Wasser halt!

„Im Jahr 2025 hat der Gesetzgeber eine Aufgabenumkehr für alle Wasser- und Bodenverbände und sonstige mit der Entwässerung befassten Institutionen und Behörden beschlossen. Die Wasserrückhaltung bekam Vorrang vor der bislang reinen Entwässerung“, stellt sich BDF-Pressereferent Rainer Städing vor. „Jetzt im Jahr 2030 ist es soweit: Während die letzten Landwirte noch die Ernte einfahren, werden vor allem im Flachland die vorhandenen Gräben und Fließgewässer durch neu angelegte Rückhaltesysteme angestaut. Das ab Oktober anfallende Regenwasser verbleibt - wie früher - in der Landschaft, lediglich bei Starkregenereignissen lassen die Stauwehre in den Gräben und Vorflutern das Wasser überlaufen. Erst im Frühjahr zur Bestellung der Felder, wird der Wasserstand kontrolliert wieder abgesenkt.“ Da Wälder als sogenannte „Oberlieger“ meistens oberhalb von landwirtschaftlich genutzten Flächen wachsen, werden diese stark vom dortigen Wasserregime beeinflusst. Zu einem neuen Umgang mit dem Wasserhaushalt gehört nach Auffassung des BDF auch, dass für die Wassereinzugsgebiete aller Flüsse Wassermanagementpläne erstellt werden, die, beginnend bei den Wäldern in den Quellregionen, für Wasserspeicherung und -rückhaltung sorgen. „Auch für uns Försterinnen und Förster bleibt genug zu tun, um die Wasserhaltung im Wald zu verbessern und die Schwammwirkung der Waldböden weiter zu optimieren“, ist Ulrich Dohle, BDF-Bundesvorsitzender, überzeugt. „Dazu gehört ein stärkerer Schutz der Waldböden und die Entwicklung sowie der Umbau hin zu laubholzreichen Mischwäldern, der deutlich beschleunigt werden muss. Und wenn ein Wald für das Bergen von im Winter geschlagenem Nutzholz zu nass ist, dann muss es möglich sein, in Absprache mit dem Artenschutz, die Hölzer im trockenen Sommer zu bergen.“ Hintergründe Winterniederschläge sind Hauptfaktor für Erneuerung der Wasservorräte/Grundwasser Auch wenn die Niederschläge bundesweit sehr unterschiedlich verteilt sind, fallen im Winterhalbjahr durchschnittlich 46 Prozent und im Sommerhalbjahr 54 Prozent des Jahresniederschlages. (1) Aufgrund des fast vollständigen Ruhens der Vegetation stehen der Winterniederschlag zu einem großen Teil zum Auffüllen der Wasserressourcen zur Verfügung. Laut Umweltbundesamt und Dt. Wetterdienst steigen die Winterniederschläge seit 1881 sogar an. In den drei Hochsommermonaten ist dagegen ein leichter Rückgang zu verzeichnen (2) Die winterliche Tiefensickerung füllt den Bodenwasserspeicher und das Grundwasser wieder auf. Dies umso besser, je länger der Winterniederschlag in der Landschaft verbleibt. „.. einen wichtigen Faktor, der durch die Landnutzung maßgeblich beeinflusst werden kann: den Abfluss. Wird dieser verringert, so erhöht sich die Infiltration und damit die Wasservorräte in Oberboden und Grundwasser“, so der Dt. Verband für Landschaftspflege, 2021. Landschaftsentwässerung bremsen/Waldbesitzer zahlen für Entwässerung Es gibt deutschlandweit ein Netz von sog. Wasser- und Bodenverbänden, deren Aufgaben u.a. im Wasserverbandsgesetz (WVG) geregelt sind. Diese Verbände unterliegen keiner Fachaufsicht, sondern lediglich einer Rechtsaufsicht durch staatliche Behörden. Diese Einrichtungen für die Gewässerunterhaltung sollten durch Aufgabenumkehr für Wasserhaltung und Wassermanagement in der Landschaft mit den vorhandenen Grabensystemen), genutzt werden. Gleichzeitig sind Waldeigentümer sind von der gesetzlichen Beitragspflicht zu den Boden- und Wasserverbänden