Wird Design immer gleichförmiger, weil wir alle dieselben Bilder auf Pinterest speichern?

»Die algorithmische Suche nach Inspiration führt zu weniger Diversität«, findet Maggie Mustaklem. Sie erforscht das Phänomen der homogenisierten Inspiration durch Instagram und Co. Was sie uns rät Maggie Mustaklem hat einen Bachelor in Psychologie und einen Master in Designgeschichte. Derzeit macht sie ihren Doktor am Oxford Internet Institute und befasst sich mit den Auswirkungen von KI im Design.  Algorithmengetriebene Plattformen wie Pinte­rest und Instagram verändern die Inspirationssuche von Kreativen und können zu mehr Homogenität in der Gestaltung führen. Doktorandin Maggie Mustaklem untersucht in ihrem Forschungsprojekt »Design, in­terrupted« am Oxford Internet Institute der University of Oxford die Implikationen dieser Art von künst­licher Intelligenz für unser kreatives Schaffen. Wir haben sie gefragt, ob und wie man die digita­le Ins­pi­rationssuche verbessern kann und wie wichtig eine diversere Suche für unsere Gesellschaft ist. Wie bist du auf das Thema Inspiration im Design gekommen? Maggie Mustaklem: Ich habe lange als Modedesig­ne­rin in New York gearbeitet, mit einem Schwerpunkt auf Strickwaren. Irgendwann verwendete ich eine Stichart, die ich auf Pinterest gesehen hatte, und ent­deckte sie kurz darauf in zwei weiteren Läden. Wir haben den Pullover mit diesem Stich für 400 Dollar verkauft, bei Uniqlo gab es einen ähnlichen für 40 und bei einem High-End-Shop für 800. Ich begriff, dass wir alle das gleiche Bild auf unseren Pinterest-Boards hatten – zwei von uns lebten in New York, die andere in Tokio. So wurde ich auf das Problem aufmerksam und beschloss, es im Rahmen einer Doktor­arbeit genauer zu untersuchen. In deiner Forschung beschränkst du dich aber nicht auf Modedesign, oder? Nein. Ursprünglich hatte ich vor, nur Disziplinen zu untersuchen, die es schon vor der Digitalisierung gab, wie Grafikdesign, Architektur und Produktdesign, um die Veränderung zu den früheren analogen Arbeitsweisen aufzeigen zu können. Aber beim Aus­tausch mit einem UX-Design-Studio habe ich festgestellt, dass Digitaldesigner:innen dieselben Probleme mit Homogenisierung haben. Das fand ich spannend und habe deshalb den Scope erweitert. Wie bist du vorgegangen? Ich habe 15 Workshops mit verschiedenen Designstudios in London und Berlin gemacht, großen und kleinen Agenturen aus den Bereichen Architektur, Branding und Grafikdesign, Produktdesign, UX De­sign und Kunst. Ich gab ihnen ein Briefing und bat sie, entweder gedruckte Magazine und Bücher zur Inspirationssuche zu verwenden oder Onlineplattformen. Anschließend sprachen wir darüber, wie sich diese Vorgehen und die Ergebnisse unterscheiden. Dabei wurden schnell Generationsunterschie­de deutlich. Für die einen gehörte die analoge Suche früher ganz selbstverständlich zu ihrer Arbeit dazu, für die anderen ist es eher ein Relikt aus dem Studium, auf dem ältere Dozent:innen bestehen.

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