Wie sich Ärzte gegen aggressive Patient:innen behaupten Die Berichte über Messerattacken, Handgreiflichkeiten und Beleidigungen gegenüber Helfer:innen in der Not häufen sich. Sie konzentrieren sich längst nicht mehr nur auf Feuerwehr und Polizei. Immer öfter ist von solchen Vorfällen medizinisches Personal in der Notaufnahme, bei Rettungskräften und in Arztpraxen betroffen. Gewalt, Drohungen und Einschüchterungen sind beinahe an der Tagesordnung. Sie erfahren in diesem Artikel, warum das so ist und wie sie sich als Arzt oder Ärztin mit Selbstverteidigung und anderen Maßnahmen davor schützen können. Inhaltsverzeichnis: Wer sind die aggressiven Patient:innen? Wie gehen aggressive Patient:innen vor? Warum nehmen Übergriffe und Anfeindungen aggressiver Patient:innen zu? Wie können sich Beschäftigte im Gesundheitswesen verhalten und schützen? Was kann ein:e Arzt:Ärztin mit Selbstverteidigung erreichen? Wer sind die aggressiven Patient:innen? Obwohl sich die Mehrzahl der Erkrankten korrekt verhält, nimmt das Auftreten von aggressiven Patient:innen zu, sowohl im Rettungsdienst als auch in Arztpraxen. Es handelt sich dabei keineswegs nur um betrunkene Jugendliche oder ausländische Gewalttäter:innen, auch normale Bürger:innen aus allen Schichten sind daran beteiligt. Zudem beschränken sich die Taten nicht auf regionale Schwerpunkte, das Thema ist allerorten aktuell. Ein besonders drastisches Beispiel war zu Silvester 2022 in Berlin zu registrieren. Dort wurden Rettungskräfte mit Böllern beschossen, attackiert, ausgeraubt und mit schweren Gegenständen beworfen. Auch im gewöhnlichen Praxisalltag sind Angriffe auf medizinische Fachkräfte oder gar Ärzte:innen keine Seltenheit mehr. Verantwortlich für diese Gewalttätigkeiten sind neben verwirrten, kranken Menschen oder politisch Andersdenkenden wie Reichsbürgern, Personen, die keinen Respekt vor Notärzten:innen, Krankenpfleger:innen oder Sanitäter:innen haben und ihre Forderungen auf rabiate Art und Weise durchzusetzen versuchen. Verzweifelte Medizinerinnen angegriffen durch aggressive Patient:innen Wie gehen aggressive Patient:innen vor? Gewalttätige Patienten:innen handeln selten koordiniert und geplant gegenüber Rettungskräften oder Praxisangestellten. Meistens greifen sie das Personal unvermittelt in aufgeheizter Stimmung oder einer persönlichen Belastungssituation in der Notaufnahme und anderen Therapieeinrichtungen an. Geplante Aktionen finden eher über das Internet oder zu vereinbarten Behandlungsterminen in Praxen statt, mit der Absicht, die Beschäftigten zu schädigen. In welchen Formen äußert sich die Aggressivität? An erster Stelle steht, die Anwendung körperlicher Gewalt und das Widersetzen gegen Behandlungen oder die Einweisung in ein Krankenhaus. Dabei wird das medizinische Personal von den Patienten:innen physisch angegriffen und im schlimmsten Fall schwer verletzt oder gar getötet. Bei den Angriffen wird zumindest die Möglichkeit einer ernsthaften Verletzung in Kauf genommen. Zudem kommen persönliche Beleidigungen, Beschimpfungen, Einschüchterungsversuche oder Diffamierung zur Anwendung. Diese Menschen haben die Absicht, den Rettungskräften oder dem medizinischen Personal zu schaden beziehungsweise einen individuellen Vorteil zu erlangen, beispielsweise eine verkürzte Wartezeit, Krankschreibung oder die Verschreibung eines bestimmten Medikaments. Darüber hinaus gibt es vor allem in niedergelassenen Arztpraxen Drohungen oder Erpressungen per Telefon, Brief, E-Mail und über Social Media. Wer ist von der Gewalt betroffen? Rettungsteams