Fungizide vermindern Vielfalt des Mikrobioms

Die Japanische Mauerbiene wurde zur Bestäubung fern ihrer Heimat nach Nordamerika eingeführt. Foto: USGS Bee Inventory and Monitoring Lab/Flickr, PDM 1.0 DEEDFungizide werden während der Blüte vieler Obstbäume und Nutzpflanzen eingesetzt, um Pilzbefall vorzubeugen. Anders als viele Insektizide sind sie für Insekten nicht unmittelbar tödlich, können aber durchaus Schädigungen hervorrufen, wobei Untersuchungen an bestäubenden Insekten bisher hauptsächlich an Honigbienen vorgenommen worden sind. In einer aktuellen Studie wurden die Auswirkungen unterschiedlicher Fungizide auf die Japanische Mauerbiene Osmia cornifrons untersucht. Im Fokus der Wissenschaftler standen systemische Fungizide, die üblicherweise im Apfelanbau während der Blüte eingesetzt werden: die beiden Kontaktfungizide Captan und Mancozeb sowie die vier translaminaren/pflanzlichen systemischen Fungiziden Cyprodinil, Myclobutanil, Penthiopyrad und Trifloxystrobin. Untersucht wurden die Auswirkungen auf die Gewichtszunahme, das Überleben, das Geschlechterverhältnis und die Bakterienvielfalt der Larven von O. cornifrons. Die entsprechenden Bewertungen wurden über eine chronische orale Aufnahme vorgenommen. Die Pollenversorgung basierte auf drei unterschiedlichen Dosen der Fungizide - der derzeit empfohlenen Felddosis (1-fach), einer halben Dosis (0,5-fach) und einer niedrigen Dosis (0,1-fach). Die orale Exposition von Mancozeb, Penthiopyrad und Trifloxystrobin reduzierte die Gewichtszunahme und führte zu einer erhöhten Sterblichkeit im Larvenstadium von O. cornifrons. Darüber hinaus reduzierte Mancozeb die Vielfalt und den Reichtum des Mikrobioms im Vorpuppenstadium deutlich. Myclobutanil reduzierte die Gewichtszunahme der Larven bei allen drei Dosen deutlich. Im Gegensatz dazu führten Cyprodinil und Captan im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht zu einer signifikanten Verringerung der Gewichtszunahme oder des Überlebens.  Bei allen Fungizidbehandlungen war eine deutlich geringere Gewichtszunahme im Vergleich zu den Kontrollbehandlungen erkennbar. Mancozeb hatte mit einem Rückgang um durchschnittlich 51 % den größten Einfluss auf die Gewichtszunahme der Larven, gefolgt von Penthiopyrad. Die orale Einnahme von Mancozeb, Penthiopyrad und Trifloxystrobin erhöhte die Mortalität der Mauerbienen-Larven. Im Gegensatz dazu hatten Myclobutanil, Cyprodinil und Captan keinen Einfluss auf die Mortalität. Die Forscher machten sich auf die Suche nach dem Grund für die besonders hohe Sterblichkeit durch Mancozeb und fanden heraus, dass Larven, die mit Mancozeb behandelten Pollen gefüttert wurden, eine deutlich geringere Bakterienvielfalt und -häufigkeit im Mikrobiom des Darms aufwiesen. Die Laborergebnisse deuten darauf hin, dass einige der Fungizide besonders schädlich für die Gesundheit von O. cornifrons sein können, wenn sie während der Blüte versprüht werden. Diese Informationen sind relevant als Grundlage für einen nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und als Grundlage für Regulierungsprozesse, wenn sie dem Schutz von Bestäubern dienen sollen. Literaturstelle: Porras, M.F., Raygoza Garay, J.A., Brought, M. et al. Fungicide ingestion reduces net energy gain and microbiome diversity of the solitary mason bee. Sci Rep 14, 3229 (2024). https://doi.org/10.1038/s41598-024-53935-y Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).Mehr Informationen: Fungicide ingestion reduces net energy gain and microbiome diversity of the s...Land: Vereinigte StaatenOrganisationen: Pennsylvania State University, University of Iowa, Cornell University, University of ArkansasStudienautoren: Mitzy F. Porras, Juan Antonio Raygoza Garay, Malachi Brought, Tomas López–Londoño, Alexander Chautá, Makaylee Crone, Edwin G. Rajotte, Ngoc Phan, Neelandra K. Joshi, Kari Peter, David BiddingerArt: Japanische MauerbienePestizide: Captan, Mancozeb, Cyprodinil, Myclobutanil, Penthiopyrad, Trifloxystrobin

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