starkbleiben

Starkbleiben Fühlen Sie sich auch manchmal mit Verhaltensauffälligkeiten ihrer Mitmenschen konfrontiert und müssen irgendwie reagieren? Ich habe ein paar Erinnerungen gesammelt und stelle ein Fallbeispiel vor. Am Ende finden Sie gute Übungen und Tricks, um mental stark zu bleiben.Damals in der Schule gab es Lehrer*innen, die in der sozialen Interaktion mit uns überfordert waren und dementsprechend unfähig, angemessen zu reagieren.Unser Werklehrer machte gern Witze, folglich reagierten wir Kinder fröhlich und lebhaft. Dann plötzlich verzog sich sein Gesicht, er brüllte jähzornig, sein gewaltiger Schlüsselbund flog durch den Raum und landete mit einem lauten Knall auf einem Tisch. Jedenfalls, wenn wir Glück hatten. Manchmal traf er auch einen Arm, die Wand oder den Schrank. Der Lehrer war hoch impulsiv.Einmal im Sportunterricht wurde ein Junge meiner Klasse von unserem Sportlehrer mehrmals angezählt. Welcher Regel er nicht gerecht wurde, weiß ich gar nicht mehr genau. Doch dass der Lehrer ihn heftig am Ohr packte und brüllend mit ihm eine ganze Runde in der Turnhalle rannte, daran erinnere ich mich noch wie heute. Der Lehrer hatte ein enormes Aggressionspotenzial.Wenn wir im Chemieunterricht zu viel schwatzten, warteten viele leidvolle Geschichten von kranken Goldfischen auf uns. Manchmal saß die Lehrerin tief betroffen am Lehrertisch, kaute an den Nägeln und starrte in die Luft. Sie hatte sehr depressive Züge.Diese Verhaltensauffälligkeiten waren eine große Herausforderung. Jedes Kind ist anders mit diesen nicht einschätzbaren Situationen umgegangen.Aber was sind denn Auffälligkeiten? Und wie ist das eigentlich, wenn sich Erwachsene verhaltensauffällig zeigen? Wer stuft solche Verhaltensweisen ein und was würde das dann bedeuten?Fallbeispiel Ich wollte mich wirklich benehmen, aber es gab so viele andere Optionen. Eine Kitaleiterin kam kraftlos zu mir in die Supervision. Es gab einen Energiefresser, der für sie unbeherrschbar war und sie fühlte sich ohnmächtig. Eine langjährige Kollegin, sprengte immer wieder den Rahmen. Sie sei sehr aufbrausend, feindselig, beißt um sich wie ein wilder Hund und brüllt die Kita zusammen. Und dass in Dienstberatungen, auf Fluren, vor Eltern, in der Gruppe. Wenn sie einmal zornig ist, gibt es kein halten. Ein Stopp zählt nicht.Wir versuchten uns der Angelegenheit aus verschiedenen Perspektiven zu nähern.Fachlichkeit Zunächst betrachteten wir die fachliche Ebene. Die Kollegin sei im Grunde eine gute Pädagogin, allerdings nur, wenn sie den Ton angeben durfte und ihre Ideen umgesetzt wurden. Andere Meinungen akzeptierte sie nicht. Konstruktive Auseinandersetzungen waren nicht möglich. Die Leiterin versuchte ihr mit fachlich, fundierten Argumenten zu begegnen. Doch durch das Schreien mussten Gesprächssituationen immer wieder abgebrochen werden.RolleNun untersuchten wir ihre Rolle als Leiterin. Sie schätzte ihr Team sehr, konnte aber ihre Idee, partizipativ zu arbeiten, nur unbefriedigend erfüllen. In problematischen Momenten zog sich das Team zurück, reagierte eher verschreckt und defensiv. Des Öfteren hatte die Leiterin versucht, den Träger ins Boot zu holen und über arbeitsrechtliche Konsequenzen nachzudenken. Aber der Träger vertröstete sie, pochte auf den Fachkräftemangel und warb um Geduld. Die schreiende Kollegin agierte nach dem Motto: „Wer unter mir Leitung ist, ist mir egal.