zu befreien, da Wälder nicht von der Landschaftsentwässerung profitieren. Steigender Wasserverbrauch in der Vegetationszeit/ Dürreschäden im Wald Niederschläge in der Vegetationszeit werden dagegen durch die Vegetation und die höheren Temperaturen überwiegend verbraucht. Der Bodenwasserspeicher wird nicht aufgefüllt. Im Gegenteil, die im Winter aufgefüllten Wasservorräte bringen die Pflanzen „durch den Sommer“. Eine verlängerte Vegetationszeit um ca. 30 Tage, also einen Monat (!) und erhöhte Temperaturen erhöhen den Wasserverbrauch. Dazu kommen längere regenfreie Phasen, die für Pflanzen einen zusätzlichen Stressfaktor darstellen. Wald und Bäume riskieren eine Unterbrechung des permanenten Wasserstromes in die Baumwipfel – Luft in den Leitungsbahnen führt zu einer Art Embolie. Steigender Wasserverbrauch, sinkende Grundwasserstände /Regionaler Niederschlagsmangel Steigender (Grund-)Wasserbedarf durch Trinkwassererzeuger und -Abfüller, für Industrie und Landwirtschaft sind ein präsentes Thema in der Öffentlichkeit und werden daher hier nicht weiter belegt. Gleichzeitig sinken die Grundwasserstände bundesweit, zum Beispiel laut Aussage des Gewässerökologen H.J. Hahn, Uni Konstanz. Dies geschieht regional unterschiedlich. Auch das Recherchenetzwerk CORRECTIV hat nach Auswertung von 6.700 Messstellen den gleichen Trend vorgefunden und mittels einer interaktiven Deutschlandkarte auf Landkreisebene dargestellt. (4) Die Verschiebung der Niederschläge in Richtung Winter und der Trend zu Starkregenereignissen erschweren die Situation weiter. Besonders gravierend ist jedoch die prognostizierte Abnahme der Niederschläge insbesondere in den östlichen Bundesländern und einigen weiteren Regionen: „Dabei wird es in Zukunft in den schon heute trockenen Regionen der östlichen Bundesländer und im Rhein-Main Gebiet eher noch trockener, während umgekehrt in den niederschlagsreicheren Regionen wie dem Norden, den Mittelgebirgen oder dem Alpenraum mehr Niederschlag fällt, als verdunstet. Vor allem im Sommer ist die Zunahme ausgeprägter Trockenperioden sehr wahrscheinlich. All dies spiegelt sich in einer für das Pflanzenwachstum immer ungünstiger werdenden klimatischen Wasserbilanz wider.“ (3) So berichten Förster dem BDF, dass beispielsweise in der Altmark (Sachsen-Anhalt) die normal schon geringen Niederschläge seit 2017 um bis zu 40 Prozent gesunken sind. Im Regenschattengebiet des Harzes gab es in den letzten Jahren teilweise unter 300 mm Niederschlag pro Jahr, das entspricht Steppenklima. Wald und Trinkwassergewinnung Über 40 Prozent der deutschen Trinkwasserschutzgebiete liegen laut BMEL im Wald. Zwar bieten sie nicht die höchsten Versickerungsraten, dafür liefert der „Filter Wald“ zumeist Trinkwasserqualität. Dabei sind Nadelwälder deutlich weniger geeignet als Misch- oder Laubwälder, die wegen der fehlenden Belaubung im Winter einen höheren Wasserertrag liefern und nicht zu Versauerung neigen. Ein gutes Beispiel für den natürlichen „Waldfilter“ ist die Stadt Basel. Dort gibt es vierzehn eingedämmte Waldbereiche, die an zehn Tagen im Monat mit Rheinwasser überflutet werden, um so das Grundwasser zusätzlich mit sauberem Wasser anzureichern. (5) Waldumbau beschleunigen – auch für mehr und besseres Grundwasser Nadelwälder haben eine geringere „Wasserspende“ und neigen stärker zu Versauerung, die durch die Einträge von Stickstoff in die Wälder noch verstärkt wird. Daher ist der forcierte Umbau der Wälder zu Laubmischwäldern