In Kuba sieht man viele Straßenhunde und -katzen. Man sieht viele Leute, die sich um solche kümmern und sie füttern. Vereinzelt werden sie mit Steinen beworfen. Eher selten: Haustierbesitzer:innen, die mit ihren Hunden an der Leine Gassi gehen. Außerdem bunte Vögel in winzigen Käfigen. Was Nutztiere betrifft, so sind hier große Massentierhaltungsställe die Ausnahme und freilaufende Hühner die Norm. In den Städten wird Urban Gardening betrieben und die Vielfalt an Schmetterlingen, die man hier sehen kann, ist der beste Beweis für eine gesunde Natur. In Kuba gibt es einige Leute, die sich zu verschiedenen Organisationen zusammengeschlossen haben, um sich für Tierschutz einzusetzen. Da wären zum Beispiel CeDa, BAC und ANIPLANT. Natürlich gibt es aber auch Privatleute, die zum Beispiel streunende Tiere bei sich aufnehmen und nicht in einem dieser Netzwerke aktiv sind. Die Tierschutzorganisationen veranstalten fast wöchentlich Märkte, bei denen man Tiere adoptieren, aber auch sein eigenes Haustier vor Ort ärztlich versorgen lassen kann. Anfang Juli fand die „Feria Nacional de Bienestar Animal“ (die Nationale Tierschutzmesse) statt. Mitten in Havanna in einem Park werden früh morgens Flaggen aufgehängt und Stände aufgebaut. Nicht nur die Tierschutzorganisation ANIPLANT ist vor Ort, sondern auch die Jugendorganisationen FEU, UJC, FEEM, BTJ, die Impfstoffhersteller Labiofam und Stände, an denen Haustiere ärztliche Versorgung erhalten können. In der Mitte des Parks befindet sich eine Bühne. Zu meinem Glück ist die Gründerin und Präsidentin der Tierschutzorganisation ANIPLANT Nora García vor Ort und ich darf ihr Fragen stellen. Diese Nichtregierungsorganisation gibt es bereits seit 1987 mit Nora als Präsidentin. Sie erklärt mir, dass der Staat seit 1987 zu jedem Problemfeld eine Hilfsorganisation in Kuba anerkennt, welche im Falle des Tierschutzes ANIPLANT ist. Seit April 2021 gibt es ein den Tierschutz betreffendes Gesetzesdekret, in dem bestimmte Sachen festgelegt sind, wofür sich Aktivist:innen in Kuba stark gemacht haben, wobei der Schwerpunkt auf One-Health liegt. Das heißt, dass die Gesundheit von Mensch und Tier, die innerhalb eines Ökosystems koexistieren, voneinander abhängen. So gut wie keine der Fragen, die ich Nora stelle, kann beantwortet werden, ohne auf das neue Gesetzesdekret zu verweisen, da sich seitdem sehr vieles zum Guten verändert hat. Die Feria zum Beispiel, auf der wir uns befinden, ist nur möglich, durch die gute Zusammenarbeit des Staates und der Tierschützer:innen, erklärt Nora. Diese Märkte gibt es seit der Umsetzung des Gesetzesdekrets, um aufzuklären und das Bild, das die Leute von Straßentieren, aber auch von Nutztieren oder Arbeitstieren haben, zu verändern. Alleine könnten sie so etwas nicht auf die Beine stellen. Der Staat stellt zum Beispiel die Bühne, die Stände/Tische, mobile Toiletten. ANIPLANT und weitere Organisationen stellen etwa Künstler und Informationen. Außerdem macht ANIPLANT seit 1992 Sterilisationskampagnen, Aufklärungssendungen in Fernsehen und Radio und unterhielt bis vor kurzem eine eigene Tierklinik, die auch Platz für Pflegetiere bot. Leider musste diese voraussichtlich vorübergehend geschlossen werden, da das Gebäude schon alt und eine Decke eingestürzt ist. Wenn man ANIPLANT in ihrer Arbeit unterstützen möchte kann man dies am besten tun, indem man bei der nächsten Kubareise Medikamente oder andere nützliche Dinge nach Havanna mitbringt, die in Kuba aufgrund der Blockade nur sehr schwer und teuer erhältlich sind. Den Kontakt herzustellen ist am einfachsten über Facebook. Auf die Frage, was das größte Problem bezüglich des Tierschutzes hier ist, antwortet sie prompt: „Die Essensversorgung der Tiere. Durch all die aktuellen Krisen (die fortdauernde Pandemie, die Wirtschaftskrise des globalen Kapitalismus, der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, Anmerkung Josefa) ist es schwer, an Fleisch zu kommen. Vorher war es nicht so, aber seit sechs, sieben Monaten ist die Situation sehr angespannt. Man gibt den Hunden etwas Reis, den sie essen, der sie aber nicht ernährt. Auch die Spenden sind zurückgegangen. Diese Probleme gibt es aktuell auf der ganzen Welt, nicht nur in Kuba. Doch Kuba hat es durch die Blockade noch schwieriger.“ Während wir reden, beginnt auf der Bühne das Kulturprogramm. Es wird mit Kindern gesungen, die sich Tierhandpuppen anziehen dürfen und anschließend tritt ein Clown auf. Alles im Rahmen des Themas Tierschutz. „Was kann man tun, um die Situation der Nutztiere zu verbessern?“, frage ich Nora und sie antwortet, dass das eine direkte Sache des Staates sei, da der Staat für diese Dinge zuständig ist. Sie selbst lebt vegan und klärt im Rahmen der Radio- und Fernsehsendungen über die Haltungsbedingungen der Tiere in der Landwirtschaft auf. Und nicht nur darüber, sondern auch über den Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Massentierhaltung und Umweltschutz allgemein. Die Aufklärungsarbeit spielt auch im neuen Tierschutzgesetz eine Rolle. So wird seit 2021 in den Schulen das Thema in jedem Fach mit eingebunden. Zählt man z. B. im Mathematikunterricht in einem Lehrbuch Vögel in einem Käfig zusammen, so werden die Kinder anschließend gefragt, ob sie denken, dass diese Vögel sich in dem Käfig wohlfühlen, oder ob es nicht besser wäre, wenn sie frei wären. So können Kinder schon früh Mitgefühl entwickeln, erklärt Nora. Es soll in Zukunft aber auch die systematische Durchführung von außerschulischen Aktivitäten im Zusammenhang mit Tierschutz auf allen Bildungsstufen geben, insbesondere in der Grundschule. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Gesetzesdekrets ist die Förderung der tierärztlichen Versorgung durch Staat und Wirtschaft. Laut Nora wird daran gearbeitet, dass es zukünftig in jeder Gemeinde einen zuständigen Veterinär:innen gibt. Jetzt sind es landesweit etwa dreißig oder vierzig. „Aber es müssen noch viel mehr sein, denn es gibt vierzehn Provinzen. Und jede Provinz hat verschiedene Gemeinden. Es wurde bereits viel erreicht, aber bei den lokalen Kliniken gibt es Probleme mit dem Zerfall der Gebäude, sodass dies eine große Anstrengung bedeutet. Aber der Staat versucht es natürlich.“ Dieser Artikel ist von Josefa, hier geht es zu mehr Artikeln von ihr.
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