“ Menschenwürde, Fürsorge und Gerechtigkeit waren berufsethisch wichtige Prinzipien für die Leiterin. Sie war fest davon überzeugt, dass sie alle im Haus schützen musste. Aus ihrer Sicht gelang ihr das nicht gut genug.PersönlichkeitBeim Erforschen ihrer Persönlichkeit entdeckten wir, dass die Leiterin biografisch bedingt ein Problem mit cholerischen Menschen hatte. Wenn jemand die Stimme erhob, fühlte sie sich unmittelbar angegriffen, erstarrte regelrecht und war kaum handlungsfähig. Außerdem fiel es ihr sehr schwer sich abzugrenzen. Sie empfand sich als unfähig und massive Scham- und Schuldgefühle quälten sie.Die Einschätzung von Situationen und Verhaltensweisen ist zumeist subjektiv. Gemessen wird an gesellschaftlichen Normen, Richtlinien und Wertvorstellungen. Natürlich gibt es immer gute Gründe für Verhalten. Wenn problematisches Benehmen im institutionellen Kontext auftaucht, wird es mühsam. Wer ist denn zuständig für solche Auffälligkeiten? Wie wird wann von wem reagiert? Welche Gestaltungsspielräume und Einflussrahmen gibt es?Die Leiterin entwickelte in der Supervision einige Ideen.FachlichkeitFür fachliche Klarheit, mehr Transparenz und Sicherheit erarbeitete sie eine Aufstellung über Verantwortungsbereiche. Wichtig war ihr, nachvollziehbarer zu machen, wer, wann, was, warum entscheiden darf. Auch wollte sie die Regeln für ALLE Mitarbeiter*innen im Team zur Diskussion stellen und gemeinsam überarbeiten.RolleFür ihre Rolle forderte sie sich Unterstützung vom Träger ein. Dabei galt es die Zuständigkeit für Personalentwicklung und Entscheidung zu betrachten und sich abzugrenzen. DAS Hauptargument dabei sind immer die Kinder und Familien.PersönlichkeitFür ihr persönliches Starkbleiben schlug ich einige mentale Hilfsmittel vor. Um schwierige Situationen leichter zu überstehen, war es wichtig, sich vorher gedanklich und körperlich in eine positive Haltung zu bringen.Mental stark bleibenHaben Sie schwierige Persönlichkeiten im Team? Um Problemen im zwischenmenschlichen Bereich auf den Grund zu gehen, sind hilfreiche Fragen: Gab es einen Anlass? Ab wann wurde es kompliziert? In welchen Situationen, funktionierte es gut oder besser? Was war oder ist da anders?Mentale Hilfemittel1.Legen Sie sich einen fiktiven Schutzpanzer an. Finden Sie dazu ein für Sie passendes Bild. Zum Beispiel eine flexible, nicht zu zerstörende Blase oder einen Teflonanzug, an dem Angriffe abperlen.2.Nutzen Sie stärkende Affirmationen. Das sind aufbauende Sätze, wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Zum Beispiel „Ich bin stark.“ „Ich kann das.“ „Ich bin in Ordnung, wie ich bin.“ 3.Da unser Gehirn unserem Körper glaubt, ist es hilfreich vor herausfordernden Situationen, wenige Minuten die Siegerpose einzunehmen und dabei breit zu lächeln. Das täuscht gute Stimmung vor und lässt entsprechende Hormone ausschütten. Ein guter Ort dafür ist z.B. die Toilette.4.Setzen Sie einen Anker. Überlegen Sie sich eine Situation, in der Sie das zukünftig gewünschte Gefühl schon einmal hatten. (stark, glücklich, klar, professionell etc.) Versetzen Sie sich in diese Erinnerung. Wie ist Ihre Köperhaltung? Wo genau empfinden Sie die positiven Emotionen? Welche Worte spielten eine Rolle? Wie war die Umgebung? Wenn Sie so gut wie möglich in dem Gefühl sind, setzen Sie einen Anker. Das können unterschiedliche Dinge sein. Zum Beispiel berühren Sie einen Ring, fassen Sie beide Hände, haben Sie einen Kugelschreiber in der Hand, drücken Sie mit dem Daumennagel in die Zeigefingerkuppe etc.. Wählen Sie einen Anker, der Ihnen auf jeden Fall zur Verfügung steht. Dies üben Sie in kleineren Abständen mindestens acht Mal. Unser Gehirn verknüpft das Gefühl mit der Handlung. Wenn Sie später in der schwierigen Situation sind und ihren Anker setzen, kommt das gute Gefühl von allein. Ideal ist, wenn Sie kongruent kommunizieren. Das bedeutet, dass Ihre Aussagen mit Ihrer Mimik und Gestik übereinstimmen. So kann Ihr Gesprächspartner die Kommunikation einordnen. Verhalten Sie sich wertschätzend und vor allem, sehen Sie sich selbst auch als wertvoll an.Sie möchten sich auch in der Supervision reflektieren? Nehmen Sie jetzt Kontakt auf Der Beitrag starkbleiben erschien zuerst auf Aline Kramer.

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