Mit den Worten Willkommen im sch nsten Land der Welt wurde ich von meinen Kommilitonen nach meiner Landung in Buenos Aires begr t. Und, sie sollten recht behalten. Argentinien ist mit seiner Fl che von circa 2,78 Millionen Quadratkilometer fast achtmal so gro wie Deutschland. Dennoch liegt die Einwohnerzahl mit 46,24 Millionen in Argentinien etwa bei der H lfte Deutschlands. Ein Drittel der Einwohner Argentiniens leben in der Metropole Buenos Aires. Als sogenannte Porte os werden die Einwohner von Buenos Aires bezeichnet, was so viel bedeutet wie del Puerto oder auch que vive en el Puerto , also Menschen, die am Hafen wohnen. Bereits vor Beginn meines Auslandjahres hatte ich oft geh rt, dass Argentinien das europ ischste Land in Lateinamerika sein solle und sich wohl auch die Menschen in Argentinien von den restlichen L ndern abgrenzen. Mit einem anderen Selbstverst ndnis, einem europ ischen Selbstverst ndnis. Viel darunter vorstellen konnte ich mir jedoch nicht. Welches Selbstverst ndnis haben die Porte os? Nun studiere und wohne ich seit fast vier Monaten in Buenos Aires und jetzt wei ich, einige Stadtviertel der Hauptstadt, darunter vor allem Palermo und Recoleta, erinnern an viele Orte in Europa. Viele Geb ude, welche mit ihrer Kolonial- und Neobarockarchitektur erinnern an Paris oder Madrid, auch die Infrastruktur und die viele gr nen Fl chen und Parks im Zentrum der Stadt lassen diese europ isch wirken. Zudem haben sehr viele Argentinier in den gro en St dten spanische, italienische oder auch deutsche Gro eltern oder entfernte Vorfahren und einige dadurch sogar eine doppelte Staatsb rgerschaft. Eine meiner Professorinnen konnte beispielsweise durch einen italienischen Urgro vater den italienischen Pass beantragen und in C rdoba habe ich einige Argentinier mit deutschen Vorfahren und Nachnamen kennengelernt. Etwa 90 Prozent der EinwohnerInnen stammen aus Europa. Ein u erst geringer indigener Anteil der Bev lkerung, bedingt durch die Kolonialgeschichte und mehrere Einwanderungswellen w hrend dem 19. und 20. Jahrhundert vor allem aus Italien, pr gen das Bild der Gesellschaft in der Hauptstadt. Dazu z hlt nicht nur das Aussehen, sondern auch die Art und Weise, wie die Menschen leben und sich auch selbst wahrnehmen. Buenos Aires ist nicht gleich Argentinien Das europ ische Bild in der Hauptstadt spiegelt jedoch nicht die Realit t des ganzen Landes wider. Denn Buenos Aires ist nicht gleich Argentinien. Obgleich Teile der Hauptstadt oder andere gr ere St dte, europ isch wirken, hat das Land viele verschiedene Facetten zu bieten. Argentinien hat wenige gro e St dte und Ballungszentren, in denen 87 Prozent der Bev lkerung leben. Nach der Metropole Buenos Aires folgen Mendoza mit circa 1,8 Millionen Einwohnern oder C rdoba mit circa 1,3 Millionen Einwohnern. Au en herumgibt es nicht-urbane Regionen, Menschen, die von der Agrarwirtschaft und in schlichteren, kleineren D rfern wohnen und vor allem auch viele unbewohnte Gebiete und unglaubliche Landschaften. Besonders beeindruckend: Argentinien hat nahezu alle Klimazonen in nur einem Land vereint. Dadurch gibt es viel Unterschiedliches zu entdecken, eine reiche Variet t an Kultur und Traditionen und vor allem auch eine unglaubliche geografische Vielfalt. Meine Reise in den Norden Argentiniens Die Jahreszeiten in Argentinien sind umgedreht zu denen in Deutschland. Somit befinde ich mich in meinem ersten Semester von M rz bis August hier im Wintersemester. Dabei ist der Norden deutlich w rmer, als der S den des Landes, weshalb ich und meine Freunde uns dazu entschieden haben nach den Pr fungen erst