Zum Kotzen

Lange habe ich darauf gewartet, einem Artikel mal diesen Titel geben zu können. Nun ist es endlich soweit! Allerdings meine ich mit Kotzen nicht den oft mit körperlichem Unwohlsein verbundenen Auswurf, sondern den gleichnamigen Berg südlich des oberbayerischen Fall am Sylvensteinspeicher. Der eisig kalte und von beachtlichen Neuschneefällen begleitete Januar 2017 wurde von einem deutlich wärmeren, im Flachland von Schmelzwetter geprägten Februar abgelöst. Auch im Gebirge hat sich das Gesicht des Schnees gewandelt, das wird bereits beim Start am Wanderparkplatz Fall klar. Die Fahrstraße ins Bächental ist von einer geschlossenen Eisschicht überzogen, die im Licht der Stirnlampe glitzert. Lang- und mühsam taste ich mich vor, die Schritte wollen behutsam gesetzt werden, um nicht versehentlich eine Grätsche zu machen. Der Gipfel des Kotzen ist in Sicht. Über die Dürrach Das letzte Mal bin ich vor 25 Jahren auf den Kotzen gegangen, damals mit meiner Schwester und im Sommer. Heute schnalle ich die Schneeschuhe direkt an der Abzweigung des Pfades an, der von der Bächental-Teerstraße hinab zur Dürrach führt, die auf einer hohen Brücke überquert wird. Schätzungsweise 2-3 Skitourengeher und ein einzelner Schneeschuhgeher waren hier unterwegs, mehr nicht. Der Weg führt in zahlreichen Kehren steil hinauf durch den Hangwald. Irgendwann verlasse ich die nur noch schwach erkennbaren Spuren und arbeite mich zum Teil direkt in Falllinie die Hänge hinauf. Über dem Demeljoch wird es heller und heller. Ein schöner Vormittag naht. Bis 1.200 Meter herrscht breiiger Nasschnee vor, bis 1.600 bretthart gefrorener Harsch. Darüber folgt Bruchharsch mit Pulverflecken. Der Gipfelanstieg wird zu einem echten Konditionstest, denn zwischen den Latschen breche ich teilweise tief ein. Ludern Einen Tee und ein paar original englische Shortbreads später stapfe ich hinab zum ehemaligen Kotzen Hochleger. Außer Grundmauern ist von der bis in die 1960er Jahre bewirtschafteten Alm nicht mehr viel übrig. Der Plan, über das Stierjoch und den Prinzenkopf zum Lerchkogel zu stapfen, ist schnell verworfen. Ich weiß nicht, ob ich den Herausforderungen dort oben heute gewachsen wäre, denn parallel kuriere ich noch eine Grippe aus. So quere ich hinüber in den wildromantischen Kessel der Ludernalmen und weiter hinauf Richtung Lerchkogel, den ich noch vor 12 Uhr erreiche. Die Quererei war mitunter mühsam, doch wie fast immer lohnt es sich, denn die Lerchkogel-Aussicht ins Karwendel ist schwer zu toppen. Für mich einer der schönsten Aussichtsplätze im erweiterten Isarwinkel. Runter über die Eislaufbahn Allerdings zieht es hier oben wie Hechtsuppe und es hält mich nicht sonderlich lange. Gemächlich watschle ich hinab zum Lerchkogel-Niederleger und gönne mir noch ein paar Sonnenstrahlen auf der Hüttenbank. Wo sich im Sommer zahlreiche Wanderer und MTBler tummeln, herrscht heute Einsamkeit. Zeit, die Seele so richtig baumeln zu lassen. Auf der ganzen Runde treffe ich übrigens keine Menschenseele von einem österreichischen Holzlaster, der auf der anderen Talseite die Teerstraße hinunterdonnert, einmal abgesehen. Runter gehts dann über den recht zerfurchten Steig zur Stierschlaghütte. Man merkt, dass hier bei besserer Schneelage deutlich mehr Skitourengeher unterwegs gewesen sein müssen. Kurz bereue ich, die Ski nicht mitgenommen zu haben. Nachdem ein Großteil der Strecke aus Querungen und ungenießbarem Schnee bestanden hat, gräme ich mich aber nicht allzu langeallein diese Abfahrt wäre durch Ski etwas schneller vonstatten gegangen. Wieder auf der komplett vereisten Teerstraße nach Fall, schlittere/gehe/rutsche ich zurück zum Auto. Die ganze Runde hatte knapp 1.600 Höhenmeter und etwa 22 Kilometer.

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Morgenstimmung im (Vor)Karwendel

Der Bad Tölz-Wofratshausener Südlandkreis hat in Sachen Berge an der Grenze zu Tirol einiges zu bieten. Ist man dann noch zu früher Morgenstunde unterwegs, bewegt man sich in einem alpinen Schmuckkästchen. Fall, 4 Uhr morgens: Die Laufschuhe sind geschnü

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