Gadgetbridge: Amazfit Balance datenschutzfreundlich nutzen – Teil 2

1. Gadgetbridge Im ersten Teil haben wir beleuchtet, wie die Gadgetbridge eine datenschutzfreundliche Alternative bietet, um Smartwatches und Fitness-Tracker unabhängig von den herstellereigenen Apps zu verwalten. Von dieser Lösung profitieren insbesondere Nutzer, die ihre persönlichen Gesundheitsdaten sicher und unter Kontrolle halten möchten. Im Folgenden soll die Amazfit Balance in Verbindung mit Gadgetbridge näher betrachtet werden. Dabei wird nicht detailliert auf die Smartwatch selbst eingegangen, wie bspw. Akkulaufzeit, Displayqualität etc. Diese Aspekte stehen nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Praxistauglichkeit der Smartwatch in Verbindung mit der Gadgetbridge. Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie: Gadgetbridge: Smartwatches/Fitness-Tracker datenschutzfreundlich nutzen – Teil 1 Gadgetbridge: Amazfit Balance datenschutzfreundlich nutzen – Teil 2 2. Amazfit Balance Die Amazfit Balance, eine Smartwatch von Zepp (ehemals Huami), zeichnet sich durch ein schlichtes Design mit den Maßen 4,6 cm x 4,6 cm x 1,06 cm und einem hochauflösenden AMOLED-Display aus. Sie bietet eine breite Palette an Gesundheits- und Fitnessfunktionen, darunter Aktivitäts- und Schlaftracking für verschiedene Sportarten wie Laufen, Radfahren und Schwimmen. Die Smartwatch analysiert Herzfrequenz, Schlafqualität und Stresslevel und verfügt über zusätzliche Funktionen wie Atemtraining und eine PAI (Personal Activity Intelligence)-Bewertung. Die Akkulaufzeit der Amazfit Balance beträgt je nach Nutzung bis zu 14 Tage. Die Nutzung des GPS-Trackings oder des Always-On-Modus für das Display kann die Akkulaufzeit jedoch verkürzen: Der YouTube-Kanal »The Quantified Scientist« vergleicht und bewertet regelmäßig Sensoren/Algorithmen verschiedener Hersteller. Der Kanal ist eine gute Anlaufstelle, wenn man wissen möchte, wie genau die verwendeten Sensoren/Algorithmen in den Uhren arbeiten. Anbei der direkte Link für die Bewertung der Amazfit Balance. 2.1 Koppeln mit der Gadgetbridge Gerade für den Durchschnittsnutzer muss es einfach sein, die Smartwatch/Fitness-Tracker mit der Gadgetbridge zu koppeln. Bei der Amazfit Balance ist dies jedoch etwas aufwendiger. Bevor die Uhr mit der Gadgetbridge gekoppelt werden kann, muss zunächst ein Huami-Token ausgelesen und in der Gadgetbridge-App hinterlegt werden. Dies erfordert die Installation der Zepp-App, die Einrichtung eines Accounts bei Zepp und einige technische Schritte. Mein Tipp: Für die Registrierung des Zepp-Kontos kann man einen Dienstleister wie addy.io nutzen und so wenig persönliche Daten wie möglich angeben. Eine gültige E-Mail- oder Weiterleitungsadresse reicht in der Regel aus, alle anderen Daten können frei erfunden werden. Vergesst aber nicht, das Konto aufzubewahren, da ihr es für zukünftige Firmware-Updates benötigt. Auf der Gadgetbridge-Seite werden verschiedene Methoden beschrieben, die sowohl auf gerooteten als auch nicht-gerooteten Geräten funktionieren. Ich habe alle Varianten getestet und letztlich haben zwei funktioniert: Token auslesen (Root): Hierbei konnte ich den Token über den App-Package-Pfad aus einer SQLite-Datenbank auslesen. huami-token (Non-Root): Auf Kali Linux hatte ich zunächst Probleme mit dem Tool. Auf meinem Debian-System hat es dann jedoch funktioniert und ich konnte den notwendigen Token auslesen. Die Non-Root-Methode mit dem huafetcher war leider erfolglos. Eine Installation auf meinem Testgerät (Android 14, ARM64-CPU) war nicht möglich, obwohl ein arm64-Build existiert. Einige Leser berichten jedoch, dass die App bei ihnen funktioniert. Nachfolgend eine kurze Anleitung, wie es auf dem gerooteten Gerät funktioniert hat. Auf dem gerooteten Gerät kann der Token über den App-Package-Pfad aus einer SQLite-Datenbank ausgelesen werden. Eingabe: #sqlite3 origin_db_ec08efe11b2e1187183fedebfc02ec21 "select AUTHKEY from DEVICE" Ausgabe: b68c198975e18903da96b65a5facf0f9 Sobald dieser Token bekannt ist, kann die Uhr problemlos mit der Gadgetbridge gekoppelt (Entering Key) werden. Wichtig ist, dass dem Authentifizierungsschlüssel beim Koppeln mit einer 0x vorangestellt wird. Eine parallele Nutzung mit der originalen Zepp-App ist ebenfalls möglich, um bspw. Firmware-Updates durchzuführen oder Watchfaces hinzuzufügen: Der Aufwand für die erstmalige Einrichtung von Amazfit Balance ist nicht unerheblich und könnte den durchschnittlichen Nutzer abschrecken. Lasst uns nun einen Blick auf die Einstellungsmöglichkeiten über die Gadgetbridge werfen und welche Funktionen die Uhr in dieser Kombination bietet. 