einmal den w rmeren Teil des Landes zu entdecken. Obwohl es Nachts sehr kalt werden kann und vor allem auch in Salta ein kalter Wind weht, haben uns die Provinzen Misiones, Jujuy und Salta mit ihrer Natur, ihren Traditionen und ihren D rfern nicht entt uscht. Zu den Iguazu Wasserf llen sind wir bereits Anfang April gereist und hatten eine atemberaubende Erfahrung mitten in der Natur und bei 30 Grad. Die nach der Wassermenge gemessenen gr ten Wasserf lle der Welt befinden sich in der Provinz Misiones an der Dreil ndergrenze zu Paraguay und Brasilien. Wir fanden es alle so sch n, dass wir beim ersten Anblick der Wasserf lle ein paar Tr nen vergossen haben. Spanisch in Argentinien Das argentinische Spanisch unterscheidet sich durch seine Aussprache und auch viele W rter deutlich vom castellano, das in Spanien gesprochen wird. Beispielsweise wird das Doppel L und auch das Y als sch ausgesprochen. Nun sind wir im Norden jedoch auf einige Einwohner gesto en, die diese Aussprache nicht immer verwenden. Zum Beispiel bei dem Wort Cayote (eine Frucht) sprachen die Verk ufer das y als j und nicht sch aus. Zudem wurden nach unserer Erfahrung Konsonanten wie s oder d am Ende eines Wortes deutlich leichter bis gar nicht ausgesprochen, als wir es von Buenos Aires kennen. Nach unseren Pr fungen jetzt im Juni sind wir dann mit einem gemieteten Auto zun chst durch die Provinz Jujuy und dann Salta gefahren und konnten gar nicht glauben, dass wir immer noch im gleichen Land sind. W hrend den Ausfl gen innerhalb der Provinz Jujuy boten sich uns verschiedenste Szenarien. Von Bergen mit 14 verschiedenen Farben und einer H he von 4350 Meter in Humahuaca, ber als Salzw ste bezeichnet als Salinas Grandes und kleine D rfer wie Tilcara oder Pumamarca mit bunten, oftmals indigenen M rkten. Was auch ganz neu f r uns war, sind die vielen frei laufenden Lamas. Diese sind dort auch Teil traditioneller Gerichte, wie zum Beispiel Milanesa de Llama (Lama Schnitzel). Auch die Kleidung sieht dort ganz anders aus und die Menschen sprechen ein anderes Spanisch, als wir es in Buenos Aires kennengelernt haben. In der Provinz Salta, die sich um Jujuy herum befindet, gibt es zudem rote Gesteinsformationen auf der Route 68 von Salta Stadt nach Cafayate, gemischt mit Kakteen und vielen Bodegas in Cafayate, bekannt f r dessen guten Wein. Ausblick auf den S den und den Rest des Landes Zwar habe ich den S den selbst noch nicht bereist, jedoch entdeckten einige meiner Freunde, bereits w hrend des Semesters diesen Teil des Landes und lernten somit noch einmal ein ganz anderes Argentinien kennen. Auf mich wartet also noch viel, darunter Feuerland, der s dlichste Punkt der westlichen Hemisph re, wie auch Pinguine, Robben und Gletscher in Ushuaia. Wale beobachten in Puerto Madryn, den besten Wein des Landes probieren in der Provinz Mendoza und das Oktoberfest im deutschen Dorf Villa General Belgrano in der Provinz C rdoba besuchen. Jede Provinz, jede Stadt, jedes Dorf und jede Ecke des Landes hat seine ganz eigene Atmosph re, basierend auf verschiedenen Wurzeln, Traditionen und Landschaften. Selbst wenn man also Buenos Aires in gewisser Art und Weise als die europ ische Stadt in Lateinamerika bezeichnen kann und die Porte os einige hnlichkeiten mit europ ischen Eigenschaften aufweisen, trifft dies nicht auf das gesamte Land zu. Argentinien ist sowohl kulturell als auch geografisch gesehen eines der diversesten L nder, das ich bisher kennenlernen durfte und die Menschen sowie die einzelnen Provinzen k nnen nicht in einen Topf geworfen werden.
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