Von wollen und möchten

Als wir Kinder waren, wurde uns beigebracht, dass wir nicht „Ich will ein Eis!“ rufen sollen. Besser sei „Ich möchte bitte ein Eis“ oder „Ich hätte gern ein Eis“. Die Äußerung des direkten Willens im Indikativ galt als unhöflich, daher lernten wir, auf Formen im Konjunktiv auszuweichen: Durch sie wurde der Wille gewissermaßen in Watte verpackt. Dadurch erschien er weniger direkt und somit höflicher. Was damals galt, gilt im Prinzip auch heute noch. Aber nicht immer ist es unhöflich oder unpassend, einen Willen mithilfe des Verbs „wollen“ auszudrücken. 1982 sang die Dänin Gitte Haenning „Ich will alles, ich will alles, und zwar sofort“, ein Song voller Energie und Lebenslust, unverblümt und kompromisslos. Und niemand nahm ihr die Direktheit übel. Im Gegenteil, von vielen wurde sie dafür bewundert, einige sahen in ihr sogar eine Galionsfigur der Emanzipation. In diesem Fall war die Form „ich will“ genau die richtige. Mit „Ich möcht’ alles, ich möcht’ alles, und zwar sofort“ wäre es wohl kaum ein Hit geworden. In dem Lied „Gisela“ (2007), in dem Horst Schlämmer (gespielt von Hape Kerkeling) in einer Bar die alleinstehende Gisela (ebenfalls gespielt von Hape Kerkeling) anspricht, wehrt diese seine Avancen stets mit einem höflichen „Nein, ich möchte nicht“ ab – auch wenn es sich bei ihr eher anhört wie „isch möschte nischt“. Hier wiederum ist „möchte“ die treffliche Wahl, denn Gisela ist eine gestandene Frau, die auch in schwierigen Situationen Würde und Form bewahrt. Mit „Nein, isch will nischt“ wäre das Lied nicht halb so komisch geworden. Viele halten „wollen“ und „möchten“ für gleichbedeutend. Das sind sie aber nur bedingt. Zwar dienen beide Wörter der Äußerung des Willens, doch tun sie dies auf sehr unterschiedliche Weise. „Möchten“ ist nicht einmal ein eigenständiges Verb, auch wenn es manchmal dafür gehalten wird. Die Grundform „möchten“ existiert aber nicht. Sätze wie „Sie tut es, ohne es zu möchten“ oder „Du hast überhaupt nichts zu möchten!“ sind grammatisch äußerst fragwürdig. Denn „möchten“ ist lediglich der Konjunktiv II von „mögen“: Was man im Indikativ „mag“, das „möchte“ man im Konjunktiv. Und der Konjunktiv kommt immer dann zum Einsatz, wenn etwas indirekt gesagt, gewünscht, vermutet oder höflich umschrieben werden soll. So wie bei der Bestellung im Lokal, wenn man ein Bier haben will (oder auch einfach nur ein Wasser bekommen mag), und statt „haben“ oder „mag“ lieber „hätte“ oder „möchte“ sagt, weil man damit die Chance erhöht, es auch tatsächlich zu bekommen. Der Konjunktiv dient hier als Höflichkeitsform, weshalb er oft auch noch von den Wörtern „bitte“ oder „gerne“ begleitet wird. Wenn aber in der Zeitung oder in den Nachrichten der Wille eines Politikers, eines Unternehmers oder Staatsoberhauptes wiedergegeben wird, ist es unnötig, diesen durch eine Höflichkeitsform zu umschreiben. In Sätzen wie „Putin möchte Russland wieder zu der Größe verhelfen, die die Sowjetunion hatte“ oder „Putin möchte die Ukraine von der Landkarte tilgen“ ist der Konjunktiv unangebracht, denn „möchte“ ist viel zu elegant, zu höflich für das, was gemeint ist. Ein roher, rücksichtsloser Wille gehört nicht in Watte verpackt. Hier sollte es klar und schnörkellos „Putin will …“ heißen. Wer ein anderes Land mit Krieg überzieht, der braucht dafür keine Höflichkeitsform, der hat sie auch gar nicht verdient. Der Beitrag Von wollen und möchten erschien zuerst auf Bastian Sick.

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