3. Gadgetbridge <-> Amazfit Balance Die Konfigurationsmöglichkeiten der Amazfit Balance über Gadgetbridge sind umfangreich. Natürlich darf man nicht den gleichen Funktionsumfang wie bei der Zepp-App erwarten. In meinem Test habe ich aber nichts vermisst. Sogar das aktuelle Wetter kann auf der Uhr angezeigt werden dazu später mehr. Hier ein Screenshot der Einstellungsmöglichkeiten, die Gadgetbridge in Kombination mit der Amazfit Balance bietet. Diese sind immer von zwei Faktoren abhängig: Welche Möglichkeiten bietet eine Smartwatch und was kann konfiguriert werden? Welche Einstellungsmöglichkeiten hat Gadgetbridge speziell für dieses Modell bzw. diese Smartwatch implementiert? Hier ist ein Screenshot, der die Einstellungen für die Herzfrequenzüberwachung und das Training zeigt. Es ist zu erkennen, dass die Parameter detailliert beeinflusst werden können, wie bspw. die Häufigkeit der Herzfrequenzmessung oder ob der Bildschirm während des Trainings ständig eingeschaltet bleibt: Die Amazfit Balance bietet eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten. Man kann sogar festlegen, welche Apps auf der Uhr angezeigt oder ausgeblendet werden sollen, um sie genau an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Ein weiteres praktisches Feature ist die Möglichkeit, vordefinierte Antworten auf Nachrichten/Benachrichtigungen von verschiedenen (Messenger-)Apps in der Gadgetbridge einzurichten. So kann schnell und einfach direkt über die Smartwatch geantwortet werden, zum Beispiel mit »Ja« oder »Nein«, »Ich komme gleich«, »Warte kurz, ich bin beschäftigt« etc. Benachrichtigungen vom SmartphoneDer Empfang von Nachrichten vom Smartphone auf die Smartwatch funktionierte einwandfrei. In der Praxis habe ich es mit Apps wie K-9 Mail und Signal getestet. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es Konstellationen/Apps gibt, bei denen der Empfang bzw. die Anzeige von Benachrichtigungen nicht möglich ist. 3.1 Dargestellte Daten Nachfolgend ein Beispiel für das Aktivitäts- und Schlaftracking mit der Gadgetbridge: Die App ermöglicht eine detaillierte Überwachung der täglichen Aktivitäten wie Schritte, zurückgelegte Distanzen und Kalorienverbrauch. Sie bietet auch Funktionen zur Schlafanalyse, einschließlich Schlafdauer, -phasen und -qualität. Die Gadgetbridge empfängt die Daten von der gekoppelten Smartwatch und speichert alle Daten lokal auf dem Gerät: 3.2 Wetter Wie bereits erwähnt, kann das Wetter auf der Amazfit Balance angezeigt werden. Da Gadgetbridge selbst keine Möglichkeit hat, Daten über das Internet zu senden oder zu empfangen, muss eine Wetter-App installiert und konfiguriert werden, um Wetterinformationen auf dem Gerät anzuzeigen. Als Möglichkeiten nennt Gadgetbridge folgende Apps: Tiny Weather Forecast Germany Weather notification QuickWeather Breezy Weather OpenWeatherProvider (LineageOS) Mit Breezy Weather (von F-Droid) hat es bei mir einwandfrei funktioniert. Nachdem man den gewünschten Ort für den Wetterbericht eingestellt hat, kann man unter Einstellungen -> Widgets & Live-Hintergrund -> Wetterdaten an Gadgetbridge senden festlegen, dass die Wetterdaten an die Gadgetbridge übertragen werden: In Breezy Weather kann eingestellt werden, wie oft der Wetterbericht im Hintergrund aktualisiert werden soll, standardmäßig alle eineinhalb Stunden. Nach jeder Aktualisierung werden die Daten an Gadgetbridge übermittelt, die die Informationen direkt an die Smartwatch weiterleitet. Ist die Uhr nicht per Bluetooth