Walter Model (1891–1945)

Generalfeldmarschall Walter Model – Hitlers Feuerwehrmann an der Ostfront Frühe Jahre und Aufstieg in der Wehrmacht Walter Model (1942 oder 1943). Unknown authorUnknown author, Walther Model on the front, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons. Walter Model wurde am 24. Januar 1891 in Genthin, einer Kleinstadt in der preußischen Provinz Sachsen, geboren. Er entstammte einer bürgerlichen Familie; sein Vater Otto Model war Musiklehrer. Schon früh zeigte Walter eine Neigung zum Militärischen und trat 1909 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment 52 in Cottbus ein. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Offizier und wurde mehrfach für Tapferkeit ausgezeichnet. Er erreichte den Rang eines Hauptmanns und sammelte wertvolle Erfahrungen im Generalstab. Diese Kriegserfahrungen prägten seine spätere Laufbahn maßgeblich. In der Zwischenkriegszeit machte Model in der Reichswehr stetig Karriere. Er diente in verschiedenen Stabspositionen und wurde 1929 zum Major befördert. 1932 folgte die Beförderung zum Oberst. In dieser Zeit entwickelte er auch seine politischen Ansichten, die zunehmend mit der nationalsozialistischen Ideologie sympathisierten. Mit der Umwandlung der Reichswehr zur Wehrmacht 1935 setzte er seinen Aufstieg fort. Er diente zunächst im Generalstab und wurde 1938 zum Generalmajor ernannt. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Model Generalstabschef der 16. Armee beim Überfall auf Polen, wo er erste Erfahrungen mit der Blitzkrieg-Taktik sammelte. Kommandeur an der Ostfront Der spätere Generalfeldmarschall Walter Model erlebte seinen Durchbruch als Truppenführer während des Unternehmens Barbarossa, dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion 1941. Als Kommandeur der 3. Panzerdivision zeichnete er sich durch aggressives Vorgehen und taktisches Geschick aus. Seine Division war Teil der Heeresgruppe Mitte und nahm an den erfolgreichen Kesselschlachten von Białystok und Minsk teil. Im November 1941 wurde er zum Kommandierenden General des XXXXI. Panzerkorps ernannt, mit dem er an der Schlacht um Moskau teilnahm. Hier bewies er erstmals sein Talent für die Verteidigung, indem er den sowjetischen Gegenangriff abwehrte. Hitler war von seiner Leistung beeindruckt und verlieh ihm am 9. Februar 1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Model galt als überzeugter Nationalsozialist. In einem Tagesbefehl vom Dezember 1941 erklärte er: Der Sieg der nationalsozialistischen Idee steht außer Zweifel. Wer daran zweifelt, ist des Vertrauens des Führers nicht würdig. Diese Haltung und seine militärischen Erfolge machten ihn zu einem Favoriten Hitlers, was seinen weiteren Aufstieg begünstigte. Aufstieg zum Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B Im Januar 1942 wurde Model zum Generaloberst befördert und übernahm das Kommando über die 9. Armee im Mittelabschnitt der Ostfront. In dieser Position bewährte er sich erneut in der Verteidigung gegen sowjetische Offensiven. Hitler schätzte seine kompromisslose Haltung und seine Fähigkeit, scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern. Während der sowjetischen Winteroffensive 1941/42 gelang es ihm, die Front zu stabilisieren und größere Durchbrüche zu verhindern. Seine taktische Flexibilität und sein persönlicher Einsatz an der Front trugen maßgeblich dazu bei, eine Katastrophe für die deutsche Wehrmacht abzuwenden. Im März 1943 erhielt er das Eichenlaub zum Ritterkreuz für seine Leistungen bei der Abwehr der sowjetischen Operation Mars. Kurz darauf, im April 1943, wurde er zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte ernannt – mit erst 52 Jahren der jüngste Soldat in diesem Rang. Model spielte eine Schlüsselrolle bei der Planung und Durchführung der Operation Zitadelle, der deutschen Sommeroffensive 1943 bei Kursk. Er war ein starker Befürworter des Angriffs und überzeugte Hitler von der Notwendigkeit der Operation. Trotz anfänglicher Erfolge scheiterte der Angriff am hartnäckigen sowjetischen Widerstand und der materiellen Überlegenheit der Roten Armee. In der Folge musste sich die Wehrmacht an der gesamten Ostfront auf die Verteidigung beschränken. Am 1. März 1944 wurde er zum Generalfeldmarschall befördert. Er war nun auf dem Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn angelangt. Der Militärhistoriker Robert Citino kommentiert seinen Aufstieg: Models Beförderung zum