Die USA wird oft als „Melting Pott“ bezeichnet – doch ist es wahrlich ein Schmelztiegel, eine Vermengung unterschiedlicher Kulturen zu einer neuen? Es wurde weder eine Assimilation betrieben, noch wurde eine neue Leitkultur generiert. Es gibt schlichtweg nicht „den Amerikaner“. Von daher ist eher das Bild von Amerika als „die Salatschüssel“ zutreffend. Eine Brise „Fuck You“ im Salat schmeckt auch Der „postfaktische“ US-Wahlkampf hat gezeigt, wie sehr wir in einer emotionalen Welt leben. Amerikaner, grundsätzlich emotionaler als im „Sauerkrautland“, haben anfangs die Emotionsausbrüche des exzentrischen Milliardärs teils belächelt, teils bemitleidet. Und alle waren sicher, der kommt mit seiner „Fuck You“-Haltung gegenüber dem Establishment niemals ins Weiße Hause einzieht. Am 20. Januar 2017 zieht er nun ein, in das mächtigste Amt der Welt. Doch wie sieht dieser Erfolgsweg aus? Lage, Lage, Lage! Emotionen, Emotionen, Emotionen, klare Sprache, Bling Bling, Milliardär-Gehabe, Penthouse-Vorzeigefrau, hohe Autorität, riesen Ego, dünne Haut. Er schürt Ängste, macht Gegner lächerlich, droht, fordert Verbote und Haft. Ein Elefant im Porzellanladen hat seinen Meister in ihm gefunden. In Interviews kommt er sofort zur Sache, spricht Klartext, und beschimpft die Lügenpresse bei inhaltlichen Einwänden. Erfolgreich und frech feuert Trump gegen das alte Establishment, ohne Respekt und Kniefall. Endlich ein Robin Hood, der das ausspricht, was „der kleine weiße Mann“ schon immer dachte. Polarisieren ist Tump(f) Stereotype helfen, die Welt des „kleinen Mannes“ auch klein zu halten. In dieser sind Mexikaner schlechte Menschen, Frauen sind zum Lieben da, Muslime sind Terroristen, gegen Einwanderer helfen Mauern, Arbeitsplätze werden erzwungen und die korrupte Lügenpresse und Politiker gehören ins Gefängnis. Die Lösung ist ein Businessman, ein Milliardär! So einfach. Noch Fragen? „Shut up and listen“ True is: er hat nach dem US-Wahlsystem gewonnen. Widersprüche hin oder her. Er hat viele Menschen überzeugt, sein Ziel erreicht. Der Rest der Welt ist geschockt, so what!? Die gesamte Wirtschaftswelt stellt sich nun eine Frage: Was können wir von Trump lernen? Trump hat als Führungsperson die emotionalen Bedürfnisse seiner Kunden und Mitarbeiter erkannt und bedient sie, wenn auch vorerst mit Versprechen und dem Prinzip Hoffnung. Sein Motto „I will make America great again“ ist ausreichende Projektionsfläche, in die der Kunde seine Erwartungen und Hoffnungen hineinprojizieren kann. Hier reicht, dass der Kunde oder Mitarbeiter das Gefühl hat, gehört und verstanden zu werden. Inhalte und Fakten sind zweitrangig. Es sind die Emotionen, auf die es ankommt. Sein Kommunikationsstil ist brilliant: kurze, einfache Botschaften versteht jedermann. Und jedermann fühlt sich durch seine emotionale Sprachlandschaft angesprochen, gehört. Vertrauen entsteht, da man ihm folgen kann. Er sagt, wo es lang geht –und spart nicht mit Wiederholungen seiner Ziele und Ideen. Trump ist omnipräsent und führt sein Team mit einer „hands-on“ Mentalität. Er nutzt alle Kanäle, selbst Twitter ist eine Möglichkeit, die breite Masse zu erreichen. Er gibt seinem Team genug Aufmerksamkeit und damit auch große Sicherheit; das vertraute Gesicht, die bekannten Verkaufssprüche, selbst die Frisur zur USP stilisiert, unterstützen das Team, seine Ansichten und leichter zu verinnerlichen. Mit der „America First“ Haltung, der Feindbildpflege und selbst mit Hilfe des schwarzen Schafes innerhalb seines Team beschwört er den Teamgeist. ABER – das Unwort des Verkäufers Aber zeugt das von interkultureller Kompetenz? Sein dominanter und stark emotionaler Führungsstil zeigt wenig Verständnis für Fremdes und Neues. Werden neue Ideen, Innovationen überhaupt eine Chance haben? Wie sieht es um Schwache und Minderheiten im Team? Wer wird es wagen, offen Kritik auszuüben, ohne sofort gefeuert oder lächerlich gemacht zu werden? Wird dies die Diskussionskultur verändern? Welche Vorbildfunktion füllt Trump aus, welches Menschenbild, ja Frauenbild verbreitet er? Nimmt er genug Rücksicht auf alle Kulturen gleichermaßen oder gibt es Lieblinge? Wie werden Konflikte ausgetragen? Er ist eher Leader oder ein Boss? Wird unter seiner Führung es zu mehr Austausch und Toleranz innerhalb des Teams kommen? Wie ist das Verhältnis der Fehlerkultur zur Lösungskultur? Konkret ist es überraschend, dass die US-Gesellschaft, die bisher auf partnerschaftlichen und respektvollen Umgang großen Wert legte, einen autoritären Präsident gewählt hat. Trumps Frauenbild könnte a la Clinton ebenso zum Stolperstein werden. Auch die offensichtliche Besetzung wichtiger Posten mit Verwandten oder Millionären ohne jegliche Politikerfahrung sind in dieser Art neu. Fakt ist… … der beste Geschichtenerzähler ist immer die beste Führungskraft! Er schart die Mehrheit hinter sich, die ihn zu seinem Ziel verhilft. Die Zeit –wenn alle obigen Fragen beantwortet- wird zeigen, ob die amerikanische Gesellschaft sich zu den alten oder neuen Werten bekennt, oder ob tatsächlich ein Prozess hin zu einem „Melting Pott“ angestoßen wurde. Wenn eine Führungsperson auch diesen Prozess bewusst steuern will und dabei auch erfolgreich sein will, dann ist definitiv eines nötig: interkulturelle Kompetenz. Der Beitrag Trump – braucht ein US-Präsident „interkulturelle Kompetenz“? erschien zuerst auf Bilgin Kilic.
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