auch aus wasserwirtschaftlicher Sicht geboten. Das bundeseigene Thünen-Institut für Waldökosysteme empfiehlt, den jährlichen Waldumbau auf 95.000 Hektar pro Jahr zu vervierfachen. Dazu müssen neben den finanziellen vor allem die personellen Voraussetzungen geschaffen werden. Kühlwirkung von Wasser und kleine Wasserkreisläufe Wasserflächen und Vegetationsflächen sorgen in heißen Sommern für eine Kühlung der Landschaft – oder eben nicht. Auf dicht bewachsenen Flächen werden bis über 70 Prozent der einfallenden Sonnenenergie für die Umwandlung von Wasser in Wasserdampf verbraucht. Die Kühlleistung eines großen Baumes (4-500 Liter Wasserverdunstung pro Tag) entspricht der von 4-5 Klimaanlagen. So haben Wälder, Feuchtgebiete und Gewässer die höchste Kühlleistung in der Landschaft. Niederschläge stammen nur zu etwa 50 Prozent aus dem Meer, der Rest entsteht über Land durch (wiederholte) Verdunstung. 70 Prozent davon entstehen durch die Vegetation. Wälder spielen für die Wolkenbildung dabei eine besondere Rolle, da sie Wasser verdunsten und gleichzeitig Partikel in die Luft abgeben. Diese wirken als Kondensationskerne für Wassertropfen und fördern damit die Wolkenbildung. (Schwarzer, 2023) Wasserrückhaltung im Wald Schüler et. al. machen in einer Untersuchung Vorschläge zur Hochwasservorsorge und Grundwasserbildung im Pfälzer Wald. Dabei geht es vor allem darum, den Oberflächenabfluss von Wasser zu verringern durch bessere Infiltration, Ableitung von Wege- und Grabenwasser in die Waldfläche und anderes mehr. (6) Mergner (AFZ 17/2023) weist in einem Seminarbericht auf die Bedeutung geschlossener (Dauer)Wälder und die Rückhaltung von Wasser im Wald durch verschiedene praktische Maßnahmen (wie vor) hin. Dazu gehört auch, nichts zu tun. Das heißt Mulden von entwurzelten Wurzeltellern zu belassen und Totholz auf dem Waldboden zu erhalten. Ein Kubikmeter Totholz könne bis zu 55 Liter Wasser speichern, dieses kühlend verdunsten und erneut wieder aufnehmen. Das Future-Forest Projekt im Landkreis Landsberg am Lech setzt sich für die Umgestaltung von Fichtenforst zu Mischwäldern ein. Dabei spielt die intensive Durchwurzelung der Waldböden und die Förderung des Regenwurmbesatzes eine wichtige Rolle. Damit soll auch der Wasserspeicher Waldboden und die Menge und Qualität des Trinkwassers verbessert werden. Diese Ökosystemleistungen werden in dem Pilotprojekt erfasst und die Verbesserungen dem Waldbesitzer vergütet. (7) Selbstverständlich sollte heute in allen Forstbetrieben sein, dass Gräben in Wäldern das anfallende Wasser nicht mehr aus dem Wald entlassen. Quellen: blogs.hrz.tu-freiberg.de/fsr3/wp-content/uploads/sites/34/2014/10/Hydrologie-II.pdf  umweltbundesamt.de/daten/klima/trends-der-niederschlagshoehe waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/wald-und-gesamtwasserhaushalt correctiv.org/aktuelles/kampf-um-wasser/2022/10/25/klimawandel-grundwasser-in-deutschland-sinkt/?district=09571&bbox=8.480432812424823%2C49.93278455177318%2C12.819567187574194%2C52.293829499206964&zoom=7.009196405139474#tool waldwissen.net/de/lebensraum-wald/waldboden/waldboden-ein-optimaler-filter Schüler u.a. Bedeutung des Wasserrückhaltes im Wald für die Risikovorsorge gegen die Entstehung von Sturzfluten und für eine nachhaltigere Grundwasserneubildung; Der Dauerwald Nr. 67/2023 hswt.de/forschung/projekt/1570-life-future-forest Hier finden Sie die Pressemitteilung im PDF Format.

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