verbunden, speichert Gadgetbridge die Informationen zwischen und überträgt sie, sobald die Bluetooth-Verbindung wiederhergestellt ist. 4. Firmware-Updates Firmware-Updates sind wichtig, um die Uhr auf dem neuesten Stand zu halten, Fehler zu beheben und neue Funktionen einzuführen. Es empfiehlt sich daher, regelmäßig Updates durchzuführen. Obwohl Sicherheitslücken nie ganz ausgeschlossen werden können, ist das Risiko in diesem Fall als gering einzustufen. Dies liegt daran, dass die Smartwatch ausschließlich über eine Bluetooth-Verbindung mit der Gadgetbridge oder dem Smartphone kommuniziert. Gut zu wissen: Die Amazfit Balance wird laut Produktliste bis September 2025 mit Sicherheitsupdates versorgt. Auf der Gadgetbridge-Website für Amazfit-Geräte bzw. Zepp OS wird angegeben, dass die Installation von Firmware-Updates unterstützt wird. Für die Amazfit Balance ist dies jedoch (noch) nicht der Fall. Daher möchte ich im Folgenden eine alternative Methode vorstellen, mit der man Firmware-Updates durchführen kann, ohne seine Fitness- und Gesundheitsdaten mit dem Hersteller teilen zu müssen. Bevor ihr diese Schritte durchführt, beachtet bitte, dass eure gesammelten Fitness- und Gesundheitsdaten nach dem Firmware-Update gelöscht werden. Die Amazfit Balance muss anschließend erneut mit der Gadgetbridge gekoppelt werden, was jedoch kein Problem darstellt, da der bereits ausgelesene Token weiterhin funktioniert. Dieser Vorgang ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn ein neues Update für die Uhr verfügbar ist. Überprüft vorab die Versionsnummer auf eurer Uhr und vergleicht sie mit der aktuell verfügbaren Firmware-Version. Die folgenden Schritte gelten auch für googlefreie Geräte (ohne Google Play-Dienste): Für die erste Kopplung der Amazfit Balance mit Gadgetbridge war bereits die Zepp-App und ein Amazfit-Account erforderlich. Falls die App bereits deinstalliert wurde, muss sie neu installiert werden. Auf Geräten ohne Google, zum Beispiel über den Aurora Store. Setzt eure Smartwatch über die Einstellungen direkt auf der Amazfit Balance auf die Werkseinstellungen zurück. Startet anschließend die Zepp-App und koppelt die Uhr. Führt das Firmware-Update durch. Nach dem Update ist die Uhr auf dem neuesten Stand und kann wieder mit der Gadgetbridge verbunden werden. Kappt die Verbindung zur Zepp-App. Diese Methode ist zwar nicht ideal, stellt aber sicher, dass bei einem Firmware-Update keine gespeicherten Fitness- und Gesundheitsdaten an den Hersteller übermittelt werden. Möglicherweise wird es in Zukunft möglich sein, die Firmware direkt über die Gadgetbridge zu aktualisieren, so dass dieses Verfahren nicht mehr notwendig ist. HinweisAlternativ kann die Zepp-App auch parallel zur Gadgetbridge genutzt werden. Ein Nachteil ist, dass eure Fitness- und Gesundheitsdaten an den Hersteller übermittelt werden können. Ein Vorteil ist jedoch, dass Firmware-Updates schnell durchgeführt werden können und die Fitness- und Gesundheitsdaten erhalten bleiben. 5. Fazit Die Kombination von Gadgetbridge und Amazfit Balance bietet eine datenschutzfreundliche Möglichkeit, Smartwatch-Funktionen zu nutzen und persönliche Gesundheitsdaten zu verwalten. Gadgetbridge ermöglicht eine unabhängige Steuerung der Uhr, ohne dass Daten an den Hersteller gesendet werden müssen, was besonders für alle jene attraktiv ist, die ihre Privatsphäre schützen möchten. Die Einrichtung erfordert zwar einige technische Schritte, wie das Auslesen eines Tokens und die (einmalige) Nutzung der Zepp-App für die Ersteinrichtung, ermöglicht danach aber die volle Kontrolle über die gesammelten Fitness- und Gesundheitsdaten. Die Kopplung mit der Gadgetbridge bietet trotz gewisser Einschränkungen eine Vielzahl von Konfigurationsmöglichkeiten, um die Uhr an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Während Firmware-Updates derzeit noch über die Zepp-App durchgeführt werden müssen, besteht die Hoffnung, dass zukünftige Entwicklungen ein direktes Update über Gadgetbridge ermöglichen. 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