Der Landser – kontroverse Kriegsgeschichten als Romanhefte

Landser Hefte (Landser-Hefte) gebraucht bis heute gesucht. Als Landser wurden vereinzelt im Ersten, verbreiteter im Zweiten Weltkrieg und gelegentlich noch in der Nachkriegszeit rangniedrige deutsche Heeressoldaten bezeichnet. Arkiv i Nordland from Bodø, Norway, AIN.A11161.8765 (26571977615), CC0 1.0. Die Heftromanserie Der Landser prägte über Jahrzehnte das Bild des Zweiten Weltkriegs in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Diese Publikation, die oft gebraucht weiterverkauft wurde, erreichte eine breite Leserschaft und sorgte gleichzeitig für anhaltende Kontroversen. Die Entstehung der Landser Hefte Im Jahr 1957 brachte der Pabel-Verlag die erste Ausgabe von Der Landser auf den Markt. Der Begriff Landser war eine umgangssprachliche Bezeichnung für den einfachen Soldaten. Die Hefte präsentierten sich als Erlebnisberichte zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs, verfasst von Zeitzeugen und Militärhistorikern. Ernst Antoni und die Anfänge Ernst Antoni, einer der ersten Autoren der Reihe, beschrieb die Intention folgendermaßen: Wir wollten die Erlebnisse der einfachen Soldaten festhalten, ihre Schicksale und Erfahrungen an der Front. Diese Aussage verdeutlicht den Anspruch der Reihe, eine Art Geschichte von unten zu präsentieren. Inhalt und Struktur der Hefte Erlebnisberichte zur Geschichte des Zweiten Weltkrieg Landser-Hefte: Wöchentliche Einzelhefte Landser Großband: Monatlich erscheinende, umfangreichere Ausgaben SOS Schiffsschicksale auf den Meeren der Welt: Eine Unterreihe mit Marinegeschichten Landser 4: Vierteljährlich erscheinende Sammelbände Erlebnisbericht und Fliegergeschichten Die Hefte deckten ein breites Spektrum an Themen ab, von Erlebnisberichten einzelner Soldaten bis hin zu dramatischen Schilderungen von Luftkämpfen. Besonders beliebt waren Geschichten über Jagdflieger der Luftwaffe und deren Einsätze. SOS: Schiffsschicksale auf den Meeren der Welt In der SOS-Reihe standen Schiffsschicksale im Mittelpunkt. Hier wurden dramatische Seeschlachten und U-Boot-Einsätze geschildert, oft mit einem Fokus auf den technischen Aspekten des Seekriegs. Vormarsch und Ritterkreuzträger Viele Hefte thematisierten den Vormarsch der deutschen Truppen, insbesondere in den frühen Kriegsjahren. Zudem widmeten sich zahlreiche Geschichten den Taten hochdekorierter Soldaten, vor allem der Ritterkreuzträger. Die Darstellung des Krieges im Rahmen der Landser-Hefte Der Mythos der sauberen Wehrmacht Ein zentraler Kritikpunkt war die Darstellung der deutschen Wehrmacht als weitgehend saubere Truppe. Kriegsverbrechen und die Beteiligung der Wehrmacht am Holocaust wurden in den Heften weitgehend ausgeblendet. Der Historiker Wolfram Wette kommentierte: Die Landser-Hefte trugen maßgeblich zur Verfestigung des Mythos von der sauberen Wehrmacht bei. Sie blendeten die Verbrechen systematisch aus und präsentierten stattdessen ein heroisierendes Bild des deutschen Soldaten. Entmenschlichung des Gegners In vielen Heften wurden die Gegner, insbesondere sowjetische Soldaten (oft abwertend als Iwan bezeichnet), stereotyp und entmenschlicht dargestellt. Dies trug zu einer Fortsetzung von Feindbildern bei und verhinderte eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Krieg. Vermarktung und Vertrieb Stöbern in Kategorien Die Landser-Hefte waren über Jahrzehnte ein kommerzieller Erfolg. Auf Plattformen wie Amazon.de und eBay konnten Interessenten in verschiedenen Kategorien nach den Heften stöbern. Oft wurden dabei 3 Hefte, 4 Hefte oder 10 Hefte als Sammlerangebote offeriert. Online kaufen und Gebrauchtmarkt Einzelhefte bis zum Landser Grossband Ein großer Teil des Handels mit Landser-Heften fand auf dem Gebrauchtmarkt statt. Auf Kleinanzeigen-Portalen und in Antiquariaten wurden sowohl Einzelhefte als auch ganze Sammlungen angeboten. Der Untertitel Große Auswahl neuer und gebrauchter Der Landser Romanhefte war häufig in Online-Shops zu finden. Die Leserschaft der Landser-Hefte Faszination für junge Leser Für viele junge Männer boten die Hefte eine Mischung aus Abenteuer, technischer Faszination und vermeintlicher historischer Authentizität. Die dramatischen Schilderungen von Kampfhandlungen und die Heroisierung einzelner Soldaten übten eine große Anziehungskraft aus. Der Historiker Sönke Neitzel äußerte sich besorgt: Die Landser-Hefte vermittelten ein stark vereinfachtes und oft glorifizierendes Bild des Krieges. Für Jugendliche ohne fundierte historische Kenntnisse konnte dies zu einer problematischen Sichtweise auf den Zweiten Weltkrieg führen. Kontroversen und Kritik Vorwürfe des Simon Wiesenthal Centers Das Simon Wiesenthal Center kritisierte die Reihe scharf. In einem Bericht warf das Center den Landser-Heften vor, den Nationalsozialismus zu verharmlosen und die Verbrechen der Wehrmacht zu verschleiern. Stefan