Schmerzmittel erhöhen das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt

Horst Boss. Wer kennt das nicht? Man hat ziehende Kopfschmerzen und soll sich auf seine Arbeit konzentrieren – schnell ist da die Kopfschmerztablette zur Hand. Oder gegen die Gliederschmerzen, bei einer leichten Erkältung. Nur schnell weg mit dem Schmerz. Und mit Tabletten geht es doch ganz einfach. Dass der schnelle Griff zu Schmerzmitteln fatale Folgen haben kann und das Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden wesentlich erhöht, ist den meisten Menschen nicht bewusst. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist die wichtigste Schweizer Institution zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Er fördert alle Disziplinen, von Philosophie über Biologie bis zu Nanowissenschaften und Medizin. Um die nötige Unabhängigkeit für die Förderung der Forschung sicherzustellen, wurde der SNF 1952 als privatrechtliche Stiftung gegründet und unterstützt im Auftrag des Bundes hauptsächlich die Grundlagenforschung. Beim Studium des in 01/2011 erschienen SNF-Berichts wird schnell klar, dass Schmerzmittel nicht nur schmerzfrei machen, sondern oft auch zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Zu diesem Ergebnis kommt Professor Peter Jüni, Uni Bern, mit seiner mehr als umfangreichen Meta-Analyse (31 klinische Studien an 116.429 Patienten). Die Berner Wissenschaftler geben mit ihrer Arbeit eine deutliche Warnung heraus: Es besteht ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko für Infarkt und Tod. Die meist verwendeten Schmerzmittel gehören zur Klasse der nicht-steroidalen Entzündungshemmer. Diese senken nebenbei Fieber, hemmen Entzündungen, haben aber auch unerwünschte Nebenwirkungen und Risiken – bei längerer Einnahme sowieso. Geforscht wurde mit Naproxen, Ibuprofen, Diclofenac, Celecoxib, Etoricoxib, Rofecoxib und Lumiracoxib. Diese Schmerzmittel bringen eine bis zu vierfach erhöhte Herz-/Kreislauf-sterblichkeit mit sich. Die Spitze der Tabelle wird von Diclofenac angeführt. Das günstigste Risikoprofil weist der Wirkstoff Naproxen auf. Jedoch sind hier wiederum die Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt erheblich. Alle Schmerzmittel betroffen Generell wird festgestellt, dass sowohl herkömmliche als auch neuere Schmerzmittel das Risiko an Herz-/Kreislaufproblemen zu sterben drastisch erhöhen. Nicht angenommen werden dürfe, dass nicht untersuchte andere Schmerzmittel nebenwirkungsfrei seien, so die Wissenschaftler. Gerade bei Schmerzen am gesamten Bewegungsapparat wird vor der Einnahme von Schmerzmitteln jeglicher Art streng gewarnt. Auch Paracetamol, Novalgin und Opioide haben ihre Nebenwirkungen. Paracetamol kann auf Dauer zu schweren Leberschäden und im Einzelfall sogar zu Leberversagen führen. Und Novalgin kann zur Schädigung des Knochenmarks, zu allergischen Reaktionen und in seltenen Fällen sogar zum Tod führen, so Professor Sebastian Harder, Uni-Klinik Frankfurt/M. Gerade ältere Patienten gefährdet Gefahr sieht der Schmerzmittelexperte Professor Kay Brune (Uni-Erlangen) auch für ältere Patienten, die diese Mittel gerne verschrieben bekommen. Denn gerade dieser Personenkreis ist häufig schon mit Herz-Kreislaufproblemen vorbelastet. In der Praxis würden ihm viele Patienten entgegnen, dass ihnen ein „mehr“ an Risiken egal sei, da sie mit den Schmerzen so nicht mehr weiter leben könnten. Doch nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall dächten dann halt doch viele anders. Alternativen Vor diesem Hintergrund stellt sich die grundlegende Frage: Gibt es überhaupt Alternativen? Die Antwort lautet klar: „Ja“! Und wieder liegt diese im Bereich der Naturheilmedizin. Viele „alte“ und traditionelle Heilpflanzen werden gerade wieder neu entdeckt, zur inneren und äußeren Anwendung. Hier einige Beispiele: Stürze, Prellungen, Blutungen Dabei eignet sich z. B. Arnika montana. Oder Beinwell (Symphytum officinale), das sehr gut bei Knochenverletzungen und Beingeschwüren hilft. Gallenkoliken Bei Druck in der Lebergegend oder bei Gallenkoliken können feucht-warme Heublumensäcke die Schmerzen lindern. Belladonna wirkt bei Koliken und klopfenden Kopfschmerzen. Rheumatische Gelenkserkrankungen Bei entzündlich-rheumatischen Gelenkserkrankungen wird verstärkt Weihrauch (Boswellia serrata) und Rhus toxicodendron als natürliches Antirheumatikum eingesetzt. Gicht Bei akuten Gichtschmerzen steht erfolgreich Colchicum (Herbstzeitlose) zur Verfügung. Bis vor etwa 30 Jahren war hier Colchicin das Mittel der Wahl, mit dem die Schmerzen innerhalb weniger Stunden auf ein erträgliches Niveau gesenkt werden konnten. Am selben Tag noch wurde sogar Schmerzfreiheit erreicht. Doch es gab auch Nachteile. Als Zellgift konnte und kann Colchicin nicht bei Kinderwunsch oder gar während der Schwangerschaft eingesetzt werden. Außerdem beklagten Patienten Übelkeit und Erbrechen als Nebenwirkungen. Da war die Freude groß, als vor etwa 30 Jahren die ersten NSAR mit dem Versprechen eingeführt wurden, dass die Schmerzbefreiung jetzt ohne die gefürchteten Nebenwirkungen möglich ist. Präparate wie Diclofenac wurden millionenfach verordnet und Colchicin war auf dem Rückzug. Doch heute ist belegt, die Freude war und ist unberechtigt. Mit Colchicin wird, im Gegensatz zu den NSAR, die Ursache des akuten Gichtanfalles behandelt und die Nebenwirkungen erscheinen heute im Vergleich zu NSAR und Cox-2-Hemmern geradezu moderat. Neue Studien zeigen darüber hinaus, dass Colchicin heute ohne Wirkungsverlust niedriger dosiert werden kann und dadurch zusätzlich weit besser verträglich ist. Der Inhaltsstoff Colchicin verhindert, bei einem akuten Gichtanfall, nämlich punktgenau und zuverlässig das Auslösen der ablaufenden Reaktionskette, innerhalb von Stunden. Gürtelrose Sehr gut sprechen bei Gürtelrose (Herpes zoster) hochdosierte Enzym- und Vitamin-B-Gaben an. Aber auch bestimmte Atemtechniken, Entspannungsübungen und Hypnose können gerade bei chronischen Schmerzen helfen. Bewegungsapparat Arthrosen, Karpaltunnel-Syndrome, Nacken-, Knie- und Schulterschmerzen kommen meist aufgrund arger Muskel-Verspannungen zustande. Spezielle manuelle Behandlungsmetho-den, die meist relativ schnell Beschwerdefreiheit bringen, müssen stärker genutzt werden. Auch wenn diese Leistungen von den gesetzlichen Kassen nicht immer übernommen werden. Der Patient entscheidet mit Generell gesagt: Der Menschheit stehen bei Schmerzen viele Möglichkeiten, ohne drastische Nebenwirkungen zur Verfügung. In einzelnen Fällen kommt man natürlich an Ibuprofen, Diclofenac & Co nicht vorbei. Doch man wird wieder lernen müssen verantwortlich, kompetent und keinesfalls leichtfertig zu verordnen. Wie immer wird der Umbruch länger dauern. Doch der Patient entscheidet ja mit.

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