Excel-Backtest: Eine Handelsstrategie testen

Viele Trader neigen dazu, eine Handelsstrategie zu traden ohne sich die Gewissheit verschafft zu haben, ob sie überhaupt profitabel ist. Mit welchen Drawdowns muss ich rechnen? Wie viele Signale generiert die Strategie durchschnittlich an einem Tag? Wie viel Kapital ist nötig? Diese Informationen und noch viele weitere Kennzahlen sind zwingend notwendig, um zu entscheiden, ob eine Strategie profitabel ist und noch viel wichtiger: Passt die Strategie zu mir? Profitabel oder nicht? Immer wieder treten Trader an mich heran, die bereits einen Backtest mit Excel durchgeführt haben und davon ausgehen, sie hätten eine profitable Strategie entwickelt. Sobald die Strategie am Markt manuell gehandelt oder aus der Strategie ein automatisches Handelssystem entwickelt wird, steht fest: Die Strategie ist doch gar nicht profitabel und verliert regelmäßig Geld. Viele neigen im ersten Moment dazu, den Fehler am falschen Ort zu suchen: Beim Trader der die Strategie manuell handelt oder beim Programmierer, der die Strategie in ein Handelssystem umgewandelt hat. Regelmäßig liegt der Fehler im Excel-Backtest. Trader neigen hier sehr gerne dazu, sich reich zu rechnen. Was ist ein Backtest? Was ist überhaupt ein Backtest und welche Vorteile gewinne ich dadurch? Mit einem Backtest möchten wir herausfinden, ob eine Handelsstrategie überhaupt profitabel ist. Hierfür wenden wir die genau definierte Handelsstrategie auf Kursdaten der Vergangenheit an. Dabei werden die Daten (z.B. 15 Minuten-Candles oder einzelne Ticks) im Schnelldurchlauf verarbeitet. Mit jedem Tick oder Candle der Vergangenheit werden die Indikatoren berechnet und es wird geprüft, ob in diesem Moment laut der Handelsstrategie ein Trade durchgeführt werden soll oder nicht. Ebenso wird ständig geprüft, ob ein Stop Loss bzw. Take Profit erreicht wurde oder ob eine andere Bedingung dafür sorgt, dass eine Position geschlossen werden soll (z.B. die Bedingung, dass alle Positionen am Freitag um 21:00 Uhr geschlossen werden sollen). Backtest-Auswertung Die erste Information, die Sie aus einem Backtest ziehen sollte, ist die, ob eine Handelsstrategie überhaupt profitabel ist. Wenn Sie eine eigene Handelsstrategie entwickelt haben, eine Strategie aus Zeitungen oder aus dem Internet haben, dann sollten Sie sich erst selbst vergewissern, ob die Handelsstrategie wirklich profitabel ist und wie weitere Kennzahlen aussehen. Eine Handelsstrategie wird Ihnen sicher nicht so viel bringen, wenn sie profitabel ist und monatlich einen Drawdown von 50% erreicht, um am Ende des Jahres +10% zu erzielen. Eine profitable Strategie, die jeden Monat maximal 2 Trades durchgeführt, wird Ihnen auch nicht viel bringen, wenn Sie ein Trader sind der jeden Tag 5 bis 6 Trades auf dem Trading-Konto sehen möchte. Voraussetzungen für einen Backtest Für einen Backtest benötigen wir zwei Dinge: Eine fest definierte HandelsstrategieDie Strategie muss bis ins letzte Detail ganz genau definiert sein. Sie dürfen hierbei keine Frage offen lassen und dem berühmten „Bauchgefühl“ keinen Raum lassen. Wir müssen uns einen Backtest wie einen Roboter vorstellen: Er macht lediglich das, was Sie ihm sagen. Nichts anderes wird er umsetzen. Wenn Sie den Backtest 10 oder 20 Mal durchlaufen lassen, dann erhalten Sie immer wieder genau das gleiche Ergebnis. Sie können nicht sagen: „Manchmal setze ich den SL bei 50 und manchmal bei 80 Pips.“ Richtig wäre: „Wenn der ATR unter 20 ist, dann setze ich den SL bei 50 Pips. Ist der ATR größer/gleich 20, dann setze ich den SL auf 80 Pips.“ Somit ist die Stop Loss Technik genau definiert und völlig frei vom “Bauchgefühl”. Qualitativ hochwertige saubere DatenEin oft unterschätzter Punkt bei Backtests sind die historischen Daten. Historische Daten gibt es im Internet an vielen Stellen kostenlos und zum Teil auch kostenpflichtig. Leider sind diese Daten (egal ob kostenlos oder kostenpflichtig) in der Regel von der Qualität her miserabel. Es fehlen einzelne Candles (zum Teil über Stunden oder Tage), Candles eröffnen an Preisen, die es nie gab, Dividenden oder Aktiensplits sind nicht verbucht usw. Historische Daten vom EURUSD aus dem Jahre 2015. Es bringt leider nichts, wenn Sie einen Backtest mit schlechten Daten durchführen. Den Backtest führen Sie nur aus, um zu sehen, ob und wie eine Strategie profitabel ist. Wenn Sie hierbei schlechte historische Daten verwenden, dann belügen Sie sich nur selbst. Die Ergebnisse zeigen ein komplett falsches Bild der Vergangenheit und Sie können dadurch keine Richtwerte für die Zukunft festlegen. Den Backtest umsetzen Die schnellste und einfachste Möglichkeit ohne Programmierkenntnisse einen Backtest durchzuführen ist