und Notärzte:innen sehen sich Menschenmengen, Gruppen, jedoch ebenso Einzeltätern gegenüber. Auch in Krankenhäusern sind Ärzte:innen, Krankenpfleger:innen und anderes Fachpersonal, insbesondere in den Notaufnahmen, mit aggressiven Patient:innen konfrontiert. Vom Praxispersonal sind primär medizinische Fachangestellte oder Arzthelfer:innen gefährdet, jedoch werden auch Haus- oder Fachärzte:innen verbal und körperlich angegriffen. Warum nehmen Übergriffe und Anfeindungen aggressiver Patient:innen zu? Die eine Erklärung für den Anstieg strafbarer Handlungen gegenüber Beschäftigten im Gesundheitswesen gibt es nicht. Eine Mixtur unterschiedlicher Motive bildet die Grundlage dieser gefährlichen Entwicklung. Alkohol und Drogen waren schon immer eine wesentliche Ursache für Streit und Angriffe auf medizinisches Personal. Hinzu kommen Frust und Wut über Behördenentscheidungen und gesellschaftliche Prozesse. Angriffe wie Hass-Mails über das Internet bleiben außerdem praktisch straffrei, da dessen Anonymität aggressiven Patient:innen Sicherheit vor Entdeckung bietet. Zudem hatten die gesellschaftlichen Veränderungen innerhalb der letzten 15 Jahre einen großen Einfluss auf den Anstieg der Angriffe und Anfeindungen. Nach der globalen Finanzkrise 2008 löste eine Krise die nächste ab, die Menschen hatten keine Zeit, sich von deren Folgen zu erholen. Die Corona-Krise beispielsweise hat bei etlichen Patienten:innen traumatische und psychische Spuren hinterlassen. Zugleich wurde das Vertrauen der Bürger:innen in Staat und Regierung durch fehlerhafte oder widersprüchliche politische Entscheidungen strapaziert. Viele misstrauen staatlichen Institutionen und haben sich in ihre private Nische zurückgezogen. Rettungskräfte, ob Polizei, Feuerwehr oder medizinische Helfer:innen, gelten Angreifern:innen als Vertreter des Staates, denen stellvertretend Schaden zugefügt werden soll. Jede:r, die:der eine Uniform trägt, wird mit der Staatsmacht gleichgesetzt. Engpässe in der medizinischen Versorgung fördern eine Atmosphäre, die aggressives Auftreten von Patienten:innen und Angehörigen durch lange Wartezeiten, Unzufriedenheit mit der Behandlung und Verständigungsprobleme begünstigt. Manche Menschen haben verlernt oder gar nicht erst erfahren, wie man mit Konflikten gewaltfrei umgeht. Einige möchten jeden ihrer Wünsche sofort und ohne Abstriche erfüllt bekommen oder ihre Bedürfnisse uneingeschränkt ausleben, sodass beispielsweise der Rettungsdienst als „Störenfried“ oder „Spielverderber“ wahrgenommen wird. Rücksichtnahme, Respekt und Achtung gelten vielen nichts mehr, weil sie in der modernen Gesellschaft als lästig empfunden werden. Die sozialen Medien erleichtern gerade jungen Leuten das unreflektierte Vorgehen von Gruppen und Einzelnen, die nach Aufmerksamkeit und Anerkennung bei Gleichgesinnten suchen. Das Behindern eines Rettungseinsatzes, indem dieser oder die eigenen Taten filmisch festgehalten und veröffentlicht werden, zählt zu den Straftaten, die kein Kavaliersdelikt darstellen. So werden Rettungskräfte und Mediziner:innen häufiger selbst zu Opfern, obwohl sie nur helfen wollten. Wie können sich Beschäftigte im Gesundheitswesen verhalten und schützen? Dennoch müssen Ärzte:innen und Rettungsdienste nicht ängstlich auf den nächsten Übergriff warten. Es gibt viele Möglichkeiten, der eigenen Gefährdung entgegenzuwirken, am besten sollten Konfliktsituationen bereits im Vorhinein verbal entschärft werden. Extremfälle wie jener der österreichischen Hausärztin Dr. Lisa-Maria Kellermayr, die monatelang von radikalen