Wie steht es in Deutschland um die frühe Alzheimer-Diagnostik?

Rostocker Forschungsteam führt gemeinsam mit Lilly Deutschland GmbH bundesweite Online-Befragung unter Gedächtnisambulanzen sowie neurologischen und psychiatrischen Arztpraxen durch Rostock, 8. Juli 2024. Das DZNE ermittelt mit Unterstützung des Pharmakonzerns Lilly Deutschland GmbH, ob und wie in Deutschland eine Biomarker-basierte Alzheimer-Diagnostik bisher erfolgt. Die Früherkennung anhand von Biomarkern ist eine Voraussetzung für den Einsatz neuer Wirkstoffe gegen Alzheimer, die in der EU derzeit im Zulassungsverfahren sind. Zudem können nicht-medikamentöse Behandlungen den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung positiv beeinflussen, wenn sie frühzeitig diagnostiziert wird. Vor diesem Hintergrund führt das DZNE eine bundesweite Online-Befragung unter Gedächtnisambulanzen sowie neurologischen und psychiatrischen Arztpraxen durch. Das Projekt hat eine Laufzeit von anderthalb Jahren, Lilly trägt die Kosten in Höhe von rund 150.000 Euro. In Deutschland leben gegenwärtig rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Der Großteil von ihnen ist von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Das sogenannte Amyloid – ein Eiweißstoff, der sich im Gehirn ablagert – gilt schon lange als möglicher Ansatzpunkt für eine Behandlung dieser häufigsten Demenzerkrankung und auch als diagnostischer Marker. In der Tat wird die Biomarker-basierte frühe Diagnostik seit Ende 2023 in der neu erarbeiteten „S3-Leitlinie Demenzen“ empfohlen. „Diese spezifische Diagnostik ist aber noch nicht überall medizinischer Standard in Deutschland, da sie aufwändig umzusetzen ist“, sagt Dr. Ingo Kilimann, Wissenschaftler am DZNE-Standort Rostock/Greifswald und Neurologe an der Universitätsmedizin Rostock. Er leitet die aktuelle Studie, für die das DZNE eine Kooperationsvereinbarung mit Lilly unterzeichnet hat. „Biomarker ermöglichen eine hohe Diagnosesicherheit und dadurch einen frühen Zugang zu Beratung, nicht-medikamentöser und medikamentöser Therapie“, so Kilimann weiter. Medikamente im Zulassungsverfahren Sogenannte Amyloid-Antikörper versprechen neue Behandlungsmöglichkeiten der Alzheimer-Erkrankung. In der EU sind sie noch nicht auf dem Markt, doch zwei solcher Wirkstoffe befinden sich derzeit im Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelbehörde. „Wenn die Zulassung erfolgt, werden die Biomarker eine wichtige Rolle in der Therapieentscheidung einnehmen. Denn die Antikörpertherapie hat relevante Nebenwirkungen und ist nur für einen Teil der Patienten geeignet und erfolgsversprechend, darum ist eine sorgfältige Auswahl der Patienten wichtig“, erklärt Kilimann. Durch eine im Sommer startende Online-Umfrage in Gedächtnisambulanzen sowie neurologischen und psychiatrischen Praxen will sich das Forschungsteam um Kilimann daher ein detailliertes Bild der Anwendung von Biomarkern in der Alzheimer-Diagnostik verschaffen. „Wir wollen herausfinden, inwieweit das Gesundheitssystem in Deutschland auf eine mögliche Einführung von Anti-Amyloid-Therapien überhaupt vorbereitet ist“, erklärt Stefanie Köhler, Gesundheitswissenschaftlerin am DZNE und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt. „Dafür erfassen wir, ob und unter welchen Bedingungen die Biomarker-gestützte Frühdiagnostik bei Alzheimer hierzulande im ärztlichen Alltag bereits zum Einsatz kommt. Auf diese Weise wollen wir Hindernisse und Chancen für die Anwendung von Biomarker-gestützter Diagnostik und Antikörpertherapien in der Versorgungspraxis identifizieren.“ Über das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE): Das DZNE ist ein Forschungsinstitut für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und ALS, die mit Demenz, Bewegungsstörungen und anderen schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Gesundheit einhergehen. Bis heute gibt es keine Heilung für diese Erkrankungen, die eine enorme Belastung für unzählige Betroffene, ihre Familien und das Gesundheitssystem bedeuten. Das DZNE hat zum Ziel, neuartige Strategien der Vorsorge, Diagnose, Versorgung und Behandlung zu entwickeln und in die Praxis zu überführen. Es hat bundesweit zehn Standorte und kooperiert mit zahlreichen Universitäten, Universitätskliniken und anderen Institutionen in Deutschland und weltweit. Das DZNE wird staatlich gefördert, es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung.

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