzinsen zu rechnen. Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die europäische Zentralbank (EZB) haben bereits weitere Zinsschritte angekündigt, so dass der für den Referenzzins relevante 10-Jahres-Euro-Zinsswapsatz im Verlauf des Jahres nicht signifikant einbrechen dürfte. Folglich würde der Referenzzins auch dieses Jahr dank der für die ZZR-Berechnung maßgeblichen Korridormethode auf dem aktuellen Niveau von 1,57 % verharren. Analog dazu sind Rückflüsse im Bereich von vier bis fünf Milliarden Euro realistisch. Setzt sich der Zinsswapsatz von 2,86 % aus Januar 2023 für die nächsten Jahre fort, bliebe der Referenzzins gar bis 2026 konstant, ehe dieser erstmals ansteigen und den Abbau der ZZR zusätzlich beschleunigen würde (siehe Abbildung). Aber auch bei einem Rückgang der Marktzinsen und erneuten Zuführungen zur ZZR ist nicht davon auszugehen, dass der ZZR-Höchststand von 96 Mrd. € aus dem Jahr 2021 noch einmal erreicht wird. Was noch vor zwei Jahren in weiter Ferne schien, ist damit auf einmal Realität: Die ZZR in der Branche ist ausfinanziert. Im Anbetracht der zum Jahresende 2022 vorhandenen stillen Lasten im Saldo von knapp 100 Mrd. € dürften die Lebensversicherer über jeden Euro an ZZR-Rückflüssen erfreut sein. Aber insbesondere hoffen die Lebensversicherer sicherlich auf ein wenig mehr Kontinuität auf Zinsseite, nachdem die wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Monate eine kaum planbare Volatilität mit sich brachten. Der Trend zeigt aber in die richtige Richtung, denn hohe Zinsen passen viel besser zum Geschäftsmodell Lebensversicherung als niedrige. Autor: David Dyschelmann, Analyst Assekurata Rating-Agentur GmbH Der Beitrag Rückflüsse aus der Zinszusatzreserve höher als erwartet erschien zuerst auf Assekurata. Der Beitrag Rückflüsse aus der Zinszusatzreserve höher als erwartet erschien zuerst auf Assekurata Solutions.
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