Impfgegner:innen durch Nachrichten mit grausamen Mordfantasien bedroht wurde und sich letztlich das Leben nahm, können und müssen verhindert werden. Der beste Schutz besteht darin, schon im Vorfeld möglicher Konflikte deeskalierend zu wirken, um aggressiven Patient:innen in der Praxis gar nicht erst eine Bühne zu bieten. Welche Maßnahmen sind dafür geeignet? Man unterscheidet zwei Arten von Maßnahmen: die Prävention und die Handhabung des eigentlichen Konflikts. Präventive Schritte zur Vorbeugung von Gewalt in der Praxis sind unter anderem: Aufklärung und Schulung des Praxispersonals, Teilnahme von Ärzten:innen an Deeskalationskursen der Landesärztekammern, Bestandsaufnahme in der Praxis zur Risikoeinschätzung und zu auftretenden Gefährdungen, Auswertung vergangener Gewalt- oder Eskalationsfälle, bauliche Maßnahmen: barrierefreie Arbeitswege und Arbeitsplatzgestaltung, überschaubare und gut einsehbare Praxisbereiche, Fluchtwege, gefährliche Gegenstände dem Zugriff von Patienten:innen entziehen, Übungen nach einem Notfallplan, Notrufnummern bereithalten, Festlegung von eindeutigen Handlungsanweisungen für den Umgang mit Gewalt und Aggression und den klaren Grenzen einer unangebrachten Gegenwehr, wertschätzender Umgang und offene Kommunikation innerhalb des Praxisteams. Wer kann Ärzte, Ärztinnen und Rettungskräfte noch unterstützen? Die Landesärztekammern halten außerdem Merkblätter und Meldebögen für Gewalttaten bereit. Wichtig ist, jeden Vorfall zur Anzeige zu bringen und der Polizei zu melden, da ansonsten die Täter ermutigt werden, ähnliche Delikte wieder zu begehen. Das Ereignis muss exakt dokumentiert und Zeugen müssen notiert werden. Bei Bedarf sind weitere juristische Schritte einzuleiten und die Hilfe eines Anwalts in Anspruch zu nehmen. Betreiber von Internetseiten oder einer Plattform können ebenso mit anwaltlicher Unterstützung kontaktiert und zur Löschung diffamierender und unechter Kommentare aufgefordert oder verklagt werden. Gut beraten ist zudem, wer neben der Selbstverteidigung oder der Hilfe einer:s Psychologen:in sich auf eine passende Versicherung verlassen kann. Aus einer Beleidigung oder einem tätlichen Angriff kann schnell ein Rechtsstreit mit hohen Kosten entstehen. Abgesichert sind in einer Rechtsschutzversicherung für Ärzte:innen die Aufwendungen für den Anwalt, Kosten für Beratung und Mediation sowie eines Gerichtsverfahrens, einschließlich Begutachtung und Zeugen. Wenn beispielsweise ein:e aggressive:r Patient:in der Praxis verwiesen wurde, kann es sein, dass er den oder die Praxisinhaber:innen anzeigt. Damit es gar nicht erst zu einer Gerichtsverhandlung kommt, hilft nur der Spezial-Strafrechtsschutz für Ärzte:innen mit einer versierten Rechtsvertretung. Vor Abschluss der Versicherung sollte eine ausführliche Fachberatung erfolgen. Wir als erfahrene Ärzteberatung kennen uns mit den Versicherungsbedingungen wie den Gepflogenheiten in der Gesundheitsbranche aus und können Ihnen wertvolle Tipps zum Themenkomplex übergriffige Patienten:innen geben. Unsere kompetente Ärzteberatung hat den Überblick, wer Ihnen wann mit welchen Instrumenten beim Umgang mit aggressiven Patient:innen helfen kann. Wir wissen beispielsweise, in welchen Fällen Institutionen wertvolle Partner sein können und wer Kurse zur Selbstverteidigung für Ärzte anbietet. Kontaktieren Sie den:die geeigneten Ansprechpartner:in bei uns unter: Ansprechpartner:innen. Ihr Weg zur BAZ Was kann ein Arzt oder Ärztin mit Selbstverteidigung erreichen? Hilflos sind Ärzte:innen, Zahnärzte:innen und andere