Feldmarschall war der Höhepunkt einer bemerkenswerten Karriere. Er verkörperte den neuen Typ des nationalsozialistischen Generals – aggressiv, ideologisch überzeugt und bereit, Hitlers Befehle ohne Zögern umzusetzen. Generalfeldmarschall Walter Model als Feuerwehrmann Hitlers Models Ruf als zuverlässiger Krisenmanager führte dazu, dass Hitler ihn immer wieder an Brennpunkte der Front versetzte. So übernahm er im Juni 1944 kurzzeitig das Kommando über die Heeresgruppe Nordukraine, bevor er an die Westfront beordert wurde. Nach der alliierten Landung in der Normandie und dem Zusammenbruch der deutschen Front übernahm Model am 17. August 1944 den Oberbefehl über die Heeresgruppe B und wurde gleichzeitig zum Oberbefehlshaber West ernannt, wobei er Gerd von Rundstedt ablöste. In dieser Doppelfunktion versuchte er, den alliierten Vormarsch zu stoppen und eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Model organisierte den deutschen Rückzug aus Frankreich und Belgien und stabilisierte die Front entlang der deutschen Westgrenze. Dabei zeigte er erneut sein Talent für improvisierte Verteidigung. Der Militärhistoriker Samuel W. Mitcham schreibt über seine Leistung: Seine Energie und sein Organisationstalent retteten die deutsche Armee im Westen vor der völligen Vernichtung. Modelschaffte es, aus den Trümmern der Heeresgruppe B eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Besonders hervorzuheben ist Models Rolle während der Operation Market Garden im September 1944. Trotz der Überraschung durch die Luftlandeoperation gelang es ihm, schnell Gegenmaßnahmen zu ergreifen und die strategisch wichtige Brücke von Arnheim zu halten. Dies führte zum Scheitern des alliierten Plans, den Krieg noch 1944 zu beenden. Die letzten Kämpfe und das Ende Im Dezember 1944 war Model maßgeblich an der Planung und Durchführung der Ardennenoffensive beteiligt. Obwohl der Angriff anfangs Erfolge erzielte, scheiterte er letztlich am Widerstand und der materiellen Überlegenheit der Gegner. Model zeigte hier erneut seine Fähigkeit zur flexiblen Führung, konnte aber die strategische Niederlage nicht abwenden. In den letzten Kriegsmonaten kämpfte er mit der Heeresgruppe B einen verzweifelten Rückzugskampf. Er ignorierte zunehmend Hitlers unrealistische Durchhaltebefehle und versuchte, möglichst viele seiner Soldaten zu retten. Der Militärhistoriker Rolf-Dieter Müller urteilt: Model erwies sich als verantwortungsbewusster Truppenführer, der das sinnlose Opfern seiner Soldaten ablehnte. In den letzten Kriegsmonaten zeigte er eine pragmatischere Haltung, die im Kontrast zu seiner früheren bedingungslosen Loyalität zu Hitler stand. Im April 1945 wurden seine Truppen im Ruhrkessel eingeschlossen. Hitler hatte die vollständige Zerstörung sämtlicher Industrie- und Versorgungseinrichtungen angeordnet, doch Model weigerte sich, diesen Befehl umzusetzen. Stattdessen löste er am 15. April die Heeresgruppe B auf und entließ seine Soldaten aus der Pflicht. Am 21. April 1945 beging Walter Model in einem Wald bei Duisburg Selbstmord. In seinem letzten Befehl an seine Truppen schrieb er: Ich habe mich entschlossen, aus dem Leben zu scheiden. Ich kann die Verantwortung für die weitere Entwicklung nicht mehr tragen und will das Schicksal mit meinen Soldaten teilen. Bewertung und Nachwirkung Walter Model gilt als einer der fähigsten deutschen Truppenführer des Zweiten Weltkriegs. Seine Stärken lagen vor allem in der Defensive und im Krisenmanagement. Der Militärhistoriker Bevin Alexander urteilt: Model war möglicherweise der beste Verteidigungsstratege, den Deutschland im Zweiten Weltkrieg hervorgebracht hat. Seine Fähigkeit, auch in scheinbar aussichtslosen Situationen effektive Verteidigungslinien aufzubauen, war bemerkenswert. Gleichzeitig war er ein überzeugter Nationalsozialist und loyaler Gefolgsmann Hitlers. Er beteiligte sich an Kriegsverbrechen und Gräueltaten gegenüber russischen Zivilisten. Nach Einschätzung des Historikers Johannes Hürter war Model tief in das verbrecherische System des NS-Regimes verstrickt. Seine Rolle wird bis heute kontrovers diskutiert. Einerseits wird seine militärische Leistung anerkannt, andererseits seine politische Haltung und Mitverantwortung für NS-Verbrechen kritisch gesehen. In der Neuen Deutschen Biographie heißt es: Model verkörperte den Typus des politischen Generals, der sich vorbehaltlos mit dem NS-Regime identifizierte und dessen Befehle bis zuletzt