Klemp, ein Historiker des Simon Wiesenthal Centers, erklärte: Die Landser-Hefte tragen dazu bei, ein verzerrtes Bild der deutschen Kriegsführung zu perpetuieren. Sie blenden systematisch die Verbrechen aus und fördern damit indirekt rechtsextremes Gedankengut. Debatte um ein Verbot der Reihe Immer wieder gab es Forderungen nach einem Verbot der Landser-Hefte. Kritiker argumentierten, dass die Reihe gegen das Verbot der Verherrlichung des Nationalsozialismus verstoße. Die Verlage und Unterstützer der Reihe beriefen sich hingegen auf die Pressefreiheit und betonten den angeblich unpolitischen Charakter der Publikationen. Die Landser-Hefte im rechtsextremen Umfeld Verwendung als historische Quellen In rechtsextremen Kreisen wurden die #8222;Landser-Hefte häufig als vermeintlich authentische historische Quellen herangezogen, um ein positives Bild der Wehrmacht und des Zweiten Weltkriegs zu zeichnen. Diskussion um die Strafbarkeit Die Verwendung der Hefte in rechtsextremen Zusammenhängen führte zu Diskussionen über ihre mögliche Strafbarkeit. Während die Hefte selbst meist nicht direkt unter das Verbot von NS-Propaganda fielen, war ihre Verwendung zur Verbreitung rechtsextremer Ideologie in einigen Fällen Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen. Das Ende der Landser-Hefte Nach jahrzehntelanger Publikation stellte der Bauer-Verlag die Reihe Der Landser im Jahr 2013 ein. Diese Entscheidung fiel in eine Zeit verstärkter öffentlicher Kritik und sinkender Verkaufszahlen. Nachwirkungen und Erbe der Landser-Hefte Sammler und Antiquariate Trotz der Einstellung der Reihe blieb der Handel mit gebrauchten Landser-Heften aktiv. Auf Online-Plattformen und in Antiquariaten wurden weiterhin Einzelhefte und Sammlungen angeboten. Wissenschaftliche Aufarbeitung Die Landser-Hefte wurden zunehmend Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Historiker und Medienwissenschaftler analysierten die Reihe im Kontext der deutschen Erinnerungskultur und der Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs. Fazit Die Geschichte der Landser-Hefte spiegelt den komplexen Umgang der deutschen Nachkriegsgesellschaft mit der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wider. Von vielen als harmlose Unterhaltungsliteratur betrachtet, waren die Hefte tatsächlich Teil eines größeren Diskurses über Schuld, Verantwortung und historische Wahrheit. Die Kontroversen um die Landser-Hefte zeigen, wie wichtig eine kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist. Sie verdeutlichen die Notwendigkeit, populäre Darstellungen von Geschichte kritisch zu hinterfragen und in einen breiteren historischen Kontext einzuordnen. Auch wenn die Reihe eingestellt wurde, bleibt die Auseinandersetzung mit ihrer Wirkung und ihrem Erbe relevant. Die Landser-Hefte sind ein Mahnmal dafür, wie wichtig eine verantwortungsvolle und reflektierte Darstellung von Kriegsereignissen ist – besonders in einer Zeit, in der neue Medien und Formate das Geschichtsbewusstsein junger Generationen prägen. Literatur Landserhefte fördern den Sieg der Unmenschlichkeit, Sonderreihe aus ‘gestern und heute. gedenkartikel, zeitgeschichtliche beiträge und reportagen’[42], Heft 14, Verlag gestern und Heute, München, 1965. Die Broschüre enthält ein Vorwort von Martin Niemöller und eine Einleitung von Egon Becker. Ernst Antoni: Landser-Hefte. Wegbereiter für den Rechtsradikalismus. PDI, München 1979, ISBN 978-3-88206-015-7. Peter Conrady: »Wir lagen vor Stalingrad«. Oder: Nichts gelernt aus der Geschichte? Die Landser-Hefte der 50er und 60er Jahre. In: Peter Conrady (Hrsg.): Faschismus in Texten und Medien: Gestern, Heute, Morgen? Athena, Oberhausen 2004, ISBN 978-3-89896-189-9, S. 119–134. Habbo Knoch: Der späte Sieg des Landsers – Populäre Kriegserinnerungen der fünfziger Jahre als visuelle Geschichtspolitik. In: Arbeitskreis Historische Bildforschung (Hrsg.): Der Krieg im Bild – Bilder vom Krieg. Frankfurt a. M. / New York 2003, ISBN 3-631-39479-9, S. 163–186. (Landser Grossband) Günther Neumann: Der politische Gehalt von Groschenheften. Eine erziehungswissenschaftlich-politologische Analyse. Schriftenreihe zur Geschichte und politischen Bildung, Band 18. Universitäts- und Schulbuchverlag, Saarbrücken 1974, ISBN 3-450-13021-8. Gerhard Schneider: Geschichte durch die Hintertür. Triviale und populärwissenschaftliche Literatur über den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg, in: Michael Bosch (Hrsg.): Antisemitismus, Nationalsozialismus und Neonazismus. Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf 1979, ISBN 3-590-18010-2, S. 55–96. Dirk Wilking: „Der Landser“ –Wie ein Mann ein Mann wird. (PDF; 2,3 MB) In: Wolfram Hülsemann, Michael Kohlstruck (Hrsg.): Mobiles Beratungsteam – Einblicke. Brandenburgische Universitätsdruckerei 2004, ISBN 3-00-015288-1, S. 61–95.

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