Therapeuten gegenüber Angriffen und Anfeindungen nicht. Eine zunehmende Zahl von Anbietern führt Selbstverteidigungskurse speziell für Rettungskräfte, Ärzte:innen oder Pflegepersonal durch. Selbstverteidigungs- und Deeskalationstrainings werden von Ärztekammern wie privaten Unternehmen angeboten. Dabei stehen theoretisches Wissen, wie man sich im Konfliktfall richtig verhält, und praktische Übungen mit Selbstverteidigungstechniken auf dem Programm. Ein Arzt oder eine Ärztin kann durch Selbstverteidigung einen Angriff unbeschadet überstehen. Die Schulung für die Selbstverteidigung beinhaltet auch das frühzeitige Erkennen von Gefahrensituationen. Laute, klare, selbstbewusste Ansagen helfen in einigen Fällen bereits, eine Eskalation der Situation zu verhindern. An den Kursen sollten alle Mitarbeitenden der Praxis teilnehmen, damit jeder weiß, was im Ernstfall zu tun ist und die Zeit bis zum Eintreffen der Polizei unversehrt überstehen kann. Besonnenes Handeln und die eigene Sicherheit gehen stets vor. Bei der Selbstverteidigung geht es nicht um den bloßen Einsatz von Kampfsportarten, sondern um ein spezifisches Training für Männer sowie Frauen, die besonders häufig von männlichen Patienten angegriffen oder belästigt werden. Bei der dabei bewährten Methode Krav Maga handelt es sich um ein Selbstverteidigungstraining der israelischen Armee, das Wert auf taktische Selbstverteidigung legt. Das System zur Arzt Selbstverteidigung ist in seinen Grundzügen selbst für körperlich kleine oder weniger sportliche Personen rasch erlernbar und nützlich. Es folgt dem Prinzip Abwehr – Gegenangriff – Entfernung aus der Gefahrenzone, basierend auf natürlichen Abwehrreaktionen, die nach dem Absolvieren des Kurses Arzt Selbstverteidigung automatisch abgerufen werden können. Zusammenfassung Die Hemmschwelle für Aggressionen ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken und die Anzahl aggressiver Patienten nimmt zu. Noch sind schwere Straftaten wie tätliche Angriffe auf medizinisches Personal in der Minderheit, aber leider längst keine Ausnahme mehr. Gesellschaftliche Fehlentwicklungen und Missstände im Gesundheitswesen verstärken die Zunahme körperlicher Attacken und Cyber-Gewalttaten durch Behandlungsbedürftige. Niedergelassene Ärzte:innen müssen nicht nur ihre eigene Person, sondern ebenso ihre Angestellten schützen. Grundsätzlich geht es zuerst darum, Konflikte zu vermeiden und zu deeskalieren. Ein Arzt oder eine Ärztin kann durch Selbstverteidigung für sich und seine:ihre Beschäftigten das Gefühl schaffen, für eine krisenhafte Situation gut vorbereitet zu sein. Der oder die Praxisinhaber:innen können viel dafür tun, dass Aggressivität bei Patienten:innen der Ausnahmefall bleibt: durch Schulungen des Personals, eine positive Praxisatmosphäre und eindeutige Vorgaben für das Verhalten im Notfall. Eine wirksame Prävention kann zur Verringerung von Ausfallzeiten und Gesundheitsgefahren für Therapeuten beitragen und somit die Kosten der Praxis wie des gesamten Gesundheitswesens senken. Von einer professionellen Beratung durch Ärztekammern oder Ärzteberatung profitieren Mediziner:innen in Form eines verbesserten Schutzes gegen Angriffe gewalttätiger und beleidigender Patienten:innen. Nicht zuletzt ist die Politik aufgefordert, für stärkere strafrechtliche Konsequenzen und Rechtssicherheit im Umgang mit problematischen Hilfesuchenden zu sorgen. Der Beitrag Arzt Selbstverteidigung: Aggressiven Patient:innen begegnen erschien zuerst auf BAZ Finanzen.
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