Das Bimsmuseum: Museum der schwimmenden Steine

Natürlicher Bimsstein kann schwimmen Können Steine schwimmen? Nein. Steine sind hart, kalt, schwer. Sie brennen nicht, sie schwimmen nicht, sie fliegen nicht. Offensichtlich kennen Bimssteine diese Definition nicht: Sie sind hart, leicht und schwimmen. Text und Film hier stellen die schwimmenden Steine vor und bieten eine  Zusammenfassung einer Führung durch das Bimsmuseum in Kaltenengers. Weil Bims porös und hart ist, wird es auch als Kosmetikprodukt oder als Schleifmittel genutzt. Und für stone-washed-Jeans. Dass man aus Bimssteinen ganze Häuser baut, liegt nicht daran, dass es schwimmende Steine sind, sondern an ihrer extrem hohen Wärmedämmung und Schalldämmung. Seit etwa drei Jahren besteht das Bimsmuseum als Erlebnis- und Mitmachmuseum in einer ehemaligen Bimsfabrik in Kaltenengers nahe Neuwied. Demonstriert wird die Geschichte des Bimsabbaus und der Bimssteinproduktion im Neuwieder Becken seit den Anfängen dieser Industrie Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur heutigen Herstellung. Dass es ausgerechnet hier steht, hat einen Grund. Bims lag hier im weiten Umkreis meterhoch. Jeder, der hier wohnt, kennt Bims. Schließlich hat kaum ein anderer Rohstoff das Mittelrheinische Becken so geprägt wie der Bims. Nicht umsonst bekam er den Namen Rheinischer Schwemmstein. Keiner wollte die Steine Bimssteine zum Arken auf Trockengestell Das Museum vermittelt eindrucksvoll die Geschichte des Bimsabbaus und unterstreicht die Bedeutung der industriellen Baustoffproduktion, durch die sich das landwirtschaftlich geprägte Neuwieder Becken zu einem bauwirtschaftlichen Zentrum entwickelte. Die Geschichte des Bims und seiner Industrie ist spannend. Bims und Bimssteine waren etwas, das zunächst niemand haben wollte. Die Kelten und die Römer waren interessiert an dem harten Basalt – unter dem Bims. Außerdem nutzten die römischen Baumeister – und später auch die deutschen Dombaumeister – den Trass und den Tuffstein der Umgebung als Baumaterial. Und dieser lag neben oder über dem Bims. Der Bims störte also immer nur. Als Lockermaterial war er eher uninteressant. Auch die Bauern wollten keinen Bims auf ihren Äckern, denn der Bims leitete Niederschlagswasser sofort in den Untergrund ab, anstatt es im Boden festzuhalten. Landwirtschaft war nur dort möglich, wo über dem Bims fruchtbarer Löss abgelagert war. Schwimmende Steine wurden aus Feuer geboren Naturbims Das Bims-Museum gehört zu den Museen des Vulkan-Parks. Denn Bims ist gewissermaßen ein Geschenk der Vulkane. Allerdings war seine Entstehung zunächst kein Geschenk, sondern zerstörerischer und todbringender als man sich vorstellen kann. Bimssteine sind das Ergebnis einer gigantischen vulkanischen Explosion des Laacher-See-Vulkans. Dieser Ausbruch in der mittleren Steinzeit vor 12.900 Jahren brachte in weitem Umkreis Gluthitze, Tod und Untergang. Der Vulkan schleuderte ungeheure Gesteins- und Lavafetzen, Asche und vulkanische Partikel bis in 30 km Höhe. Beim Herunterfallen verteilte sich das Material von Schweden bis Italien. Geballt kam es jedoch in der näheren Umgebung herunter. Mehrere Tage prasselte ein Gesteins- und Bimsregen hernieder. Die durch die Gase aufgeschäumten größeren und kleineren Gesteinspartikel verteilten sich auf dem Gebiet um den Laacher See und bei Neuwied und bildeten einen mehrere Meter hohen Teppich aus Bims und Tuff. Die Wiederentdeckung des weißen Goldes Jahrtausende nach dem Vulkanausbruch und viele Jahrhunderte nachdem die Römer abgezogen waren, kamen einige Menschen auf die Idee, die kaputten Stellen ihrer Lehm-Fachwerkhäuser mit einer Mischung aus Bims und Kalk zu reparieren. Und es funktionierte. Dabei hätte man eigentlich nur einen Blick in die Antike werfen müssen. Im antiken Griechenland, Kreta und Italien kannte man Bims schon. Die nahegelegenen Vulkane im Meer schwemmten  immer wieder die schwimmenden Steine an. Bims war ein gefragter