So also fühlt sich Freiheit an

Es gibt niedlichere Haustiere als einen Falken, der aus bernsteinfarbenen Augen seine Beute fixiert und sich mit gellendem Schrei auf sie stürzt. Aber die alleinlebende Inga Ehrenberg hat sich nun einmal auf Bitten eines befreundeten Falkners den jungen Greifvogel als Hausgenossen ausgesucht. Als forensische Biologin ist sie, getrennt lebend, nur dem Beruf verpflichtet. Aktuell untersucht sie den Fund einer Babyleiche sowie den Tod eines ertrunkenen alten Mannes, zudem landet auf ihrem Tisch auch noch die Bitte nach Exhumierung eines niederländischen Zwangsarbeiters. Die Lokalzeitung überschreibt ihr Tun mit „Schweiß, Knochen, Blut und Maden". Als Ausgleich wartet zu Hause nun also ein Vogel, den sie „Giovanni" tauft, und der ihren Alltag mit einem Flügelschlag beleben soll. Ob das gelingt? Regisseur Dominik Graf hat vor Jahren mit seinem Mehrteiler „Im Angesicht des Verbrechens" Fernsehgeschichte geschrieben, unlängst mit dem Kinofilm „Fabian" die Genres gängiger Filmporträts ausgehebelt sowie Regie geführt bei „Hanne" mit Iris Berben, dem feinsinnigen TV-Portrait einer Frau, die angesichts einer tödlichen Diagnose noch einmal bedenkenlos zu leben wagt. Nun also „Mein Falke" (13. Dezember, 20.15 Uhr, Das Erste) mit Theaterstar Anne Ratte-Polle in der Hauptrolle. Ein Potsdamer FalkeWas Graf aufblättert, ist das Leben einer vereinsamten Frau, die in dem vergeblichen Versuch, einen Raubvogel zu zähmen, ihren Lebensthemen auf die Spur kommt. Dabei gelingt ihm ein dichter Film, der sich immer wieder Raum für scheinbar zufällige Szenen nimmt. Wenn Inga das Fenster in ihrer verschatteten Wohnung mit den zugezogenen Gardinen öffnet, erlebt sie den Angriff einer Amsel auf einen Milan – fast so, als stürze urplötzlich der Himmel in ihr Zimmer. Zimperlich ist die Handschrift des Regisseurs nie: Wenn seine Protagonistin die Todesursache eines Säuglings untersucht, werden in Großaufnahme Innereien in Reagenzgläsern gezeigt. An der Leiche des angeblich im See ertrunkenen alten Mannes meint die Forensikerin mit feiner Nase den Eukalyptus-Geruch einer Badetablette festzustellen. Den Toten kommt sie nah, zu den Lebenden hält sie Distanz, und das Verhältnis zum Vater (Jörg Gudzuhn) ist gestört. „Du liebst den Tod, der klebt dir auf der Haut. Deshalb hast du keine Kinder, deshalb hat dich dein Mann verlassen", ätzt der alte Herr, der nach dem Weggang seiner Frau genauso allein ist wie die Tochter. Aber dann steht unversehens Charlie (Olga von Luckwald) in der Tür, die Tochter der verstorbenen Nachbarin. Sie ist emotional, ein bisschen distanzlos, verdient ihr Geld als „Stullenfee" mit belegten Broten, und behauptet nun auch noch, die uneheliche Tochter des Vaters zu sein – also die Halbschwester von Inga. Vehement wehrt die Wissenschaftlerin diese mögliche Wendung des Schicksals ab. Brüsk weist sie der jungen Frau die Tür. Stattdessen kümmert sie sich hingebungsvoll um Giovanni. Ein Tier, das man nur mit ausgestrecktem Arm halten kann. Ein Hausgenosse, der garantiert nicht zutraulich wird. Darstellerin Ratte-Polle hat sich in einer Falknerschule in Potsdam in den Umgang mit Raubvögeln einweisen lassen. Wie selbstverständlich stülpt sie dem Falken die lederne Maske auf, hantiert mit dem gepolsterten Handschuh, lässt den Vogel auf ihrem ausgestreckten Arm landen. „Die Tiere haben ganz feine Antennen. Wenn ich döse, döst der Falke auch, wenn ich nach links gucke, guckt er nach rechts. Er synchronisiert meine Stimmung und meine Bewegung", erzählt sie. Erkenntnis aus der VogelperspektiveDas Verhältnis zwischen der Forensikerin und ihrem gefiederten Hausgenossen wird zusehends inniger. Wenn Inga im Auto unterwegs zu ist, schaut sie immer wieder auf den aufgeklappten tragbaren Computer, wo eine Kamera jedes Krächzen und Flattern des eingesperrten Vogels aufnimmt. Aber irgendwann kommt der Moment, wo die Zähmung ihre Feuerprobe erlebt. Es ist der Moment, wo Inga die Fesseln löst in der festen Überzeugung, der freigelassene Falke würde ihrem Ruf folgen und wieder auf ihrer ausgestreckten Hand landen. Charlie begleitet sie bei diesem Experiment, Stullen im Gepäck, weil Nahrhaftes auch bei Wolkenflügen nie schaden kann. Aber der Freiflug misslingt. Giovanni entschwindet mit schrillem Schrei über den Baumwipfeln und kehrt nicht zurück. Für Inga bricht eine Welt zusammen. Der Vogel war ihr Partner, ihr Projekt. „Ein Falke, der keinen Hunger hat, wählt die Freiheit", konstatiert der befreundete Falkner gleichmütig und ergänzt: „Und die Freiheit bist nicht du." Inga gibt nicht auf. Wie gehetzt wird sie Giovanni hinterherfahren, wird auf Brücken klettern und seinen Namen rufen, wird zuletzt eine Drohne losschicken, um ein Geräusch des Senders aufzufangen, mit dem sie den Vogel markiert hatte. „Die Figur geht für mich einen Kreuzweg entlang, am Ende steht eine Entscheidung", sagt Graf. In seiner zweiten Zusammenarbeit mit Autorin Beate Langmaack liefert er ein Portrait weit über dem Durchschnitt gängiger Fernsehware. Der Regisseur, der für seinen Film Überlänge beansprucht, weil er formatiertes Fernsehen ablehnt, lässt nicht nur den Vogel, sondern auch die Dramaturgie von der Leine. Gegen Ende verfängt eine Szene aus der Vogelperspektive, wo Inga mit ausgebreiteten Armen auf einem weiten Feld liegt, die nutzlose Drohne neben sich. Der Falke ist weg, der Himmel ganz nah und jedes Gefühl von Eingesperrtsein verflogen. So also fühlt sich Freiheit an. Besser kann man die Essenz des Films nicht auf den Punkt bringen. Und das sogar in einer Szene ganz ohne Worte.

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