die Excel-Variante. Fast jeder hat Excel oder ein anderes Tabellenkalkulationsprogramm auf dem Computer und im Internet gibt es viele kostenlose Hilfen und auch Übersichten mit den jeweiligen Befehlen. Die wichtigsten Schritte, um einen Excel-Backtest durchzuführen: Historische Daten in Excel laden Benötigte Indikatoren korrekt berechnen (z.B. einen SMA 20) Kontraktspezifikation eintragen (Gebühren, kleinstes handelbares Volumen, Spreads uvm.) Zufällige Slippage einberechnen (z.B. beim EURUSD von 0,2 bis 1,5 Pips) Sobald alle relevanten Informationen im Excel-Sheet sind, beginnen wir damit, die eigentliche Logik anzuwenden. Wir simulieren etwa immer dann einen Trade, wenn die Spalte A mit den Kursen größer ist als die Spalte B mit dem berechneten SMA. Am Ende haben wir dann eine Übersicht mit allen Traders. Mit diesen simulierten Trades können wir alle Kennzahlen berechnen, die wir benötigen und für wichtig halten. Wichtige Hinweise zum Excel-Backtest Wenn Sie mit Excel einen Backtest durchführen, dann sollten Sie im Vorfeld schon überlegen, wo und wie Sie später die Strategie auf Ihrem Konto manuell oder automatisch handeln möchten. „Wie“ ist hierbei nicht so wichtig. Viel wichtiger ist die Trading-Software: Wollen Sie die Strategie später mit dem MetaTrader, NinjaTrader oder mit einem anderen Programm handeln lassen? Die Frage ist aus einem Grund besonders wichtig: Indikatoren sind nicht gleich Indikatoren. Im Grundsatz wird ein Parabolic SAR bei Handelssoftware A so wie bei Handelssoftware B berechnet. Oft gibt es bei den Indikatoren kleinere Abweichungen, die dafür sorgen, dass Sie z.B. bei Software A später ein Signal erhalten als bei B. Wenn Ihnen im Vorfeld klar ist, worüber Sie später handeln möchten, dann sollten Sie versuchen in Excel die gleichen Bedingungen zu haben. Konkret in diesem Fall sollten Sie also dafür sorgen, dass der Parabolic SAR identisch berechnet wird. Ansonsten laufen Sie Gefahr, dass Sie später im Trading nicht profitabel handeln, obwohl der Backtest profitabel war. Spread und Gebühren Das Trading verursacht in der Realität Kosten: In Form von Gebühren oder Bid/Ask-Spreads. Die Spreads sind immer da. Sie können nie zur gleichen Zeit zum gleichen Preis kaufen und verkaufen. Das sollten Sie auch beim Backtest beachten. Wenn Sie historische Daten verwenden, dann haben Sie in der Regel nur Open-, High-, Low- und Close-Kurse. Hierzu müssen Sie noch den marktüblichen Spread von Ihrem Broker hinzuaddieren. Ebenso dürfen Sie die Gebühren der Trades nicht vergessen. Die Mehrheit der CFD- und Forex-Broker verlangt keine Gebühren. Bei Aktien und Futures fallen in der Regel Gebühren an, die Sie auch beim Backtest einberechnen sollten. Ansonsten laufen Sie Gefahr, dass Sie ein profitables System entwickelt haben, welches durchschnittlich $2,5 verdient. Diese Performance können Sie aber nicht am Markt erzielen, da hier die Gebühren von z.B. $4 anfallen. Fazit Backtests sind ein essenzielles und oft unterschätztes Instrument in der Trading-Welt. Sie verursachen zu Beginn etwas Arbeitszeit und vielleicht auch ein paar finanzielle Kosten (Backtest programmieren lassen oder Kauf von historischen Daten). Diese Investition zahlt sich aber aus und ist auch eigentlich unumgänglich: Welche Alternativen hätten wir? Wir müssten in Echtzeit auf einem Demo- oder einem Live-Konto eine sehr lange Zeit (über Jahre) die Strategie handeln. Erst dann können wir eine erste Einschätzung zur Strategie abgeben. Wir wissen jedoch noch immer nicht, wie sich die Strategien in anderen Marktphasen verhält und mit welchen Drawdowns wir rechnen müssen. Backtests mit Excel sind relativ einfach zu erstellen und haben eine große Aussagekraft. Entweder entdecken wir darüber eine profitable Strategie oder wir haben unser Geld geschützt, weil wir eine nicht profitable Strategie erst gar nicht handeln. Besonders wichtig ist es, dass wir uns nicht belügen. Ein Backtest der auf falsche Annahmen basiert, bringt uns nichts bis auf eine schöne Performancekurve, die wir uns einrahmen können. Beim Backtest direkt im MetaTrader erhalten wir automatisch eine sehr ausführliche Auswertung. Wenn unsere Handelsstrategie etwas komplexer ist als die Kreuzung von ein paar Durchschnitten, dann wird es in Excel schnell kompliziert und sehr aufwendig. Tipp vom Team Algo-Camp: Backtesten Sie Ihre Strategie direkt im MetaTrader 4 oder MT5. Wenn der Backtest profitabel ist, dann können Sie den Backtest auch gleichzeitig als Trading-Roboter auf Ihrem MetaTrader-Konto aktivieren. Sie müssen also nicht zusätzlich noch ein Handelssystem entwickeln. Wir von Algo-Camp übernehmen gerne für Sie die Programmierung.

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