befolgte. Seine militärischen Fähigkeiten standen im Dienst eines verbrecherischen Systems. Generalfeldmarschall Walter Model – Eine widersprüchliche Persönlichkeit Walter Model bleibt eine ambivalente Figur der deutschen Militärgeschichte. Einerseits bewies er außergewöhnliche Führungsqualitäten und setzte sich für seine Soldaten ein. Andererseits unterstützte er das verbrecherische NS-Regime bis zum Schluss. Seine militärische Karriere verlief steil: Vom Hauptmann im Ersten Weltkrieg stieg er zum jüngsten Generalfeldmarschall der Wehrmacht auf. An der Ostfront und später im Westen galt er als Feuerwehrmann, der scheinbar aussichtslose Situationen meistern konnte. Model zeichnete sich durch persönlichen Mut und Nähe zur Truppe aus. Der Militärhistoriker Robert Forczyk schreibt: Model war bei seinen Soldaten beliebt, weil er die Gefahren der Front mit ihnen teilte und sich nicht scheute, persönlich in Kämpfe einzugreifen. Seine Präsenz an vorderster Front war legendär und trug erheblich zu seiner Autorität bei. Gleichzeitig war er für seine harte Führung und rücksichtslose Durchsetzung von Befehlen bekannt. Der Historiker Peter Lieb urteilt: Model trieb seine Truppen oft bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit und darüber hinaus. Seine Kompromisslosigkeit forderte einen hohen Preis von seinen Soldaten, trug aber auch zu seinen militärischen Erfolgen bei. Bis heute wird diskutiert, ob er in den letzten Kriegsmonaten eine gewisse Distanz zum NS-Regime entwickelte. Zwar ignorierte er einige von Hitlers Befehlen, blieb aber bis zuletzt loyal. Der Militärhistoriker Karl-Heinz Frieser kommt zu dem Schluss: Model war kein Widerstandskämpfer, sondern ein Soldat, der seine Pflicht bis zum bitteren Ende erfüllte. Seine pragmatischeren Entscheidungen gegen Kriegsende waren eher der militärischen Realität geschuldet als einem ideologischen Wandel. Sein Sohn Hansgeorg, der als Leutnant unter seinem Vater diente, versuchte nach dem Krieg, das Bild seines Vaters zu rehabilitieren. Er betonte die militärischen Leistungen und versuchte, die ideologische Verstrickung herunterzuspielen. Die historische Forschung zeichnet jedoch ein differenzierteres Bild. Walter Model bleibt eine kontroverse Persönlichkeit der deutschen Geschichte – brillanter Taktiker und fähiger Truppenführer einerseits, überzeugter Nationalsozialist und Mittäter an Kriegsverbrechen andererseits. Seine Biografie verdeutlicht die Verstrickungen der Wehrmacht in das NS-Regime und die moralischen Dilemmata deutscher Offiziere im Zweiten Weltkrieg. Der Militärhistoriker Geoffrey P. Megargee fasst Models Vermächtnis treffend zusammen: Walter Model verkörpert wie kaum ein anderer die Widersprüche der deutschen Generalität im Zweiten Weltkrieg. Seine taktische Brillanz und sein persönlicher Mut stehen in scharfem Kontrast zu seiner moralischen Blindheit gegenüber den Verbrechen des NS-Regimes. Er bleibt eine Mahnung dafür, wie militärische Exzellenz in den Dienst einer verbrecherischen Ideologie gestellt werden kann. Models sterbliche Überreste wurden 1955 auf die Kriegsgräberstätte Vossenack in der Nordeifel überführt. Sein Grab ist bis heute Gegenstand kontroverser Diskussionen über den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und die Rolle der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Literatur Dermot Bradley: Model, Walter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 597 f. (Digitalisat). Robert Forczyk: Walter Model, 2011. Walter Görlitz: Model. Strategie der Defensive. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1977. Walter Görlitz: Model. Der Feldmarschall und sein Endkampf an der Ruhr. Universitas, München 1989. Joachim Ludewig: Walter Model – Hitlers bester Feldmarschall. In: Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.): Die Militärelite des Dritten Reiches. 27 biographische Skizzen. Ullstein Verlag, Berlin 1998., S. 368–386. Samuel W. Mitcham Jr., Gene Mueller: Generalfeldmarschall Walter Model. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. 68 Lebensläufe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, S. 424–431. Hansgeorg Model, Dermot Bradley (Hrsg.): Generalfeldmarschall Walter Model (1891–1945). Dokumentation eines Soldatenlebens. Biblio, Osnabrück 1991. Marcel Stein: Generalfeldmarschall Walter Model: Legende und Wirklichkeit. Biblio-Verlag, Bissendorf 2001.

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