Werkstoff. Man nutzte das Material als Baumaterial, Reinigungsmittel, zur Hautpflege, zum Schleifen und in der Medizin. Trass und Bims: Wundermittel für die Bauindustrie Ziegel aus Bimsstein Etwa ab 1800 entstand im Neuwieder Becken eine Bauindustrie. Der Schwemmstein, ein Stein aus der Verbindung von Bims und Kalkmilch, wurde entwickelt. Als Patent angemeldet wurde dieser „künstliche Schwemmstein“ 1845 von dem preußischen Bauinspektor Ferdinand Nebel aus Koblenz. In den Anfängen war vieles echte Knochenarbeit: Der Abbau, der Transport, die Verarbeitung. Das Herumprobieren mit verschiedenen Materialien und Mischungen aus Kalk, Mergel und Ton brachte dann Fortschritte. Vor allem feingemahlener Trass und später dann der Portlandzement entpuppten sich als hervorragende Bindemittel für die Bimssteine. Die Aushärtung beschleunigte sich erheblich. Auch die Verarbeitung und die Maschinen wurden immer ausgefeilter, die Bims-Ziegel wurden immer belastbarer. Das BimsAbbauGDV RP Wir leben in Deutschland. Hier wird alles ordentlich geregelt. Damit nicht einfach jeder irgendwo Bims gräbt, gab es 1952 eine Bimsabbau-Verordnung, korrekt die „Landesverordnung Rheinland-Pfalz zur Durchführung des Landesgesetzes über den Abbau und die Verwertung von Bimsvorkommen vom 21. Juli 1952“, abgekürzt: BimsAbbauGDV RP. Und natürlich gab es – vor allem hinsichtlich der Steindruckfestigkeit – auch Normen. Mit den rheinischen Schwemmsteinen wurde nicht nur das Nachkriegsdeutschland wiederaufgebaut, es war auch ein Exportschlager. Das Neuwieder Becken wurde vom Agrarland zum Industriestandort. Anschauen, Anfassen, Mitmachen – auch für Kinder Anfangs war alles Handarbeit Wie alles begann, wie Bims entstand und wie sich die Verarbeitung von Bims entwickelte, ist im Bimsstein-Freilandmuseum nachvollziehbar. Hier sind viele Exponate, Bilder und Maschinen ausgestellt. Zu sehen sind unter anderem eine funktionstüchtige Produktionsanlage für Bimsstein und zahlreiche restaurierte Maschinen, darunter ein großer Kran auf Schienen. Deutlich wird anhand der Ausstellungsstücke auch die Entwicklung des Maschinenbaus und der Transportmittel, die Errungenschaften der Industrialisierung. Anschauen können Sie das alles alleine, eine Führung lohnt sich dennoch. Denn Werner Zimmer vom Bimssteinmuseum kennt die ganze Geschichte und weiß sie sehr anschaulich zu erklären. Wer will kann auch selbst Hand anlegen und einen Bimssteinziegel produzieren. Für Kinder gibt es die Hohlformen auch eine Nummer kleiner zum Ausprobieren. Spaß haben Kinder und Erwachsene mit Sicherheit auch bei dem Film, in dem Benno Bimsstein seine Entstehung und seine Verarbeitung demonstriert. Gesund bauen. Die Natur hat es vorgemacht An vielen Stellen ist der Bims abgebaut. Ist nun alles zu Ende? Natürlich nicht. Es gibt noch Bimsvorkommen, zum Teil jedoch an unzugänglichen Stellen. Schließlich kann man die Stadt Mendig nicht abreißen, nur weil darunter sechs Meter Bims lagern. Bimssteinziegel sind perfekte Leichtbausteine Die Industrie hat sich jedoch von der Natur einiges abgeschaut. So entstanden ganz ohne Bims in den letzten Jahrzehnten eine Vielfalt neuer Ziegel: Die Blähton- und Porenbetonsteine, Hohlziegel und andere Leichtbetonsteine, profilierte Steine und solche mit zusätzlichen Dämmstoffen in den Hohlräumen. Das Bimssteinmuseum gehört zu den Museen des Vulkanparks. Betrieben wird das Museum vom Verein „Kulturelles Erbe der Bimsindustrie, untergebracht ist es in einer ehemaligen Fabrik für Leichtbetonsteine. Aktuell sind die Öffnungszeiten Freitag, Samstag und Sonntag von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Wer jedoch auf Nummer Sicher gehen will und auch noch mehr über das Museum und die Anfahrt zum Museum erfahren möchte, sollte auf der Homepage nachschauen: www.bimsmuseum.de The post Das Bimsmuseum: Museum der schwimmenden Steine appeared first on Albrecht Unterwegs.

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